Neufindung als Neu- und Dreifachmama. Heilung, Erholung und Ankommen in der neuen Realität.
Liebe Leserin, wenn du gerade selber ein Baby bekommen hast und dich im Wochenbett befindest erstmal meine herzlichsten Glückwünsche zur Geburt deines Babys. Du hast Großartiges geleistet und darfst dich nun erholen und ausruhen. Bitte denke daran: jedes Wochenbett ist anders. Unterschiedlich schnell laufen die Genesungsprozesse bei den Mamas und die Entwicklung bei den Babys. Deswegen nimm meinen Bericht bitte nicht als Maßstab, sondern als ein „auch so kann es laufen“.
Tag 1 nach der Geburt, Sonntag:
Die Nachwehen sind die Hölle. Und, ja, sie werden bei jedem Kind stärker. Bei den richtig starken kann ich nur noch heulend und stöhnend im Bett liegen und hoffe, dass sie irgendwann vorbei sind. Genau wie bei den Geburtswehen kann ich ihnen diesmal nichts entgegensetzen. Ich weiß, ich könnte Schmerzmittel nehmen, aber ich will nicht.
Ich schwitze furchtbar. Ständig ist alles nass. Das stört mich sehr.
Ich habe keine Verletzungen von der Geburt außer Abschürfungen und Hämorrhoiden. Es fühlt sich trotzdem an, als ob Hulk in die Mumu geboxt hätte und jemand mit Schleifpapier drübergegangen wäre. Sitzen geht garnicht. Aber Pipi machen funktioniert und die Calendula Essenz tut super gut.
Der Weg vom Bett zum Bad und zurück ist das was heute geht. Mehr schaffen meine Kräfte und Kreislauf nicht.
Tag 2 Montag:
Ich möchte duschen. Dafür muss ich nach unten. Die Treppe wirkt wie der Mount Everest. Ich weiß nicht wie, aber ich hab sie runtergeschafft.
Meine Hände haben Muskelkater vom zudrücken bei der Geburt und ich bin etwas heiser vom Schreien. Mein Beckenboden tut weh. Sitzen geht nicht. Aber Stuhlgang funktioniert - juhuu! Die Hämorrhoiden werden schon kleiner und weicher. Die Hebamme meint sie dürfen acht Wochen Zeit haben zum heilen. Eben so lange wie das Wochenbett dauert.
Die Nachwehen sind weiterhin die Hölle.
Tag 3 Dienstag:
Ein feuchter Kanonenschuss begleitet von einem drückenden Stöhnen zerreißt die Stille. Die Nusstorte hebt verschlafen den Kopf und fragt: „Das?“ Ich sage ihm, dass das Baby kacka gemacht hat. Dann hören wir das Müllauto womit die Nacht eindeutig zuende ist. Die Müllmänner kennen schon das Interesse der Nusstorte und winken an unserem Haus mittlerweile, während die Nusstorte hektisch zum Fenster eilt und seine Nase gegen die Scheibe drückt um nichts zu verpassen.
Die Nachwehen sind endlich erträglich. Immer noch schmerzhaft aber erträglich. Das Schwitzen bleibt leider.
Zum Abend kommt der Milcheinschuss. Und die Brüste können doch noch größer werden. Die Still-BHs passen nur mit offenem Verschluss …
Ich will dem Ninja abends seine Sporthose aus dem Wäschekorb raussuchen. Mein Körper streikt. Muskeln und Beckenboden schaffen es nicht. Ich muss aufgeben. Zum Glück hat er doch noch eine im Schrank. Darauf, dass er sich die auch selber raussuchen könnte, bin ich irgendwie nicht gekommen.
Tag 4 Mittwoch:
Dieser Tag war einfach nur blöd!
Das Stillen funktionierte nicht richtig. Im Rückblick betrachtet wahrscheinlich, weil die Brüste zu voll waren und der Kleine sie deshalb nicht richtig fassen konnte. Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen, war weinerlich und hab geschwitzt wie hulle.
Was ein schöner Moment war, war als die Nusstorte das Baby mit Papas Hilfe das erste Mal im Arm hatte.
Die Käseschmiere ist nun vollständig eingezogen. Die haben wir nicht abgewaschen, sondern als körpereigene Hautpflege einziehen lassen und in den Hautfalten schön verrieben.
