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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
33. Woche

Mama sein ist ein Vollzeitjob!

Ach wirklich? Ja echt!
Von Buttons, dreckigen Autos, Hamsterrad und der Frage ob das so alles noch gut ist.

Ihr Lieben, nun kommt endlich mein Beitrag.

Es ist einfach dermaßen viel zu tun in letzter Zeit, dass ich entweder nicht zum Denken oder nicht zum Schreiben komme. Auch findet bei uns und in mir selbst gerade so viel statt, was ich erst mal sortieren, wahrnehmen und bearbeiten muss. Mal sehen, was ich dazu noch schreiben werde. Fakt ist jedenfalls, dass ich derzeit entweder Mama sein ODER etwas anderes tun kann. Beides kombiniert führt zu einem Haufen Stress, den ich nicht mehr kompensiert bekomme. Meine mühsam erarbeiteten Pausen und Energiegeber, die für guten Ausgleich sorgten, sind dahin. Ich muss sie mir nun erst wieder erarbeiten, wofür mir im Moment aber die Kraft und Zeit fehlt. Der Stress wächst sich gerade aus, in der Ehe kriselt es, die Kinder verändern sich, weil sie größer werden und ich versuche Schritt zu halten, meine Erziehung anzupassen, nichts zu verpassen, aufzufangen, zu begleiten, zu fördern, Grenzen zu setzen und, und und. Ich komme derzeit nicht mehr aus dem „Stressmodus“ raus. Es ist wie ein Hamsterrad und das merke ich deutlich an meiner Verfassung. Selbst in Pausen bin ich immer auf halb acht Stellung. Ich bin angespannt, schreckhaft, fahre schnell aus der Haut. Das ist nicht gut und belastet alle. Leider wird mein Stress von außerhalb nicht wahrgenommen oder für voll genommen. („Ach, dein Tag war anstrengend?“)
Einzig meine Mama scheint mich ansatzweise zu verstehen und wunderte sich, wo ich die ganze Geduld herbekomme. Ich fühle mich alleingelassen und unverstanden und überlege wirklich, ob das gerade in einen unguten Zustand gerät, für den ich mir doch Hilfe von außen holen sollte. Nur woher? Als ich das nach der Geburt der Nusstorte versuchte, wurde ich auch nicht ernst genommen.

Das bearbeite ich jedenfalls so nebenher und das hat auch zum Titel dieses Beitrages geführt: Mama sein ist ein Vollzeitjob! Egal, ob man noch zusätzlich erwerbsarbeitet oder Vollzeitmama ist. Egal, wie alt die Kinder sind. Wir leisten so so so Großartiges, was man nicht oder kaum sehen kann. Du, liebe Mama leistest Großartiges!

Ich glaube, es war zu Beginn der Osterferien. Der Ninja hatte nun Ferien, die Nusstorte ist ja noch zuhause, das Baby sowieso. Der Schatz hatte sich Urlaub genommen und da saßen wir zusammen am Frühstückstisch.
Ich sagte, dass ich auch gerne Ferien hätte. Und irgendwie ergab es die Situation durch mehrere Sachen, die gerade schief gingen, dass ich ironisch sagte: „Ich kündige!“

Sofort brach wilder Protest los. Aber auch Lachen und die Worte: „Du kannst gar nicht kündigen. Du hast keinen Arbeitsvertrag, den du kündigen kannst.“ Das machte mich erst mal sprachlos und rumorte immer weiter in meinem Kopf. Wieso sollten Ferien/Urlaub für Mütter denn nicht gelten? Wir leisten so einen krassen Job!!! Keine Ahnung wie einen die Hormone immer wieder dazu kriegen, aber freiwillig würde sich doch keiner auf so eine Jobbeschreibung bewerben. Du bist 24/7 im Einsatz. Und bist du nicht direkt im Einsatz, so bist du in Bereitschaft. Immer! So was ist anstrengend. Vor allem weißt du ja auch nie, was für ein Kind du bekommen wirst. Oder was für eine Phase beim eigenen Kind als nächstes in welcher Weise durchlebt wird. Und so erfüllend und wunderbar das Mamasein sein kann, so anstrengend, kräftezehrend und zermürbend ist es eben auch.

