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Ganz vielt Halt: Baby richtig tragen mit Tuch oder Babytrage

Babys wollen ganz nah bei Mama oder Papa sein - das schafft Vertrauen und beruhigt. Und mal ehrlich: Gibt es im Alltag mit dem kleinen Tragling etwas Praktischeres als Tuch oder Tragehilfe? Hier erfährst du die positiven Auswirkungen des Tragens auf dich und dein Baby, wie du die passende Tragehilfe findest und dazu Expertentipps zum richtigen Tragen.

In diesem Artikel:

Wunderbar geborgen! Tragen stärkt Bindung und Rücken

Am liebsten ist Maja ganz nah an Mamas Körper: auf dem Arm oder im Tragetuch. Sobald Sandra ihre Tochter ablegt, schlägt deren kleines Radarsystem Alarm. Dann fühlt sie sich allein. Erst wenn Sandra sie auf den Arm nimmt, beruhigt sie sich wieder. Aus der Sicht von Verhaltensbiologen benimmt sich Maja geradezu mustergültig. Menschenkinder gehören nämlich zu den Traglingen. Im Gegensatz zu Nestflüchtern wie beispielsweise Fohlen, die ihrer Mutter schon wenige Stunden nach der Geburt auf eigenen Beinen folgen können. Zu Zeiten, als wir noch als Jäger und Sammler durch die Weltgeschichte wanderten, war das permanente Mitschleppen des Nachwuchses dessen Lebensversicherung. Und dieses biologische Sicherheitsprogramm ist nach wie vor tief in uns verwurzelt und sorgt dafür, dass Babys schreien, wenn sie Mamas Anwesenheit nicht mehr spüren. Und andersherum? Welche Mutter sorgt sich nicht, wenn sie vom Baby getrennt ist ...

Richtige Haltung

Unsere Autorin Julia Fiedler erklärt in ihrem Beitrag „Haltung bewahren – so sitzt das Kleine richtig in der Trage!“, worauf du beim Tragen achten solltest.

Außerdem haben wir dazu eine Checkliste vorbereitet, so kannst du alles auf einen Blick überprüfen.

Checkliste: So sitzt dein Baby richtig in der Trage! (PDF)

Wir sind ständig in Bewegung!

Auch wenn wir heute unseren Lebensunterhalt nicht mehr mit Bärenjagd oder Pilzesammeln bestreiten und einen festen Wohnsitz haben, ist unser Leben und sind wir selbst ständig in Bewegung. Ob Arzttermin, Einkauf, Verabredung des Geschwisterkindes — das Baby muss natürlich mit. Doch wie? Im Kinderwagen, in der Babyschale, in der Babytrage oder im Tragetuch?
Klar ist: Die natürlichste und gesündeste Art und Weise ist und bleibt das Tragen am Körper. Und das lässt sich mit einem Tragetuch oder einer für Neugeborene konzipierten Babytrage besonders gut, praktisch und bequem bewerkstelligen und entspricht dem angeborenen Bedürfnis des Babys nach Körperkontakt.

Richtiges Tragen tut der Babyhüfte gut

Das richtige Tragen des Kindes freut auch den Kinderorthopäden. Die Hüftgelenke von Säuglingen sind nämlich noch nicht ganz ausgereift. Fast ausnahmsloses langes Liegen mit lang gestreckten Beinchen führt bei Babys nachweislich zu Hüftluxationen (= Verrenkungen) und -dysplasien. Regelmäßiges Tragen in einer Spreiz-Hock-Haltung – ähnlich wie Kinder sie auch im Mutterleib einnehmen – kann helfen Fehlstellungen zu vermeiden, manchmal sogar zu beheben. „Wie sehr ihnen der Hüftsitz in den Knochen steckt, zeigen die Kleinen auch damit, dass sie unwillkürlich die Beinchen anziehen, wenn sie hochgehoben werden“, sagt der Kinderarzt und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster.

Rücken schonen

Und wie sieht es mit deiner eigenen Haltung aus? Die Hebammenpraxis Koru und Physiotherapeutin Anika Lux aus Kelkheim geben dir Tipps für rückenschonendes Tragen und zeigen dir Übungen für einen starken Rücken.

