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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
13. Schwangerschaftswoche

Das Ende der Schwangerschaft

Mit der "kleinen Geburt" ist die Schwangerschaft zuende gegangen. Damit konnte ich ganz in Ruhe Abschied von diesem Kind nehmen

Liebe Leserinnen,

nach zwei Wochen Pause möchte ich euch heute vom Ende meiner Schwangerschaft berichten.
Nachdem ich die traurige Nachricht halbwegs verdaut hatte, habe ich mich natürlich gefragt, wie ich nun weiter vorgehen möchte. Dabei haben mehrere Punkte eine wichtige Rolle gespielt:
- Ich möchte nicht ins Krankenhaus zur Ausschabung.
- Ich möchte am liebsten, dass mein Körper von allein erkennt, dass die Schwangerschaft beendet ist und alles ausgestoßen wird.
- Mich stört es nicht, noch ein paar Tage mit dem Wissen um den leblosen Fötus im Bauch abzuwarten.

Von meiner Frauenärztin hatte ich Cytotec bekommen. Für diejenigen unter euch, die davon noch nie gehört haben: Das ist eigentlich ein Medikament für Magenkrankheiten. Es hat aber die "Nebenwirkung", den Muttermund zu weiten und Wehen auszulösen. Deshalb wird es häufig in der Geburtseinleitung, aber auch für Schwangerschaftsabbrüche eingesetzt. Hier natürlich unter medizinischer Aufsicht, da wie bei jeder Geburt auch sehr starke Blutungen auftreten können. Die medizinische Aufsicht bedeutete in meinem Fall: Ich habe eine Anleitung bekommen, wie viele Tabletten ich wie nehmen sollte und auf welche körperlichen Anzeichen ich achten muss, um gegebenenfalls doch ins Krankenhaus zu fahren. Insbesondere bei anhaltenden, sehr starken Blutungen und sehr starken Bauchkrämpfen ist Vorsicht geboten.

Mit dieser Anleitung und der Erfahrung aus meiner ersten Fehlgeburt habe ich mich entschlossen, ein paar Tage abzuwarten. Insbesondere da wir während des Urlaubs unsere Familien besuchen wollten und ich lieber an einem Ort der Ruhe für diese "kleine Geburt" sein wollte. (Ursprünglich hatten wir in dieser Zeit den Nachwuchs ankündigen wollen … seufz.) Ich habe unterwegs auch entschieden, noch zu einer anderen Frauenärztin zu gehen, um wirklich Gewissheit zu haben. Diese Ärztin hat mich in mehrerlei Hinsicht beruhigt: Sie hat die Fehlgeburt bestätigt (wie furchtbar ist die Vorstellung, dass der Fötus vielleicht nur etwas langsamer in der Entwicklung war, und ich nehme die Tabletten!), sie hat gesagt, dass der Grund in den allermeisten Fällen eine Fehlentwicklung des Fötus ist und dass ich getrost noch abwarten kann mit der Einnahme der Tabletten.

Das habe ich also getan und als wir nach ca. 5 Tagen für ein paar Tage an einem ruhigen Ort waren, habe ich erst mit der Tabletteneinnahme begonnen. Mein zweiter Wunsch ist leider nicht in Erfüllung gegangen: Die Blutung war nicht von allein losgegangen. Das kleine Wesen hatte es sich also doch schon etwas gemütlich in mir gemacht. Denn im Vergleich zur ersten Fehlgeburt, bei der nach 2 Tabletten innerhalb von 2 Tagen alles herauskam und die Blutung nach 1 Woche endete, musste ich nun insgesamt 6 Tabletten nehmen, bevor die Blutung überhaupt losging, es dauerte viel länger und die Blutung hat auch eher 3 Wochen gedauert.
Zwischendurch war ich zur Kontrolle bei einem weiteren Frauenarzt, der meine Blutwerte prüfte. Zum Glück konnte ich über Bekannte recht unkompliziert einen Termin in einer fremden Praxis bekommen. Das ist auf Reisen gar nicht so einfach … Wichtig ist hier, dass das Schwangerschaftshormon HCG (mit dem sich am Anfang auch die Schwangerschaft nachweisen lässt) deutlich abfällt. Ohne Schwangerschaft liegt der Wert unter 5 Einheiten pro Liter, während er im ersten Trimester auf weit über 200000 und mehr ansteigt. Sollte sich dieser Wert nach einer Fehlgeburt nicht normalisieren, deutet das auf eine unvollständige Fehlgeburt hin. Dann ist Gewebe in der Gebärmutter zurückgeblieben und wächst weiter. In diesem Fall muss dann doch noch eine Ausschabung durchgeführt werden. Andernfalls kann sich dieser Rest entzünden und für die Frau schwerwiegende Folgen haben.

