MENU


Endometriose: Häufig unentdeckte Ursache für Kinderlosigkeit. Infos zu Krankheit, Symptomen und Behandlung

Endo… wie? Viele Frauen haben noch nie etwas von dieser Krankheit des Unterleibs gehört. Dabei siedelt sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter an. Endometriose ist eine der häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, weshalb die Gynäkologin in der Kinderwunschpraxis dich daraufhin untersucht.

In diesem Artikel:

Was ist Endometriose?

Bei einer Endometriose siedeln sich auch außerhalb der Gebärmutter Zellen der Gebärmutterschleimhaut (medizinisch: Endometrium) an.  Endometriose-Gewebe kann sich auf den Geschlechtsorganen oder sogar in der Bauchhöhle bilden. Während der Menstruation können diese Endometrioseherde genau wie die Schleimhaut in der Gebärmutter bluten und Gewebe abstoßen. Das kann zu Entzündungen und erheblichen Schmerzen und führen und langfristig die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Manche Frauen mit Endometriose haben aber nur wenig oder gar keine Schmerzen, und viele halten diese für normale Regelbeschwerden. Die Erkrankung wird daher oft erst beim unerfüllten Kinderwunsch erkannt. Und das, obwohl etwa 10 bis 15 Prozent der Frauen im „gebärfähigen Alter“  unter dieser meist chronischen Unterleibserkrankung leiden.

Warum sinkt die Fruchtbarkeit bei Endometriose?

„Eine Endometriose kann die Fruchtbarkeit deutlich vermindern oder sogar zur Unfruchtbarkeit führen”, sagt Frauenärztin Constanze Glaser,  die  in der Berliner „Praxis für Fertilität” eine Endometriose-Sprechstunde anbietet.

Kinderlos aufgrund einer Endometriose?

Bei etwa 40 bis 60 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter, so die Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V. 

Verschiedene Formen der Erkrankung wirken sich dabei unterschiedlich aus. Constanze Glaser: „Bei einer Form der Endometriose können die Schleimhautzellen in die Muskelschicht der Gebärmutter einwachsen. Eine befruchtete Eizelle kann sich dann schlechter einnisten. Und die Gebärmutter kann sich nicht mehr so gut kontrahieren.” Auch das beeinträchtigt die Chancen auf eine Schwangerschaft: Kontraktionen der Gebärmutter sorgen normalerweise dafür, dass befruchtungsfähige Spermien nach dem Geschlechtsverkehr in die Eileiter befördert werden. 

Endometriose: Diese Organe können befallen sein

Endometrioseherde können sich zudem in den Eileitern bilden und dort für Verwachsungen und Verklebungen sorgen, die ihre Durchlässigkeit behindern. 

Die Endometriose kann auch die Eierstöcke befallen, sich außen auf dem Uterus oder im Bauchraum ausbreiten und sogar Darm oder Blase befallen. Wenn solche Endometrioseherde während der Menstruation zu bluten beginnen, gelangen Blut und Gewebe in den Bauchraum und lösen dort Entzündungen aus. Durch einen Befall der Eierstöcke, aber auch durch die Entzündungsprozesse im Bauchraum kann sich die Qualität der Eizellen verschlechtern.

Wie stark die Fruchtbarkeit leidet, hänge dabei vom Schweregrade der Endometriose ab, sagt Gynäkologin Glaser: „Wenn sich zum Beispiel nur kleinere Herde im Bauchraum befinden, kann eine Frau in der Regel trotzdem noch spontan schwanger werden.“ 

Endometriose oder „nur“ Regelschmerzen? 

Bei einer Fruchtbarkeitsuntersuchung werden Frauen zunächst nach möglichen Symptomen einer Endometriose befragt. Typisch sind starke Beschwerden während der Periode. Manche Frauen haben auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. 

„Es gibt aber einen Unterschied zu gewöhnlichen Regelschmerzen, bei denen es vielleicht etwas zieht im Bauch. Frauen mit Endometriose sind einen, zwei  oder drei Tage im Monat richtig krank”, erklärt Gynäkologin Constanze Glaser. Extrem starke Regelschmerzen seien oft „ein erstes Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist“. Trotzdem litten viele Frauen jahrelang darunter, ohne dass die Endometriose erkannt wird. „Viele denken, es sei normal, dass man so starke Schmerzen hat.“ 

Endometriose wird oft übersehen

Bei einer regulären gynäkologischen Untersuchung werde die Erkrankung daher oft übersehen. Viele Frauenärzte verschrieben gegen starke Regelschmerzen einfach die Pille – wodurch sich die Symptome tatsächlich verbessern können. Für eine richtige Diagnose sollten Frauen aber einen Spezialisten aufsuchen. 

