Alles auf null und „wenn der Postmann 3x klingelt“
Ihr Lieben, da bin ich wieder.
Nun ist also der Geburtsbericht dran…Mein vorletzter und wahrscheinlich schwierigster Bericht. Wie soll ich die letzten beiden Wochen in Worte fassen? Ich hoffe, ich schweife nicht zu sehr ab und beginne einfach mal chronologisch.
Ich habe mich für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden, was sich letztendlich als die Beste Wahl herausgestellt hat. Als Termin war der 23.02. vorgesehen. Den haben wir jedoch, außer gegenüber den Personen die zur Betreuung der Großen Schwester eingespannt wurden, niemandem verraten. Ich wollte das so. ich wollte nicht, dass mir dann jeder „Viel Erfolg“ oder „Alles Gute“ wünscht…
Am Abend vorher wurde ich stationär im KH aufgenommen. Es erfolgten eine nochmalige OP Besprechung, CTG, Ultraschall und Blutabnahme. Im Ultraschall wurde „Klein-Karline“ auf 3800 Gramm geschätzt. CTG war nicht gut… Herztöne gingen von ganz unten bis ganz oben. Nach einer Nacht mit 4 h Schlaf begannen gegen 06:30 Uhr die OP-Vorbereitungen. Nochmal CTG, Flexüle legen (im Nachgang das Zweitschlimmste bei der ganzen Sache, weil mal wieder keine Vene gefunden wurde), Katheter legen (auch nur halb so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe). Zwischenzeitlich war dann auch mein Freund da und es ging runter in den OP.
Dort musste ich mich meiner aller, allerschlimmsten Angst stellen – der Spinalanästhesie, also der Nadel in meinem Rücken. Ich war fix und fertig mit den Nerven und hatte einfach nur panische Angst davor. Hebamme, Anästhesist und Anästhesieschwester sind super darauf eingegangen, haben mir jeden Schritt erklärt, mich immer vorgewarnt, wenn etwas passiert und versucht mich abzulenken. Und letztendlich habe ich nur von der Betäubungsspritze einen kleinen Piks gemerkt.
Die OP-Schwester und Ärzte (Chefarzt persönlich + Stationsärztin) kamen dazu und wir haben etwas geplaudert. Ich bat die Ärztin, doch dieses Mal bitte grade zu schneiden, denn meine letzte Narbe ist schief. Sie meinte, dass sie mich in der Hinsicht enttäuschen muss, denn sie macht die alte Naht wieder auf. Gut, meinte ich, dann werde ich in diesem Leben wohl kein Nacktmodell mehr. Dann wurde gewartet, bis die Narkose gewirkt hat. Es kribbelte in meinen Beinen und die Füße wurden schwer. Immer wieder wurde getestet, ob ich Berührungen etc. noch spüre. Dann meinten sie, dass die Narkose wirkt...
Moment mal! Ich merke doch aber noch, wenn jmd. meinen Bauch berührt! Mir wurde gesagt, dass ich die Tatsache, dass mich jemand berührt immer merke, jedoch keinen Schmerz. Wieder stieg Panik in mir auf. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen, dass ich die Berührung an sich merke, jedoch nix weiter…Man tröstete mich, dass alles ok ist. Irgendwann habe ich gefragt, wann sie denn anfangen zu schneiden. Als Antwort bekam ich die Info, dass sie schon geschnitten haben…Ok, ich habe nix gemerkt.
Mein Partner wurde dann in den OP geholt. Wir (Hebamme, Anästhesist, Anästhesieschwester, Chefarzt und Ärztin, mein Partner und ich) haben uns locker und lustig unterhalten. In Erinnerung ist mir noch geblieben, dass wir überlegt haben, wie die Frau von George Clooney heißt, weil wir über außergewöhnliche Namen gesprochen haben.
