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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
17. Schwangerschaftswoche

Ganz Ohr

Neues von unserem Vater

In einer Schwangerschaftsbibel steht, dass es jetzt, nach der viermonatigen Anpassungsphase des Organismus an die neuen Umstände, wieder aufwärts gehen soll. „Die Energie kommt zurück und man fühlt sich fast wie immer“. Laut derselben Bibel kannst du jetzt Geräusche außerhalb meines Körpers hören; bei einigen zuckst du sogar zusammen. Wenn ich heule, nehme ich an. Es tut mir leid, dass ich dein Zusammenzucken wieder ungewollt provoziere. Selbst die Glückshormone kann man überlisten.

Bist du jetzt wirklich schon ganz Ohr? Bei mir läuft im Hintergrund Klassik Radio. Ich mache es lauter. Kannst du wirklich hören, wie stark Vivaldis „Sommer“ ist? Schlägt auch dein Herz bei Kulminationen schneller als sonst? Denn dein Herz schlägt ja sowieso viel schneller als meines. Hörst du zu? Ich könnte für dich singen – ich habe es mein ganzes Leben gemacht. Nun jetzt kann ich es nicht mehr. Ich habe meine Gitarre nicht zur Hand genommen seit jener Winternacht, an der ich deinem Vater russische Lieder gesungen habe. Wir hatten einen Tannenbaum und Kerzen auf dem Tisch. Es war warm, wir waren glücklich. Damals war er verliebt und stolz auf mich und seine Augen strahlten vor Freude. Irgendwann werde ich wieder singen – nur für dich. Ich weiß, dass du ein dankbarer Zuhörer sein wirst. Und – versprochen – wenn du schreist, werde ich mir vorstellen, dass du für mich singst. Ob es funktioniert?

Wieder blättere ich an einer der umfangreichsten Broschüren für werdende Mütter „Rundum Schwangerschaft und Geburt“. Jetzt bin ich bei dem für mich bestimmten Teil „17-20 Schwangerschaftswoche“. Auf dem Bild zum Text ist ein kuschelndes junges Pärchen auf dem Sofa abgebildet. Im Text daneben ein Tipp: „Am schönsten mit Ihrem Partner zusammen“. Warum möchte man tatsächlich gerade während der Schwangerschaft so extrem kuscheln? Warum zum Teufel gerade jetzt, wenn es mir untersagt wird? Woher kommt dieses starke Bedürfnis, von ihm umarmt zu werden? Täglich, ständig. Passiert es gerade weil es untersagt wurde? Oder sind da wieder verdammte Hormone im Spiel, die mein schwangerer Körper derzeit massenhaft ausschüttet? Diese kleinen bösartigen Dinger, die eine Knutschkugel und ein Kuscheltierchen aus mir machen.

Ich habe mich neulich nochmal seit langer Zeit – und wohl zum letzten Mal in diesem Leben – vor deinem Vater erniedrigt. Ich habe ihn angerufen und ihn darum gebeten, einfach mal für eine Weile da, bei mir, zu bleiben, neben mir zu liegen, mich zu umarmen. Ich hatte keine Hintergedanken, wie es mir später vorgeworfen wurde. Ich kann schwören, dass ich dabei keine Küsse oder Sex gewollt hätte – nachdem allem was passiert ist. Ich bat ihn lediglich um ein paar Stunden menschlicher Nähe und Wärme. Dies wurde mir nicht bewilligt.

Er hat den Vorfall mit seiner Freundin ausdiskutiert und leitete ihre Verachtung an mich weiter. Mir wurde vorgeworfen, dass ich sie gar nicht respektiere, wenn ich mit solchen Wünschen ankomme.

Ich hatte das Gefühl, in einer verglasten Aufzugkabine zwischen zwei Hochhäusern aufgehängt zu sein. Und von allen Seiten trommelt kräftig der Regen gegen ihre Scheiben.



