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Künstliche Befruchtung mit IVF oder ICSI: Wann ist welche Methode geeignet?

Eine Zeugung auf natürlichem Weg ist bei euch nicht oder nur schwer möglich? Dann habt ihr die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung. Heute werden zwei verschiedene Methoden angewendet: Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) und die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Sie unterscheiden sich vor allem im Verfahren, ansonsten ähnelt sich der Ablauf: Der Frau werden mehrere Eizellen entnommen, die im Labor befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt werden.

In diesem Artikel:

IVF oder ICSI: Welches Verfahren ist das richtige für uns?

Das älteste Verfahren zur künstlichen Befruchtung ist die  In-Vitro-Fertilisation (IVF). Dabei werden die entnommenen Eizellen der Frau im Labor in einer Nährlösung mit den Spermien des Partners zusammengegeben. Die Spermien befruchten die Eizelle also selbstständig.

Anders ist das bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI), einem Verfahren, das heute in etwa 80 Prozent der Fälle angewendet wird. Bei einer ICSI wird jeweils ein einzelnes Spermium mit einer feinen Spritze direkt in die Eizellen der Frau injiziert. Die ICSI wird heute deutlich häufiger angewendet als eine IVF. Sie kann nämlich auch dann zu einer Befruchtung führen, wenn die Spermien zu einer selbstständigen Befruchtung der Eizelle selbst unter Laborbedingungen nicht in der Lage sind.

Sie ist also vor allem dann die Methode der Wahl, wenn die Zeugungsfähigkeit des Mannes eingeschränkt ist. „Bei einer

Erfolgsrate von IVF und ICSI

Die Erfolgsraten einer IVF oder ICSI hängen von den Umständen ab und können zwischen etwa
20 und 40 Prozent pro Versuch  schwanken. 

starken Einschränkung der Spermiengesundheit empfehlen wir immer eine ICSI”, sagt Jan-Steffen Krüssel, Koordinator des Kinderwunschzentrums am Universitätsklinikum Düsseldorf (UniKiD. „Wenn die Spermienqualität es hergibt, würde ich ansonsten zur einer IVF raten.” 

Die Entnahme von Eizellen bei der künstlichen Befruchtung

 Zur Vorbereitung auf eine künstliche Befruchtung wird in der Regel eine Hormonstimulation der Eierstöcke erfolgen. Die Gabe von Hormonen führt dazu, dass bei einer Frau mehrere Follikel gleichzeitig bis zur Sprungreife heranwachsen. Das vollständige Ausreifen wird zur Zyklusmitte hin mit einer Spritze angeregt. Doch bevor es zum Eisprung kommt, werden die reifen Eizellen entnommen. Dazu führt der Arzt eine feine Hohlnadel über die Scheide ein und punktiert durch die Scheidenwand hindurch die Eileiter. Mithilfe von Unterdruck werden hierbei die Eizellen abgesaugt. Das Absaugen der Eizellen wird mit einem vaginalen Ultraschall überwacht.

Du bekommst vor der Eizellentnahme eine leichte Narkose oder alternativ eine Kombination aus  Schmerz- und Beruhigungsmitteln, damit der Eingriff nicht schmerzhaft ist. Nach der Eizellentnahme wird dir der Arzt das Hormon Progesteron verabreichen. Es bereitet deinen Körper und die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Bei einem natürlichen Eisprung wird dieses Hormon vom Gelbkörper produziert.

Das Einsetzen der Embryonen in die Gebärmutter

Im Labor wird daraufhin mit der IVF- oder ICSI-Methode  eine künstliche Befruchtung der Eizellen vorgenommen. Nach zwei bis fünf Tagen entstehen daraus Embryonen, die der Frau eingepflanzt werden können. Dazu wird ein Embryo sie mit einem feinen Schlauch durch die Scheide in deine Gebärmutter eingebracht. In der Regel ist das schmerzfrei. Wenn eine Befruchtung bei mehreren Eizellen geglückt ist, können auf Wunsch auch zwei Embryonen eingesetzt werden. Oder die überzähligen Eizellen können für weitere Versuche der künstlichen Befruchtung eingefroren werden.