Anleitung Rückenübungen (PDF)

Tragen ist Training

Das richtige Tragen des Kindes freut auch den Kinderorthopäden. Die Hüftgelenke von Säuglingen sind nämlich noch nicht ganz ausgereift. Fast ausnahmslos langes Liegen mit lang gestreckten Beinchen führt bei Babys nachweislich zu Fehlstellungen der Hüften. Regelmäßiges Tragen in einer Anhock-Spreiz-Haltung – ähnlich wie Kinder sie auch im Mutterleib einnehmen – kann dies vermeiden, manchmal sogar beheben. „Wie sehr ihnen der Hüftsitz in den Knochen steckt, zeigen die Kleinen auch damit, dass sie unwillkürlich die Beinchen anziehen, wenn sie hochgehoben werden“, erklärt Kinderarzt Herbert Renz-Polster.

Der kindlichen Wirbelsäule indessen schadet das aufrechte Tragen nicht, auch wenn der kleine Tragling sich noch nicht aus eigener Kraft aufsetzen kann. Im Gegenteil: Ein straff gebundenes Tragetuch oder eine gut sitzende Tragehilfe stützen die Wirbelsäule optimal. Sind die Oberschenkel in einem Winkel von etwa 100 bis 110 Grad angezogen, die Arme frei beweglich, und ist der Oberkörper dicht an den Rumpf der Eltern angelehnt, hat das Kind eine ideale Position. Auch weil die natürliche Anhock-Spreiz-Stellung die Hüfte schont und deren Durchblutung fördert. Ein weiterer Vorteil: Der Blick ist den Eltern zugewandt. Das gibt Sicherheit und lädt zur Interaktion ein.

Eine Bindung fürs Leben

Über all das hinaus fördert die Nähe, die beim Tragen entsteht, die intuitive Kommunikation zwischen Eltern und Kind und bietet dem Kind eine Fülle von Sinneseindrücken. Mitempfundene Lagewechsel schulen den Gleichgewichtssinn und helfen so nicht nur der motorischen Entwicklung auf die Sprünge.


Auch Majas Vater Tobias ist begeistert. Kaum hat er Maja in das Tuch gewickelt, hört sie auf zu schreien. Jetzt spürt sie den Herzschlag ihres Vaters, nimmt seinen Geruch wahr und das Gefühl gehalten zu werden. All diese Eindrücke und Empfindungen vermitteln ihr das Gefühl geborgen zu sein. Das löst in ihrem kleinen Körper die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin aus. Diese Portion Glück, gepaart mit der Fülle an Sinneseindrücken, gibt es fast nur beim Tragen. 

Babyschale

Das Kind schläft gerade in der Babyschale? Wieso langes Liegen in der Babyschale nicht zu empfehlen ist und welche Rolle eine gute Federung spielt, erfährst du im Artikel „Tragen in der Babyschale“.

Tragen in der Babyschale

Klar, beim Autofahren geht es nicht anders und für kurze Wege, wenn das Baby gerade eingeschlummert ist, sind alle dankbar, wenn es bleibt, wo es ist. Grundsätzlich aber sind Babyschalen keine optimale Tragevariante – und das weder für die Eltern noch für das Kind.

Eine Babyschale zu tragen, ist vor allem eines: schwer. Und es belastet insbesondere bei Müttern, die gerade entbunden haben, extrem den Beckenboden. Zudem ist das einseitige Tragen über dem Arm oder an der Hand ein guter Garant für Rückenbeschwerden.

Kinder sitzen in der Babyschale relativ zusammengesunken, was dazu führt, dass die Lungen sich schlechter entfalten können und die Atmung dadurch etwas flacher ist. Zum anderen belastet diese Haltung die Wirbelsäule, die anders als im Tragetuch oder in der Trage keine Unterstützung findet.

Mittlerweile lassen sich aber manche Schalen auch in die Waagrechte kippen. Auch wenn die meisten Untergestelle zwar Mamas oder Papas Rücken entlasten, sind sie jedoch oft so unzulänglich gefedert, so dass alle Erschütterungen sich auf die kindliche Wirbelsäule übertragen. Wer sein Kind also so befördert, sollte unbedingt auf eine gute Federung achten!

