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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Caroline

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

13. Schwangerschaftswoche

Morpheus´ Arme und Hypnos´ Fesseln

Traum und Realität: 12 Wochen Erwartungen herunter- und wieder heraufschrauben

Hallo ihr Lieben,

ich bin in der 13. Woche angekommen! Das sollte der Moment sein, wo der ganz große Fels vom Herzen fällt und man sein Glück in die weite Welt hinausposaunt. Irgendwie stimmt das auch bei mir, aber trotzdem anders als ich erwartet hatte. Viel mehr ist da noch ein Gefühl der Überraschung: Wie konnten die ersten kritischen Wochen letztlich so unspektakulär vorbeischleichen? Und noch viel wichtiger: Jetzt kann ich wirklich davon ausgehen, dass im Herbst ein kleines Wesen in mein Leben tritt, für das ich verantwortlich bin und für das ich für immer und ewig die beste Mama der Welt sein darf, will und muss.

Wer sich jetzt fragt, ob ich vielleicht irgendwas im Bio-Unterricht verpasst habe, dass ich jetzt tatsächlich überrascht bin ein Kind zu bekommen, den kann ich beruhigen: Nein, mir war schon klar, dass eine Schwangerschaft in der Regel zu einem Baby führt. ???? Aber alle Anzeichen der letzten Wochen haben mich sehr verunsichert, mich innerlich auch oft an dem großen-kleinen Glück zweifeln lassen und ich habe eine Art Mauer im Kopf aufgebaut, die mich von zu früher Vorfreude abhalten sollte. Und nun stehe ich fast im 2. Trimester davor, sehe die Mauer bröckeln und kann es irgendwie doch noch nicht richtig glauben, dass der Traum wahr wird.

