Ich setzte mich ins Auto, fuhr nach Hause, rief Christian an, informierte die Hebamme im Kreissaal, lud meine Tasche ein und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus. Erst im Auto kam mir die Frage in den Kopf, ob ich vielleicht ein Taxi hätte nehmen sollen...
Gerade mal ein paar Stunden war mein letzter Bericht an Euch alt, da ließ unser Kleiner uns begreifen, dass zwar vieles planbar aber ab jetzt bei uns jemand anderes den Ton angibt.
Nachdem wir am Sonntag noch einmal spazieren waren und das schöne Wetter im Schlosspark genossen haben, bekam ich leichte Bauchschmerzen und wir fuhren nach hause. Nachts blieb alles ruhig – lediglich das leichte Ziehen im Bauch blieb. Aber solche monatlichen Wehwehchen kennt frau ja seit Jahren und denkt sich nichts dabei…
Ich verabschiedete Christian wie gewohnt am nächsten Morgen und machte mich selbst auf zur Frauenärztin. Dort war die obligatorische Urinprobe dann doch sehr auffällig: trüb, milchig … das ist doch nicht etwa??? Das CTG zeigte regelmäßige Mini-Kontraktionen und bei der Untersuchung sprach ich meine Befürchtung aus. Ist das heute Morgen etwa Fruchtwasser gewesen? Im Ultraschall war dann kaum noch Fruchtwasser zu erkennen – also verabschiedete mich meine Ärztin mit den Worten: „Sie fahren jetzt ins Krankenhaus. Verdacht auf Blasensprung. Wir sehen uns dann demnächst!“
Ich setzte mich also ins Auto, fuhr nach hause, rief Christian an, informierte die Hebamme im Kreissaal, lud meine Tasche ein und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus. Erst im Auto kam mir die Frage in den Kopf, ob ich vielleicht ein Taxi hätte nehmen sollen … egal, das Krankenhaus ist nicht weit entfernt und das Köpfchen lag ja bereits seit Tagen fest im Becken.
Im Krankenhaus angekommen ging alles ziemlich schnell:
12:30 Uhr: CTG und Eingangsuntersuchung. Der Muttermund ist „fingerbreit geöffnet“. Nachdem die Hebamme mir Mut gemacht hat, "dass es sicherlich in den nächsten 24 Stunden soweit ist" aber auf meine Frage, ob wir es zum Deutschlandspiel schaffen, nur antwortete "na, das wird wohl nichts, aber mit viel Glück vielleicht noch heute vor 24 Uhr" haben wir uns auf eine Nacht im Kreissaal eingerichtet.
13:30 Uhr: Jetzt gibt es noch einen Wehentee aus der „Hexenkräuterküche“ im Kreissaalbereich um die Wehentätigkeit anzuregen. Okay … besser als Medikamente oder Wehentropf. Auf Anraten der Hebamme brechen wir auf, um ein Stündchen spazieren zu gehen. Ein kleiner Spaziergang im Schlosspark (tiiiiiief einatmen und laaaangsam ausatmen) kann ja nicht schaden!
14:30 Uhr: Zurück in der Klinik – oje, und ich muss an dem Raum vorbei, an dem meine Mitschwangeren zur obligatorischen Geburtsvorbereitungsakupunktur sitzen. Also Wehe wegatmen ... puuuuhh … Schnell in die Runde grüßen … Und vorbeigehen, als sei nix gewesen!
Ich schicke Christian nach hause um sich etwas Bequemes anziehen zu können und werde wieder ans CTG angeschlossen. Die Wehen kommen nun regelmäßig alle 4-5 Min.
15:15 Uhr: Christian ist wieder da, die Wehen werden heftig und wir ziehen in den Kreissaal um. Die Badewanne wartet und soll etwas Linderung bringen – aber nach einer weiteren Untersuchung steht fest, dass der Muttermund schon 5cm geöffnet ist. Ich entscheide mich gegen die Badewanne und auf Anraten der Hebamme für eine baldige PDA. Die Wehen kommen nun fast minütlich und bringen uns rasend schnell dem Ziel entgegen – allerdings ist das Tempo kaum auszuhalten und die PDA soll die Wehenfolge etwas verlangsamen um den Körper auf das Kommende besser vorbereiten zu können.
16:15 Uhr: Hurraaa, die PDA wirkt!! Ich entspanne mich, plausche mit der Hebamme und tanze im Vierfüßlerstand Salsa um dem Kleinen die letzten cm etwas leichter zu machen. Die entspannte Stimmung im Kreissaal macht mir Mut. Jede Wehe wird veratmet und bringt uns ein Stück dem großen Augenblick näher...
18:30 Uhr: Ein letzter Check durch die Diensthabende Oberärztin – ich selbst darf und kann den Kopf ertasten. Der letzten Phase steht nun nichts mehr im Wege, die PDA wird runter gefahren. Die Presswehen rollen an …
19:16 Uhr: Wir haben es geschafft!! Laurin ist da! Die Verzweiflung meines Mannes, mir nicht helfen zu können ist in pure Glückseligkeit umgeschlagen. Was Männer doch in dieser Phase aushalten müssen – sie sehen die Frau unter Schmerzen und fühlen nicht diese Kraft und Gewissheit, dass es trotz Schmerzen weitergeht.
Ich bin im Hormonrausch, sehe mein Kind vor mir liegen und möchte es nur noch ganz nah bei mir haben!
Man gibt uns einige Stunden Zeit, dieses Glück im Kreissaal für uns ganz alleine zu genießen – dann geht es aufs Stationszimmer.
Christian fährt gegen Mitternacht heim und kommt früh morgens wieder. Ich werde die nächsten beiden Nächte hellwach im Bett liegen. Ich lasse das Licht auf dem Zimmerflur brennen um unseren Laurin die ganze Zeit anschauen zu können. Mit dem Handy fotografiere ich unseren Sohn und schicke Christian das Bild mit dem Titel „Guten Morgen Papa!“ …
Inzwischen bin ich zuhause und das Programm „Büro“ wurde über Nacht aus meinem Kopf gelöscht. Ich bin jetzt Mama – und alle Zweifel habe ich in der Klinik gelassen. Unser Kleiner entwickelt sich prächtig und hat seinen eigenen Rhythmus: Trinken („Flatrate-Saufen“ wäre der richtige Ausdruck!) und danach ein langes Schläfchen („Milch-Koma“). Und wir? Wir sind stolz und freuen uns über jede neue Mimik, jedes neu entdeckte Geräusch und sind einfach nur FAMILIE!
Ich danke allen für die lieben Kommentare, Wünsche und Ratschläge auf diesen Seiten und für die Unterstützung in den „gemeinsamen“ Wochen. Einen besonderen Dank an das Kidsgo!-Team und die lieben Aufmerksamkeiten! Vielen Dank!
Euch allen wünsche ich weiterhin viel Spaß in diesem Forum und ganz besondere Grüße gehen natürlich an alle Kugelbäuche:
„Wer sagt, es gibt sieben Wunder auf der Welt, hat noch nie die Geburt eines Kindes erlebt!“
Also freut Euch auf das Abenteuer Familie und genießt die nächsten Wochen! Bis bald – vielleicht irgendwo im Forum!
Eure Steffi
Bild: privat