Expertin

Dr. Evelin Kirkilionis
Dr. Evelin Kirkilionis ist Verhaltensbiologin und Buchautorin des 2013 neu aufgelegten Klassikers „Ein Baby will getragen sein“. Im kidsgo-Interview wirft sie einen wissenschaftlichen Blick auf das Tragen.

Experten-Interview - Bedürfnis nach Nähe ist angeboren

kidsgo: Was spricht aus verhaltensbiologischer Sicht für das Tragen?

Dr. Evelin Kirkilionis: Eigentlich alles. Stammesgeschichtlich sind kleine Kinder prinzipiell daran angepasst, immer in der Nähe einer Vertrauensperson zu sein. Sie haben eine biologische Antenne, die ihnen beim Tragen signalisiert: Ich bin in Sicherheit. Das Gefühl bewegt zu werden und die taktilen Reize, die ein Kind durch den Körperkontakt zum Tragenden erhält, sind schon für die Kleinsten eindeutige Hinweise. Dabei muss es aber nicht unentwegt die Mutter sein, in deren unmittelbarer Nähe sich das Kind aufhält. In noch ursprünglich lebenden Gesellschaften wird diese Aufgabe durchaus von verschiedenen Mitgliedern einer Sippe übernommen. Da mütterlicher Arbeitsplatz und „Krippenbetreuung“ in diesen Gesellschaften direkt nebeneinander liegen, wandert ein Baby, sobald es unruhig wird, automatisch zur Mutter zurück.

kidsgo: Was soll ich beim Kauf einer Tragehilfe beachten, und soll ich diese schon in der Schwangerschaft anschaffen oder lieber abwarten, bis das Baby da ist?

Dr. Evelin Kirkilionis: Ob Tragetuch oder Tragehilfe mit Klett- oder Klicksystem ist weitgehend Geschmacksfrage. Am individuellsten anpassbar ist sicherlich ein Tragetuch. Wichtig ist, dass das Kind in der Tragehilfe im Rumpf gut gestützt aufrecht sitzt, der Steg breit genug ist, um eine Hockhaltung zu gewährleisten, und das Kind, wenn es vor dem Bauch getragen wird, in Blickrichtung zum Tragenden sitzt. Daneben sollte die Trage auch für den Tragenden bequem sein. Mein Tipp ist darum, sich erst einmal ein bereits erprobtes und durch die Benutzung angenehm flexibel gewordenes Second-Hand-Tragetuch zu besorgen und, wenn das Baby dann da ist, gemeinsam zu testen, was passt – gerade dann, wenn es doch eine Trage sein sollte, wofür Väter übrigens oft plädieren. Manche Hebammenpraxen, Elterntreffpunkte oder Trageberatungen sind da sehr hilfreich.

kidsgo: Wie viel Getragenwerden verträgt mein Kind?

Dr. Evelin Kirkilionis: Wie viel Zeit ein Kind im Tuch oder auf dem Arm der Eltern verbringen mag, ist sicherlich von Kind zu Kind verschieden und wird sich auch mit zunehmendem Alter des Kindes verändern. Kein Kind braucht ununterbrochen Körperkontakt. Es benötigt auch Zeit, um sich mit sich selbst zu beschäftigen, die eigenen Hände oder Füße zu erforschen. Kinder zeigen eigentlich sehr deutlich, wenn sie genug haben und Eltern sind in der Regel so kompetent, das zu erkennen.

kidsgo: Gibt es Gründe, die gegen ein Tragen sprechen?

Dr. Evelin Kirkilionis: Wenn Mutter oder Vater nicht mögen. Wer die unmittelbare Nähe nicht gut aushalten kann und dadurch ungeduldig und kribbelig wird, lässt es besser sein, denn dieses Gefühl überträgt sich mit Sicherheit auf das Kind. Tragen ist praktisch, weil sich dadurch das kindliche Bedürfnis nach Nähe problemlos in den Alltag einbauen lässt. Auch ein Kind, das nie eine Trage kennengelernt hat, kann glücklich heranwachsen. Ihm muss dann aber ausreichend Nähe auf eine andere Art — aktiv und zeitaufwändiger — gegeben werden.

kidsgo: Worauf muss ich achten, wenn ich mit meinem Tragekind bei Wind und Wetter unterwegs bin?

