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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
19. Schwangerschaftswoche

Warum der Bericht erst jetzt kommt.

Entschuldigt die Verspätung des Berichts. Ich erkläre euch, warum.

Hallöchen zusammen!

Entschuldigt bitte, dass erst jetzt ein Bericht von mir kommt, aber die letzte Woche hat mich ziemlich fertig gemacht, insbesondere psychisch. Und davon möchte ich euch gerne nun berichten:

Montag wurde ich in der Nacht wieder mit Kopfschmerzen wach und fühlte mich mehr als schlecht. Ich meldete mich also krank und ruhte mich zu Hause aus.
Dienstag dann bin ich wieder zu Arbeit gefahren. Ich freute mich wirklich, jedoch hielt diese Freude nicht lange an: Eine Kollegin kam mir schon mit Maske entgegen und berichtete mir, dass sie Halsschmerzen hätte. Es ist auch eine der drei Kolleginnen, welche in der Gruppe mit dem Scharlachfall des Geschwisterkindes arbeitet. Ich bat sie dann, so schnell wie möglich einen Abstrich machen zu lassen und mir Bescheid zu geben, ob es nun wirklich Scharlach ist.

Ich bin also zeitnah wieder aus der KiTa raus, jedoch kamen noch ein paar Kollegen mit Anliegen zu mir. Da merkte ich schon, wie gereizt und dünnhäutig ich wurde. Ich wollte eigentlich nur raus aus der KiTa, wollte aber auch meine Kollegen wahrnehmen. Kurz danach bin ich zu meiner Chefin gefahren, da wir nachmittags eigentlich einen Termin hätten, der aber nun kurzfristig umgelegt werden muss. An diesem Tag hatte sie leider keine Zeit für mich, verschob den Termin aber auf den Donnerstag. Sie merkte mir aber auch an, dass ich allgemein nicht glücklich aussah. Und da brach es aus mir heraus: Diese Unkonstante, ob und wann ich in der KiTa arbeiten kann, machte mir doch mehr zu schaffen, als zuerst gedacht. Dann kam hinzu, dass ich in den letzten Wochen einen unheimlich großen, inneren Druck verspürte, alles noch vor den Mutterschutz zu schaffen, damit es einen guten Übergang geben kann. Ich wurde aber meinen eigenen Ansprüchen überhaupt nicht mehr gerecht und fühlte mich als Versagerin. Ich hatte auch die Befürchtung, dass die Kopfschmerzen von Montag psychosomatisch waren, es würde passen. Ich weinte also dort vor meiner Chefin mir die Augen aus und wusste nicht mehr, wo oben und unten ist. Sie versuchte, mir den Druck zu nehmen und dass ich eben nicht alles schaffen muss. Wir arbeiten mit Menschen, da ist die Arbeit nie beendet. Rational gesehen weiß ich das auch, aber meine rationale Seite hatte sich in letzter Zeit ja immer mehr verabschiedet (siehe letzte Woche der Streit mit Georg). Sie sagte mir auch, ich soll nun in Ruhe heim fahren und dort eben so viel machen, wie ich schaffe.

Gesagt, getan. Ich machte mich also auf den Weg und musste auch während der Fahrt immer wieder mit den Tränen kämpfen. Daheim empfing mich Georg. Er sah mir wohl an, dass es mir nicht gut ging und fragte nur, ob alles in Ordnung war. Auch hier fing ich wieder hemmungslos an zu weinen und berichtete ihm von meinem Vormittag. Auch er versuchte es mit rationalen Argumenten.
Mir ging es lange nicht mehr so schlecht und ich wunderte mich, wieviele Tränen ich doch weinen konnte. Nach ca. zwei Stunden habe ich mich noch ans Arbeiten gemacht. Mein Kopf jedoch war voller Selbstzweifel und das ganze Geweine machte es nicht besser. Ich arbeitete langsam, aber ich arbeitete.
Den Abend lies ich ruhig ausklingen und schlief recht schnell ein.
Mittwoch morgen dann begann ich in Ruhe, mich fertig für die Arbeit zu machen. Ich verblieb mit meiner Kollegin, welche Halsschmerzen hatte, so, dass sie mich anrief. Zwar hatte sie noch Halsschmerzen, jedoch noch keine Info, ob es wirklich Scharlach ist. Sie sollte also so lange daheim bleiben, bis sie das Ergebnis hätte und ich wollte dann in die Kita rein.
Als ich meine Morgentoilette beendet hatte und die Katzen füttern wollte, fing ich aus dem Nichts an, zu weinen. Ich war so überrumpelt davon, konnte aber nicht wirklich aufhören. Dieses Weinen entwickelte sich dann recht schnell in eine Panikattacke: Ich fing an zu hyperventilieren und merkte, wie mein Kreislauf nicht mehr mitspielte. Ich setzte mich also schnell auf den Küchenboden und konnte nicht mehr aufhören. Auch meine Arme fingen an, sich taub anzufühlen. In meinem ganzen Leben war dies erst die zweite Panikattacke, welche ich erlebte. Und ich fühlte mich so hilflos in dem Moment. Immer wieder kreisten meine Gedanken darum, dass ich nichts mehr hinbekomme und versage. Irgendwann erhob ich mich und bin ins Schlafzimmer. Dort legte ich mich gleich zu Georg, welchen ich natürlich weckte. Er fragte nicht und nahm mich einfach in den Arm. Ich merkte, wie ich langsam wieder ruhiger atmete, aber weiterhin immer wieder leise weinte. Ich fühlte mich ohnmächtig mit meinem Leben momentan und wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte.

