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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
7. Woche

V: Reden oder Schweigen?

In den ersten 12 Wochen über die Schwangerschaft reden – von emotionalen Entscheidungen bis hin zu unvorhergesehenen Reaktionen.

Hallo mein Herz,

heute luschern wir wieder in meine Vergangenheit.
Doch bevor wir loslegen, danke ich Angela, Uli und B. für die Gedanken und lieben Worte zur Rabenmutter. Antje danke ich für ihren Beitrag zum Stillthema. Deine Worte machen mir Mut und ich bleibe dran – vorerst. Danke fürs Teilen deiner Erlebnisse.

Und jetzt ist die Frage: Reden oder schweigen?

Nachdem ich meine medizinischen Termine koordiniert hatte (siehe Beitrag von Woche 5), driftete ich in die Grübelei ab.

Es heißt: Reden ist Silber. Schweigen ist Gold.
Doch stimmt das im Fall einer Schwangerschaft?

Ich musste genau abwägen, ob ich meiner Familie und Freunden erneut so früh von meiner Schwangerschaft erzählen wollte.

Was wäre, wenn …?
Ich schob den Gedanken beiseite, schließlich wollte ich selbst daran glauben, dass dieses Mal alles gut sein würde.

Der Satz ‚Was wäre, wenn …‘ begleitete mich immer wieder und immer wieder musste ich meine Gedanken korrigieren und mir ins Bewusstsein rufen ‚Jetzt gerade ist alles in Ordnung. Du lebst nur jetzt, in diesem Moment.‘

Ich wollte von Anfang an „all in“ sein – mit all meinen Gefühlen.
Vor allem wollte ich mich nicht mit angezogener Handbremse freuen, sondern ‚Volle Lotte!‘.
Wenn wieder etwas wäre, dann würden mich genau die Menschen auffangen, die sich vorher auch mit mir freuen würden.

Wie bei einer Ehe.
In guten wie in schlechten Zeiten.

Nach meinen Fehlgeburten hatte ich überlegt, dass es Betroffenen vielleicht genau deshalb so schwerfiel über ihre Fehlgeburt zu sprechen, denn die Freude über die Schwangerschaft wurde vorher dem Umfeld verwehrt.
Wie soll dann der Verlust kommuniziert werden?
Es fehlt die Stufe dazwischen.
Das war für mich keine Option.

Für mein Empfinden gibt es genau zwei Varianten in der Kommunikation, mit der man seinem eigenen Glück im Weg stehen kann: Schweigen, wenn Reden dran ist und Reden, wenn Schweigen dran ist.
Glücklich sind die, der sich im Klaren darüber sind, was eine Situation erfordert.

Ich entschied meinem engen Umfeld und notwendigen Kontakten von meiner Schwangerschaft zu erzählen.

Ein notwendiger Kontakt war meine Trainerin.
Nach Loreleys Geburt hatte ich mich im Fitnessstudio angemeldet, um meinen Körper auf die neue Schwangerschaft vorzubereiten.

Anfang November hatte ich dort meinen regulären Termin zur Körperfettanalyse und Anpassung meines Trainingsplans.

Meine Trainerin freute sich sofort mit mir, machte eine Notiz im System und sagte: „Na dann gibt es jetzt keine Analyse mehr für dich. Dafür passen wir deinen Trainingsplan mindestens alle vier Wochen nach deinen Bedürfnissen an. Wenn eine Übung zu schwer wird, dann sagst du es bitte sofort und wartest nicht auf unseren Termin.“

Die Bauchübungen wurden sofort rausgenommen. So eine Schwangerschaft hat Vorteile. ;)
Dafür gab es mehr für Rücken und Arme, denn ich wollte mein Baby gut halten können und einen stabilen Rumpf haben.
Ich war noch am Tag meines Blasensprungs am 10. Mai 2024 morgens zum Workout in der Fitte.

Meinen Eltern erfuhren von meiner Schwangerschaft ebenfalls unmittelbar.
Sie waren emotional genauso hin- und hergerissen wie ich.
„Na dann hoffen wir mal, dass es dieses Mal gut geht. Wir drücken dir die Daumen und wünschen es dir von Herzen.“
Mein Vater sagte seitdem immer: „Pflege meinen Enkel gut.“

Auch meine Freunde reagierten verhalten.
Eine Freundin sagte am Telefon: „Ich schicke dir lieber noch kein Päckchen mit einem Geschenk. Wer weiß, was noch passiert.“
Ich merkte, wie die Wut in mir aufstieg.
Ohne Rücksicht auf Verluste erwiderte ich, dass ich davon nichts hören wollte.
Sollte sie sich nicht mit mir freuen können, dann würden wir die nächsten Monate keinen Kontakt haben, weil ich keinen Bock auf ‚Freude auf Sparflamme‘ hatte.

Anders reagierte eine andere Freundin. Sie sprach ganz offen aus, wie es in ihr aussah: „Marion, ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll, weil ich nicht weiß, welche Reaktion in diesem Fall die Richtige ist. Was brauchst du von mir?“.
Das war einfach und die Antwort folgte prompt: „Ich will einfach, dass du dich mit mir freust.“
Gesagt. Getan.

Ich schätze, dass jede Frau, die bereits eine Fehlgeburt hatte, ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat.
Deshalb ist es gar nicht so einfach für die Menschen im Umfeld, richtig zu reagieren.

Was ist in diesem Fall richtig?
Und was ist falsch?
Das unterliegt unserer Bewertung – in jeder Lebenslage.

Wann ist Reden Silber und wann ist Schweigen Gold?
Auch höchst individuell.

Ich habe entschieden, dass ich meinem Umfeld so früh wie möglich die Gelegenheit geben wollte, sich mit mir zu freuen.
Denn man weiß nie, wann „was wäre, wenn …“ passieren könnte.

Leben wir im Moment.
Und jetzt, in diesem Moment, ist alles in Ordnung.

Deine Marion Glück



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In diesem Beitrag geht's um:

schwangerschaft, Reaktionen, Umfeld, Regenbogenbaby, Gefühle, was wäre wenn