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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
35. Schwangerschaftswoche

Das Wasser steigt

Wir hatten eine ruhige Woche, begleitet von neuen Schwangerschaftsstreifen, wachsenden Babys, immer mehr Bewegungseinschränkungen und einem besonderen Osterei

Hallo Vanessa,

vielen Dank für deine Wünsche!

Meine Angst ist mehr diffus und zielt mehr auf die Risiken ab. Doch ich glaube, ich muss das näher erklären, mich näher erklären. Vor vielen Jahren, noch in unserer kinderlosen Phase, kamen wir von einer längeren Japanreise zurück und dachten, wir würden Nachwuchs erwarten. Die Frauenärztin erklärte meiner Frau dann kurz, dass wir nicht verhüten müssten, weil sie keine Kinder bekommen könne. Medizin lag nie wirklich in meinem Fokus und deshalb hatte ich davon immer nur Ahnung am Rande. Dennoch stellte diese Nachricht unser Lebenskonzept in Frage. Ziemlich schnell habe ich praktisch gedacht und meiner Frau besonders viele alternative Lebensweisen aufgezeigt. Dass das nicht der Weisheit letzter Schluss und wenig angebracht war, habe ich später auch begriffen.
Ziemlich überraschend und ohne ärztliche Hilfe wurde sie dann doch schwanger. Unerklärlich, wie ein Mediziner meinte. Doch wir haben das sehr gern mitgenommen. Nachdem der kleine Wurm da war, hatten wir Lust auf ein zweites Kind. Damit wollten wir unser Familienglück auch beschließen. Doch nun begannen für uns Zeiten, welche vieles auf die Probe stellten. Weitere Schwangerschaften endeten früh und vorzeitig. Und leider immer im Krankenhaus. Dann endlich wieder eine Schwangerschaft, die gut zu verlaufen schien. Inzwischen hat sich selbst bei mir medizinisches Wissen angehäuft und es sollte nicht das letzte sein. Die Schwangerschaft unserer Tochter endete vorzeitig in der 25. Schwangerschafts-woche mit einer Totgeburt. Was ich bis dahin nicht wusste, dass diese Geburt spontan erfolgen musste. Zwar eingeleitet wird, doch keine Narkose und OP, sondern der Weg der Geburt beschritten werden muss. Die plötzliche Stille nach der Geburt hat mich gelehrt, was wider der Natur bedeutet. Und das Erlebnis war prägend und hätte mich fast zerrissen. Geholfen hat mir mein Sohn, der mich brauchte und auch ich ihn und seine lebensbejahende Art.
Es blieben Reste der Plazenta zurück und eines Nachts bei uns zu Hause, blutete meine Frau stark. So kamen wir in die Notaufnahme. Sie wurde stabilisiert und nach einem weiteren Zusammenbruch mit viel Blutverlust am Folgetag operiert. Danach folgten weitere Operationen zur Wiederherstellung und darüber wurden auch wir Patienten in einer Kinderwunschklinik. Wir haben über alles geredet. Von Adoption bis zur Leihmutter. Alles war ein Thema und vieles für die Beziehung schwierig. Denn was für den Einen denkbar, ist für den Anderen schwierig. Schlussendlich strichen die Ärzte in der Kinderwunschklinik die Segel und wir taten uns schwer, einen neuen Weg zu beschreiten, vom Kinderwunsch Abstand zu nehmen. Doch wir haben uns neue Ziele gesetzt und gehofft, dass wir darüber einen Weg finden. Als wir anfingen Abstand zu gewinnen, wurde meine Frau ein weiteres Mal schwanger.

Für mich war das keine unbeschwerte Zeit. Jede Regung, jeder Termin war von der Furcht besetzt, dass wir abermals schlechte Nachrichten zu hören bekämen. Schlussendlich und jetzt kommt es, habe ich gefragt, ob die Kleine nicht mit einem Kaiserschnitt zur Welt kommen könne, da ich Angst hatte, dass bei der Geburt etwas schief gehen könne. Der Mediziner klärte mich dann über die Risiken, im Vergleich, zu einer Spontangeburt auf und über Vor- und Nachteile. Nun, seitdem weiß ich, dass ein Kaiserschnitt auch nicht ungefährlich ist. Außerdem kann ich es schwer ertragen, wenn einem Menschen, den ich liebe, wehgetan wird, auch wenn es notwendig ist und unter Narkose. Die Geräusche, Gerüche, das setzt mir alles zu.