Als ich wesentlich ruhiger war, gingen wir ins Wohnzimmer und ich berichtete Georg, was für ein Gedankenkarussell in mir war. Auch hier versuchte er es wieder rational, aber das kam nicht an mir ran. Er selbst wusste das auch, aber viel mehr als für mich da sein, konnte er in diesem Moment auch nicht. Die Zeit verging und eigentlich hätte ich mich schon auf dem Weg zur Arbeit begeben. So jedoch fühlte ich mich überhaupt nicht und bat ihn dann, mich für heute in der KiTa zu entschuldigen. Auch schrieb ich meiner Chefin eine Mail. Ich besprach mit meinem Mann dann, dass ich gerne zum Arzt fahren möchte und später auch noch zum Frauenarzt (dieser hat jedoch erst später geöffnet).

Beim Arzt erhielt ich dann einen Termin, welcher nur eine halbe Stunde entfernt war. Ich bat Georg, mich zu fahren, da ich mich noch nicht traute. Hier kam ich auch recht zügig dran. Die Ärztin fragte, warum ich da sei (natürlich hatte die Fachangestellte schon beim Telefonat aufgenommen, weswegen ich vorstellig werde) und sofort fing das Weinen dann. Auch hier war ich komplett ehrlich mit meiner Gefühlswelt. Und sie kam mir mit mehr Verständnis entgegen, als ich gedacht hätte. Sie schrieb mich für den Rest der Woche krank, legte mir aber auch nah, zeitnah beim Frauenarzt vorstellig zu werden. Das Wort Beschäftigungsverbot fiel recht schnell. Ich berichtete ihr, dass das mein weiteres Vorhaben war und ich mich heute noch dort meldeten wollte. Zum Abschluss bot sie an, nach dem Kind zu schauen. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Sie wollte mir einfach eine Freude machen und mir die Angst nehmen, dass etwas mit dem Baby sei (diese Befürchtung hatte ich tatsächlich gar nicht im Kopf, nahm das Angebot aber dankend an). Georg, der draußen auf mich wartete, durfte ich auch dazu holen und gemeinsam sahen wir unser Würmchen. Das Herzchen schlug, wie es sollte und auch schien alles altersgerecht entwickelt zu sein. Mit diesem Abschluss und den Worten „nehmen Sie sich die Woche Zeit für sich, machen Sie etwas schönes nur für sich und nehmen Sie Ihren Mann mit!“ entließ mich die Ärztin. Ich dankte ihr nochmal herzlich für das entgegengebrachte Verständnis.

Als wir wieder daheim waren, versuchte ich mein Glück gleich beim Frauenarzt. Da die telefonische Erreichbarkeit nicht immer gut war, schrieb ich der Praxis eine kurze Mail, was vorgefallen ist und bat um Rückruf. Dieser kam dann recht schnell und auch hier erzählte ich nochmals, wie es mir ging (bei jedem Telefonat liefen mir die Tränen übers Gesicht. Die armen Fachangestellten ...). Sie bot mir an, in die offene Sprechstunde zu kommen, sollte aber zeitig da sein, weil dort nur ein bestimmtes Kontingent an Patientinnen aufgenommen wird.
Ich machte mich also alleine auf den Weg (mein Gynäkologe ist in Köln. Ich konnte es bisher nicht übers Herz bringen, mir einen neuen zu suchen, weil er für mich DER Frauenarzt ist). Zwar hatte Georg ab heute Urlaub, ich wollte aber nun alleine zum Arzt und traute mir die Fahrt auch alleine zu. Ich war ein bisschen zu früh dran. Die Fachangestellte bat mich, in 30 Minuten nochmals zu kommen. Die Zeit nutzt ich und hatte eine Freundin kontaktiert. Diese hatte glücklicherweise frei und ich fragte auch sie mit gebrochener Stimme, ob sie nach dem Termin Zeit für mich hätte. Sie wirkte recht besorgt, aber ich konnte nach dem Arztbesuch zu ihr kommen. Mit ihr wollte ich mich austauschen, weil sie höchstwahrscheinlich diese Gefühlswelt auch schon einmal in ihrer Schwangerschaft durchlebt hatte.