Die Hebamme macht mir heute eine Bachblütenmischung, um die Geburt besser verarbeiten zu können. Irgendwie fügt sich das alles nicht richtig zusammen und lässt mich nicht ankommen. Ich kann aber auch nicht wirklich sagen woran das liegt. Ich habe da einfach ein großes Fragezeichen und kann mit dem ganzen nicht wirklich was anfangen.
Tag 5 Donnerstag:
Endlich!!! Ich habe keine spürbaren Nachwehen mehr. Der Wochenfluss geht zurück, das Schwitzen bleibt. Die Brüste sind immer noch voll Milch, aber das Stillen geht viel besser. Was auch geholfen hat war, dass die Nusstorte eine Brust im Schlaf schön leer getrunken hat.
Das Baby hat das erste Mal gelacht im Schlaf. Was für ein schöner Klang.
Der Nabelschnurrest ist heute auch abgefallen und ich konnte die Treppe normal runtergehen. Yay.
Nachmittags haben der Schatz und ich versucht einen Film zu sehen. Das wollten wir schon seit einer Woche. Ohne Witz jetzt: erst klingelte das Telefon. Es war irgendwie nicht leise wie sonst. Dann hat das Baby sehr geräuschvoll gekackt. Der Wind ließ die Tür knallen, was sonst nie passiert. Dann haben wir gemerkt, dass wir beide eigentlich Hunger haben und nach 40 Minuten wurde die Nusstorte natürlich unruhig. Tatsächlich haben dann aber beide Kinder bis über den Schluss des Films hinaus geschlafen. Und wir konnten ihn in einem Rutsch gucken. Wir konnten es kaum fassen.
Tag 6 Freitag:
Ich habe einen Korb Wäsche gefaltet und weggeräumt. Das war wohl zu viel. Als der Schatz dem Kleinen einen Schnuller gegeben hat, damit ich die Nusstorte fertig zum Mittagsschlaf legen konnte, habe ich einen leicht hysterischen Heulanfall bekommen. Das war furchtbar für mich. Ich mache mir Sorgen, ob der Kleine genug trinkt, weil er immer nur so zehn Minuten an der Brust ist und dann wieder schläft. Meine Brüste sind permanent übervoll und ich habe Sorge, dass er keine Kraft mehr hat an der Brust zu trinken, wenn er sich vorher am Schnuller verausgabt. Unter Tränen habe ich die Hebamme begrüßt. Wir haben uns über meine Sorge unterhalten und sie meinte, wenn er immer wieder zwei drei Stunden schläft wird er auf jeden Fall satt und eine schöne gelbe Farbe bei der Kacka zeigt an, dass das Kind beim Stillen auch an die fettere Hintermilch kommt, die es zum satt werden und zunehmen braucht. Das hat mich beruhigt.
Später habe ich noch den Kühlschrank durchgesehen und die Sachen für den Bauernhof gepackt. (Mama holt morgen die Nusstorte ab und übernimmt die Fahrt zum Trecker gucken und Gemüse abholen). Etwas geräumt hab ich auch. Leider war das zu viel für mich. Ich musste mich dann heulend und mit Beckenschmerzen ins Bett schleppen und das Baby kuscheln. Dann ging’s wieder.
Abends wurde mir bewusst, dass ich nun die Mama von drei Kindern bin. War vorher schon klar, aber so richtig im Bewusstsein ist es erst in diesem Moment angekommen. Die Nusstorte lag an mich gekuschelt auf der rechten Seite und war durchs Kuscheln eingeschlafen. Das Baby lag wie ein Äffchen über meiner linken Seite im Arm auf der Brust. Und hatte sich vorher schon in den Schlaf getrunken. Der Ninja nebenan in seinem eigenen Zimmer und Bett. Alle drei so wundervoll, jeder so eigen und manchmal ganz schön anstrengend. Aber alle drei sind meine Kinder. Meine Jungs. Ich habe keine Ahnung, wie ich jedem Einzelnen gerecht werden soll. Wahrscheinlich wie vorher auch: jeden Tag so gut es geht. Ich freue mich schon drauf, ihnen die Welt zu zeigen.
