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Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt – Auch nach einer Sectio ist eine natürliche Geburt möglich

In den meisten Fällen sehen Gynäkologen nach einer Kaiserschnitt-Entbindung keine Alternative zur operativen Geburt. Doch auch nach einer Sectio ist eine natürliche Geburt möglich, wenn die Voraussetzungen stimmen. Eine Studie zeigt, dass Schwangere ohne Hebammenbegleitung eher per Kaiserschnitt ihr Kind auf die Welt bringen.

In diesem Artikel:

Unsere Expertin

Ute Taschner

© Sabine Rukatukl

 

Dr. Ute Taschner bietet Müttern, die unter ihrem Geburtserlebnis leiden, den Onlinekurs "Schritt für Schritt eine schwierige Geburt verarbeiten" an.

Heißt einmal Kaiserschnitt – immer Kaiserschnitt?

Für Medizinerin Ute Taschner, mittlerweile Mutter von vier Kindern, war völlig klar, dass sie ihre Kinder auf natürliche Weise gebären würde. Dementsprechend war sie nach ihrer ersten Geburt „ernüchtert“, denn diese endete aufgrund eines Geburtsstillstandes in einem Kaiserschnitt.  Ute Taschner erlebte die Geburt als extrem schmerzhaft, fühlte sich allein gelassen und war total erschöpft. Das Erlebte sollte sich keinesfalls wiederholen, deshalb entschied sich die Ärztin bei ihrer zweiten Geburt von vornherein für einen Kaiserschnitt. „Nach den Kaiserschnitten blieb in mir das Gefühl, etwas nicht vollendet zu haben.“ Nach zwei Kaiserschnitten gilt der dritte Kaiserschnitt in der Regel als ausgemacht. In diesem Fall sehen die meisten Ärzte keine Alternative zur erneuten operativen Geburt. Doch während der dritten Schwangerschaft, die völlig komplikationslos verlief, vertiefte sich der Wunsch, endlich ein Kind auf natürlichem Weg zur Welt zu bringen. Schließlich wäre auch ein wiederholter Kaiserschnitt mit Risiken verbunden gewesen und diese Alternative hätte ja weiterhin jederzeit bestanden.

Eine natürliche Geburt ist auch nach Kaiserschnitt möglich

Sind Mutter und Kind gesund und das Baby liegt in Schädellage, ist die Voraussetzung für eine spontane Geburt nach einem Kaiserschnitt in der Regel gegeben. „Jedoch“, sagt Diplom-Pädagogin und Beraterin Heinrike Pfohl von der „Kaiserschnittstelle“ in Hannover, „fürchten einige Frauen, dass ihre Gebärmutter an der Narbe reißen könnte.“ Tatsächlich ist diese sogenannte Uterusruptur möglich, aber sehr selten. Selbst nach einem zweiten Kaiserschnitt ist das Risiko nicht signifikant erhöht. „Echte Rupturen kommen nur bei zwei bis maximal fünf von tausend Geburten nach vorangegangenem Kaiserschnitt vor“, sagt Medizinerin Taschner.

Auch sie hatte anfangs genau diese Sorge. „Eine Ruptur kann für Mutter und Kind lebensgefährlich sein. Deshalb lehnen viele Hebammen und Ärzte eine natürliche Geburt nach zwei Kaiserschnitten ab.“ Ute Taschner zog deshalb die verfügbare medizinische Fachliteratur zu Rate und tauschte sich mit Kolleginnen und Hebammen darüber aus. Als ihr eine erfahrene ärztliche Kollegin anbot, sie bei der Geburt zu begleiten, nahm ihr dies auch die letzte Angst. „Die Kollegin sagte nur lapidar Warum denn nicht?

Ute Taschner wünscht sich, dass immer mehr Frauen eine selbstbestimmte Geburt einfordern. Ihr Tipp: „Besonders wichtig ist es, sich vor oder während der Schwangerschaft umfassend zu informieren, die vorherige Geburtserfahrung aufzuarbeiten, seine Rechte und Möglichkeiten zu kennen und sich nach Möglichkeit von einer erfahrenen Hebamme begleiten zu lassen.“

Kaiserschnitt: Vom Notfall zum Regelfall?

Mit 30,5 Prozent lag die Sectio-Rate auch 2017 unverändert hoch. Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen eine Schnittentbindung hilfreich, wenn nicht sogar lebensrettend für Mutter und Kind ist. Doch solche Fälle machen nicht einmal zehn Prozent der Kaiserschnitte aus. Sie können den immensen Anstieg der Kaiserschnittraten also nicht erklären.

Hebammenbegleitung senkt Sectio-Rate

Neben zu frühen Eingriffen, Geburtseinleitung oder Unsicherheit der GeburtshelferInnen spielt vor allem die mangelnde Aufklärung der werdenden Mutter eine zentrale Rolle. Das zeigt eine Studie der Handelskrankenkasse (hkk) aus 2014: Gab es während der Schwangerschaft keine Begleitung oder überwiegend durch einen Arzt, stieg die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt um 60 Prozent. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Betreuung durch eine Hebamme ist. Jede neunte Frau der 1.627 Befragten fühlte sich bei geplanten Kaiserschnitten nicht über den Ablauf und die Folgen des Eingriffs informiert, nur jede fünfte Mutter nahm die Betreuung einer Hebamme in Anspruch.

Buchtipp

Meine WunschgeburtMeine Wunschgeburt

In ihrem Buch „Meine Wunschgeburt – Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt“ räumen die Autorinnen Ute Taschner und Kathrin Scheck mit Mythen rund um den Kaiserschnitt auf und klären über tatsächliche Risiken bei einer natürlichen Geburt nach einem Kaiserschnitt auf. Das Buch bietet neben der Aufklärung fundierte Informationen – auch für Erstgebärende und Frauen mit spontanen Geburten, Erfahrungsberichte von Kaiserschnittmüttern und Hilfe bei der Geburtsplanung.

Meine Wunschgeburt, edition riedenburg, 2012,
ISBN 978-3-902647-24-5