Manchmal sehne ich mich nach meiner drei Zimmerwohnung zurück mit nur einem kleinen Kind. Das war verglichen mit jetzt so einfach. Wobei ich beim näheren und ehrlichen drüber nachdenken merke, dass meine Erinnerung wohl auch durch eine rosa Brille gefiltert wird ;)

Ich will gar nicht sagen, dass es mit einem Kind nicht anstrengend ist. Das ist es! Mit dem einen mehr, mit dem anderen weniger. Zumal man diese große Veränderung von einem Leben ohne Kind zu einem Leben mit Kind hat. Das war aber damals wie ein Projekt für mich, sodass mir dieser Umstand nicht viel ausmachte.
Ich weiß aber, dass viele an dieser Umstellung zu knabbern haben. Dieser Teil kommt bei mir eben jetzt mit dem dritten Kind. Auch geht man mit völlig unterschiedlichen Erwartungen in dieses Leben mit Kind. Und manchmal kollidiert die Erwartung ganz schön stark mit der dann herrschenden Wirklichkeit. Auch der Wandel von Frau zu Frau+Mama und von Mann zu Mann+Papa ist bei jedem anders.

Der Schatz und ich hatten am Wochenende draußen einen Streit, sodass jetzt die Nachbarschaft über unsere Standpunkte bezüglich Autonutzung und Dreck Bescheid weiß.
Er wächst mit der Nusstorte in das Leben mit Kind rein. Ich lebe das schon seit 14 Jahren. Das soll gar nicht heißen, dass ich alles weiß. Aber ich habe schon meine Kniffe gefunden, mich mit Umständen arrangieren gelernt und das trifft immer mal wieder aufeinander. Der Schatz hatte das kleine Auto repariert und auch von innen picobello sauber gemacht. Es sah wirklich toll aus! Damit fährt er meist. Auch zur Arbeit. Das große Auto musste aber noch fertig repariert werden, da der TÜV noch ein paar zu behebende Mängel gefunden hatte. Das wollte er Freitag Vormittag machen, wo ich mit den Kindern zum Bauernhof fahre, um das Gemüse abzuholen, etwas Frischluft zu schnuppern und Tiere anzugucken. Vielleicht noch mit anderen Kindern spielen. Je nachdem wer sich da so tummelt. Hört sich idyllisch an, oder? Bis beide anfangen zu schreien, die Nusstorte laut überlegt, wen man von den anderen Abholern denn hauen dürfe und die ganzen Gemüseschilder vertauscht. (Dies hat zu einer Unterweisung in: „Was ist das für ein Gemüse und häng dieses Schild bitte dran“ geführt)
Der Vormittag sollte trocken sein, aber es hatte die letzten Tage viel geregnet. Plötzlich sagte der Schatz: „Macht das Auto aber nicht dreckig.“ Ich dachte erst das wäre ein Scherz, aber er meinte das ernst! Ähhmmm. Bauernhof+Kinder+Spielen+Matschboden=dreckige Schuhe und Kinder (eventuell auch nass, falls es noch Pfützen gibt). Ergo Dreck im Auto. Ich wusste erst gar nicht, was ich darauf erwidern sollte. Musste ich diesen Umstand jetzt wirklich erklären???

Ich sagte, dass das nicht klappen wird, weil siehe Rechnung oben. Ich kann ihn ein Stück weit verstehen. Wenn ich gerade geputzt habe, regt mich neuer Dreck auch mehr auf, als wenn ich eh wieder putzen müsste. Aber er wollte ja auch unbedingt jetzt das große Auto machen. Dann musste er in meinen Augen mit dem Dreck im Kleinen leben. Dann sollte ich das danach sauber machen, wenn es nicht ohne Dreck ginge. Ich dachte, ich höre nicht richtig. Da ist mir doch der Kragen geplatzt. Wann sollte ich denn jetzt noch ein Auto sauber machen??? Wenn ich das Essen für alle koche? Wenn ich die ausgehungerten Kinder nach dem Bauernhofbesuch versorge, ihnen trockene Sachen anziehe oder die Wäsche aufhänge, die dann fertig ist? Ich war so sauer und versuchte ihm zu verstehen zu geben, dass wir im Moment Kleinkinder in unserem Leben haben und damit das Auto auch mal dreckig sein darf und bei mir auf der Prioritätenliste (oh wie lang diese Liste ist …) einfach ganz ganz weit unten steht. Das konnte er nicht nachvollziehen. Die Küche würde ich nach dem Essen machen, ja auch sauber machen. Ähm. Ja. Da machen wir ja auch essen. Hier war einfach keine Übereinkunft unserer Standpunkte herbeizuführen. Also machten wir jeder unser Ding. Es helfen wohl nur getrennte Autos. So kann er ein sauberes für sich haben und ich nutze das andere mit den Kindern.