Jetzt fragt ihr euch sicher, was es mit den Anzeichen auf sich hat, die mich so verunsichert haben. Der erste Verdacht, dass sich ein blinder Passagier an Bord geschlichen hat, kam etwa Mitte der 4. Woche, als ich nach einem vierstündigen Rockkonzert (ohne Bestuhlung) nach Hause kam und noch ca. eine Stunde ein Ziehen im Unterleib hatte, was ich sonst nie habe. Ein Schwangerschaftsfrühtest am nächsten Morgen ergab mit viel Phantasie einen leicht grauen Schatten, der gegen Mittag nahezu unsichtbar verblasst war. Das hat man davon, wenn man die günstigen Streifen aus dem Internet bestellt und trotz häufig negativer Rezensionen glaubt, dass die eigene Schwangerschaft ganz bestimmt früh und deutlich angezeigt wird. Pustekuchen. Da die Streifen aber so günstig in großer Zahl bereitlagen, habe ich in den nächsten Tagen mit nahezu gleichen Ergebnissen weitergetestet: Grauer Schatten, der verblasst. Am letzten Tag der 4. Woche (3+6) habe ich mich dann endlich an einen Markentest getraut: Klar-blau statt Blass-Grau. Das Ergebnis war positiv! Nicht so stark, dass mir ein leuchtendes Pluszeichen entgegensprang, aber da war definitiv eine zweite Linie.
Am nächsten Morgen ging es dann pünktlich mit dem Start der 5. Woche direkt zur Frauenärztin, bei der der Test ebenfalls positiv ausfiel. Der Ultraschall ergab eine hoch aufgebaute Schleimhaut, aber eine Fruchthöhle war noch nicht zu erkennen, was zu dem Zeitpunkt auch ganz normal ist. Eigentlich bin ich ein Kopfmensch, aber meine Erwartungen waren völlig irrational: Man weiß es besser und hofft doch, dass das Baby sich trotzdem schon zeigt.
Die Woche schlich vor sich hin und abgesehen von abendlichen Rückenschmerzen bei der Hunderunde war nichts anders als sonst. Am folgenden Montag sollte ich wieder zur Ärztin und nun konnte sie auch eine Fruchthöhle erkennen, die auf den ersten Blick leer war. Als ich fragte, ob man schon was erkennen könne, meinte sie einen kleinen weißen Fleck zu sehen, aus dem sich das Baby entwickeln könnte. In zwei Wochen würde man mehr sehen. Mein Fazit: Wieder ein Schritt in die richtige Richtung; es hätte aber wieder ein bisschen mehr zu sehen sein können – zumindest für mich.
In der 6. Woche begann ein Zustand, der mich bis heute fest im Griff hat: Müdigkeit. Nach zwei Stunden war ich so fertig, dass ich sofort eingeschlafen wäre, wenn ich mich hingelegt hätte. Die Arbeitstage in der Schule waren wahnsinnig anstrengend; vor Ort war meist so viel los, dass das Adrenalin mich wachgehalten hat, aber sobald ich im Auto saß, merkte ich, wie leer meine Akkus waren. Allerdings war mir nicht klar, ob die Müdigkeit durch die Schwangerschaft selbst oder durch die Progesteron-Pillen kommt, die ich zur Unterstützung nehmen sollte. Müdigkeit ist eine bekannte Nebenwirkung. Die eigentliche Intention der Pillen war es jedoch, eine Blutung zu vermeiden, mit der der eingenistete Embryo hätte abgehen können.
Das war wohl auch der erste Moment, in dem ich mit dem Herabschrauben meiner positiven Erwartungen begonnen habe und mir ernsthafte Sorgen gemacht habe. Mein einziges Anzeichen war Müdigkeit, selbst die abendlichen Rückenschmerzen verschwanden in der 6. Woche wieder. Andere Schwangere und Mütter meines Umfelds berichteten (fast) immer von Übelkeit, Erbrechen, Heißhunger-Attacken und Abneigungen gegen Speisen, Gerüche etc. Bei mir war einfach nichts von dem. Gar nichts. Und selbst bei der Müdigkeit wusste ich nicht, ob es nicht einfach nur eine Nebenwirkung der Medikamente ist. Und dieses Medikament verhindert dann auch noch eine Abbruchblutung, sodass ich von einem (Missed) Abort erst beim Arzt und nicht auf natürlichem Weg per Blutung informiert worden wäre.
Eingeweiht habe ich in der Zeit meine Eltern, eine wirklich gute Freundin, die mir wahnsinnig viel Mut gemacht hat, und meinen Schulleiter, worauf ich dann zur Abklärung meines Immunschutzes erst einmal für eine Woche zuhause bleiben durfte/ musste. Das war wirklich ein Geschenk für meine Dauermüdigkeit.

So ist die Zeit bis zum nächsten Termin in der 8. Woche vergangen: Schlafen, Zittern, Hoffen. Bei dem Termin war ich wahnsinnig nervös, ob alles gut ist und man ein schlagendes Herzchen sehen kann. Und das Warten hat sich gelohnt: Ein kleines Menschen-ähnliches Wesen lag in der Fruchthülle und man sah ein kleines Herzchen blubbern. Vor lauter Erleichterung hatte ich Tränen in den Augen. So schön.

Die folgenden drei Wochen bis zum nächsten Termin sollten sich dafür wie Kaugummi ziehen. Zwar hatte ich durch eine Kinderkrankheit in der Schule noch ein paar Tage zwischendurch frei (befristetes Beschäftigungsverbot), aber das Schlafdefizit in Kombination mit Unterricht, Konferenzen, Korrekturen und natürlich Hund & Haushalt hat mich körperlich wirklich fertig gemacht. Dazu dann wieder die Zweifel, ob auch wirklich alles gut weitergeht, da doch sämtliche „normalen“ Symptome nach wie vor fehlten und eine Fehlgeburt unbemerkt geblieben wäre. Wegen meiner Fehltage in der Schule habe ich auch meine restliche Familie und Freundinnen (und damit auch die meisten Arbeitskollegen) in der 9. Woche eingeweiht. Neben den vielen Glückwünschen, Freude und aufmunternden Worten stieg natürlich auch der „innere Druck“: Ist alles mit dem Baby in Ordnung? Wie sollte ich es denn jetzt allen erklären, wenn ich das Baby doch noch verliere? Hätte ich vielleicht doch besser noch eine Grippe vorgeschoben? Das Gedanken-Karussell drehte sich immer weiter und im Halbschlaf fand ich den Stoppschalter nicht immer sofort…

