Danke für Eure Unterstützung und Eure aufmunternden Worte!
Hallo Ihr alle vorm PC!
Dieses ist nun mein endgültig letzter Bericht des Onlinetagebuches.
Die Gründe, warum ich so lange nicht mehr geschrieben habe, sind verschiedene. Zum einen war mein PC defekt und ich hatte keine wirkliche Zeit und Lust, mich mit diesem "Problem" zu befassen. Dann waren meine Kinder und auch ich mehrmals der Reihe nach krank. Das heißt:
organisieren, organisieren, organisieren...
Und was vielleicht der wichtigste Punkt ist: ich merke, dass es an der Zeit ist, mich aus der Öffentlichkeit zurück zu ziehen. Ich mag keine persönlichen Dinge mehr von mir preisgeben, denn ich merke, damit auch immer wieder angreifbar zu sein. Einige Menschen geben gerne Ratschläge, die oftmals wehtun. Es tat gut, Eure aufmunternden Worte zu lesen! Ich brauche jedoch wieder meinen geschützten Raum, zu dem nicht mehr jeder Zugang haben soll.
Trotzdem ist es mir wichtig, mich richtig von Euch zu verabschieden und ein letztes Mal schreibe ich offen und ehrlich.
Meinen drei Kindern geht es bestens, von den ganz normalen Infekten mal abgesehen. Aneke ist ab Sommer schon ein Vorschulkind und ganz stolz darauf. Kjell wird in den "Großen Kindergarten" seiner Schwester wechseln, worauf er sich freut und Runa ist ein prächtiger kleiner Sonnenschein. Sie läuft mittlerweile an allen Gegenständen entlang, macht viel Blödsinn und ist meistens gut gelaunt. Nur Schlaf, den braucht sie immer noch wenig, was sehr anstrengend für mich ist. Sehr oft wird mir gesagt, ich habe tolle Kinder, das freut mich jedes mal sehr und ich sehe es genauso! Die Minimonster sind etwas ganz, ganz besonderes...
Wie es mir selber geht, kann ich nur schlecht beschreiben. Ich habe das Gefühl, mich gibt es nicht mehr und ich hoffe, irgendwann wieder zu mir zu finden. Durch meine drei Kinder habe ich fast nie Zeit für mich. Die letzten 1 ½ Jahre haben mich sehr verändert. Ich bin hart und vielleicht sogar verbittert geworden. Ich musste erkennen, dass die letzten Berichte, in denen ich schrieb, mir gehe es gut, ein Versuch waren, zu verdrängen.
Die Weihnachtszeit war sehr schwer, der Winter auch. Ich hadere oft mit meinem Schicksal und frage mich, warum ich es tragen muss, warum wurde meinen Kindern der Vater genommen? Im Moment kann ich mir schwer vorstellen, jemals wieder wirklich glücklich und optimistisch zu sein. Die Angst vor erneuten Schicksalsschlägen ist da. Ich musste erleben, wie schnell alles zu ende sein kann... Das mit dem Verdrängen klappt leider nicht mehr. Robert fehlt mir sehr. Seine Meinung zu hören, den Alltag zu teilen, füreinander da zu sein.
Mein Alltag ist gut organisiert, alles auf die Kinder ausgerichtet. Wird eines der Drei krank, heißt es, wieder neu zu planen (z.B. Kindergartenfahrten, Verabredungen von ihnen, eigene Termine, Haushalt). Werde ich selber krank gibt es zwei Alternativen: Augen zu und durch oder betteln, betteln, betteln... Das liest sich jetzt vielleicht grausam, aber so fühle ich mich. Ich weiß, ich habe gute Freunde, die gerne einspringen und mir immer wieder ihre Hilfe anbieten. Ich mag jedoch nicht mehr fragen und fühle mich so abhängig.
Ich musste erkennen, dass die Hilfestrukturen für Alleinerziehende oder Menschen in schweren Lebenslagen oft unzureichend sind. So steht mir z.B. bei eigener Krankheit zwar eine Haushaltshilfe zu, kurzfristig ist jedoch nie eine frei. Ein Magen-Darm-Infekt kündigt sich aber nicht Wochen im Voraus an, wie soll ich da also vorher organisieren und anfragen, ob jemand frei sein wird.
Eine Mutter-Kind-Kur steht "frau" alle 4 Jahre, in belastenden Situationen alle zwei Jahre zu. Ich bin jetzt nach einem Jahr schon wieder völlig ausgebrannt... Die finanzielle Situation ist eng, also fallen auch Auszeiten durch Urlaube weg oder müssen knallhart kalkuliert werden (das gilt auch für Besuche bei Freunden, die weiter entfernt wohnen). Ich fände es klasse, wenn es z.B. günstige Unterkünfte gibt, damit generell ALLE Familien mal die Möglichkeit haben, raus zukommen und abzuschalten. Ich bin da sicherlich nicht die einzige, der ein Tapetenwechsel gut tun würde. Eine Stiftung, ein Haus, mit Kinderbetreuung und der Möglichkeit, etwas für sich zu tun, sei es durch Gespräche, Angebote oder einfach nur Ruhe und Zeit, ohne die Alltagsaufgaben etwas mit den Kindern zu unternehmen, so etwas muss doch möglich sein. Wer weiß, vielleicht kann ich irgendwann in einem solchen Bereich arbeiten...
Wahrscheinlich liegt der Hauptgrund meines derzeitigen Gemütszustandes darin, dass ich seit langer Zeit unter permanentem Schlafentzug leide. Hieran kann ich jedoch kurzfristig nichts ändern.
Wie sieht unsere Zukunft aus? Ich werde alles mir mögliche tun, damit meine Kinder weiter so behütet und glücklich aufwachsen können. Ab Herbst muss ich wieder in Teilzeit arbeiten gehen, um uns finanziell etwas mehr Luft zu verschaffen. Mal sehen, ob ich eine Chance bekomme, eingestellt zu werden... Vielleicht werden wir im nächsten Jahr umziehen, noch einmal neu anfangen - oder wäre das wieder nur ein Versuch des Flüchtens...
Ich hoffe noch immer, dass es irgendwann wieder leichter wird. Noch sind die Kinder klein. Es ist schade, dass ich ihr Aufwachsen jetzt nicht unbeschwert genießen kann. Trotzdem möchte ich keines der Drei missen. Hoffentlich haben sie eine glückliche und gesunde Zukunft vor sich, dann hat sich jede Strapaze der letzten und folgenden Zeit gelohnt.
Also dann, ich wünsche Euch allen einfach nur das Beste! Danke, dass ihr die letzten 1 ½ Jahre Anteil genommen habt!
Viele Grüße und tschüß
Tanja