
Psychische Erkrankungen verändern das Fühlen und die Wahrnehmung und damit die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen. Sie stören die Kommunikation und können einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern haben – insbesondere bei Neugeborenen und Babys.
Betroffene Eltern können nicht immer zuverlässige Beziehungspartner sein, wechselhaftes und unberechenbares Verhalten kann schon bei kleinen Kindern zu Ängsten, Verunsicherung und Schuldgefühlen führen. Dabei beziehen schon Babys das Verhalten der Eltern auf sich und versuchen, sich der „verrückten“ Situation anzupassen, es den Eltern recht zu machen. Den Kindern fehlt es dann aber an Raum für die eigene gesunde Entwicklung und in der Folge können Entwicklungsdefizite auftreten, und auch das Risiko der Kinder, selbst seelisch zu erkranken, ist deutlich erhöht.
In der Forschung weiß man seit Langem, dass diese möglichen negativen Einflüsse der Erkrankung umso tiefgreifender sind, je jünger das Kind ist. Man weiß aber auch, dass eine gezielte und möglichst präventive Unterstützung den Familien helfen kann, diese Risiken deutlich zu minimieren. Deshalb ist es wichtig, den Eltern frühzeitig Hilfe anzubieten – etwa durch die Teilnahme an einem Elternkurs, einer Krabbel- oder Babygruppe.
„Mütter und Väter mit einer psychischen Erkrankung sind zuallererst Eltern.“, betont Jonas Popp, fachlicher Leiter des Jugendhilfeträgers ALADIN, der im letzten Jahr in Kooperation seiner Projekte wellengang.hamburg und dem FaNeWa eine Babygruppe für betroffene Eltern durchführte. „Sie möchten, dass es ihren Kindern gut geht und sie sich bestmöglich entwickeln.“ Darüber hinaus haben diese Eltern aber oft einen erhöhten Unterstützungsbedarf – vor allem wenn sie alleinerziehend sind und keinen Partner haben, der ihnen und dem Kind zur Seite steht. „In der Gruppe arbeiten wir mit den Eltern daran, ihre Feinfühligkeit gegenüber den Bedürfnissen und Signalen des Babys zu fördern“, erklärt Jonas Popp. „Ziel ist es, ihnen trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung Sicherheit in der neuen Rolle als Mutter bzw. Vater zu geben und das Gelingen einer Eltern-Kind-Bindung zu sichern.“ Weitere wichtige Ziele der Gruppe sind die Vernetzung der Familien im Stadtteil und das Kennenlernen der vorhandenen Hilfsangebote. „Für die oft isoliert lebenden Eltern“, führt Jonas Popp aus, „ist es sehr wichtig und hilfreich, sich mit anderen Müttern und Vätern auszutauschen, die in der gleichen Situation sind.“
Doch leider gibt es selbst in einer Großstadt wie Hamburg bei Weitem nicht genügend Angebote. Aktuell bieten nur drei Träger eine Babygruppe an und auch deren Zukunft ist nicht gesichert. „Wir freuen uns, dass wir auch in 2019 eine neue Eltern-Kind-Gruppe durchführen können“, sagt Jonas Popp. „Wie es danach weitergeht, wissen wir aber noch nicht.“
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