Aus der Erfahrung, dass wir bei unserer Tochter eine erfolgreiche Spontangeburt hatten, wäre mir das bei den Zwillingen einfach lieber gewesen.

Ich danke dir, dass du mich an euren Erfahrungen hast teilhaben lassen. Es hilft mir. Inzwischen habe ich unserer Hebamme Löcher in den Bauch gefragt, unsere Frauenärztin interviewt und bei der Geburtsplanung im Westend den Oberarzt gelöchert. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich bald zum medizinischen Fachmann werde. ;-) Inzwischen weiß ich aber mehr und werde meine Frau beim Kaiserschnitt begleiten. Von Bildern und Videos habe ich Abstand genommen. Ich kann so etwas bei anderen nicht sehen. Da scheint mir was zu fehlen. Fazit: Angst ist manchmal ein Mangel an Wissen, welches man ggf. ausräumen kann.

Nun habe ich weit ausgeholt und setze noch eins drauf. Es ist bei uns die siebte Schwangerschaft. Doch in unserem Umfeld gibt es eine Familie, die das topt. In der Süddeutschen Zeitung gab es letzte Woche einen guten Artikel über ungewollte Kinderlosigkeit. Dies gibt es bei uns im Umfeld auch und es ist ein schwieriges Thema, welches gern totgeschwiegen wird. Als wir unsere Tochter damals beerdigt haben, habe ich erst erfahren, wie oft das in Berlin vorkommt und wie viele kleine Kinder auf Berlins Friedhöfen ihre letzte Ruhe finden. Und nicht alle werden beerdigt. Oft verbleiben sie in den Krankenhäusern, mit unbestimmten Ziel.

Deshalb bin ich auch diesmal so dankbar, dass wir, wenn auch ungeplant, nochmal Nachwuchs bekommen. Denn mein Kummer über unsere erste Tochter, schlug sich erst nach der Geburt unserer zweiten bahn.

Unsere jetzige Schwangerschaft genieße ich, für mich überraschend und Angst oder Furcht habe ich nur selten. Ich fände das einen schönen Abschluss. Auch wenn vier Kinder spannend werden.

So, nun aber zur letzten Woche.
Ich hatte Urlaub, meine Frau wenig Termine und unsere Kinder waren zu Hause. Gleich am Montag kam ein Freund meines Sohnes als Übernachtungsgast. Die Jungs haben sich fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt und waren außer beim Pizzaessen mehr weg als da. Wie die Zeit vergeht. Am Folgetag kam unsere Hebamme und ich mit unserer schlafenden Tochter vom Waldspaziergang zurück. Beim CTG war alles in Ordnung. Die Kinder wachsen weiter und gedeihen. An der Lage hat sich nichts verändert. In ihren Aktivitäten stimmen sie sich nun besser aufeinander ab. So sind sie jetzt häufiger gemeinsam wach und schlafen auch zur gleichen Zeit. Ich hoffe, dass es sich später fortsetzt.

Die Schwangerschaft wird für meine Frau immer anstrengender. Das Wasser nimmt zu und inzwischen ist der Bauch immens groß. Socken anziehen geht gar nicht mehr und bei der Hose sind Kunstgriffe gefragt. Am Abend brachte ich dann die Jungs zu unseren Freunden. So waren wir nun zu dritt und meine Frau gab dem Wunsch unserer Tochter nach, mit ihr zu baden. Das letzte Mal. Das Hoch- und Rauskommen aus der Wanne, war ein Akt für sich.

