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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
0. Schwangerschaftswoche

Die unendliche Woche

Die ISCI und ihre Bestandteile in chronologischer Reihenfolge.

Montag:
Am Montag stand der letzte Kontrolltermin vor der geplanten Eizellentnahme an. Während beim letzten Ultraschall noch 5-6 Follikel zu sehen waren, waren es nun plötzlich nur noch 8. Ich weiß nicht, ob der Arzt die gesamten Eizellen nicht richtig sehen konnte, sie sich in Luft aufgelöst haben oder beim letzten Mal bereits falsch gezählt wurde. Wie auch immer, 8 ist doch auch eine schöne Ausbeute.
Doch statt der Eizellentnahme am Mittwoch, prognostizierte der Arzt nun eine Entnahme am Freitag. Oh man, kann nicht mal irgendwas nach Plan laufen? Zum Leidwesen meines Mannes hatte ich den Termin schon fest in unserem Kalender vermerkt und peinlicherweise auch mit eierähnlichen Gebilden hübsch umrandet. Eine Eizellentnahme am Freitag passte mir so überhaupt nicht in den Kram (ja ja, ich weiß, dass eine Kinderwunschbehandlung kein Wunschkonzert ist). Aber Donnerstag und Freitag waren meine ersten Arbeitstage im neuen Job und es macht bestimmt nicht den besten Eindruck, wenn man zwar Donnerstag zur Arbeit erscheint, sich aber für den nächsten Tag gleich krankmeldet.

Das Blutergebnis am Nachmittag brachte dann glücklicherweise die Gewissheit, dass nun doch alles beim alten Plan bliebe. Am Abend, genauer gesagt exakt um 22:45 Uhr, sollte ich mit einer Spritze die letzte Eizellreife und den Eisprung auslösen und alle anderen Medikamente absetzten.

Dienstag:
In letzter Zeit träume ich ziemlich wirres Zeug, das meiste tatsächlich in irgendeiner Weise mit Bezug zum Kinderwunsch oder der Kinderwunschbehandlung. So auch in dieser Nacht, in der ich von der Eizellentnahme bzw. dem Rücktransfer träumte. Das war ziemlich skurril: Zusammen mit einer Krankenschwester und einem Arzt saß ich in einem fensterlosen Raum und wir warteten auf den Anästhesisten, den ich telefonisch zum Eingriff eingeladen hatte.
Der Arzt vertrieb sich die Wartezeit damit, unablässigen in drei Reagenzgläsern zu rühren, in denen unterschiedlich gefärbte kleine Kügelchen in pink, blau und schwarz schwammen.
Als Kind hatte ich einen Glaszauberstab, in dem Konfetti in Form von Monden und Sternen und so kleine glitzernde Kugeln in blau enthalten waren. Meine Schwester hatte den gleichen Zauberstab mit pinkfarbenen Kügelchen. Kennt ihr diese Zauberstäbe? So sahen die Kugeln in den Reagenzgläsern aus.
Meine Frage, ob das denn jetzt meine Eizellen seien, bejahte der Arzt. Die Farben würden auf das Geschlecht hindeuten und die schwarzen Kugel-Eizellen könnten sich noch nicht entscheiden, welches Geschlecht sie denn nun gerne wären. Irgendwann kam dann der Narkosearzt, der übrigens aussah wie ein waschechter Hippie mit langen Haaren, runder Brille und Blumen im Haar und dann ging der Eingriff los.
Was mir mein Unterbewusstsein mit diesem Traum nun sagen wollte, ist mir bis heute ein Rätsel.

Mittwoch:
Am Mittwoch war der große Tag! Um 9.30 Uhr wurden wir in die Klinik beordert und da es anfangs hieß, man solle eine halbe Stunde vor Eingriff da sein, ging ich fest davon aus, um 10.00 Uhr fällig zu sein. Aber nichts da. Die Minuten vergingen und plötzlich war es 10.30 Uhr und noch immer saß ich in meinem Zimmer und nichts passierte.

Irgendwann kam dann der Narkosearzt, der glücklicherweise keinerlei Ähnlichkeit mit dem Narkosearzt aus meinem Traum hatte, und besprach nochmals die Narkose. Zudem legte er mir einen Zugang. Dazu popelte er minutenlang in meiner linken Armbeuge rum und konnte die Vene nicht finden oder traf sie nicht richtig, was weiß ich. Nach einiger Zeit war ich ehrlich gesagt schon richtig genervt, denn es ist nicht gerade angenehm, wenn man seit Stunden auf den Beinen ist, nicht gegessen hat, sich langweilt und keinen Plan hat, was passiert bzw. wann es denn nun endlich losgeht und dann jemand ständig mit einer Nadel in deinem Arm rumstochert. Ich bin eh eine von der Sorte, die bekannt ist aus der Werbung für einen bekannten Schokoriegel. Ohne Essen werde ich schnell mal zur Furie.
Meinen rechten Arm wollte der Anästhesist partout nicht nehmen, obwohl dort die Venen in ihrer ganzen Pracht unter der Haut hervorschimmerten. Er murmelte irgendwas von wegen Venenentzündung und bei Rechtshändern sei links besser. Nun ja, nach einigen erfolglosen Minuten verlegte er sich auf meinen linken Handrücken und nach 20 Minuten saß endlich der Zugang. Übrigens habe ich immer noch ein farbenschimmerndes Andenken auf meinem linken Handrücken, welches zudem auch die einzige Stelle ist, die bis heute weh tut!

