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Trauerwellenwochen - Baby-Tagebücher von Tanja aus Vöhringen, München und Shenyang

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

33. Woche

Trauerwellenwochen

Zwischen Ebbe und Tsunami: Warum diese zwei schweren Sommermonate für mich die leichtesten sind

Ich hänge mit meinen Einträgen hinterher. Immer noch.
Aber ich will keinen überspringen.
Denn diese Texte sind wie verbale Schatzkisten aus der Kindheit – so stelle ich es mir jedenfalls vor. Irgendwann später mal. Wenn meine Kinder sie lesen.
Oder wenn ich sie selbst lese. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue daran.

Alle Jahre wieder kommen auch die *Trauerwellenwochen*.
Und die sind der Grund, warum ich noch ein paar Wochen zurückliege.

Als wir aus Vietnam zurückkamen, war es kurz vor Juni.
Und Juni – das ist Thora. Unsere erste Tochter. Unser erstes Sternenkind.

Direkt danach: Juli – das ist Hugo.
Klingt erstmal völlig unspektakulär – normaler Kalenderlauf eben.
Aber in den *Trauerwellenwochen* ist auch der Juli besonders:
Er gehört unserem ersten Sohn. Unserem zweiten Sternenkind.
Juli – das ist Hugo.

Es geht nicht um den einen Tag.
Nicht um den Geburtstag, der gleichzeitig der Todestag ist.
Es sind die Monate.
Diese Wochen davor und danach.
Bei mir. Und bei vielen anderen Eltern auch.
Manchmal ist es sogar eine ganze Jahreszeit, die mitschwingt.

Der Todestag selbst ist bei mir oft einfach leer.
Ein Tag, der still ist.
Still in allem.
Aber die Wochen drum herum – sie sind wie Ebbe und Flut.
Wie ruhiges Wasser.
Und wie Tsunami.

Immer ist da etwas unter der Oberfläche.
Etwas, das zieht.
Etwas, das brodelt.
Etwas, das jederzeit umschlagen kann.

Nicht so berechenbar wie die Gezeiten – der Vergleich hinkt.

Was aber jedes Jahr zuverlässig kommt, ist die melancholische Schwere.
Die Sinnfragen.
Der Zweifel.
Die Liebe.
Die Trauer.

Und damit auch diese Stimmung, die ich gar nicht richtig greifen kann.
Nicht in Worte.
Nicht in Struktur.
Aber vielleicht in ein Bild:

Die *Beringsee*.

Für alle, die die Doku über Krabbenfischer kennen – ihr wisst, was ich meine.
Für alle anderen:

Die Beringsee kommt nie zur Ruhe – selbst dann nicht, wenn sie ruhig aussieht.
Dort schlagen Wellen nicht – sie werfen. Sie reißen. Sie widersprechen.
Das Wasser? Dunkel wie altes Metall.
Die Gischt? So kalt, dass selbst der Norden von *Game of Thrones* dagegen Südsee ist.
Wind und Strömung wechseln in Sekunden die Richtung.
Und es heißt dort: „Wer hier hinausfährt, weiß – Kontrolle ist Illusion.“
Was morgens noch friedlich war, ist abends vielleicht eine Todeszone.
Nicht aus Bosheit.
Sondern einfach, weil sie es kann.

Die Beringsee.
Das Leben.
Die Trauer.
Die Liebe.

Es gibt keine Regeln.
Und Schwäche? Wird nicht geduldet.
Geht ja gar nicht, sonst würde ich ja untergehen.

So fühlen sie sich an:
Die Trauerwellenwochen.
So – und ganz anders.

Und eigentlich müsste ich jetzt mal konkret werden.
Wie sich das im Alltag anfühlt – mit unseren Kindern.
Mit meinem Mann.
Mit dem Leben, das weitergeht.

Denn diese Wellen – sie kommen von außen.
Sie färben das, was ich sehe.
Es ist, als würde ich durch ein Fenster schauen:
Draußen ist alles in Nebel gehüllt.
Aber drinnen – in unserem Zuhause, in meinem Herzen, in unseren Momenten –
ist alles hell.

Es ist Leichtigkeit.

Es ist Liebe.

Es ist Innigkeit.

Es ist Intensität.

Es ist der Moment.

Jedes Lachen.
Jeder Quatsch.
Jedes Spielen, Quasseln, Kuscheln, Vorlesen, Schmusen, Staunen.
Jedes Anziehen, jedes Einschlafen, jedes leise Quengeln –
alles ist plötzlich so leicht.

So klar.
So fokussiert.

So voller Liebe.

Mir ist so vieles so egal, weil e ist wunderbar.

Wie das Leben mit allen Kids eben so ist. Oder sein kann.

In diesem Sinne

Seid von Herzen gegrüßt

Tanja von sternenkinder.org

Tagebuch Tanja



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Kommentare von Lesern:

Kathrin18.07.2025 15:52

So ein wundervoller Text ❤️

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