Am Mittwoch haben wir uns dann einen gebrauchten Zwillingskinderwagen abgeholt. Der Jogger Urban Glide von Thule ist wirklich schön. Doch können wir ihn erst für beide Kinder benutzen, wenn sie sitzen können. Wir gehen davon aus, alles richtig gemacht zu haben. So berichtete die Mutter, dass ihre Jungs in dem Wagen nicht sitzen sondern nur liegen wollten. Deshalb geben sie ihn nun auch schon ab. Somit hätten wir dann schon das Folgemodell stehen. Und das er gut für zwei kleine Kinder passt, bewies unsere Tochter, indem ihre Puppen Probesitzen durften. Vom ersten Eindruck, hat Thule einen schönen Wagen gebaut. Er ist leicht und vom Handling hat er eine schöne Wendigkeit. So ist der kommende Umstieg schon vorprogrammiert.

Wir haben unser Nestbau vorangetrieben und uns Zeit genommen gut zu kochen. Zwischendrin habe ich meine Frau noch zur Teamsitzung gefahren, die wieder länger dauerte als gedacht. Danach hatten wir Leerlauf, bis wir unseren Sohn zurück gebracht wurde. Am Folgetag war auch für uns ganz überraschend Gründonnerstag. So fuhren wir erst zusammen einkaufen und den Rest holte ich allein. Abends machten wir uns herzhafte Crêpes und genossen ihn zu viert mit unseren Kindern.

Da wir nach elf Jahren das erste Mal Ostern wieder zu Hause waren, hatten wir für all unsere vernachlässigten Kontakte zu diesem Termin wieder mal Zeit. Irgendwie hatte nach den wenigen Jahren wohl keiner mehr mit uns gerechnet. So verbrachten wir den Ostersamstag bei Freunden und gutem selbstgebackenen Kuchen. Das war schön, obwohl das Wetter nicht so mitspielte. Doch die Kinder hatten ihren Spaß im Feld und Wald und wir Männer an der Feuertonne und auch mit unseren Frauen.

Am Sonntagmorgen kam dann der Osterhase vorbeigehoppelt und ließ einiges da, was besonders unsere Kinder erfreute. Mittags fuhren wir zum Puppentheater und es zeichnet sich verstärkt ab, dass das wohl so gut wie der letzte Ausflug meiner Frau gewesen ist. Schon allein beim Zusehen wird klar, dass da nichts mehr einfach ist und selbst das Laufen schwer fällt. Gegen das Wasser in den Armen und Beinen scheint auch nichts zu helfen. Sie liegt zwar vermehrt, doch es wird trotzdem immer mehr. Doch wir halten durch. Wir hatten trotzdem schöne Ostern, mit einem besonderen Osterei und einem wilden Bild unserer Kinder auf Mamas Bauch.

Ich schrieb zwar letztens, dass wir uns auf der Zielgeraden befinden, doch die geht offensichtlich steil bergauf.

Meine Frau sagte zu Beginn der letzten Woche noch, dass sie noch drei Wochen durchhalten wolle. Daraufhin rutschte mir spontan raus, dass das ja Tour de France Länge hätte. Sie: „Und die machen das jedes Jahr?“.

Ein Zwillingsstillkissen haben wir nun auch. Unsere Hebamme riet eindringlich dazu. Nun sind wir bald komplett ausgestattet.

Eine schöne Woche, wünscht
Daniel

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Dir alles Gute,

Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Bild: Privat

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Kommentare von Lesern:

Gast24.04.2017 10:16

Sehr offene Worte. Danke!

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Vanessa 18.04.2017 21:19

Hallo Daniel....ich weiß gar nicht was ich zu deiner/eurer traurigen Geschichte sagen soll....angedeuter hattest du ja schon eib paar mal etwas aber so genau bist du ja nie darauf eingegangen. Wie furchtbar für euch (magst du mal schreiben wie das dein Sohn verkraftet hat?).ich hoffe du bist mir über meinen letzten Kommentar nicht böse,ich habe bei dir das gleiche "Problem "wie bei meinem Partner vermutet.
Ich wünsche euch für die Geburt/den KS trotzdem alles Gute !

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