Wie auch zu früh verstorbene Kinder an Weihnachten einen Platz in unserer Mitte finden & Noahs erstes Weihnachtsfest
Liebe Baby-Tagebuch-Leser und Leserinnen,
In wenigen Tagen sitzen wir unter dem festlich geschmückten Tannenbaum, genießen unzählig viele schmackhafte Köstlichkeiten und erfreuen uns an so manch liebevoll verpackter Kleinigkeit. Unser erstes Weihnachten mit Baby Glückskeks rückt näher und anders als zunächst gedacht, bin ich aktuell erstaunlich entspannt. Noah hingegen ist schon ganz wild auf seine Geschenke, haben wir doch in den vergangenen Tagen extra fleißig geübt, wie man bunt verpackte Kartons auspackt. Dass die bereits unter dem leuchtenden Tannenbaum abgestellten Päckchen seitdem für noch mehr Neugierde sorgen, hätte ich mir dabei eigentlich denken können. Beinahe täglich schleicht er sich an den Baum, versucht das ein oder andere Päckchen aufzureißen und ein paar Kugeln vom Baum zu klauen.
Diese Neugierde stimmt mich glücklich, ebenso sein schelmisches Grinsen, wenn ich ihn auf frischer Tat dabei ertappe.
Im Allgemeinen bin ich sehr erstaunt, wie viel Baby Glückskeks in den vergangenen Wochen gelernt hat. Nicht nur, dass er sich inzwischen an allerhand Dingen wie Tischen, Sofas oder meinem Hosenbein selbstständig hochzieht, auch kann er sich längst eigenständig hinsetzen. Besonders niedlich finde ich jedoch seine Gesten und Laute, mit denen er nicht nur zu uns, sondern auch zu unseren Katzen Kontakt aufnimmt. Beziehungsweise es versucht.
Neben “dada” und “gagaga” nehmen wir auch immer wieder ein lautstarkes “mamama” wahr.
Es ist ein wundervolles Gefühl, seinem eigenen kleinen Wunder beim Wachsen und Entdecken zuzusehen. Jeden Tag lernt er etwas Neues kennen und sei es nur ein neuer Geschmack. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlen kann, seinen kleinen Lieblingsmenschen dabei zu begleiten. Überhaupt empfinde ich es als sehr schön, Mama sein zu dürfen. Keine Selbstverständlichkeit - umso intensiver nehme ich jeden noch so kleinen Augenblick wahr.
Am Sonntag werden wir erstmals gemeinsam unter dem Baum sitzen. Uns über die liebevoll verpackten Geschenke stürzen, dem Glückskeks beim Auspacken helfen und die vielen neuen Spielsachen nach und nach zusammen auspacken. Doch bevor wir Weihnachten und den ganzen Zauber drumherum erleben und genießen können, steht uns noch ein wichtiger Besuch bevor: Der alljährliche Weihnachtsbesuch am Grab unserer Kinder.
Es gehört für uns inzwischen dazu, dass noch bevor ein Gast unser Haus betritt, wir unseren viel zu früh verstorbenen Kindern ein kleines Bäumchen oder einen wunderschönen Weihnachtsstrauß vorbeibringen. Heuer erstmals mit Baby Glückskeks an der Hand.
Schon jetzt laufen mir beim Gedanken daran erste Tränchen die Wangen hinab. Gerade in der Vorweihnachtszeit empfinde ich die Verluste vergangener Tage als besonders schlimm und nehme den Schmerz intensiver wahr. Ich möchte nicht, dass unsere Sternchen vergessen werden, weshalb Jahr für Jahr ein sogenannter Gedenkweihnachtsbaum im Esszimmer einzieht. Ein wunderschöner, schneebedeckter Tannenbaum, der mit Kugeln und silberfarbenen Tannenzapfen bestückt ist. Besonders stechen aber die fünf handbemalten Holzscheiben hervor, auf denen die Namen unserer Sternchen stehen. Rosalie, Conner, Ruby, Shyrin und Lucas - jedes Holztäfelchen steht für ein verlorenes Kind.
Der Baum steht gut sichtbar im Esszimmer, bewusst, denn so sind alle fünf mit dabei, wenn wir am Tisch sitzen, essen und mit einem Lächeln auf den Lippen die gemeinsame Zeit genießen.
Mir ist es sehr wichtig, dass keiner von ihnen in Vergessenheit gerät, schon gar nicht jetzt, wo Baby Glückskeks unseren Alltag bereichert.
Jedes dieser Kinder war so sehr gewünscht.
Jeder von ihnen könnte jetzt mit an diesem Tisch sitzen.
Für viele mag das befremdlich wirken. Kritische Stimmen diesbezüglich sind mir nicht fremd. Letztlich ist es aber auch “nur” eine Form der Trauerbewältigung, die akzeptiert und respektiert werden sollte. Eine Fehlgeburt darf und sollte kein Tabuthema sein, für das sich Frauen schämen müssen. Ganz im Gegenteil, wir sollten lernen offen damit umzugehen. Betroffenen Frauen (und Männern) in dieser schweren Zeit den Rücken stärken und ihnen zeigen, dass wir auch an Tagen wie diesen keines der kleinen Sternchen vergessen haben.
In diesem Sinne,
Frohe Weihnachten und ein ruhiges Fest im Kreise eurer Liebsten.
Janine
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