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Männlicher Körper – Wie entstehen eigentlich Spermien und wovon hängt es ab, ob ein Mann zeugungsfähig ist?

Wer sich mit dem Thema Kinderwunsch auseinandersetzt, kommt nicht um die Biologie des Menschen drum herum. Wo und wie entstehen eigentlich Spermien und wovon hängt es ab, ob ein Mann Kinder zeugen kann? Spielt das Alter für die Zeugungsfähigkeit eine Rolle und wie wirkt sich der Lebensstil auf die Befruchtungsfähigkeit aus?

In diesem Artikel:

Bau und Funktion der männlichen Geschlechtsorgane

Im Gegensatz zu den auf den ersten Blick verborgenen Geschlechtsorgane der Frau sind mit Penis und Hoden die Geschlechtsorgane des Mannes zu sehen. Doch auch bei Männern liegt so einiges im Vorborgenen: Zu den inneren Geschlechtsorganen gehören die Nebenhoden, die Prostata und die Bläschendrüsen. In den Hoden werden das männliche Geschlechtshormon Testosteron und die Spermien produziert. In den Nebenhoden, die auf der Rückseite der Hoden liegen, reifen die Spermien aus.

Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – ist eine etwa kastaniengroße Drüse am Hals der Harnblase. Sie ist am Hormonstoffwechsel beteiligt und produziert etwa 20 bis 30 Prozent der Samenflüssigkeit. Eiweißstoffe aus der Prostata sorgen dafür, dass das Ejakulat flüssig und die Spermien überlebensfähig bleiben. Eine wichtige Funktion erfüllt hierbei das Protein Spermin: Es schützt das Erbgut der Spermien, die DNA. Spermin ist übrigens für den charakteristischen Geruch des Spermas verantwortlich.

Die anderen 70 bis 80 Prozent Samenflüssigkeit bilden die Bläschendrüsen, die seitlich der Prostata liegen. Ihr Sekret enthält den Fruchtzucker Fructose, der den Spermien als Energielieferant dient und ihre Beweglichkeit und Schnelligkeit fördert. Die Sekrete der Bläschendrüsen und der Prostata ergeben zusammen mit den Spermien das Ejakulat.

Männlicher Körper: Die Spermienproduktion

Von der Pubertät an beginnen die Stammkeimzellen im Hoden, die Spermatogonien, sich zu teilen und zu Vorstufen der Spermien auszudifferenzieren. Aus diesen Vorstufen, die man Spermatozyten nennt, entstehen nach weiterer Teilung und Differenzierung schließlich die Spermien. Die letzte Phase der Spermienproduktion findet hierbei im Nebenhoden statt. Erst dort erlangen die Spermien ihre Beweglichkeit und reifen voll bis zur Befruchtungsfähigkeit aus. Beim Samenerguss

Väter über 45 Jahre

Wir wissen: Männer können bis ins hohe Alter Kinder zeugen. Aber: Laut Wissenschaftler der Stanford University sind die Babys mit zunehmendem Alter des Vaters höheren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Die Studienergebnisse zeigten, dass Kinder, die von Vätern über 45 Jahre gezeugt wurden, ein um 14 Prozent höheres Risiko einer Frühgeburt, ein niedrigeres Gewicht oder schlechtere APGAR-Werte haben [1].

gelangen die Spermien durch den Samengang von den Nebenhoden in die Harnröhre. Dort vermischen sie sich mit den Sekreten von Bläschendrüsen und Prostata zum Ejakulat. Ausgereifte Spermien werden im Nebenhoden bis zur nächsten Ejakulation gespeichert.

Da aus den Spermatogonien durch Teilung ständig neue Spermienvorstufen gebildet werden, erschöpft sich deren Vorrat nicht. Aus diesem Grund können Männer oft noch im höheren Alter Vater werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt.

Die Zeugungsfähigkeit beim Mann

Voraussetzung für die Zeugungsfähigkeit beim Mann sind ein ungestörter Ablauf der Spermienbildung im Hoden, ein funktionierender Spermientransport durch die Samenleiter und eine ungestörte sexuelle Funktion mit Erektion und Ejakulation. Der Spermienqualität kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Um befruchtungsfähig zu sein, müssen Spermien voll ausgereift, gesund und bewegungsfähig sein. Sie müssen zudem in ausreichender Menge im Ejakulat vorhanden sein. Die Spermienmenge kann bei einem gesunden Mann zwischen 15 und mehr als 200 Millionen pro Milliliter Ejakulat variieren. Liegt die Spermienmenge unter 39 Millionen pro Ejakulat, kann die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigt sein [2].