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Kommentare von Lesern:

Gast28.06.2010 12:09

Liebe Marina,

ich glaube, es ist durchaus möglich, aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander )). Eine gute (wenn auch oberflächliche) Beziehung muss man aufbauen, und das kann nur dann passieren, wenn keine Gefühle mehr da sind. Jetzt kannst Du dich einfach distanzieren, ohne etwas zu erklären oder offizielles Statement zu verkünden. Falls er fragt, kannst Du einfach freundlich sagen "ja, bin zurzeit so beschäftigt, keine Zeit". Damit ersparst Du dich mögliche Auseinandersetzungen und kannst später jeder Zeit, wenn und in wieweit Du bereit bist, ihn als Vater in das Leben deines Kindes zulassen.

Viel Liebe aus München,

Julia.

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Eva, Düsseldorf23.06.2010 09:08

Liebe Marina,
sicherlich braucht ein Kind seinen Vater, aber insbesondere in den ersten Jahren die Mutter doch sehr viel mehr. Dies liegt einfach daran, dass ihr während der Schwangerschaft 9 Monate "ineinander" verbringt. Dass Liebesverhältnis zur Mutter ist also schon von Anfang an da, während es sich nach der Geburt zu allen anderen Personen erst aufbauen muss. Da unterscheidet sich der Vater auch nicht von der Oma oder von einer Freundin. Und wenn der Vater nicht ständig bei Euch ist, wie es in Partnerschaften oder Ehen der Fall ist, wird Dein Kind in den ersten Monaten ihm gar nicht nahe sein wollen. Es wird automatisch bei Dir bleiben wollen, weil es Dich kennt. Der Vater wird ihm fremd sein. Erst wenn sich das Unterscheiden und Wiedererkennen von andren Personen entwickelt, wird es irgendwann etwas mit diesem Mann anfangen können. Daher mach Dir nicht zuveile Sorgen um das Verhältnis des Kindes zum Vater, im Laufe der Zeit wird Dein Kind sich selber entscheiden, wie es zu seinem Vater steht. Mach Dir also nicht zu viele Sorgen, dass Du Deiinem Kind schadest, wenn Du seinen Vater jetzt etwas außen vor lässt. Er hat kein Recht, mit zum FA zu kommen oder bei der Geburt dabei zu sein, wenn das Baby da ist mit ihm alleine Zeit zu verbrigenn (oder gemeinsam mit seiner Freundin, die vielleicht anfänft, auch "Mutter" zu spielen), es sei denn, Du möchtest es.
Alles Gute, Eva

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Julia, Göttingen23.06.2010 00:14

Liebe Marina,
vielen Dank für Deinen offenen Bericht, der mich berührt. Hier ein paar Gedanken von mir dazu. Wenn sie Dich nicht ansprechen, wisch sie einfach weg.

In der Haut der neuen Freundin Deines Ex mag ich nicht stecken. Bald wird er sein Bestes einem anderen Wesen - Deinem Kind schenken. Zudem wird er mit Dir für immer auf diese Weise verbunden sein, egal was kommt. Sie bleibt immer etwas außen vor, das macht ihr sicher jetzt Angst. Diese Angst kommt bei Dir als Verachtung an.
Ich wünsche Dir (auch wenn das jetzt sicher abwegig klingt), dass Ihr es schafft, eine gute Ebene miteinander zu finden. Vielleicht ist sie ja nett und eine Verbündete, wenn es darum geht, das Richtige für Dein Kind zu tun. Und schließlich hat ER Dir dies angetan, nicht sie.

Desweiteren wünsche ich Dir, jetzt viel Gutes für Dich und Deine engsten FreundInnen zu tun. Sonne, vertraute Gespräche, Kultur.

Was Deine Kuschelwünsche angeht, wünsche ich Dir jetzt eine Freundin, an die Du Dich auch anlehnen kannst. Bald wird ja jemand sein, der oder die Dir Körperkontakt und Nähe im Überfluss schenkt.
Auch Stillen ist wunderschön, wenn es klappt.

Hast Du schon eine Hebamme, der Du vertraust?
Für mich waren die Hebammen immer ganz besondere Menschen, die mir auch in Angst und Niedergeschlagenheit immer liebevoll zur Seite gestanden haben.

Ich schicke Dir einen Strauss Liebe und Gelassenheit, in der Hoffnung, dass Du ihn annehmen kannst. Julia

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Marina, Berlin22.06.2010 18:12

Liebe Leser,
Eine bessere Unterstützung kann ich mir momentan nicht vorstellen – ihre Worte geben mir viel Kraft. Was mich gerade beschäftigt, ist die Frage, ob man wirklich ins Extrem fallen muss.