Die Nusstorte hat so ein hohes Nähebedürfnis, dass es mich regelrecht aufzehrt. Erst seit der Schwangerschaft mit dem Möpschen, also mit etwa zwei Jahren, schläft er nicht mehr auf mir. Mittlerweile sind wir nachts so weit, dass er nur noch unregelmäßig oft aufwacht und kuscheln möchte, dann aber mit etwas Abstand von mir schlafen kann. Er muss überall dabei sein und sobald es nicht konkret um ihn geht, tickt er aus. Haut, schmeißt, bufft mit dem Kopf und knatscht, heult oder quietscht. Meine Geduldsreserven sind hier sehr am Ende. Aber wir arbeiten kontinuierlich weiter daran und woher auch immer, finde ich noch ein bischen mehr Geduld. Meistens. Das mache ich nämlich auch den ganzen Tag: an Sozialverhalten und den Geschwisterbeziehungen arbeiten. Das merke ich ist nämlich, zumindest bei uns, kein Alleinläufer und ein ganz neues Aufgabenfeld für mich. Ja, auch wenn ich in der Kinderbetreuung gearbeitet habe. Geschwister, die auf Gedeih und Verderb in einem Haushalt wohnen, sind nochmal was anderes. Und sie benehmen sich der Mama gegenüber auch ganz anders, als gegenüber der Betreuungsperson. Dazu schreibe ich aber in einem anderen Beitrag mehr. Da muss ich noch ein paar Erkenntnisse sammeln ;)

Ganz ehrlich, wie machen das denn bitte andere Mamas? Wenn ihr irgendwelche Kniffe oder Geheimtricks habt, wie ihr Kinder und Haushalt unter einen Hut bekommt, ohne das die Kinder in der Betreuung sind, schreibt die doch bitte in die Kommentare.
Ich komme zu nichts außer Mamasein. Mache ich nur das und achte dabei wirklich auf unsere Bedürfnisse, klappt der Tag recht gut. Kommen Putzen, Erledigungen, Behördensachen dazu geht das ganze den Bach runter. Ich versuche es mit Plänen, Struktur, pädagogischen Kniffen aber immer wenn ich etwas anderes machen möchte als mich mit den Kindern zu beschäftigen wird das von mindestens einem Kind torpediert. Das Möpschen will mal wieder nur noch auf den Arm. Oder zumindest, dass ich in direkter Nähe bin. Also höchstens einen halben Meter weg auf gleicher Höhe wie er. Die Nusstorte hat alle ein bis zwei Stunden Hunger, will bei allem mit und braucht ständig Körperkontakt. Da würde ich im Moment am liebsten ausrasten, wenn er mir schon wieder beim Essen seine Hand auf den Arm legt, mit dem ich esse und dabei meine Bewegungsfreiheit behindert. Ich denke, mein Kuschelkonto ist gerade einfach mehr als voll.

Und dann gibt es diese Momente in denen ich nur zerknirscht lächeln kann.
Wenn sich eine Frau soo über dieses süße Kind freut, das da summend den Bürgersteig entlangläuft. Ja, sie hat er auch nicht die letzte Stunde mit drei Schreiattacken, fünf Diskussionsrunden und 1000x „Wieso?“ beschäftigt. Aber ja sie hat recht. Er ist süß.
„Ach, der kann ja richtig laut werden?!“ Da meckert das Baby einmal. Ja, er ist ein liebes und umgängliches Baby. Aber er ist ein Baby! Natürlich kann der Schreien. Aber wie!!!! Und das auch mehrmals täglich.

„Anstrengend? Aber unser süßer …. doch nicht!“ Ich habe geantwortet, dass sie gerne mal 24 Stunden bei uns hospitieren darf und dann unterhalten wir uns über diesen Punkt nochmal!
Grrrr.

