Wieder eine Ultraschall-Untersuchung
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Wieder wurden mir die üblichen Fragen in der Praxis gestellt: Sind Babys Bewegungen gut zu spüren? (Bestens! Vor zwei Tage befürchtete ich schon, dass du dich zurück in die Beckenlage gedreht hast – so ungewöhnlich heftig und andauernd war dein Turnen); Wasser in den Beinen? (Nein!); Krampfadern? (Zum Glück, nicht!). Dafür aber schon jetzt über acht Kilos zugenommen, Kurzatmigkeit und Schlafstörungen. Ich schlief mein ganzes Leben auf dem Bauch und wurde jetzt gezwungen, mich an die neuen Schlafpositionen zu gewöhnen. Damit kann ich immer noch nicht klarkommen. Zuerst hatte ich vor, ein Riesenloch in meine Gästematratze zu bohren, um meinen Bauch da reinlegen zu können um weiter in meiner Lieblingshaltung zu schlafen. Dann war die schöne Matratze doch zu schade und ich blieb in meinem Bett. Auch dieses Bedürfnis, ständig zur Toilette zu müssen, ist sehr irritierend und ein zusätzlicher Auslöser meiner Schlaflosigkeit.
Dir scheint es aber bestens zu gehen: du wiegst 1.900 Gramm, nimmst momentan besonders schnell zu und bist „wild“, wie die Ärztin nach der CTG gesagt hat. Über die letzte Aussage sollte ich mir ihrer Meinung nach keine Gedanken machen. Natürlich habe ich mir trotzdem Gedanken gemacht – nächstes Mal wird keine Tasse Kaffee (ich kenne ja die tägliche Norm für Schwangere) vor der Untersuchung getrunken. Ich bezweifle sehr, dass du dann immer noch so wild bist. Ganz ohne Kaffee laufe ich selbst wie ein Somnambul. Schade nur, dass man dich jetzt beim Ultraschall nicht mehr so richtig zoomen kann – jetzt ist nur noch ein kleiner Teil vom Kopf und der Wirbelsäule auf dem Bild zu erkennen. Eigentlich war ich nie sehr geduldig. Momentan spüre ich, dass ich so langsam meine Grenzen annähere: ich will dich sehen, auch wenn du – wie die Bücher prophezeien – voll mit Käseschmiere bedeckt bist oder Lanugobehaarung am ganzen Körper hast! Wird ja sowieso weggewischt, beziehungsweise weggefallen sein.
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Die Sponsoren dieses Tagebuchs haben sich bereits gemeldet und über kidsgo nach den von mir gewünschten Farben gefragt. Für Tobi Kindermöbel sollte ich über die Matratze fürs Babybay entscheiden und für Stokke – klar, über die Kolorierung des Traumkinderwagens. Die angenehmsten Entscheidungen, die ich je gezwungen war zu treffen. Also bald kommt er, der erste Wagen in meinem Leben, den ich selbst verdient habe – und ganz ohne Leasing!
Heute habe ich den neuen Stokke Explory durch Baby-Walz Probe gefahren und habe mich dabei hemmungslos-narzisstisch in dem großen Wandspiegel betrachtet. Ich war kurz dort, um mich umzuschauen (muss ja meinen Nestbautrieb auf diese oder jene Weise ausleben!) und habe natürlich wieder nichts gekauft. Dafür aber unser künftiges Fahrzeug abgetastet, und fand dabei eine beinahe animalische Befriedigung. Ja, Schönheit ist vielfältig. Der Designer, der dieses Ding entworfen hatte, war bestimmt ein Künstler im wahrsten Sinne des Wortes.
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Ich kehre zu meiner Schwangerschaftsbibel zurück. Oder – besser gesagt – zu den Bibeln; denn ich blättere auf einmal mehrere durch, um mir den Überblick zu verschaffen. Meine Doula hatte recht – je näher der Geburtstermin rückt, desto mehr Fragen kommen auf. Und je mehr Bücher ich, versunken in einem bequemen Ledersessel in Thalia, aufschlage und quer lese, desto weiter entfernen sich meine Ängste rund um die Geburt. Ganz zu schweigen von der Panik, die mich in den ersten Schwangerschaftsmonaten richtig quälte. Es ist sehr hilfreich, dort Antworten auf eigene Fragen zu suchen. Manchmal stelle ich sie mir unbewusst und freue mich tierisch, als ich in einem Buch auf eine Lösung für ein von mir noch nicht verbal formuliertes Problem stoße. Und meistens sind die Antworten sehr beruhigend, denn es gibt wirklich viele Märchen und Vorurteile rund um das Thema.
Jetzt kannst du nicht nur Laute und Geräusche wahrnehmen, sondern auch verschiedene Sprecharten erkennen. Dass dabei meine Stimme dein Favorit sein wird, ist mehrfach wissenschaftlich belegt. Aber nicht nur das. Auch Verschiedenheit der Weltsprachen nimmst du jetzt wahr. Laut einer französischen Studie weisen Babys gleich nach der Geburt ein Gehör für ihre Muttersprache auf. Während man denen Tonbänder mit russischen und französischen Stimmen vorspielte, hörten die kleinen Franzosen viel lieber die Bänder in ihrer Landessprache als Russisch.
Natürlich werde ich mit dir später überwiegend in meiner Muttersprache reden – stolz, ohne mich dabei zu schämen, ohne diesen Hauch von Minderwertigkeit zu empfinden, den ich bei anderen Müttern mit Migrationshintergrund bemerkt habe. Denn diese Sprache bleibt diejenige, in der ich mich am sichersten fühle, die ich mit meinem ganzen Körper spüre: ich kann sie kneten und mit ihr spielen. Aber auch dein Sprachvermögen im Deutschen muss sich durch soziale Kontakte genauso gut entwickeln. Gemeinsam werden wir hier unsere Sprach- und Landeskenntnisse vertiefen – dann wirst du meine Deutschlehrerin sein! Und ich hoffe sehr, dass du deine beiden Muttersprachen im gleichen Maß beherrschen und lieben wirst.
