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Frühe Hilfen – Entlastung für Familien

In diesem Artikel:

Frühe Hilfen – Entlastung für Familien

MÜNCHEN. Vor genau 10 Jahren – im November 2008 – startete in München ein ganz besonderes Modell zur Unterstützung von werdenden Eltern: das „Münchner Modell der Früherkennung und Frühen Hilfen für psychosozial hoch belastete Familien“.



Dieses Präventionsprogramm zur rechtzeitigen, unbürokratischen Unterstützung von jungen Familien ist eines der wenigen Projekte in Deutschland, in denen Frühe Hilfen tatsächlich im Sinne früher Beziehungsförderung konzipiert und umgesetzt werden.

„Ich bin selbst Mutter und weiß, wie schwierig es manchmal sein kann, sein Leben nach der Geburt eines Kindes neu zu organisieren“, so Stephanie Jacobs, Gesundheits- und Umweltreferentin der Stadt München. „Unser Modell ist für Familien gedacht, die sich überlastet fühlen und dringend Unterstützung brauchen.“

Die Frühen Hilfen werden von erfahrenen Kinderkrankenschwestern des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU) und von Sozialpädagoginnen in der Kinder- und Jugendhilfe geleitet. Sie ergänzen die Kinderschutzarbeit um einen bedeutsamen, präventiven und niederschwelligen Baustein. Gezielt soll hier dem Risiko begegnet werden, dass Säuglinge und Kleinkinder durch Vernachlässigung eine ungünstige Entwicklung nehmen.

Gerade in der Zeit kurz nach der Geburt wünschen sich viele Eltern Unterstützung und Entlastung. Neben der Freude am Kind ergeben sich auch viele Fragen in der neuen Lebenssituation. Der Hausbesuchsdienst der Kinderkrankenschwestern des RGU unterstützt zum Beispiel bei Fragen zum Stillen und der Ernährung, wenn Babys schreien oder Schlafprobleme haben und beraten Eltern, wie sie die Bedürfnisse und Signale des Babys verstehen lernen.

Die Frühen Hilfen möchten Familien frühzeitig erreichen und sie ermutigen, die vielfältigen Angebote in München zu nutzen. Seit dem Start im November 2008 wurden bereits über 2.000 Familien nach dem Münchner Modell der Früherkennung und Frühen Hilfen betreut.

Wie kommen Familien an diese Hilfen?



Das RGU sendet zunächst allen Eltern mit Neugeborenen ein Informationsschreiben mit dem kostenlosen Angebot eines Hausbesuchs durch eine Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Dieses Angebot gibt es in München bereits seit über 40 Jahren. Viele Eltern wenden sich direkt an die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin.
Aber auch andere Stellen wie Kinder- und Jugendarztpraxen, Entbindungs- und Kinderkliniken, Frühförderstellen, Sozialbürgerhäusern oder auch Sozialberatungen für Flüchtlinge informieren die Eltern über dieses Angebot. Oftmals schaffen es jedoch Familien mit hohen Belastungen nicht, selbst aktiv auf die Hilfen zuzugehen. In diesem Fall bieten die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen proaktiv einen Hausbesuch an. Etwa ein Drittel aller jungen Familien in München nehmen dieses Angebot an, auf das sie jederzeit während der ersten drei Lebensjahre des Kindes zurückgreifen können.

Im Rahmen der Beratung klärt die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auch ab, ob die Familie noch weitere Hilfe benötigt, beispielsweise durch eine sozialpädagogische Frühe Hilfen-Fachkraft. Ist dies der Fall, leitet sie alles weitere in die Wege.

Die sozialpädagogischen Frühe Hilfen-Fachkräfte begleiten die Familien in der Regel drei Monate lang. Sie unterstützen eine gelingende Mutter- bzw. Vater-Kind-Interaktion und helfen den Eltern, die kindlichen Signale und Bedürfnisse wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Sie stärken die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz und bestärken sie, bei sich anbahnenden Krisensituationen rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Frühe Hilfen können auch Hilfe und Unterstützung im Alltag anbieten wie zum Beispiel Haushaltshilfen, kurzfristige Erholungsmaßnahmen, kindgerechte Spielmaterialien und kleinere Anschaffungen. Bei Bedarf vermitteln sie den Familien auch passende Begleit- und Anschlusshilfen.


Guter Start dank Familienhebammen



Die Begleitung durch eine Familienhebamme beginnt im Münchner Modell der Frühen Hilfen immer während der Schwangerschaft und endet, sobald das Baby etwa drei Monate alt ist. Aufgabe der Familienhebammen ist nicht nur die Gesundheitsberatung und -förderung, sondern auch die Stärkung der frischgebackenen Eltern in ihrer Beziehungs-, Erziehungs- und Versorgungskompetenz. Auch sie vermitteln bei Bedarf passende weiterführende Hilfen.

Die Vermittlung einer Familienhebamme erfolgt häufig durch die Schwangerschaftsberatungsstellen. Schwangere Frauen bzw. werdende Eltern können sich auch an die Orientierungsberatung des regionalen Sozialbürgerhauses wenden.

Die Frühen Hilfen sind in jeder Form für die Familien kostenlos und ein freiwilliges Angebot.
Sowohl die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen, wie auch die Familienhebammen und die sozialpädagogischen Frühe Hilfen-Fachkräfte können bei Bedarf auf Dolmetscherinnen und Dolmetscher zugreifen.

Der Zugang zu den Frühen Hilfen erfolgt über die Kinderkrankenschwestern des RGU, Telefon: 089 233 47911, von Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr. Die Kinderkrankenschwestern besuchen die Familien zu Hause und vermitteln bei Bedarf über das jeweilige Sozialbürgerhaus (KoKi) sowie die zentrale Wohnungslosenhilfe im Amt für Wohnen und Migration an die Fachkräfte Frühe Hilfen, die es in allen Münchner Sozialregionen gibt.


An deiner Seite

Hier findest du die wichtigsten Kontaktdaten der Frühen Hilfen in München:

Referat für Gesundheit und Umwelt
Abteilung Gesundheitsförderung von Anfang an
Bayerstr. 28a
80335 München


Hausbesuche der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen:
Nördliches und westliches Stadtgebiet:
Telefon: 089 233 47938
Südliches und Östliches Stadtgebiet:
Telefon: 089 233 47953
E-Mail: gvo12.rgu@muenchen.de
Website: muenchen.de/kinderkrankenschwester

Familien in Unterkünften:
Telefon: 089 233 47322
E-Mail: gvo14.rgu@muenchen.de

Fachkoordination Frühe Hilfen
Telefon: 089 233 47763

Sozialreferat
Stadtjugendamt
Steuerung und Koordination der Frühen Hilfen
Luitpoldstr. 3
80335 München

Telefon: 089 233 49 992
Website: muenchen.de


Auf kidsgo.de/fruehe-hilfen erfährst du, wie die Frühen Hilfen in anderen Städten organisiert sind.

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