Oft deckt erst eine Fruchtbarkeitsuntersuchung die Endometriose auf

„Es kommt leider häufig vor, dass eine Endometriose erst im Rahmen einer Fruchtbarkeitsuntersuchung festgestellt wird”, sagt Gynäkologin Glaser. Die Erkrankung sei dann oft schon sehr weit fortgeschritten – und kann dann tatsächlich der Grund für eine eingeschränkte Fruchtbarkeit sein. Die Bedeutung der Endometriose bei unerfülltem Kinderwunsch nehme auch deshalb zu, weil viele Frauen heute später Kinder kriegen und viele davon zuvor nicht hormonell verhüten. Mit jedem natürlich durchgemachten Menstruationszyklus können sich nämlich die Symptome verschlimmern. 

Größere Endometrioseherde lassen sich zum Teil durch einen vaginalen Ultraschall erkennen, der Teil einer Fruchtbarkeitsuntersuchung ist. Wenn ein begründeter Verdacht besteht, wird zur weiteren Abklärung und Behandlung eine Bauchspiegelung erfolgen. Werden bei der Bauchspiegelung keine Endometrioseherde entdeckt, kann die Erkrankung als Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch praktisch ausgeschlossen werden.

So behandelt die Frauenärztin eine Endometriose

Frauen, die noch nicht schwanger werden möchten, wird meist eine spezielle Anti-Babypille verschrieben, die zur Behandlung der Endometriose zugelassen ist. Die Pille bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut in und außerhalb der Gebärmutter nicht mehr aufbaut. Blutungen und Schmerzen bleiben daher aus. Da die Symptome der Endometriose wirksam bekämpft werden, steigert die Behandlung die Chance auf eine spätere Schwangerschaft nach dem Absetzen der Pille.

Wann ist eine Bauchspiegelung sinnvoll?

Bei schweren Fällen, und wenn die Erkrankung bei einer Frau mit Kinderwunsch vermutet wird, kann eine Bauchspiegelung erfolgen. Diese dient zur Absicherung der Diagnose und ermöglicht außerdem eine Behandlung der Endometriose: Während der Bauchspiegelung können nämlich durch Endometriose verursachte Zysten und Verklebungen chirurgisch entfernt oder verödet werden. Dabei bringt der Arzt durch einen kleinen Schnitte in der Bauchdecke die Kamera ein und durch einen weiteren kleinen Schnitt die chirurgischen Instrumente. „Durch die Behandlung können sich die Chancen auf eine Schwangerschaft deutlich erhöhen”, sagt Glaser.

Falls bei einer Bauchspiegelung Endometrioseherde im Eierstock oder knotenartige Veränderungen im Becken auffallen, wird meist eine Biopsie erfolgen. Dabei entnimmt der Arzt Gewebe für eine Untersuchung. Mit der Biopsie lässt sich die Diagnose überprüfen und absichern, dass es sich um eine gutartige Endometriose und nicht um bösartige Tumoren handelt (die jedoch deutlich seltener vorkommen). 

Endometriose: Erfolgsaussichten der  Behandlung

Die Erfolgsaussichten einer Endometriose-Behandlung hängen zum einen von deinem Alter und zum anderen vom Schweregrad der Erkrankung ab. „Viele junge Frau können trotz Endometriose auf natürlichem Weg schwanger werden, wenn diese nicht zu stark ausgeprägt ist”, sagt Constanze Glaser. „Bei Frauen die vielleicht schon vierzig sind und eine sehr schwere Endometriose haben, ist das eher nicht der Fall.“

Auch eine Behandlung könne dann oft nicht mehr helfen. In einigen Fällen wird Frauen mit Endometriose zu einer künstlichen Befruchtung geraten, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Die Erfolgsaussichten sinken leider aber auch hier mit dem Schweregrad der Erkrankung und einem höheren Alter der Frau.

 

Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download

Eine Übersicht über alle Artikel des Kindwerwunsch-ABCs sowie das komplette ABC als kostenlosen PDF-Download findest du hier:

Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download