Wenn etwas schief läuft dann richtig.
Hallo liebe Leserinnen,
wie ihr an der Überschrift erkennen könnt, herrscht gerade ein großes Gefühls-Wirrwarr. Ausgelöst wurde das Ganze durch ein schlechtes Ergebnis beim Spermiogramm.
Thomas hat das Ergebnis Donnerstag vor eineinhalb Wochen erhalten. Weil er jedoch Nachtschicht hatte und die kurze Zeit in der wir uns gesehen haben nur mit dem neuen Auto für seinen Sohn beschäftigt war, blieb nie genug Zeit in Ruhe zu reden. Ich musste mich in Geduld üben. Am Samstagabend sprach ich ihn an, weil er nicht von sich aus mit der Information heraus rücken wollte. Kurz um: das Spermiogramm war wohl eine Katastrophe. Der Arzt sagt, es sei unwahrscheinlich, dass Thomas ein Kind zeugen könnte. Gab ihm aber das Medikament Pregnyl5000. Thomas war fix und fertig, als er zu Ende berichtet hatte. Ich habe ihn in den Arm genommen und gesagt, dass wir auch ohne Kinder glücklich sein werden, wir gehören zusammen und werden das Leben auf andere Weise bereichern.
Sonntag allein zuhause kam die Information erst so richtig bei mir an. Ich habe geweint und war so wütend. Wütend auf mich, weil ich geglaubt habe, dass bei Thomas ja nichts sein könnte, schließlich hatte er ja zwei Kinder mit seiner Frau. Wut auf den Arzt.
Nach dem Weinen kam die Resignation. Alles vorbei. Ich werde irgendwann alleine sein. Ich werde nie Mutter, ich werde nie Oma, ich werde nie erleben wie es ist, Verantwortung für ein kleines Wesen zu haben, ihm die Welt zeigen und es durch seine Augen sehen.
Dann kam aber folgende Info in meinem Kopf erst mal richtig an. Der Arzt sagte unwahrscheinlich und nicht unmöglich. Es gibt noch Hoffnung und diese Chance will ich nutzen. Thomas sprach ich Dienstag vor einer Woche darauf an. Er soll das schriftliche Spermiogramm besorgen, wir besorgen uns in der Kinderwunsch-Klinik einen Termin. So war mein Plan. Thomas hat aber für sich das Thema abgehackt. Ich hätte ja gesagt, dass wir uns das Leben schön machen und zu zweit glücklich bleiben. Ich habe dann versucht zu erklären, dass ich nur eine zweite Meinung will. Ende war, wir schwiegen uns an. In mir arbeitete es und jeder Tag, an dem Thomas nicht tätig wurde, machte mich innerlich fertig und ließ mich an ihm zweifeln. Wollte er vielleicht kein Kind?
Die Woche wurde sehr verkrampft. Wenn es privat mal nicht so läuft, ist bei mir immer die Arbeit doppelt wichtig. Liebe Kollegen und Arbeit, die Spaß macht. In der letzen Woche wurden wir aber informiert, dass abgebaut wird - auch bei uns. Seit der Information laufen alle wie in Trance über die Flure. Somit kämpfe ich an allen Fronten.
Heute ist eine Woche um, das ich mit Thomas gesprochen habe aber er macht nichts. Ich habe ihm in der Nacht, weil ich nicht schlafen konnte, eine lange Nachricht geschrieben. Wie sehr es mich verletzt, dass er so reagiert und was es in mir auslöst. Das Gefühl, nicht auf ihn zählen zu können und allein zu sein, auch wenn er neben mir sitzt. Ich weiß nicht wo es hin führt. Vor zwei Wochen war noch alles gut.
Noch gebe ich nicht auf. Ich warte wie Thomas auf meine Nachricht reagiert.
Bis in drei Wochen.
Alles Liebe, Hannah