Die Spermienqualität

Die Spermienqualität ist zum Teil genetisch bedingt, sie wird aber auch von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Einer davon ist das Alter: Spermien werden zwar bis ins hohe Alter gebildet, aber die Qualität ist bei jungen Männern in der Regel besser. Nicht nur bei Frauen, auch bei Männern nimmt daher die Fruchtbarkeit mit den Jahren ab.

Durch eine gesunde Lebensweise lässt sich die Spermienqualität aber oft verbessern. Fruchtbarkeitsfördernd bei Männern ist es, auf natürliche Weise den Spiegel des Sexualhormons Testosteron aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund sollten

Testosteronpflaster & -gele

Testosteronpflaster oder Gele, die als Anti-Aging-Mittel vermarktet werden, steigern die Fruchtbarkeit nicht. Sie haben vielmehr sogar einen gegenteiligen Effekt. Wird Testosteron von außen zugeführt, gaukelt das dem Körper vor, dass er bereits genug von dem Hormon produziert hat, und er stellt die Produktion in den Hoden ein. Gerade dort ist das Hormon aber wichtig, um die Spermienbildung anzuregen.
Wegen dieser Wirkung wird Testosteron sogar als Verhütungsmittel für Männer erprobt. Auch Anabolika, die zur Förderung des Muskelaufbaus eingenommen werden, enthalten künstliches Testosteron oder Stoffe mit ähnlicher Wirkung und schaden der Fruchtbarkeit.

Männer, die etwas für ihre Fruchtbarkeit tun wollen, Übergewicht vermeiden. Bei starkem Übergewicht wird bei ihnen vermehrt Östrogen und weniger Testosteron gebildet, was die Spermienbildung negativ beeinflusst. Regelmäßige Bewegung hingegen hält die Testosteronproduktion aufrecht und wirkt sich nachweisbar positiv auf die Spermienbildung und die Fruchtbarkeit bei Männern aus. Zu einem sinkenden Testosteronspiegel führt dauerhafter Stress. Umgekehrt kann Stressabbau zu einem Anstieg der Testosteronproduktion führen und die Fruchtbarkeit fördern.

Die optimale Hodentemperatur

Wichtig für eine ungestörte Spermienproduktion ist die Temperatur im Hoden. Sie liegt bei etwa 35 Grad Celsius und damit unter der Körpertemperatur. Um die ideale Temperatur zur Spermatogenese aufrechtzuerhalten, werden die Hodensäcke bei Kälte näher an den Körper herangezogen. Bei Wärme dehnen sich die Hodensäcke aus, damit die Temperatur im Hoden nicht zu sehr steigt.
Und ja,  es stimmt: Männer sollten Unterwäsche und Hosen daher stets bequem und nicht zu eng sitzend tragen, um die Temperaturregulierung in den Hoden nicht zu stören. Auch auf die Sitzheizung im Auto sollte dein Partner möglichst verzichten.

Der Einfluss der Ernährung auf den männlichen Körper

Ausgewogene Ernährung

Am günstigsten auf die Spermienproduktion wirkt sich laut Harvard-Studie eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Fisch und Hähnchenfleisch aus. 

 

Durch eine gesunde Ernährung lässt sich die Spermienproduktion tatsächlich etwas steigern. Das fanden Wissenschaftler der Universität Harvard heraus [3]:  In einer Untersuchung hatten Männer, die viel Rind- und Schweinefleisch und Fertigprodukte wie Pizza sowie Süßigkeiten aßen, weniger Spermien im Ejakulat als Männer mit einer ausgewogenen Ernährung.

Alkohol, Rauchen und Medikamente

Rauchen schädigt die Spermien. Männer mit Kinderwunsch sollten daher möglichst darauf verzichten.
Für Alkohol gilt, dass ein erhöhter Konsum der Fruchtbarkeit schadet, ein moderater aber offenbar nicht. In einer Studie [4] konnten geringe Mengen Alkohol sogar die Testosteronproduktion erhöhen, was die Fruchtbarkeit theoretisch erhöhen würde.

Die Autoren rieten Männern mit Kinderwunsch dennoch zur Vorsicht beim Umgang mit Alkohol. Die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfiehlt Männern, nicht mehr als zwei kleine Gläser Bier pro Tag zu trinken und an zwei Tagen die Woche ganz auf Alkohol zu verzichten. 

Auch bestimmte Medikamente können die Spermienproduktion behindern. Nachgewiesen ist das für sogenannte Alpha-Rezeptorenblocker, die eingesetzt werden, um den Blutdruck zu senken. Männer mit Kinderwunsch sollten mit ihrem Arzt besprechen, ob sie auf andere Präparate ausweichen können.

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Quellen:

[1] Hebammenforum 12/2018: Verweis auf www.bmj.com/content/363/bmj.k4372
[2] mayoclinic.org/diseases-conditions/low-sperm-count/diagnosis-treatment/drc-20374591
[3] pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32083688/
[4] onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/andr.12521

 


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