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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
20. Woche

Heute wäre ich einmal gerne keine Mama

Mister Situp, stilvoll schimpfen und eine langersehnte Auszeit.

Entschuldigt,dass ich dieses Mal etwas spät dran bin mit meinem Beitrag. Ich wusste garnicht worüber ich diese Woche schreiben sollte. Über das Essverhalten meiner Kinder? Über meinen steten Wunsch nach Faulheit, der sich einfach nicht erfüllen will? Über die Entwicklung vom Möpschen? Hach keine Ahnung. Es war tatsächlich eine Woche mit nix los und plötzlich war sie um. Einfach so.

Heute war Montag, alle mussten wieder los und ich war den größten Teil der Zeit alleine mit den beiden Kleinen. Dazu kommt, dass gerade alle meine Schreibzeiten wegfallen. Der Mittagsschlaf ist gerade zu meinem Bedauern passé. Die Nusstorte kommt ohne aktuell ganz gut durch den Tag und schläft dadurch tatsächlich nach sehr kurzer Begleitung (10-30 Minuten) vor 22 Uhr ein. Das ist super! Das Möpschen schmeißt seinen Schlafplan gerade über den Haufen und macht nur noch Powernaps von 20-30 Minuten. Davon aber mehrere über den Tag verteilt. Für einen längeren Mittagsschlaf bräuchte er es in meinem Arm zu liegen. Das ist mit quirligem Kleinkind aber nicht machbar und die Trage zählt für sein Empfinden nicht. Auch darin wacht er nach genannter Zeit wieder auf. Ab acht brennt dann die Hütte. Er kriegt rote Schatten um die Augen (sein Zeichen für Müdigkeit) und schreit ganz furchtbar mit schrillen hohen Tönen, wenn ich es wage ihn abzulegen. Er will einfach nur ins Bett. Mit mir. Haben wir es dann da hin geschafft und er hat seinen Gute-Nacht-Schoppen an der Brust bekommen, strahlt er mich an, fängt an zu strampeln und will spielen - echt jetzt?! Jeden Abend.
Dann lässt er sich durch absolute Dunkelheit zwar meist zum Schlafen überreden, allerdings tut er dieses erst so richtig zwischen 23-1 Uhr. Er wacht ständig auf, hat einen unglaublich leichten Schlaf und kommt einfach erst zur späten Stunde in den Tiefschlaf. Und ich dann erst überhaupt zum Schlafen. Na ja, ist ja nur eine Phase, ne ;)

Mir geht es außerdem immer noch nicht wieder so gut. Ich hänge gerade ziemlich durch und habe aber auch nicht wirklich die Möglichkeit dem mal richtig nachzukommen, damit dieses Faulheitsbedürfnis befriedigt ist.
Sonntag Abend habe ich nochmal in die Mails geschaut, ob es von der Schule was wichtiges für Montag gibt. Nö, nichts. Was mich aber aus allen Wolken fallen ließ: Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft löst sich auf. Ich musste meine Mitgliedschaft zwar zum Jahresende kündigen, weil wir unsere Ausgaben aufs wirklich Nötige begrenzen müssen damit ich bei den Kindern zuhause bleiben kann, aber ich wollte später zurück! Jetzt kann ich das nicht mehr. Diese Mitgliedschaft war meine letzte Verbindung zur praktizierten Archäologie. Zu meiner Unizeit. Ich habe die Archäologie geliebt und tue es noch. Ich war so gut. Mir wurde alles hinterher geschmissen. Ich habe mich nicht auf Jobs beworben. Sie wurden mir angeboten. Ich musste wirklich anfangen zu weinen, als mit der einen Mail diese letzte Verbindung einfach weggebrochen wurde. Der Schatz war etwas verwirrt und es tat ihm leid, wie es mir ging. Er meinte dann etwas betreten: „Aber du hast doch ein tolles Leben, süße gesunde Kinder und uns geht es doch gut.“ Ja tut es. Ja hab ich. Und ich habe mich für dieses Leben entschieden und möchte es auch nicht tauschen. Aber vermissen darf ich das Unileben. Diese andere Seite von mir, die einfach nur schlau, schlank und genial war.