Dann haben sich die Männer dem Thema „Fußball“ zugewendet. Der Chefarzt meinte noch, dass er heute zwei Kaiserschnitte auf dem Programm hat und jeweils nur „Terroristinnen“ das Licht der Welt erblicken – Jungs sind nämlich bei ihm Jungs und Mädchen kleine Terroristinnen ;-) Er hat selber 2 Töchter zu Hause und kann das gut beurteilen…
Die Stimmung war also gut. Und dann auf einmal krähte da ein kleines Stimmchen… Die Hebamme kam dann auch sofort und zeigte uns die total zerknautschte kleine, große "Karline". Wir waren beide sprachlos und es flossen ein paar Tränen. Sie ging dann erst einmal zum 1. Check up mit ihr weg, versprach aber, wieder zu kommen. Wir durften dann nochmal ein paar Minuten kuscheln, bevor sie mit "Karline" und dem Papa in den Kreißsaal gegangen ist, weil es da wärmer ist. Plötzlich fiel alle Anspannung von mir ab und ich musste mich übergeben. Na prima….Zum Glück war das bald vorbei…
Ich bat dann darum, den Rest der OP verschlafen zu dürfen und bekam ein Schlafmittel gespritzt. Was leider nicht gewirkt hat. Somit habe ich den Rest der OP damit verbracht, mich mit allen zu unterhalten und zur allgemeinen Belustigung immer wieder festzustellen, dass meine Füße total schwer sind und zu bitten, dass sie runter gelegt werden (sie lagen die ganze Zeit auf der Liege). Ich hatte das Gefühl, Betonklötze an den Füßen zu haben.
Irgendwann verabschiedete sich der Chefarzt von mir. Ich fragte, ob wir jetzt fertig sind. Er verneinte, meinte jedoch grinsend, dass das „Zusammenflicken“ die Ärztin alleine schafft. Weg war er. Die OP dauerte dann auch nicht mehr lange. Als unangenehm habe ich noch empfunden, wie mein Bauch von Desinfektionsmitteln gereinigt wurde.
Dann ging es ab in den Aufwachraum, bis ich meine Füße wieder bewegen konnte. Ich sollte dies alle 5 Minuten probieren. Das war vielleicht komisch. Ich habe all meine Konzentration auf das Bewegen meiner Zehen gelegt und nix passierte…
Irgendwann erkannte die Schwester eine winzige Regung, was für mich hieß – ab auf Station, ab zum Baby. Ich wurde schnell geholt und konnte dann endlich meine Kleine richtig in die Arme schließen. Ich bekam dann auch die Daten erzählt:
3685 Gramm verteilten sich auf 55 cm bei einem KU von 38 cm. Wow! Ganz schön groß die Kleine!
Den Rest des Tages verbrachte sie fast ausschließlich schlafend auf meinem Bauch. Wir haben die ersten Stillversuche gestartet und viiiel gekuschelt.
Die erste Nacht verlief sehr entspannt und ruhig.
Am nächsten Morgen zur Visite ging die Ärztin nochmal mit mir die OP durch. Da „Karline“ einen so großen KU hatte, musste sie mit der Saugglocke geholt werden. Sie wäre also, genau wie prophezeit, wenn überhaupt, nur sehr schwer natürlich zur Welt gekommen. Ich bin sehr froh, dass ich den Versuch nicht gewagt habe, denn ich vermute, ich wäre nicht gestärkt daraus hervor gegangen, sondern eher noch mehr geknickt. Weiterhin riet sie mir von weiteren Schwangerschaften/Geburten ab. Das Gewebe war durch meinen letzten Kaiserschnitt bereits sehr vernarbt. Einen nochmaligen KS würde sie mir nicht raten. Allerdings waren ja nun beide Kinder relativ groß bzw. hatten einen relativ großen KU – sie hätte mir dazu geraten, mein Becken vermessen zu lassen, um zu klären, ob hier eine natürliche Geburt überhaupt möglich wäre. Zum Glück stellt sich durch die Sterilisation die Frage nicht mehr und es ist vollkommen in Ordnung für mich. Wir sind komplett!
Ich bereue, wie gesagt, auch den geplanten Kaiserschnitt nicht. Ich bin erhobenen Hauptes in den OP gegangen (gut gefahren ;-) ) und auch so wieder heraus gekommen. Nie hat sich eine Situation wie damals ergeben. Es war, auch wenn es eine OP war, weitaus würdevoller als beim letzten Mal. Auch wenn es schade ist, dies so schreiben zu müssen.
Ich denke aber, ich habe für mich auch damit mit der ersten Geburt meinen Frieden gefunden und kann jetzt damit abschließen. Es ist gut.
