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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
31. Schwangerschaftswoche

Fast sorglos

Diese Woche geht es um einen Kinobesuch, viele Strampler und das Wort „Hingabe“


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Bei einem Kinoabend habe ich mir neulich den Dokumentarfilm „Babys“ von Thomas Balmès ausgesucht, der schon seit langem auf kidsgo per Banner beworben wird – momentan ein „Muss“ für mich, so zu sagen. Vorhin habe ich erfolglos versucht, einige Freundinnen zu überreden, mit ins Kino zu kommen. Es ist aber wohl so, dass man (frau) persönlich in das Thema involviert sein muss, um einen Film mit so einem aussagekräftigen Titel anschauen zu wollen. Im Kinosaal saßen überwiegend Frauen, und es waren ältere Frauen. Nur ein Mann mit seiner Partnerin war dabei. Ich kam und verließ den Raum als letzte und war offensichtlich die einzige Schwangere im Publikum. Ich fragte mich, ob etwa alle diese Frauen das Babyalter ihrer eigenen bereits erwachsenen Kinder vermissen.

Schon der Trailer war ganz lustig. Der Film selbst erwies sich aber eher als bitterlustig. Angefangen von schweren sozialen Umständen, unter denen zwei der vier gefilmten Babys ihre ersten Erfahrungen machen, bis hin zum Gefühl der Einsamkeit und Hilflosigkeit, das bei allen Kindern – trotz Fürsorge ihrer Eltern – deutlich zu spüren ist. Seit dem ersten Tag ihres Lebens scheinen alle kleinen Menschen ihre eigenen schwerwiegenden Gründe zu haben, um traurig und besorgt zu sein. Aber natürlich wurde sowohl im Film als auch im Publikum viel gelacht.

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Die Doula hat mich wieder besucht und hat gute Laune und ein Vertrag vorbeigebracht, in dem ihre Funktionen schriftlich festgelegt sind. Die exklusive Art ihrer Geburtsbegleitung wird dort nochmal verdeutlicht. Es wird betont, dass sie nur eine Frau im Monat begleiten kann, dass ihre Rufbereitschaft sich auf diesen ganzen Monat erstreckt und dass sie bei der Geburt ohne Schichtwechsel solange da ist, wie nötig. Nach Wunsch können ihre Aufgaben auch einen Geburtsbericht oder eine Fotoreportage beinhalten. Auch wird im Vertrag ihr Unterschied zu einer Hebamme erläutert: Sie übernimmt keine medizinische Funktion. Meine Vorstellungen über die Rolle einer Doula bei der Geburt, die ich früher aus verschiedenen Quellen gesammelt habe, haben sich bestätigt. Wieder ging es in unserem Gespräch um Ermutigung und Sammlung der Kräfte für die Geburt – um die Arbeit an der Vorbereitung eines bestimmten seelischen Zustands, der zur richtigen Anstellung zu Wehen und Schmerzen führen soll. Als sie weg war, blieb mir ein Zettel auf dem Tisch mit dem großgeschriebenen Wort „Hingabe“ in der Mitte. Ich sollte darüber nachdenken. Ich habe alle dessen Bedeutungen sofort nachgeschlagen – es ist ein großartiges Wort!

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Vor einer Woche hat mir deine noch nicht vorhandene Garderobe Sorgen bereitet. Wie soll ich ein Wesen kleiden, das schneller als der Efeu in meinen Töpfen wächst? Einzelteile der Kindergarderobe scheinen im Vergleich zur Mode für Erwachsene preiswert zu sein. Aber wenn man alles Nötige zusammenzählt und über die ständig wechselnde Größe nachdenkt, dann wird es schon amüsanter.

Von Flohmärkten für Kindersachen habe ich mehrmals gehört, war aber nicht sicher, ob es bei mir funktioniert. Ich will doch, dass du wie eine – auch wenn noch sehr kleine – Königin aussiehst. Da werde ich lieber weniger essen, aber du bekommst nur das Beste! Und es ist höchstwahrscheinlich der normale Gedankenweg jeder zum ersten Mal werdenden Mutter. Allerdings traf ich im Wartezimmer meiner Frauenärztin eine Frau, die von der Neurodermitis ihrer ersten Tochter berichtete. Der Grund dafür sollten die farbigen neugekauften – also noch wenig gewaschenen – Kinderklamotten sein, so ihr Kinderarzt. Bei der zweiten Tochter hat die Frau nur noch getragene und mehrmals gewaschene Kleidung vom Babyflohmarkt geholt. Diesmal trat die Hautkrankheit nicht ein. Dann habe ich ähnliche Geschichten von meiner Doula und anderen Menschen in Foren gehört. Natürlich können diese Storys eher die Ausnahme als die Regel darstellen, aber ich beschloss es zu versuchen.