„Da wissen Sie abends aber auch was Sie getan haben!“ sagte eine Apothekerin zu mir, bei der ich etwas abholte mit Baby im Wagen und einem langen Gang mit Artikeln, durch den ich die Nusstorte mit unendlich viel Geduld bis zur Kasse bugsierte. Ich war total platt so was von einer fremden Person zu hören. Und freute mich danach. Gibt also doch Menschen, die das, was man da leistet kennen und anerkennen.
Danke dafür.

Beim Rückbildungskurs könnte ich jedes Mal fast heulen, weil diese Hebamme so ein unglaublich tolles Verständnis dafür hat, was wir Mamas da leisten. Und deswegen halte ich auch den Kontakt zur Hebamme über das Wochenbett hinaus. Weil diese das scheinbar als einzige nachvollziehen können. Wie anstrengend und zehrend diese unterbrochenen Nächte sind. Das nicht alle Kinder mit acht Wochen durchschlafen. Das Tage einfach sch**** sein können. Das Mamasein auch mal absolut keinen Spaß macht. Das man den ganzen Tag nur mit Mamasein beschäftigt ist und froh ist, selbst die Zähne geputzt und in tagtaugliche Wäsche gefunden zu haben. Das der Körper sich nach dem Wochenbett noch nicht wieder wie vor der Schwangerschaft anfühlt. Und auch noch nicht unbedingt nach einem halben Jahr. Das nicht nur das Baby einen irren Entwicklungsprozess hinlegt, sondern die Mama auch! Ich liebe und feiere diese Hebamme so sehr dafür. Und es gibt mir ein gutes Gefühl das von jemandem zu hören, der sich damit auskennt, aber nicht selber drin steckt. Diese Anerkennung und das wir stolz darauf sein dürfen, was wir da alles trotz Müdigkeit und Hormonchaos meistern. Und das es normal ist und wir damit nicht allein da stehen, obwohl es gefühlt bei allen läuft, nur bei einem selbst nicht.

Und dann, wenn Körper und Geist vom Tag k.o sind. Wenn das Baby sich in der Trage an mich gekuschelt hat, ich den Tisch abräume und der Tag zu Ende ist. Wenn das Kleinkind flötet: „Danke Mama!“ für das Essen, was ich gekocht hab. Wenn es nach Hause kommt vom Oma-Opa-Nachmittag und mir mit einem „Mama!“ leuchtenden Blickes in die Arme fällt. Wenn der Ninja mit seinen vierzehn Jahren plötzlich hinter mir steht und eine Umarmung haben möchte und das Möpschen mich durch den ganzen Raum anlächelt. Dann weiß ich doch wieder, dass sich diese ganze Mühe lohnt und ich irgendwas richtig mache. Aber ehrlich, es könnte doch manchmal einfacher sein …!

Ich hoffe, das war jetzt irgendwie nachvollziehbar und es geht hier bald wieder besser. Bis dahin bediene ich mich den Worten der Rückbildungshebamme: „Stellt euch einen Button auf eurer Brust vor. Auf diesem steht: Ich habe ein Kind geboren! Tragt diesen mit Stolz, sodass ihn jeder sehen kann.“
Liebe Mama, du leistest Großartiges. Komm gut durch die nächste Woche. Habe einen Blick für die schönen Kleinigkeiten und denke auch an dich. Nur dich!

Genau das werde ich die nächste Woche auch beherzigen. Fünf Stunden unterbrochener Schlaf sind einfach nicht erholungsfördernd. Aber was soll man machen, wenn das Baby wach wird, wenn man selbst schlafen gehen möchte und man es dann bis zwei Uhr nachts in den Schlaf zurückschuckelt?! Heute könnte ich einfach nur heulen vor Müdigkeit und Erschöpfung. Ich versuche diese Woche nun verstärkt auf mich zu achten, hole mir über Bücher, die ich mir jetzt gekauft habe etwas Rat und berichte dann nächste Woche wie gut oder schlecht das geklappt hat. Als ich den Schatz dann noch zur Werkstatt gefahren habe, um das Auto vom TÜV abzuholen und beim Losfahren aus Versehen Scheibenwischer anmachte und mich dadurch erschreckte und einige andere Sachen betätige, die ich gar nicht wollte,
Verstand auch er es. „Du bist echt durch, oder?“ „Ja, bin ich.“

Liebe Grüße von Anna



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