Im Krankenhaus blieben wir dann, da die Kleine Gelbsucht bekam, noch 5 Tage. Weil sie so schwach war, nahm sie viel ab und ihr fiel das Trinken schwer. Zum Glück haben die lieben Hebammen und Schwestern alles versucht, um zu helfen. Allerdings muss ich sagen – so nett wie das auch gemeint war – pro Tag hatten 3 Hebammen und 3 Kinderkrankenschwestern Dienst. Das heißt, insgesamt 6 Meinungen, was zu machen ist….Das macht es nicht immer besser.
Ich habe aufgrund wunder Brustwarzen vom vielen An- und Abdocken Stillhütchen probiert. Für mich war das sehr angenehm, die Kleine hat damit jedoch weniger getrunken. Also Augen zu und durch!
Einen richtigen Heultag hatte ich dieses Mal auch. An einem der Tage, wo die Maus ganz schlecht getrunken und viel geweint hat bzw. meine Brüste sooo weh taten, war ich dann abends/nachts ganz schön nah am Wasser gebaut. Zum Glück hat sich das am nächsten Tag wieder gegeben.
Insgesamt war ich viel schneller wieder fit als beim letzten Mal und habe jetzt, knapp 2 Wochen nach der OP, fast keine Beschwerden mehr. Schmerzmittel benötigte ich nur am OP Tag und dann nicht mehr. Aufstehen durfte ich am Morgen danach und durch viel Üben ging das Laufen auch ganz gut. Und jetzt kann ich im Schneidersitz auf dem Bett sitzen als wäre nix gewesen!
Als wir dann an Tag 5 endlich nach Hause durften war ich froh. Die Heimfahrt hat mich ganz schön erschöpft. Zu Hause ging es für mich nur noch auf die Couch. Doch kaum hatten wir es uns bequem gemacht, klingelte es…Das 1. Geschenkpäckchen für die Kleine kam schon an….Manche haben es echt eilig…..Ich lag kaum 20 Minuten und es klingelte wieder – noch ein Paket…. Und kurz vorm Einschlafen dann der erneute Klang der Klingel (welcher Idiot hat eigentlich vergessen, die abzuschalten???)…Grrrrrr… Was denn jetzt noch???? Überraschung: Ein Blumenstrauß von kidsgo brachte uns pünktlich zur Heimkehr Farbe ins Wohnzimmer! Danach habe ich den Versuch, Mittagsschlaf zu machen, aufgegeben. Schlaf wird doch überbewertet……
Und nun geht für uns das Abenteuer von vorn los. Als „gestandene, erfahrene“ Eltern, jedoch nun mit der Herausforderung, 2 Kinder unter einen Hut zu bekommen. Nun gut, wir haben sie angenommen und machen jeden Tag das Beste daraus. Ich kann bereits jetzt sagen: Hut ab, vor Familien mit 3 oder mehr Kindern!
Und ich gebe demjenigen Recht, der mir mal sagte: „Ein Kind/Baby im Haus ist am Anfang wie der Einschlag einer Bombe – der Staub muss sich erst einmal legen!“ Oh ja….Allerdings entschädigen die Kuschelstunden für alles und wir wissen ja, dass der Alltag und die Routine wieder kommen wird. Und bis dahin schließen wir uns weiterhin so oft wie möglich in unserem „Familienkokon“ ein und kommen in Ruhe an.
Die Große ist sehr stolz auf ihre Schwester und möchte viel helfen (zu viel). Allerdings kommt sie schlecht damit klar, wenn das Baby aufgrund von Bauchschmerzen weint. Aber auch das geht vorbei. Wir versuchen natürlich, auch ihr Exklusivzeiten zu geben bzw. Privilegien einzuräumen, weil sie ja jetzt die Große ist. Es muss halt noch jeder seine neue Rolle finden.
Über das Bekämpfen der ersten Stillschwierigkeiten berichte ich im Nachbericht, den ich hoffentlich pünktlich abgeben kann. An diesem sitze ich schon den 3. Tag, heute zum ersten Mal mit Baby in der Trage vorm Bauch.
Ich bedanke mich für die lieben Wünsche und den Blumenstrauß von kidsgo! Bis bald, Ihr Lieben,
Vanessa und Karline
Bild: Privat