Beim Arzt musste ich zwar über eine Stunde warten, als ich jedoch dran war, musste ich meinen Arzt nur anschauen und wieder fing ich an zu weinen. Er hatte sich auch die Notizen durchgeschaut und meinte „Sie müssen nichts weiter sagen ...“ Er bat mich auf die Liege und wollte scheinbar auch schallen, um mir zu zeigen, dass mit dem Würmchen alles in Ordnung ist. Ich berichtete ihm aber vom Morgen bei der Ärztin und dass ich heute schon schauen durfte. Ich bedankte mich aber auch hier, für das Verständnis. Er redete viel mit mir, recht viel im Monolog, da ich immer wieder mit den Tränen rang, und gab mir zu Verstehen, dass die Situation, wie sie gerade ist, absolut ungünstig ist. Ich müsse nun auf mich und mein Baby achten, alles andere sei unwichtig. Er sprach also ein vorläufiges Beschäftigungsverbot bis Mitte Oktober aus, mit den Worten „ich sehe Sie aber nicht noch vor dem Mutterschutz arbeiten“. Meine Gedanken kreisten, aber ich wollte nun wirklich für mich einstehen. Und wenn schon beide ärztliche Seiten sagen, dass das so besser sei, wollte ich das auch annehmen. Auch hier bedankte ich mich im Anschluss sehr für das Verständnis, welches er mir entgegengebrachte.

Bei meiner Freundin angekommen, fing das Weinen wieder von vorne an. Auch ihr erzählte ich alles, was so in mir vorging. Sie konnte es gut nachvollziehen. Lange redeten wir über Psychohygiene und unser Wohlbefinden. Mir tat es gut, mit ihr zu reden. Zwischendrin musste ich aber auch meine Chefin in Kenntnis setzen. Auch hier fing ich mit gebrochener Stimme an und weinte während des Telefonats. Aber auch sie war verständnisvoll und meinte „hätte dein Arzt dich nicht aus dem Verkehr gezogen, hätte ich die Woche abgewartet und wäre selbst weitere Schritte gegangen, um dich raus zunehmen“. Ich war froh, an diesem Tag nur auf Verständnis zu stoßen. Sie übernahm es für mich, mein Team in Kenntnis zu setzen und sprach diesem auch erst einmal aus, mich nicht kontaktieren zu dürfen, damit ich Abstand nehmen kann.
Nachmittags machte ich mich wieder auf den Heimweg. Zum Tagesabschluss gingen Georg und ich noch essen und kurz darauf bin ich recht schnell eingeschlafen. Der Tag hatte seine Spuren hinterlassen.

Donnerstag und Freitag ging ich ruhig an. Ich versuchte, die Zeit zu genießen und mich von meinen Gedanken frei zu machen.
Freitag Abend dann fing im Dorf die Kirmes an. Perfekt, um auf andere Gedanken zu kommen. Zuerst gab es die Häusertaufe eines neugebauten Hauses hier im Dorf. Feierlich wurde den Besitzern die Urkunde überreicht und im Anschluss das Haus mit Sekt getauft. Dies hatten wir selbst letztes Jahr erlebt und ich fand es schön, so in die Dorfgemeinschaft integriert zu werden. :) Anschließend gab es bei den Besitzern einen Umtrunk mit Essen. Ich begnügte mich mit Fanta, Georg ließ sich das Bier schmecken. Im Anschluss ging es ins Festzelt, wo dann noch Bingo gespielt wurde. Darauf hatte ich wirklich Lust und zog Georg einfach mit. Er hatte auch mitzuspielen! Und tatsächlich hatte ich in der zweiten Runde Glück und belegte den zweiten Platz! Meinen Einsatz hatte ich zurückgewonnen.
Samstag dann wollten wir die Kirmes auch besuchen. Nach einem Spaziergang durchs Dorf und insbesondere unsere Straße hoch (wir wohnen an einem Abhang) merkte ich aber, wie unangenehm mein Unterleib zog. Ich musste immer wieder pausieren und konnte kaum noch laufen. Ich wollte dann einfach nur Heim und mich ausruhen. Der Bauch war ziemlich hart und auch im Liegen merkte ich das unangenehme Gefühl.
Ich wollte aber nicht aufgeben und so sind wir Sonntag Nachmittag zum Festzelt. Es war urig gemütlich mit Kaffee und Kuchen oder auch mit Bier. ;) Wir trafen unsere Nachbarn und plauschten lange mit ihnen. Zum frühen Abend hin sind wir aber zu viert aufgebrochen und wollten Heim. Und auf dem Heimweg merkte ich wieder, wie der Unterleib zu ziehen begann. Ich machte mich also mehr als langsam auf den Weg, um mich nicht zu überanstrengen.
Daheim wurde auch dieser Tag ruhig ausgeklungen und ich war nun doch mehr als froh, meine Gedanken ein wenig ablenken zu können.

Ich hoffe, ihr versteht nun, warum ich ein wenig Zeit brauchte. Diese Woche werde ich einfach für mich nutzen, um weiter Abstand von meinen negativen Gedanken und der Arbeit zu bekommen. Dann wird es auch wieder zeitig einen Bericht für die Woche geben. :)

Bis dahin!
Tatjana



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In diesem Beitrag geht's um:

Beschäftigungsverbot, Arztbesuch, Arbeit