Wäre es vielleicht auf irgendwelche Weise möglich, sich geistig zu befreien (und ich habe es bereits fast geschafft), rechtlich unabhängig zu bleiben und trotzdem gutes Verhältnis zu ihm zu haben? Ich glaube, dass das Kind es am meisten brauchen wird.

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Gast 222.06.2010 13:35

Die Schreiberinnen hier haben völlig Recht! Der pickt sich doch nur die Rosinen vom Kuchen und steht dann auch noch als Held da, weil er trotz seiner neuen Freundin mit Dir zu den FA-Terminen geht. Und Du bist ihm völlig egal. Ich find das ist keine Erniedrigung, was er Dir da geschrieben hat, sondern einfach blamabel für ihn. Das hätte er Dir wirklich anders und ohne seine Freundin klarmachen können, dass Kuscheln nicht mehr drin ist. Lenk Dich ab und hoffe, dass Dir die Zeit hilft. Mach Dir klar, dass der Typ Geschichte ist und dass er mit diesem Verhalten auch immer Geschichte sein wird. So behandelt man keine Frau, vor der man Respekt hat und die das zukünftige gemeinsame Kind erwartet. Zeig ihm, dass Du nicht abhängig bist von seiner "Güte". Stell Regeln auf, die Du bestimmst! Und nicht er oder seine Freundin! Mal hü, mal hott, kein Wunder, dass Du nicht weißt, wo Du dran bist. Mach Dich frei! Wir alle halten zu Dir!

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Lena, Bottrop21.06.2010 22:29

Liebe Marina,
oh, ich weiß nur zu gut, wie es Dir geht. Ich habe mir auch lange Zeit gewünscht, der Vater meines Kindes käme zurück. Man hofft so sehr und es fällt noch viel schwerer die Realität zu sehen. Bleib stark für Dich und für Dein Kind. Es wird Dich sehr dafür lieben. ich sehe es auch so: Du brauchst unbedingt das alleinige Sorgerecht! Er wird nicht, weil Du es jetzt mit ihm teilst, wieder zu Dir zurück kommen und es wird viel viel schwerer für Dich, wenn Du alles mit ihm abstimmen musst. Du trägst die Verantwortung und so solltest Du auch das alleinige Sorgerecht haben. Du ahnst nicht, was Du snst noch für Probleme mit ihm bekommen wirst!

Ich wüsnche Dir von ganzem Herzen, dass Du ihn loslassen kannst, dass Du frei bist im Kopf, frei zum Singen und offen sein. Und ich wünsche Dir so sehr, dass Du gute Freunde hast, die bei Dir sind und Dir helfen! Da sind, Zeit haben. warst Du einmal bei einem Treffen für Alleinerziehende? Das hat mir sehr geholfen!!!

Liebe Grüße
Lena

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nessy21.06.2010 19:33

Sing für dich,sing für das Leben und für das ungeborene Leben was du in dir trägst....auf kräftigen Regen folgt doch oft Sonnenschein und ein riesen Regenbogen und dort mußt du hin!Logisch: unsere Zeit auf Erden besteht nicht nur aus rosa Zuckerwatte(das ist mir durchaus bewusst)und wir haben in der Liebe viel zu oft mit leiden zu tun, müssen Stürmen,Sinnfluten und Lawinen trotzen....und dabei versuchen diese halbwegs oder heile zu überstehen.Meine damit auch nur du trägst deinen Sinn doch sowieso in dir und durch die Frucht in dir noch viel mehr.Wie Eva schon geschrieben hat,: es ist deins-zwar euer Fleisch und Blut-aber trotzdem halt dein Baby.lieben Gruß aus Göttingen

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Eva, Düsseldorf21.06.2010 14:38