Tag 7 Samstag:
Mein Beckenboden tut weh, der Wochenfluss ist wieder stärker, mein Kreislauf wieder im Eimer. Ich habe eindeutig zu viel gemacht am Vortag. Ich muss doch noch viel liegen und mich noch ausruhen. Und das Baby kuscheln. Nachdem ich meinen Bauch mit einem Wochenbettmassageöl massiert habe wird der Wochenfluss kurz wieder stärker und es entwickelt sich über den Nachmittag ein Gefühl von Muskelkater.
Das Baby wird jeden Tag weicher und knuddeliger. Die Wimpern entrollen sich langsam. Wenn er wach ist, was nicht oft der Fall ist, dann schaut er sehr aufmerksam um sich und freut sich immens über seinen kleinen großen Bruder. Er erzählt etwas und verlangt immer wieder nach mir. Das ist so schön. Er lässt sich eine kleine Weile ablegen, aber dann wird er unruhig und verlangt damit nach meiner Nähe. Auch nachts. Er schläft meist auf meiner Brust und ich genieße es, diesem kleinen perfekten Wesen so nah zu sein. Nehme ich ihn tagsüber zu mir und lege ihn mir in den linken Arm mit seinem Kopf an meiner Brust, dann lässt er sich mit einem Lächeln hineinsinken, wird ganz ruhig und ist mit der Welt zufrieden. Das gibt mir so ein schönes Gefühl, dass er sich bei mir so zuhause fühlt.
Es gibt diese perfekten Momente, wo der Papa z. B. beide Kinder auf dem Wickeltisch liegen hat und nacheinander versorgt. Ja, sie können schon synchron kacken. Keiner der beiden schreit und der Papa summt. Das kenne ich überhaupt nicht von ihm. Schon gar nicht in Zusammenhang mit vollgeschissenen Windeln. Um die drückt er sich oft lieber. Der Einfachheit halber sind wir im Wochenbett noch bei Wegwerfwindeln. Die mag der Papa lieber und Wäsche waschen mag er auch nicht. Er schmeißt den Laden so toll, da komme ich ihm in diesem Punkt entgegen. Eigentlich möchte ich nämlich mit Stoffwindeln wickeln. Aber da haben wir später auch noch Zeit für.
Und dann gibt es wieder die anderen Momente in denen der Papa eine Runde Rad fährt, wie vom Arzt verordnet, und die Kinder natürlich an diesem Tag früher wach sind. Der Kleinste will eine frische Windel und auf den Arm und an die Brust - gleichzeitig natürlich. Der Mittlere (ich hab einen mittleren :D ) schmeißt mit Legosteinen um sich und brüllt weil irgendetwas nicht seinen Vorstellungen entspricht und just in diesem Moment taucht der große Teeniesohn aus seiner Versenkung auf und möchte etwas. Leider muss ich ihn vertrösten und einfach mit größter Ruhe alles nach Dringlichkeit abarbeiten. In diesen Momenten habe ich dezente Panik wie das werden soll, wenn der Schatz wieder arbeiten geht und ich den ganzen Tag mit den Kids alleine bin. Fünf Wochen haben wir noch.
Erstmal werde ich hier aber wunderbar verwöhnt. Und das genieße ich einfach. Der Schatz kümmert sich wirklich mit einer Engelsgeduld um die Nusstorte, der die intensive Papazeit sichtlich genießt, auch wenn es komisch ist die Mama jetzt so teilen zu müssen und immer wieder zur Rücksichtnahme aufgefordert zu werden.
Der Schatz schmeißt den notwendigsten Haushalt mit tatkräftiger Unterstützung vom Ninja. Dafür bleibt nicht viel Zeit, weil er viel gutes Essen macht, mir das Baby zum Wickeln abnimmt, weil ich nicht so lange stehen kann und die Nusstorte fast permanent beschäftigt werden will. Jeden Tag habe ich leckeres, frisch zubereitetes Wunschessen ins Bett bekommen, Tee gegen Nachwehen und Kaffee im Thermobecher, damit er noch heiß ist, wenn ich dazu komme ihn zu trinken. Ich konnte, trotz Kleinkind, fast den ganzen Tag im Bett liegen, das Baby kuscheln und nur zum Notwendigsten Aufstehen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wenn das Baby nachts die Windel vollhaut, wecke ich ihn und er geht es wickeln.
