Wie es nach der überraschenden Geburt weiterging ...
Ich kann gar nicht sagen, wie erleichternd es war, als nach dem Köpfchen der Körper einfach nur hinterhergerutscht ist und ich den Kleinen direkt habe schreien hören. Dass das aber so wirklich mein Baby war, das ich jeden Tag davor in meinem Bauch gespürt hatte, konnte ich kaum realisieren. Denn so schnell er am Ende auf die Welt kam, umso schneller ging es für Ihn mit den Kinderärzten auch schon auf die Frühgeborenen-Intensivstation.
Gefühlt war der Kleine noch gar nicht lange weg, da kam auch endlich sein Papa in den Kreißsaal gestürmt. Die Anfahrt war leider etwas weiter, weshalb damit mein zweiter Corona-Albtraum, das Kind alleine auf die Welt zu bringen, wahr geworden ist. Aber um ehrlich zu sein, alleine war ich nicht, ich hatte ganz tolle Hebammen bei mir, die mich toll unterstützt haben. Aber mein Mann hat natürlich trotzdem gefehlt. Mein erster Corona-Albtraum war übrigens die kompletten Wehen, ohne ihn durchstehen zu müssen. Im Nachhinein war nichts am Tag der Geburt wie erwartet, aber ich bin stolz auf meinen Körper und mich, wie wir das dennoch gemeistert haben.
Mein Mann konnte dann mit mir noch knapp eine Dreiviertelstunde auf die Plazenta warten und mir währenddessen sowie beim anschließenden Nähen der Geburtsverletzungen die Hand halten. Während des Wartens war auch eine der Schwestern so lieb und ging mit dem Handy meines Mannes auf die Intensivstation rüber, um uns schon mal ein paar Bilder unseres Sohnes zu machen. Ich kann euch sagen, wir haben das süßeste Baby der Welt ♡ und dadurch das er größer und schwerer als andere in der 33. Schwangerschaftswoche war, sah er auch gar nicht so arg nach Frühchen aus und hat damit auch gute Voraussetzungen für den Start in sein Leben mitgebracht.
Und dann saßen wir da, das erste Mal gemeinsam als Eltern, aber ohne Baby und versuchten zu fassen, was da gerade alles passiert war. Wir warteten sehnlichst darauf, dass wir den Kleinen sehen durften. Zum Glück ging es ihm gut, er atmete selbstständig und nichts war auffällig, aber gemeinsam durften wir nicht zu ihm, nur getrennt nacheinander. Danke Corona für nichts. Dafür durften wir aber noch viel Zeit zu zweit im Kreißsaal verbringen.
4 Stunden nach der Geburt ging es für mich dann auf Station und für meinen Mann nach Hause.
Auf der Intensivstation durften wir den Kleinen von 9 Uhr bis 18 Uhr besuchen, aber nur einer von uns am Tag. Das heißt, wenn ich dort war, durfte mein Mann am selben Tag nicht mehr und umgekehrt. Das fiel uns wirklich alles andere als leicht.
In der zweiten Nacht hatte ich mein erstes richtiges Tief und sehr viel geweint. Und das sollte leider über den Tag nicht abnehmen, denn unserem Kleinen war in dieser Nacht ein Lungenflügel zusammengefallen (Pneumothorax nennt sich das) und er musste intubiert werden und bekam eine Thoraxdrainage. Man fühlte sich auf einmal ein bisschen wie in Greys Anatomie. Total überfordert, was das alles bedeuten, konnte ich mich kaum beruhigen und an diesem Tag war sein Papa bei ihm, was mich für ihn zwar freute, aber mich selbst wiederum sehr traurig machte. Aber diesen Rückschlag hat unser Kämpfer sehr gut weggesteckt, er atmete kurz nach dem intubieren bereits wieder selbstständig und obwohl es uns einige Tage zurückwarf, ging es seit dem jeden Tag ein Stück bergauf.
Am dritten Tag nach der Geburt wurde ich auch bereits entlassen. Erst wenn unser Baby von der Intensivstation verlegt wird, hieß es, kann man mich dann mit in sein Zimmer aufnehmen. Das unendlich traurige Gefühl, ohne Baby nach Hause zu fahren, wurde nur dadurch ein wenig gebessert – endlich mehr als 2 Stunden pro Tag Zeit mit meinem Mann verbringen zu können. Diese Zeit zusammen haben wir auch unbedingt gebraucht, uns tat es richtig gut, ganz viel zusammensein zu können.
Die Tage darauf verbrachten wir mehr oder weniger abwechselnd jeden Tag bis zu 6 oder 7 Stunden auf der Intensivstation bei unserem Baby. Von diesen Tagen zwischen Zuhause und Krankenhaus berichte ich euch dann nächste Woche.