Die Frau meines Onkels hat Corona, deshalb habe ich die halbe Woche bei meinem Ex-Partner verbracht, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.
Die 24. Woche ist vergangen, die Zeit rast. Ich kann gar nicht glauben, dass der Oktober schon vorbei ist, es fühlt sich an, als hätte der Monat gerade erst begonnen. Bei der Wohnungssuche war ich leider immer noch nicht erfolgreich und meine Chancen was zu finden stehen auch gar nicht mal so gut. Meine Sorge wird immer größer, dass ich nicht mehr rechtzeitig vor der Geburt eine eigene Wohnung haben werde. Das belastet mich extrem, da ich mich gerade ziemlich heimatlos fühle und das Bedürfnis habe, endlich irgendwo anzukommen, mich einzurichten und mir etwas aufzubauen. Der Nestbautrieb setzt auch schon ein und hier habe ich weder Platz noch Möglichkeiten alles für das Baby vorzubereiten.
Dass die Zeit so wahnsinnig schnell vergeht, macht es nicht gerade besser. Ich fühle mich überhaupt nicht bereit unter den momentanen Umständen noch ein Kind zu bekommen. Deswegen fällt es mir auch gerade schwer, mich gedanklich mit dem Baby und der Schwangerschaft zu beschäftigen. Ich würde am liebsten gar nicht darüber nachdenken und gleichzeitig habe ich das Gefühl, ich verpasse dadurch eine ganz besondere Zeit bzw. erlebe sie nicht so bewusst, wie ich das eigentlich gerne würde.
Am Mittwoch hatte die Frau meines Onkels einen positiven Corona-Test, nachdem sie schon seit Montag ziemlich starke Symptome hatte. Um das Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten, bin ich schon am Donnerstag mit meinem Sohn zu seinem Papa gefahren, wo wir dann bis Sonntag geblieben sind. Das Chaos in seiner neuen Wohnung wird immer größer und er ist mit dem Haushalt komplett überfordert. Hilfe nimmt er trotzdem nicht an. Am Sonntag ist er dann mir gegenüber wieder ziemlich respektlos geworden und hat seine schlechte Laune an mir ausgelassen. Ich bin dann schon vorzeitig wieder zurückgefahren, obwohl die Frau meines Onkels immer noch Symptome hat. Ich musste lange genug Demütigungen und Respektlosigkeit ertragen als wir noch zusammen gewohnt haben. Jetzt werde ich mir das nicht mehr antun.
Ansonsten kam in dieser Woche noch meine lang erwartete Klinikakte mit meinem Geburtsprotokoll per Post bei mir an. Die hatte ich zwei Monate zuvor angefordert, da ich gerne einige Erinnerungslücken schließen wollte. Die Geburt meines Sohnes war mit Abstand das intensivste, schlimmste und schönste Ereignis meines bisherigen Lebens und ich habe nur bruchstückhafte und traumartige Erinnerungen daran. Vieles weiß ich auch nur aus Erzählungen von meinem (jetzt Ex-) Partner, der mich bei der Geburt begleitet hat. Meine Akte hat mir da sehr geholfen, einige Puzzleteile zusammenzusetzen und ein vollständigeres Bild vom Erlebten zu bekommen. In den nächsten Monaten möchte ich noch einen Geburtsbericht schreiben, wenn ich das zeitlich schaffe.
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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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