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Geburtsgeschichten sind heilsam

In diesem Artikel:
Geburtsgeschichten sind heilsamLatte macchiato, Cappuccino oder Tee, Cafés sind Kult. Viele Mütter lieben es mit dem Kinderwagen eine Pause einzulegen und sich nicht nur durch ein Getränk, sondern auch die lebendige Atmosphäre eines Cafés zu stärken. Genau diese positive, "chillige Wirkung" nutzt die bundesweite Erzählcafé-Aktion, um Frauen den moderierten Austausch über ihre Geburtserfahrungen zu ermöglichen. Genau diese Gespräche am Cafétisch helfen dabei gute wie schlechte Geburtserfahrungen besser zu verarbeiten und natürlich auch, um andere Mütter kennenzulernen. Aber es ist nicht nur möglich teilzunehmen, sondern auch selbst ein Erzählcafé zu veranstalten. Die Aktion unterstützt interessierte Eltern oder Fachfrauen wie Hebammen, Kirchengemeinden oder Familienzentren dabei aktiv zu werden. Erzählcafé-Coaching, Methodenmaterial und Pressearbeit sind die kostenfreien Angebote des gemeinnützigen Mitmachprojektes, das von Hebammen für Deutschland e.V. getragen wird.

Die Geburt eines Babys stellt die Weichen für Gesundheit und Zusammenleben einer Familie, zahlreiche Studien von Epigenetik bis Emotionsforschung haben dies bestätigt. Dies gilt zum Glück im positiven, aber leider auch im negativen Sinne. Was eine stärkende Geburtserfahrung ermöglicht und wie sich schwierige Situationen gut verarbeiten lassen, dieses Erfahrungswissen und die "Resilienz" von Müttern (und Vätern) wird heute im geburtsmedizinischen Alltag kaum gefördert. Im Gegenteil, wie die aktuelle Debatte bespielsweise um Personalmangel im Kreißsaal, Klinikschließungen oder Gewalterfahrungen durch Geburten zeigt, besteht ein dringender Handlungsbedarf, gegen die Missstände am Anfang des Lebens und ihre Folgen für unsere Gesellschaft vorzugehen.

Um nicht zu "meckern", hat die Ärztin und Wissenschaftsjournalistin Stefanie Schmid-Altringer vor elf Jahren zusammen mit Lisa von Reiche, Hebammen für Deutschland e.V. spontan die Erzählcafé-Aktion gegründet. Diese Form von Erzählcafés setzen nicht auf Psychotherapie, sondern das Prinzip Solidarität und finden deshalb bewusst im angenehmen Café-Setting statt.

Wer eine gute Erfahrung weitergeben möchte oder auf das aufmerksam machen möchte, was schief gelaufen ist, kann dies in einem Erzählcafé rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett tun. Es wirkt doppelt gut: für die Gäste im Café und für alle, die etwas davon mitbekommen. Die Botschaft: Über Geburt reden lohnt sich und tut gut! Dieses offene Mitmachprojekt ist mittlerweile zu einer integrativen, internationalen Bewegung geworden, mit unterschiedlichen, speziellen Formaten für verschiedene Zielgruppen. Es gibt gezielte Unterstützung, je nachdem was vor Ort gebraucht wird, beispielsweise ein Online-Erzählcafé, als Angebot für Schulklassen, geflüchtete Frauen oder Väter, als Sommerfest oder zusammen mit einer Kinovorführung.

Jede und jeder kann mitmachen. Die ausführliche Webseite mit einem kurzen Erklärvideo machen deutlich, wieviel Spaß es macht, selbst ein Erzählcafé zu veranstalten und wie wichtig es ist, mit jeder Veranstaltung ein sichtbares Zeichen für eine Geburtshilfe zu setzen, die Bedürfnisse von Müttern und Vätern kennt und einbezieht.

In jedem Erzählcafé werden persönliche Geburtserfahrungen ausgetauscht, ein respektvoller, wertschätzender Umgang ist hier selbstverständlich.

Ansprechpersonen und weitere Informationen, Bilder aus früheren Erzählcafés und spannende Presseberichte findet man auf der Webseite. Aktuelle Termine und Tipps gibt es auch über Social Media auf Instagram und Facebook.

erzaehlcafe.net

Die Autorin des Artikels ist die Ärztin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Stefanie Schmid-Altringer. Das Foto wurde von der Aktion Erzählcafé zur Verfügung gestellt.