Nun ja, gegen 11 wurde mein Mann dann abgeholt, um seinen Teil zu erledigen und dann endlich um 11.30 Uhr war ich an der Reihe. An den Eingriff selbst kann ich mich natürlich nicht erinnern. Ich hopste fröhlich auf den formschönen Stuhl, sollte langsam von 10 rückwärts zählen und plötzlich erinnere ich mich nur noch daran, dass ich meinen Mann um einen Schluck Saft bat und dann meine Kontaktlinsen ins Auge pfriemelte.
Während meine Zimmernachbarin fortwährend nach Schmerztabletten verlangte und ein paar Zimmer weiter eine weitere Patientin unablässig schluchzte, ging es mir tatsächlich sehr gut und ich hatte keine Schmerzen und auch sonst habe ich mich nicht besonders krank oder komisch oder verändert gefühlt.
Nach einer halben Stunde sind wir dann zur Ärztin ins Besprechungszimmer gegangen und haben erfahren, dass sie 10 schöne Eizellen entnehmen konnte.

Am Abend habe ich dann mit Progesteron-Kapseln begonnen, die ich entgegen der Packungsbeilage nicht schlucken, sondern tatsächlich einführen sollte. Und bäh, das ist vielleicht eine Schmiererei! Widerlich, ganz, ganz widerlich! Diese tollen Kapseln darf ich mir nun dreimal am Tag zu Gemüte führen und das, falls es klappen sollte, bis zum dritten Schwangerschaftsmonat fortsetzen.

Donnerstag:
Gegen 9 Uhr erhielten wir den Anruf aus dem Labor, dass sich von den 10 Eizellen leider nur 6 befruchten ließen. Das fand ich dann doch etwas traurig, zudem sahen zwei nicht ganz so gut aus, so dass sie sich nicht zum Einfrieren eignen würden. So gab es also 2 Eizellen zum Einsetzen und zwei Eizellen zum Einfrieren.

Samstag:
Am Samstag war der zweite große Tag!
Morgens früh um 9.00 Uhr fand ich mich wieder in der Klinik ein, um meine kleinen Embryonen wieder in Empfang zu nehmen. Laut der Biologin sahen sie sehr gut aus und hatten sich prächtig entwickelt und vorbildlich geteilt. Das Einsetzen war wie ein normaler Termin beim Frauenarzt und nach 20 Minuten war der Termin auch schon wieder vorbei. Ein Bild der kleinen Zellhaufen habe ich übrigens nicht gesehen.

As ich aus der Klinik kam und wir zusammen nach Hause gefahren sind, war das dann doch ein komisches Gefühl. Man weiß, dass nun zwei Embryonen in seiner Gebärmutter umherschwimmen und sich hoffentlich wohl genug fühlen, um tatsächlich zu bleiben. In den ganzen Monaten und Jahren zuvor fühlte ich mich noch nie so schwanger wie heute nach dem Einsetzen bzw. hatte noch nie das Gefühl, so nah dran zu sein. Selbst bei den Inseminationen nicht. Aber jetzt waren da wirklich bereits zwei kleine Embryos, die sich hoffentlich weiter teilten und vielleicht, ganz vielleicht und hoffentlich mal unser Baby werden würden.

Sonntag:
Seit dem Einsetzen habe ich einen riesigen, aufgequollenen Bauch. Mein Mann witzelt schon, dass er nicht gedacht hätte, dass ich so schnell schwanger aussehen würde.
Ich habe keine Ahnung, ob es von dem Progesteron kommt, aber alle anderen Medikamente nehme ich nicht mehr. Mein Bauch ist wirklich total aufgebläht und wirklich druckempfindlich, aua!

Mittwoch:
Der Kontrollultraschall brachte nun die Ursache für meinen immer noch aufgedunsenen Bauch: Überstimulation. Aufgrund der Medikamente verändert sich wohl die Durchlässigkeit der Zellwände, so dass Flüssigkeit aus den Zellen in den Bauchraum eintreten kann. Mein Bauch ist also aufgrund der Wassereinlagerungen so dick und das ist nicht gut.