Es gibt Tage da möchte ich keine Mama sein. Ich weiß, das ist eine harte Aussage. Und ich liebe meine Kinder sehr. Ich möchte sie nicht missen. Aber mich liebe ich auch. Und manchmal möchte ich einfach eine Pause haben von meinem 24/7 Job. So wie jeder Arbeitnehmer mal Feierabend, Wochenende und Urlaub hat. Einfach mal nicht angespuckt oder angepullert werden. Ständig angebrüllt oder als blöd beschimpft werden, nur weil ich gerade nix Süßes erlaube. Essen, worauf ich Lust habe, ohne fünf Extras dabei bedenken zu müssen. Kein Hormondurcheinander haben, frisch gewaschene Haare, die das auch am Abend noch sind. Ein Buch lesen, einen Film gucken. Ohne Unterbrechung. Mit etwas anspruchsvollerem Inhalt als für Dreijährige. Mit einem Wein auf dem Sofa sitzen und mit dem Schatz ungestört quatschen, anstatt bis 1 Uhr nachts Ein- und weiterschlafbegleitung zu machen. Oder mit meiner Schwester an der Elbe ein Glas Wein genießen und den Sonnenuntergang ansehen mit den Füßen im Sand. Also, wenn es wieder wärmer ist.

Als ich noch alleine mit dem Ninja war und der Papa von ihm kurze Zeit keinen Job hatte, war der Ninja eine Woche im Monat bei ihm. Das ließ sich besser machen, da wir eine Tour vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt gelebt haben. Erst war es komisch. Dann habe ich das aber sehr genossen! Ich konnte alles für die Uni aufarbeiten, was liegen geblieben war. Abends noch was trinken gehen mit ner Freundin. Ich habe ausgeschlafen, habe Fertigkram gegessen oder ausgiebig gekocht und bin zweimal am Tag ins Fitnessstudio gefahren. Mit dem Fahrrad. Einfach weil ich es zeittechnisch konnte. Ich musste auf keine Schlafenszeiten oder Launen Rücksichtnehmen. Konnte einfach meine Bedürfnisse alleine in den Mittelpunkt haben stellen. Ich konnte Abendveranstaltungen wahrnehmen und bis nachts zocken oder Fernsehen. Es war ja keiner da, der um sieben Uhr ein Frühstück wollte. Das tat so richtig gut. Am Ende der Woche habe ich mich so irrsinnig auf meinen Sohn gefreut und hatte wieder richtig volle Akkus fürs zurückstecken und Mamasein. Da bin ich gerade etwas am Tüfteln und überlegen, wie ich meine Akkus denn nun mit drei Kindern aufgeladen bekomme.

Ich habe gerade so unfassbar Lust zu garnix. Ich sehne mich nach Faulheit und Ruhe für mich alleine. Die Umsetzung funktioniert leider gar nicht. Immer, wenn die beiden kleinen Kinder mal beschäftigt sind, springt der Große oder der Schatz in die entstandene Zeitlücke. Es scheint, solange ich irgendwie im Haus verfügbar bin, wird meine Person als „sie ist da, also hat sie Zeit“ abgestempelt.

Das Möpschen greift jetzt schon sehr zielgerichtet, will unbedingt sitzen und kommt wohl im nächsten Schub an. Er zieht sich immer mit den Bauchmuskeln hoch. Da kriege ich richtig Lust auf Situps. Er liebt es die Familienmitglieder bei allem Tun, Wirken und Reden zu beobachten.
Kniereiter, wobei ich sein Gewicht dabei abstütze, indem ich ihn so halte, als würde ich ihn hochheben, sodass sein Rücken das noch nicht halten muss und Fingerspiele sowie Stoffbücher anschauen stehen gerade hoch im Kurs. Auch verschiedene Materialien und Strukturen mit den Händen zu erkunden, liebt er sehr. Er kratzt über glatten Baumwollstoff genauso wie über die hölzernen Platzsets oder den stark strukturierten Sofastoff. Das Seidentuch knüllt er nachdenklich mit beiden Händen und untersucht bunte Bauklötze.
Ich habe ihm eine neue Veilchenwurzel gekauft und nun abgekocht, weil er ständig so übel auf meinen Fingern rumbeisst. Der hat echt Kraft im Kiefer! Leider ging mein Plan nicht auf. Denn sobald ich meinen Finger durch die Wurzel ersetze, fängt er an zu saugen. Er findet die Wurzel wohl toll, aber dass er die zum Beißen nutzen kann, ist ihm noch nicht in den Sinn gekommen.

Leider meint die Nusstorte ebenfalls beißen zu müssen, allerdings uns in die Schulter. Dann zieht er mit den Zähnen den Stoff. Er versucht aber auch richtig zu beißen. Zum Glück probiert er bislang vorsichtig aus. Er testet, wie weit er wohl gehen kann.
Alles und jeder ist gerade blöd und er schnappt Schimpfwörter auf, ohhhh man. Da schallt es plötzlich lautstark „Scheisse scheisse SCHEEEIIIISSSSSEEEEE“ übern Esstisch. Ich muss leider echt lachen. Ist nicht korrekt, aber mit welcher Inbrunst er diesem Wort seine Stimme gibt, ist schon beeindruckend und - sorry - witzig. Oder ein: „Fuck. Fuck. Blöder Fuck“. Einmal unbedacht geäußert, wird es in begeisterter Dauerschleife abgespielt. Ich muss wieder die lateinischen Wörter raussuchen. Das hatte ich damals beim Ninja gemacht. Manchmal muss man als Erwachsener einfach vor sich hin schimpfen. Dafür hatte ich mir damals lateinische Schimpfwörter rausgesucht und gelernt. Wenn das Kind damit schon um sich schmeißen muss, dann wenigstens stilvoll.