Ich habe in den letzten Wochen also sehr in mich hineingehorcht: Blute ich stark? Habe ich Krämpfe? Fühle ich mich krank (das würde auf eine beginnende Entzündung hinweisen)? Wie geht es mir emotional?
Im Rückblick kann ich sagen, dass alles gut geklappt hat. Ich konnte in Ruhe und mit vollem Bewusstsein dieses kleine Wesen verabschieden und mit dieser "kleinen Geburt" die Schwangerschaft für mich beenden. Für alle, die schon eine Geburt erlebt haben: Es ist irgendwie ähnlich. Es gibt wehenartige Schmerzen und dann wird Gewebe ausgestoßen. Natürlich sind die Schmerzen viel geringer.

Für mich war dieser natürliche Weg einer Fehlgeburt passender. Mein Geist konnte dadurch im Tempo meines Körpers Abschied von der Schwangerschaft und von der Zukunft mit diesem Kind nehmen. Eine Ausschabung ist medizinisch sicherlich "sauberer", die Schwangerschaft ist schneller abgeschlossen und die Blutung stoppt schneller. Aber die Angst vor Operationskomplikationen und die Sterilität dieser Art des Abschieds wären für mich schlimmer gewesen.
Unser Urlaub war dadurch natürlich bei Weitem nicht so wie geplant. Während der Blutung darf man nicht baden gehen (schade um den Sommerurlaub am Meer …), man sollte wegen der Entzündungsgefahr auf Sex verzichten und die Fehlgeburt war auch körperlich anstrengend. Aber die Auszeit hat mir trotzdem gutgetan. Ich konnte mich ganz auf mich konzentrieren und konnte viel Zeit mit meiner kleinen Familie verbringen. Mir ist wieder bewusst geworden, was für ein verrücktes Wunder so ein kleiner Mensch ist. Mein Sohn ist inzwischen anderthalb Jahre alt und ich habe mich gerade in den letzten Wochen noch einmal so viel mehr in ihn verliebt!

Mit diesen Worten verabschiede ich mich bei euch. Ich hätte euch natürlich viel lieber noch viele Wochen vom wachsenden Bauch und allen anderen Themen einer Schwangerschaft erzählt. Aber vielleicht hilft mein Bericht der einen oder anderen unter euch, die selbst eine Fehlgeburt erlebt hat. Ich habe inzwischen so viele Frauen gesprochen, die ebenfalls eine Fehlgeburt erlebt haben und die sie ganz unterschiedlich verarbeiten. Sie gehört für mich zum Leben dazu und wir dürfen uns niemals von Schuldgefühlen treiben lassen. Die Natur entscheidet unabhängig von unseren Wünschen und bewahrt uns damit diesen Zauber des entstehenden Lebens.

Alles Liebe von eurer Simone.



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Kommentare von Lesern:

Susann aus München22.05.2023 16:06

Liebe Simone, auch ich habe zwei Fehlgeburten hinter mir (16. Woche und 7. Woche) und bin jetzt das dritte Mal schwanger (14. Woche) Ich wünsche dir von Herzen, dass du dir und deinen Körper Zeit nimmst und heilen kannst. Und noch mehr wünsche ich dir, dass dein Körper das Wunder nochmal möglich macht. Alles Liebe für dich und danke fürs Teilen.

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Anita, Braunschweig10.09.2021 18:12

Liebe Simone,
vielen Dank, dass du uns so ehrlich und offen Anteil haben lässt.
Mein Beileid!

Ich wünsche dir weiter gute Erholung und alles Gute!

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Fehlgeburt, Blutung, Abgang, Cytotec