Dr. Evelin Kirkilionis: Darauf, dass die Beinchen und das Gesicht nicht auskühlen. Ganz kleine Kinder melden sich nicht, wenn ihnen zu kalt ist. Gesetzt den Fall, Eltern haben ihr Kind mit in ihren Wintermantel eingepackt, sollten sie darauf achten, dass seine Atmung nicht behindert wird.

kidsgo: Manche Kinder schreien, wenn es in die Trage gesetzt wird. Woran könnte es liegen?

Dr. Evelin Kirkilionis: Vielleicht hat es Hunger oder es ist müde. Oder es ist ein Sensibelchen und durch alles Ungewohnte schnell zu irritieren; dann hilft vielleicht zunächst ein elastisches Tragetuch. Vielleicht spürt das Kind aber auch die Unsicherheit der Mutter. Wer unsicher ist, verkrampft ganz automatisch, und wer mag sich schon gern an eine Brust kuscheln, die sich in etwa so angenehm anfühlt wie ein Waschbrett. Vielleicht drückt aber auch eine Schnalle, Stofffalte oder -kante. Hier könnte es sinnvoll sein, eine Trageberaterin aufzusuchen, um mit ihr gemeinsam zu schauen, wie das Kind möglichst optimal sitzt. Wird ein Kind zum ersten Mal getragen und ist schon älter als drei Monate, muss es sich an diese neue Art des Bewegt-Werdens und vor allem an die Enge erst einmal gewöhnen. Und wenn es trotz aller Bemühungen nicht möchte, dann ist es trotz biologischer Disposition vielleicht einfach kein Tragekind. Auch das kommt vor, wenn auch sehr selten.

kidsgo: Frau Dr. Evelin Kirkilionis, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

4 Expertentipps zum richtigen Tragen


Frauke Ludwig, Trageschule Hamburg
Expertin Frauke Ludwig, Geschäftsleiterin der Trageschule Hamburg, erklärt, worauf Eltern achten sollten.

Beinhaltung:

Bei der sogenannten Anhock-Spreiz-Haltung hat das Baby die Beinchen in einem Winkel von 100 bis 110° angehockt und bis zu 90° gespreizt. Die Stegbreite der Tragehilfe sollte man so einstellen, dass sie von Kniekehle zu Kniekehle reicht und das Baby mit dem Po im Rückenteil und nicht auf dem Gurt hockt.

Rückenteil:

Die Kinder sollten immer aufrecht und nah am Körper des Tragenden im Tuchbeutel hocken. Dazu sollte die Tragehilfe oder das Tuch wirklich fest gebunden sein, ohne aber das Köpfchen zu fixieren.

Kopfstütze:

Der Kopf sollte immer aus dem Rückenteil herausgucken, auch kleinste Babys mögen es nicht, wenn sie in der Tragehilfe versinken. Um den Kopf zu stützen, empfehlen wir, die Kopfstütze einzurollen und wie ein Nackenkissen an den Trägern zu befestigen. So ist dieser Bereich gut gestützt und die Atmung gewährleistet.

Das Papa-Special:

Tragen ist das Stillen der Väter. Das Baby zu beruhigen, ist für den Papa oft nicht so leicht, dabei ist es mit einer Tragehilfe so einfach. Wer sich hier unsicher ist, kann eine Trageberaterin oder einen Trageberater kontaktieren und sich helfen lassen. Dann steht einem langen Spaziergang nichts mehr im Wege und die Mama kann sich in der Zeit etwas erholen. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten!

 

Expertin

Stefanie Mühe


Stefanie Mühe

Trageberaterin ftz-Babytragen &
GfG-Familienbegleiterin

Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein e.V., München
haeberlstrasse-17.de

Nachgehakt: Wie findest du die optimale Tragehilfe?