Dann kam der Dienstag. Welch schöner Tag. Der Schatz war früh morgens zur Arbeit ins Büro gefahren. Der Ninja bis Nachmittags in der Schule. Und die Nusstorte wurde am Vormittag von den Großeltern abgeholt und sollte bis abends da bleiben. Dem Opa geht es zunehmend besser und beide Seiten haben diese Zeit miteinander vermisst. Da waren wir nun also. Ich und das Möpschen alleine. Wahnsinn wie easy das plötzlich mit nur noch einem Kind ist. Also in diesem Fall. Ich weiß, dass es auch mit einem Kind wahnsinnig anstrengend sein kann!! Da fühle sich jetzt bitte niemand missverstanden!
Das Möpschen hatte sich zwar vorgenommen, so viel wie möglich auf meinem Arm sein zu müssen, aber es war trotzdem herrlich. Ich bekam endlich meine Auszeit. Ich konnte ausgiebig mit meinem Baby kuscheln, ohne Unterbrechung und dabei auf dem Sofa sitzen bleiben. Er konnte in meinem Arm schlummern, während ich fernsehen konnte. So für große mit Nachrichten und Themen, die nix für kleine Kinder sind. Ich hatte meinen Kopf für mich. Musste nicht für drei denken. Wir haben eine Stunde Mama-Baby-Yoga gemacht. Das wird morgen übel brennen, aber egal :D, was da für Glückshormone durch meinen Körper geschossen sind. könnt ihr euch garnicht vorstellen. Eine Babymassage haben wir noch zum Einstieg gemacht, die sich das Möpschen kichernd gefallen ließ. Ich habe Donuts gefuttert ohne zu teilen, heissen Kaffee getrunken und mal wieder meinen Kopf hören können. Ach es war herrlich. Ich hatte endlich mal wieder richtig gute Laune und freute mich auf alle. Diese Auszeit, auch wenn sie mit Baby war, tat mir richtig gut.

Und das heißt nicht, dass man überfordert ist, oder seine Kinder nicht lieben würde. Es heißt einfach, dass Mamas auch nur Menschen sind, die ab und zu eine Pause brauchen!

Damit wünsche ich euch eine schöne Woche.
Liebste Grüße von Anna

Tagebuch Anna



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Kommentare von Lesern:

Anna 16.01.2024 22:15

Liebe Silke,
Endlich komme ich zum Antworten. Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und fürs Mitfreuen! Du hast mich jetzt inspiriert den bereits mal begonnen Beitrag für die nächste Woche einfach fertig zu stellen. Ja, wo bleibt man selbst als Mama…??!
Schön, dass auch du schaffst dir immer wieder solche Zeiten zu nehmen. Das ist so wichtig. Und tolle Großeltern sind da einfach mehr als Goldwert.
Ohh ja, mit dem Mann ins Kino in einen nicht-Kinderfilm. Da freue ich mich auch schon drauf!
Alles Liebe für dich und deine Silkezeit.

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Silke10.01.2024 17:20

Schon komisch, dass man meint, sich für das Kinderfrei-Bedürfnis rechtfertigen zu müssen. Geht mir oft ganz genauso, aber eigentlich ist es total menschlich! Daher freue ich mich einfach mal schriftlich mit Dir über den 1-Kind-Tag mit Sofazeit und wünsche dir einfach, dass es sich öfter ergibt! Ich erinnere mich an Tage während der Baby- und Kleinkindzeiten in denen ich heulend auf dem Sofa saß und sagte "die fressen mich auf, ich bin nicht mehr ich". Meine Kinder sind jetzt schon 8 und 11 und da ist der Alltag anders (nicht besser, nicht schlechter, nur anders) und auch ich freue mich, wenn ich mal ein paar Stunden oder sogar Tage nur für meinen Alltag verantwortlich bin (wie gerade dank Urlaub bei Oma und Opa und noch Ferien). Morgens dann aufstehen wie ich es für richtig halte, gerade mal im Web rumsurfen oder schon früh die Glotze anmachen, mit meinem Mann spontan ins Kino oder Essen gehen. Dann sind die Akkus auch wieder gut geladen für den Familienalltag!

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