Also ging ich am Wochenende doch zum Flohmarkt und habe zwei volle Tüten nach Hause mitgebracht – und das trotz der Tatsache, dass ich ziemlich wählerisch war. Ich wollte reine Baumwolle und keine Rosasachen haben. (Witzig könnte es werden, wenn du ein paar Jahre später genau diese Farbe verlangst!) Bei der ersten Verkäuferin, von der ich viel beschaffen habe, saß ihre wunderschöne kleine rothaarige Tochter dabei – dies war wohl der entscheidende Kauffaktor. Bei einer anderen Frau habe ich einen Haufen Klamotten einer französischen Firma entdeckt, die sich sehr gut anfühlten, was von guter Qualität sprach. Mehr brauchte ich nicht – ich habe es mit meiner anhand von mehreren Quellen erstellten Checkliste abgeglichen. Jetzt benötigen wir nur noch winzige Socken und Mützen für dein Wohlbefinden.

Und am nächsten Tag nach meinem Einkauf kam eben die Doula, und sie hat mir eine Tüte voller Moltontücher und eine andere voller Kleidung von ihrer Tochter zur Auswahl mitgebracht (das gehört natürlich nicht zu ihren eigentlichen Leistungen). Und gestern ist der Max angereist mit einem Paket von seiner Mutter, die das ganze wiederum von einer Verwandten mit drei Kindern bekommen hat – auch mit Babysachen, Zeitschriften zum Thema „Baby“ und kleinem Kuschellöwen aus Plüsch. Und jetzt sitzen wir in meiner Wohnung zu dritt – du, ich und Max, und ich schreibe und wühle nebenbei in den winzigen Stramplern herum, und es ist warm und gemütlich, und du strampelst zufrieden, und es geht uns gut, und ich könnte wieder singen.



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Kommentare von Lesern:

Sandra, Berlin16.10.2010 17:57

Hallo Marina,
wenn Du neu, aber öko kaufen möchtest, empfehle ich Dir:

www.TullaVioletta.de Eine nähende, strickende Tagesmutter ;-) in Berlin-Pankow
www.wollkids.de (Wir lieben es!) oder
Naturkaufhaus in Berlin-Steglitz

Wenn Du mit Stoff windeln möchtest, sei Dir www.naturwindeln.de empfohlen. Viel Spaß und alles nur erdenklich Gute!

LG, Sandra

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Brygida, München28.09.2010 11:27

Hallo Marina,

ich lese Dein Tagebuch von Anfang an und regelmäßig doch erst jetzt melde ich mich selber zum Wort. Dein Tagebuch (und auch die anderen) waren für mich immer eine angenehme Lektüre zu Anfang der Woche, wenn man noch gar nicht das Wochenende verabschiedet hat/kann. Komischerweise erscheinen die neuen Einträge seit kurzem erst dienstags?
Ich habe schon mehrere Tagebücher gelesen und Deins ist sehr interessant auch wenn es zum großen Teil durch die (harte) Vorgeschichte überschattet ist (ungewollte Trennung zu Anfang der Schwangerschaft kann ich mir selber nicht vorstellen...) Um so mehr freue ich mich für Dich und Deine Tochter, dass Du diesen Schickalsschlag endlich überwunden zu haben, scheinst!!

Auch ich habe Migrationshintergrund (komme aus Polen) allerdings kann ich das Mutterglück (noch) nicht erleben :(

Ich wünsche Euch allen (drei!) noch schöne Endspurt-Zeit und natürlich alles Gute bei der Entbindung und in der Zeit danach!

Ich werde Dein Tagebuch natürlich weiterhin verfolgen und vielleicht kann ich Dir in ein paar Wochen schon gratulieren!

Viele Grüße,
Brygida

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In diesem Beitrag geht's um:

Kinofilm "Babys", Doula, Babyflohmarkt