Wir haben dazu Stefanie Mühe befragt. Sie arbeitet als Trageberaterin und Familienbegleiterin in der Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein e.V. in München.

kidsgo: Frau Mühe, was sollten Eltern vor und beim Kauf einer Trage bedenken?

Stefanie Mühe: Bevor Eltern sich zum Kauf einer Tragehilfe entscheiden, sollten sie überlegen, welche Art von Tragehilfe sie sich überhaupt vorstellen können: Tragetuch, MeiTai oder Komforttrage? Und: Gibt es gesundheitliche Einschränkungen bei Träger und/oder Kind?

Tipps für den Kauf

Eine Tragehilfe zu finden ist manchmal nicht so einfach, da sie bei jedem unterschiedlich sitzt. Ich rate beim Kauf einer Tragehilfe sich folgende Fragen zu stellen:

  • Ist die Trage leicht an Eigengewicht?
  • Sind unterschiedliche Tragepositionen vor dem Bauch, auf der Hüfte und auf dem Rücken möglich?
  • Ist der Blick des Babys zur tragenden Person gerichtet?
  • Können die Träger auch über Kreuz gebunden werden?
  • Ist der Steg zum „Sitzen“ breit genug? Oder sogar verstellbar?
  • Hat die Trage eine Kopfstütze und stützt gut den Rumpf des Babys?
  • Aus welchem Material ist die Trage? Schmiegt es sich an das Kind?

kidsgo: Wie sollte der Steg der Tragehilfe beschaffen sein?

Stefanie Mühe: Der Steg der Tragehilfe sollte über die ganze Länge breit genug sein, das heißt von Kniekehle zu Kniekehle reichen. So kann die Hüftausreifung optimal unterstützt werden.

kidsgo: Wie sollte das Baby in der Trage „sitzen“?

Stefanie Mühe: Die Tragehilfe sollte den natürlichen Rundrücken vom Baby zulassen und es gleichzeitig ausreichend stützen. Das heißt, das Baby sollte die natürliche Anhock-Spreiz-Haltung einnehmen. Die Knie befinden sich dann in Bauchnabelhöhe.
Und ganz wichtig: Nicht nur bei den Kleinsten, sondern auch bei schlafenden Kindern muss der Kopf unbedingt gestützt werden.

kidsgo: Oft kommt die Frage: Kaufe ich besser ein Tragetuch oder eine Tragehilfe?

Stefanie Mühe: Richtig gebunden, hat man mit dem Tragetuch immer den optimalen Sitz für den Träger und das Kind, in jeder Wachstumsphase. Es gibt verschiedene Bindeweisen sowie drei Positionen: vor dem Bauch – auf der Hüfte – auf dem Rücken.

kidsgo: Gibt es die Möglichkeit, sich vor dem Kauf beraten zu lassen und unterschiedliche Tragehilfen zu testen?

Stefanie Mühe: Beides ist möglich! Meine Empfehlung: Am besten lässt man sich vor seiner Kaufentscheidung von einer zertifizierten Trageberaterin vor Ort beraten. Diese kann individuell auf Wünsche und Bedürfnisse eingehen. Dort kann man nicht nur testen, sondern lernt auch den korrekten Umgang mit den verschiedenen Systemen oder auch das Binden des Tuchs. Oftmals gibt es auch die Möglichkeit eine Tragehilfe oder ein Tuch auszuleihen, um sie im Alltag mit Baby zu testen.

kidsgo: Wichtig ist doch, dass die Trage bequem ist.

Stefanie Mühe: Genau! Die Trage sollte nirgends drücken oder zwicken. Letztendlich sollte das Tragen für Träger und Baby ergonomisch und bequem sein. Im Idealfall verteilt sich das Gewicht des Kindes gleichmäßig auf den Körper des Tragenden.

Viel Spaß beim Tragen wünscht
Stefanie Mühe

Wir fragten nach im Verlag: "Habt ihr eure Kids getragen?“

Das Ergebnis: Alle kommen ins Schwärmen!