So konnte ich mich schon ein gutes Stück von der Schwangerschaftsendphase und der Geburt erholen. Ein bisschen in meinem neuen Leben als Neumama dieses Babys und als nun Dreifachmama ankommen. Außerdem konnte die Milchbildung so gut in Gang kommen und das Stillen klappt noch nicht immer perfekt, aber immer besser.
Die Geschwisterkinder tasten sich langsam an ihren Babybruder heran. Beim ersten Kennenlernen hat die Nusstorte nur kurz Notiz von dem Baby genommen und sich dann seinem Frühstück gewidmet. Ich habe darauf geachtet, dass das Baby neben mir lag und nicht in meinem Arm, damit die Nusstorte ihren Platz darin nicht als besetzt ansieht. Vielleicht hatten wir uns etwas mehr Reaktion erhofft, aber es war ok. In den nächsten Tagen ist er immer mal wieder für kurze Momente mit wachsendem Interesse beim Baby. Lächelt es schüchtern an, streichelt mal das Köpfchen und zieht die Hand schnell wieder weg. Wenn wir nicht gucken, wirft er dem Baby neugierig seelige Blicke zu, lächelt und hat sich dann auch getraut es mal auf den Arm zu nehmen.
Als der Ninja am Montag von der Schule nach Hause kam, warf auch er einen scheuen Blick auf den neuen Bruder. Schnell war er damit fertig und verschwand in seinem Zimmer. Sein liebevolles Lächeln hat trotzdem verraten, dass er sich über ihn freut. Er hat’s einfach nicht so mit Babys. Über die Woche zeigte er wenig Interesse, wünschte aber zunehmend auch dem Kleinen eine gute Nacht und schaute ihn sich mal an.
Es ist ein schleichender Prozess, dem wir seine Zeit lassen und freudig beobachten, wie sich alle jeden Tag ein Stückchen näher kommen und kennenlernen.
In diesem Wochenbett haben wir die Schlafzimmertür fast durchgehend offen stehen. Es fühlen sich alle mehr willkommen glaube ich. Besonders der Ninja scheint nicht so eine Hemmschwelle zu haben mal kurz reinzugucken.
Besuch hatten wir nur von meiner Mama, die sich immer mal um die Nusstorte kümmert, und täglich von unserer lieben Hebamme, die mit großer Geduld und viel Verständnis, Wissen und Einfühlungsvermögen meinen Launen, Sorgen und Freuden lauscht, sowie die Fragen, die sich auch beim dritten Kind noch türmen beantwortet. Viele Grüße und Glückwünsche kamen auch von Nachbarn, aber ganz unaufdringlich durch Karten im Briefkasten und Blumen vor der Haustür. Auch die Postboten halten sich wunderbar an unsere Bitte nicht zu stören, weil das Baby schläft, die permanent über die Klingel geklebt ist.
Es ist doch jedes Mal wieder eine große Umstellung plötzlich diesen leeren Bauch zu haben. Nicht die von vor der Schwangerschaft zu sein, aber eben auch nicht mehr schwanger. Es ist ein komischer Schwebezustand. Ich bin eine andere und doch wieder nicht. Das wird noch etwas brauchen, bis ich richtig angekommen und wieder belastbar bin. Nächste Woche ist die U2. Ich hoffe, dass ich das schon packe. Bei der Nusstorte war es mir zu viel. Ich habe mich erst sehr gefreut wieder rauszukommen und es war ein wunderschöner Tag, aber es war zu viel für mich diese ganzen Eindrücke und Menschen. Auf der Rückfahrt war ich nur noch am Heulen und bekam kurz darauf eine Brustentzündung. Mein Körper hat mir damit zwangsweise Bettruhe verordnet. Alleine kann ich mein Baby aber nicht weglassen. Also fahre ich mit und hoffe, dass ich diesmal fit genug bin.
Ich habe euch noch ein paar Bilder mitgebracht. Auf dem einen seht ihr die Reaktion des Babys, als ich dachte das er fertig ist mit Stillen und ihn abdocken wollte. Er war definitiv anderer Meinung :D
Mein super Wochenbettfrühstück und den wunderschönen Blumenstrauß, den die Eltern vom Schatz geschickt haben.
Viele liebe Grüße aus dem Wochenbett von Anna
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