Dass eine Überstimulation erst nach dem Transfer auftritt, hat mich dann doch überrascht. Aus dem Freundeskreis kenne ich die Überstimulation nur im Zusammenhang mit den Hormonspritzen und bei einer guten Freundin musste dadurch sogar der ganze Versuch abgebrochen werden.

Nun ja, nun also die Überstimulation. Meine Blutwerte ergaben zum Glück, dass die Überstimulation nicht so schwerwiegend ist, um stationär im Krankenhaus aufgenommen zu werden und Infusionen zu erhalten. Ich muss nur Unmengen an Flüssigkeit in mich reinschütten, um das Defizit in meinen Zellen wieder aufzufüllen. Zudem muss ich Thrombosespritzen spritzen, da mein Blut etwas zu dick ist.

Ich bin seit jeher wirklich ein schlechter Trinker. Und die Vorgabe mindestens sieben (!) Liter zu trinken, verlangt mir wirklich einiges ab. Zudem ist solch eine enorme Flüssigkeitsaufnahme natürlich auch mit einer enormen Flüssigkeitsabgabe verbunden. Ihr müsst euch also vorstellen, dass ich während eines Seminars oder einer Vorlesung eine 1,5-Liter-Flasche leere und dafür dann aber auch zweimal zur Toilette renne. Im Büro ist das auch nicht gerade angenehm, wenn man die Einzige ist, die während einer Schulung oder einer Präsentation ständig aufs Klo rennt und zusätzlich literweise Tee in sich reinschüttet.
Nun ja, immer noch besser als im Krankenhaus zu liegen.

Die Thrombosespritzen und ich werden auch keine Freunde. In Wahrheit sind sie tatsächlich das schlimmste an der ganzen Behandlung. Die Nadel ist so dick, dass ich sie mit Anlauf in meinen Bauch rammen muss. Habe schon jetzt blaue Flecken. Und schon beim Runterdrücken des Kolbens fängt es an zu kribbeln und schmerzhaft zu brennen und das hält dann fast eine Stunde an! Verdammtes Zeug! Ich hoffe sehr, dass ich die Spritzen nach der morgigen Kontrolle wieder absetzen darf. Mein Bauch ist jedenfalls schon wieder auf seine normale Größe geschrumpft und tut auch nicht mehr weh.

Jetzt ist Wochenende und der Bluttest ist am Freitag, also in 5 Tagen oder auch in einer Ewigkeit!
Derzeit merke ich nichts oder ich merke viel – wie auch immer. Dort ein Ziepen, da ein Ziehen, dann gar nichts mehr und dann plötzlich ein Stechen. Und meine Interpretationen dieser körperlichen Zustände reichen von

a) Das Ziepen kommt von der Einnistung, also bist du schwanger
b) Das Ziepen kommt man der bevorstehenden Periode, also bist du nicht schwanger
c) Nebenwirkung vom Progesteron

über
d) Das Ziehen kommt von den Mutterbändern oder der Gebärmutter, auf jeden Fall von irgendwas uterusspezifischem, was durch die Embryos verursacht wird
e) Das Ziehen kommt von der bevorstehenden Periode
f) Nebenwirkung vom Progesteron

bis hin zu
g) Du fühlst nichts, also bist du schwanger, weil sonst hast du ja immer leichte Vorzeichen, wenn die Periode bevorsteht
h) Du fühlst nichts, also bist du nicht schwanger, weil sonst müsstest du ja was spüren, schließlich nistet sich da unten ja wohl was ein

So geht es den lieben langen Tag und mein Gefühl schwankt von 100% schwanger zu 100% nicht schwanger und wieder zurück. Ironischerweise bin ich wirklich dankbar, dass nächste Woche nochmal die Uni ansteht und ich arbeiten darf. Nicht auszudenken, wenn ich frei hätte und die ganze Gedankensoße stündlich analysieren müsste.

Wenn eins an dieser Fruchtbarkeitsmaschinerie gewiss ist, dann ist es diese ewige Ungewissheit. Wahrscheinlich kennt das Gefühl jeder, der schwanger werden will und dann auf das Ergebnis wartet.

Jetzt sehne ich also den Freitag herbei, sind ja nur noch 5-mal schlafen und dann weiß ich hoffentlich mehr! Drückt uns die Daumen und bis bald!

Eure hibbelnde Helena



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Kommentare von Lesern:

Anja29.01.2018 20:02

Diese ewige Warterei ist furchtbar! Die Daumen sind feste gedrückt!!!

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Anke29.01.2018 15:47

Liebe Helena,

meine Daumen sind ganz fest für euch gedrückt!!!!

LG Anke

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Sabrina29.01.2018 15:41

*Daumendrück*

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