Anne Richter
Anne Richter

„Lotta hat mich fast in den Wahnsinn gebrüllt und ließ sich nur durch Tragen beruhigen. Obwohl andere meinten „Du verwöhnst sie zu sehr!“ oder “Dein Rücken wird krumm”..., habe ich diese innigen Momente sehr genossen.“

Hans Dieter Wöhrle
H.D. Wöhrle

„Unsere Zwillinge kamen zu früh, deshalb haben wir sie nach der Geburt ganz viel „gekängurut“. Wir haben es sehr genossen, sie bei uns zu haben, und so ergab sich das Tragen von selbst. Praktisch waren Tuch oder Trage vor allem zum Beruhigen oder zum Arbeiten am Rechner auf dem Sitzball.“

Patrizia Walter
Patrizia Walter

„Max für ein paar Minuten mal ablegen? Ein absolutes No-Go für ihn. Das Tragen im Tuch – und später in der Trage – wurde schnell zu unser aller liebsten Möglichkeit, auch mit Kind mobil zu bleiben, egal ob beim Einkauf, Spaziergang, im Urlaub oder zu Hause.“

Steffi Heidenreich


Steffi Heidenreich

„Unsere Babytrage war immer und überall mit dabei. Ich denke, dass wir mit dem Tragen unseren Kindern sehr viel Nähe und Sicherheit gegeben haben. Hanna ist jetzt 2 ½, und ich trage sie immer noch gerne auf dem Rücken. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie mir zu schwer wird.“

Barbara Hirt
Barbara Hirt

„Weil mein Großer von Anfang an im Kinderwagen zeterte, bin ich nur noch mit Baby vor dem Bauch los. Was für eine Freiheit! Stundenlang streifte ich so durch den Wald, besuchte Freundinnen und ging einkaufen – dazu war der Kiwa prima, denn Möhren, Milch und Windeln meckern nicht, wenn der Wagen steht.“

Anne Schwarz


Anne Schwarz

„Erst bei meinem Großen habe ich erfahren, dass Säuglinge auch Traglinge sind. Plötzlich war alles so einfach und unkompliziert. Unsere 6 Wochen alte Tochter braucht keine Minute, um im Tragetuch zur Ruhe zu kommen. Das Tolle am Tragen ist auch, dass die eigene Kraft mit dem Gewicht des Kindes gefühlt mitwächst.“

Buchtipps zum Weiterlesen

Ein Baby will getragen sein Buch
Dr. Evelin Kirkilionis, Ein Baby will getragen sein, Kösel Verlag, 2013, 16,99 €

Tragekinder Buch
Regina Masaracchia und Alexandra Schneider, Tragekinder: Das Kindersachbuch zum Thema Tragen und Getragenwerden, edition riedenburg, 2009, 14,90 €

5 Tipps fürs Babytragen im Sommer

Wenn die Temperaturen steigen, kann es mit deinem kleinen Tragling vor dem Bauch oder auf dem Rücken ganz schön warm, mitunter auch schweißtreibend werden. Unsere Tipps machen das Tragen für euch beide angenehmer.

Tipp 1: Die Kleidung
Gerade bei großer Hitze solltest du dich und dein Baby nicht zu warm anziehen, denn auch dein Tragetuch oder deine Tragehilfe ist ja eine zusätzliche wärmende Schicht. Um Babys Haut auch beim Tragen zu schützen, empfiehlt das Tragenetzwerk e. V. diese Kleidung: „Mit einem Langarm-Shirt oder Langarm-Body, einer langen Hose oder leichten Stulpen und einem Sonnenhut mit breiter Krempe ist das Baby passend gekleidet.“

Tipp 2: Der Trage(tuch)stoff
Wie viel UV-Strahlung die Trage abhält, hängt von der Art des Stoffes ab: Dicht gewebter, dunkler Stoff lässt am wenigsten der UV-Strahlen durch. Manche Stoffe bieten durch bestimmte Imprägnierungen oder Webtechniken übrigens einen besonderen UV-Schutz und sind dann auch dementsprechend gekennzeichnet.