Hallo Marina,

ich bin mir gar nicht sicher, ob Du schon etwas zu dem Thema gesagt hast, aber wo ich die Zeilen von Julia lese, möchte ich Dir gerne auch einen Tipp geben (der, wie ich meine, bei Julia schon mitschwingt): Das Baby ist DEIN Baby. Sicherlich sollte es das Recht haben, seinen Vater kennenzulernen und sicher sollte er für das Kind Unterhalt zahlen. Wenn es aber um das Thema "Sorgerecht" geht, behalte das alleinige, wie es Dir als unverheirateter Mutter von Gesetz aus zusteht. Sonst behält er weiterhin eine Macht über Dich. Du müsstest ihn bei jeder Entscheidung das Kind betreffend um Erlaubnis bitten, nichts könnte ohne seine Zustimmung und Unterschrift passieren. Ein bisschen komisch finde ich es auch, dass er Dich so distanziert behandelt, aber mit zum FA kommt. Du sitzt am längeren Hebel. Und vielleicht ist es für dich einfacher, einen klaren Schnitt zu machen. Er hat das Kind gezeugt. Na und?
Liebe Grüße, Eva

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Gast21.06.2010 11:05

Liebe Marina,

es tut mir leid, aber.
Er ist jetzt ein fremder Mann, nicht mehr Deins. Du würdest keinen Fremden auf der Straße ansprechen und um Kuscheln beten. Deine wichtigste Aufgabe jetzt ist ihn loslassen, verstehen, dass Du keinen Freund mehr hast, sondern single bist. Das gemeinsame Baby macht das Ganze viel schwieriger, aber im Leben kriegt man nur diejenige Aufgaben, die man managen kann. Das heißt, wenn Du wirklich willst, schaffst Du es, ihn loszulassen.
Was macht eine single Frau. die sich allein fühlt und kuscheln will? Was hast Du gemacht? Diese ganze Umstellung ist sehr sehr wichtig, um eines Tages wieder glücklich zu werden. Keine Frau würde es erlauben, dass ihr Mann mit einer Anderen kuschelt, Du bestimmt auch nicht. Und darf ich sagen... die Tatsache, dass er das seiner Freundin erzählt hat, zeigt ihn als ein schlechter Mensch. Du hast ihn als Freund um Gefallen gebeten, er ist aber kein Freund! Deine Freunde lieben Dich und wünschen Dir nur das Beste. Er will Dir nicht helfen, wieder frei und glücklich zu werden, er genießt Deine Misere, Abhängigkeit und Erniedrigung. Ein guter Mensch würde mit Dir sanft, aber bestimmt reden und erklären, warum er das nicht machen kann.
Er ist jetzt in einer Machtposition. Das muss sich aber ändern, und so bald wie möglich. Versuch es: Ohne ihn zum FA zu gehen, keine Anrufe, alle Kommunikationen sehr offiziell und nur durch Anwalt und nur wenn unbedingt nötig! Falls er anruft, offiziell und kurz zu sein, "alles in Ordnung, tschüß". Ok, er hat das Baby gezeugt. Na und? Es wird ihn nie zurückbringen und er hat in Deinem Leben nichts zu suchen. Wenn das Baby da ist, dann darf er - wenn es Dir passt - vorbei kommen.
Es gibt ein Superbuch, "He's just not that into you", das zwar sehr amerikanisch geschrieben ist, hat mir aber einmal sehr geholfen. Entschuldige bitte so viele "Belehrungen", aber manchmal sieht man von der Seite besser.

Alle Liebe aus München,

Julia

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maria, Berlin21.06.2010 09:39

Ach weißt Du, die neue Freundin kann Dich mal, warum solltest Du sie respektieren? Du hast das sehr mutig gemacht, Deinem Bedürfnis Ausdruck gegeben. Nun musst Du zwar mit der Ablehnung leben, die man leider einkalkulieren muss, aber dass du diese andere Frau respektieren musst - ist totaler Quatsch und ihre Verachtung sollte Dir am A... vorbei gehen. Ich wünsche Dir eine gute Freundin, bei der Du Dir eine Umarmung abholen kannst. Noch einmal: Sorge gut für Dich, gönn Dir alles mögliche, was Dir gut tut, wenn Du es zeitlich und finanziell leisten kannst! UND SINGE! :) Das ist eh das allerbeste - und wenn Du dabei Rotz und Wasser heulst, so wie ich - das ist so egal, danach gehts einer meist besser. Alles alles Gute!

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