Die Auswahl der Embryonen

Eine Auswahl  der befruchteten Embryonen nach bestimmten genetischen Eigenschaften ist in Deutschland gesetzlich verboten. Nur unter bestimmten Voraussetzungen ist eine solche  Präimplantationsdiagnostik erlaubt. Und zwar dann, wenn eine genetische Analyse ergeben hat, dass ein erhöhtes Risiko für bestimmte schwere Erberkrankungen besteht. Zur Präimplantationsdiagnostik wird genetisches Material  aus den im Labor erzeugten Embryonen entnommen und untersucht. Embryonen, bei denen ein genetischer Defekt festgestellt wird, werden daraufhin nicht eingepflanzt. 

Was ist eine Polkörperuntersuchung?

Einige Kinderwunschzentren bieten das noch wenig erforschte Verfahren der Polkörperuntersuchung an. Dabei wird vor der Verschmelzung der Zellkerne von Eizelle und Spermien, also vor vollendeter Befruchtung, Erbgut der Eizelle entnommen. Dadurch sollen sich bestimmte Chromosenschäden erkennen lassen, die das Risiko für einen Abort erhöhen können. Allerdings fehlen gesicherte Beweise dafür, dass eine Polkörperuntersuchung die Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöht.

Die Polkörperuntersuchung und die Präimplantationsdiagnostik werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst und kosten zwischen 2.000 und 4.000 Euro.

Ein oder zwei Embryonen einsetzen lassen?

Sowohl bei einer IVF als auch bei einer ICSI entstehen in der Regel mehrere befruchtete Eizellen. Daher ist es grundsätzlich möglich, zwei befruchtete Eizellen gleichzeitig in die Gebärmutter einzusetzen. Viele Paare entscheiden sich dafür, um die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.

Kinderwunsch-Experte Jan-Steffen Krüssel vom Düsseldorfer Universitätsklinikum rät allerdings davon ab. Die Erfolgsaussichten dabei würden überschätzt: „Die Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft ist beim Transfer von zwei befruchteten Eizellen zwar tatsächlich etwas höher, sie verdoppelt sich aber nicht.” Es lohne sich daher nicht, das Risiko auf eine Mehrlingsschwangerschaft einzugehen, dass beim gleichzeitigen Transfer von zwei Embryonen erhöht ist.

Es ist nämlich nicht nur möglich, dass aus beiden eingepflanzten Embryonen Kinder entstehen – auch diese können sich jeweils noch einmal teilen. Dann käme es zur Drillings- oder Vierlingsschwangerschaft. Die Reproduktionsmedizin versucht Mehrlingsschwangerschaften aber möglichst zu vermeiden, da eine erhöhte Gefahr für die Gesundheit von Mutter und Kindern besteht. 

Künstliche Befruchtung: Wie viele Versuche bis zur Schwangerschaft?

„Wenn eine künstliche Befruchtung noch nicht beim ersten Versuch zum Wunschkind führt, ist das völlig normal”, sagt Melanie Henes, Leiterin der Kinderwunschsprechstunde am Universitätsklinikum Tübingen. „Es braucht oft etwas Zeit und Geduld. Man sollte sich davon nicht entmutigen lassen und auf keinen Fall nach dem ersten Mal aufgeben.”

Sie weiß, dass Paare während der Kinderwunschbehandlung unter Stress stehen: „Aber meistens klappt es ja trotzdem.” Ihre Erfahrungswerte: Bei etwa zwei von drei Paaren kommt es nach dem dritten Versuch zur erfolgreichen Schwangerschaft und bei drei von vier nach dem vierten.

Wenn die Enttäuschung wächst: Psychologische Hilfe und Selbsthilfegruppen

Aber auch die Enttäuschung, nach einem erfolglosen Anlauf sei verständlich. „Dann ist es wichtig, dass man die Trauer zulässt”, sagt Henes. Am Universitätsklinikum Tübingen  – aber auch in anderen Kinderwunschzentren –  wird Paaren bei Bedarf psychologische Unterstützung oder der Kontakt zu Selbsthilfegruppen vermittelt. „Oft hilft aber auch schon das Gespräch mit dem Arzt”, sagt Henes. 

Wer übernimmt die Kosten für künstliche Befruchtung(en)?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei bis zu drei Versuchen einer IVF oder ICSI die Kosten. Auch bei einem vierten Versuch können meist noch Zuschüsse der Bundesländer beantragt werden.

Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download

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