Tipp 3: Sonnencreme
Auf ungeschützte Stellen wie Gesicht, Hände, Ohren, Füße und Nacken solltest du unbedingt eine Baby-Sonnencreme auftragen. Jedoch: Je mehr Hautfläche von Sonnencreme abgedeckt ist, desto schwieriger ist es für dein Kleines, seine Körpertemperatur zu regulieren. Denn Schwitzen, so wie wir Erwachsene es kennen, ist bei Kindern noch nicht so ausgeprägt. Klar, an den Kontaktflächen von dir und deinem Baby wird es besonders warm und feucht vom Schwitzen. Aber durch die Verdunstungskälte, die entsteht, kühlt ihr beide, du und dein Baby, etwas ab.

Tipp 4: Temperatur fühlen
Um herauszufinden, ob dein kleiner Tragling friert oder schwitzt, kannst du immer wieder die Temperatur im Nacken fühlen.

Tipp 5: Ausreichend trinken
Biete an sehr heißen Tagen deinem Baby immer wieder etwas zu trinken an. Neben leichter Kleidung ist es sehr wichtig, dass dein Baby ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Und das gilt selbstverständlich auch für dich als tragende und vielleicht stillende Mama.
Für Stillkinder reicht die Muttermilch aus, für Kleinkinder löscht Wasser den Durst am besten.

10 Wind-und-Wetter-Tipps fürs Babytragen im Winter:

Gerade wenn es draußen ungemütlich wird – neblig, windig und kalt –, ist dein Baby ganz nah an deinem Körper bestens vor Kälte geschützt und wird von deinem Körper gewärmt. Du musst nur ein paar Dinge berücksichtigen, dann genießt ihr beide diese gemeinsamen besonderen Kuschelstunden selbst bei Eis und Schnee.
Hierzu rät das Tragenetzwerk e.V.:

  1. Dein Kind ist gerade auf die Welt gekommen? Vor allem im ersten Jahr solltest du dein Baby nicht außen über der Jacke tragen, da sonst die Gefahr einer Unterkühlung droht.
  2. Trage dein Kind möglichst dicht am Körper, damit ihr euch gegenseitig wärmen könnt. Aber auch damit du spüren kannst, ob dein Kleines friert oder schwitzt.
  3. Wichtig ist auch die geeignete Kleidung: Sie sollte eine geschlossene Schicht um dich und dein Baby bilden. So hältst du dein Kind durch deine Körpertemperatur schön warm. Besonderes geeignet sind Tragejacken, Tragemäntel- oder Tragewesten. Ein spezieller Einsatz oder eine Öffnung in der Jacke ermöglicht dir, dein Kind entweder auf dem Bauch oder auf dem Rücken zu tragen. Manche Tragejacken haben sogar Einsätze für das Tragen auf der Hüfte.
  4.  Zieh dich und dein Kind nicht zu warm an, denn das Tragetuch oder die Tragehilfe ersetzt eine Kleidungsschicht.
  5.  Bewährt hat sich das Zwiebelprinzip. Das heißt, dass du deinem Kind besser mehrere Kleidungsschichten übereinander ziehst, statt es dick einzumummeln. Wähle nicht nur für dein Kleines, sondern auch für dich Stoffe, in denen du nicht zu sehr ins Schwitzen kommst. Wenn du dein Kind unter einer Tragejacke trägst, braucht es bei unseren üblichen Wintertemperaturen keinen Winteranzug.
  6. Eine warme Mütze, Handschuhe, warme Puschen oder Schuhe und eventuell Stulpen sind in der kalten Jahreszeit allerdings ein Muss.
  7.  Kontrolliere regelmäßig die Temperatur im Nacken deines Babys: Friert oder schwitzt es? Da dein Kind ruhig in der Trage sitzt und sich nicht bewegt, kann es leichter auskühlen.
  8. Trägst du selbst einen Schal, solltest du darauf achten, dass dein Kind trotzdem frei atmen kann. Materialien, die fusseln oder sich aufbauschen, eignen sich eher nicht.
  9.  Bevor du mit deinem Kind an die frische Herbst- oder Winterluft gehst, solltest du sein Gesicht mit einer fetthaltigen Creme schützen.
  10.  Sobald du wieder drinnen bist oder ein Geschäft betrittst, solltest du prüfen, dass deinem Kind nicht zu warm wird. Oft reicht es schon, ihm die Mütze und die Handschuhe und abzunehmen und sich selbst die Tragejacke auszuziehen.