Irgendwann kam er dann doch: Der nächste Arzttermin in der 11. Woche. Nachdem Blut und Urin geprüft wurden und alle Werte gut waren, ging es zum Ultraschall über die Bauchdecke. Die Bilder waren noch nicht so deutlich, aber man konnte ein kleines Baby erkennen, das mir während des gesamten Ultraschalls zugewunken hat. Niedlich – und wieder einmal alles gut! Wieder alle Sorgen völlig unnötig!

Der Alltag ging weiter und als ich eines Abends nach einem Drei-Stunden-(Mittags)Schlaf wieder einmal in der Abenddämmerung mit einer unerledigten To-Do-Liste den Tränen nahe wach wurde, begann ich endlich zu verstehen, warum ich trotz all der positiven Untersuchungen und Rückmeldungen so kritisch und misstrauisch bin: Die Erwartungen an die Schwangerschaft, die ich in den letzten Jahren aufgebaut habe, treffen nicht ein.

Ich habe mich immer so sehr auf ein Kind gefreut, dass ich wie selbstverständlich davon ausgegangen bin, 40 Wochen mit einem Dauergrinsen herumzulaufen und mich für jeden Ausbruch der Übelkeit locker und glücklich mit Planungen für das ´perfekte´ Babyleben zu entschädigen, sodass ich mit dem Startschuss der 13. Woche-Hürde fröhlich und putzmunter mit dem letzten Klick die Vorbereitungen abschließe und es lauthals singend und freudestrahlend schon in Richtung Einrichtung, Nähen & Co gehen kann.

Wenn einem diese Vorstellung bewusst wird, während man das Tageslicht nur nebenbei im Klassenraum erleben durfte, sich sämtliche Freizeit nur noch um Schlafen und Erledigen des Nötigsten dreht und man die Aktivität des Kopfkissens kaum überbieten kann, ist es wohl logisch, dass man an allem zweifelt und sich fragt, ob so wirklich alles richtig sein kann. Scheinbar haben sich meine Selbstzweifel mit der Sorge um die Gesundheit des Babys vermischt und meine Freude ein wenig abgebremst. Obwohl ich eigentlich nichts gern lang vor mich herschiebe, war ich froh, dass die Geburt und das Baby noch so viele Wochen weit entfernt ist, da ich momentan nichts richtig auf die Kette kriege. Meine Hoffnung, dass die Müdigkeit nun ohne die Progesteron-Pillen verschwinden würde, hat sich bis heute leider auch nicht erfüllt.

Als ich in dieser Woche mit meiner Hebamme darüber sprach, sagte sie, dass ich mir keine Sorgen machen müsse: Der Körper starte ab der 20. Woche mit riesiger Energie wieder richtig durch, das sei dann auch die Zeit für das Babyzimmer & Co. Bis dahin hole sich der Körper, was er braucht und wenn das in meinem Fall Schlaf ist, dann solle ich mir so viele Auszeiten wie möglich gönnen. Bei der anschließenden Sonographie zeigte sich dann, dass mein Baby trotz (oder wegen?) meiner Energielosigkeit so viel Power hat, dass es 10 Minuten lang nur hin und her geturnt ist. Solange es dem Kind gut geht, werde ich mich Hypnos´ Fesseln ausliefern und mich Morpheus´ Armen fernhalten, also Schlafen statt Träumen. Wenigstens kann ich ja hoffen, in den nächsten Wochen bei wärmeren und längeren Tagen das ein oder andere Schläfchen im Garten genießen zu können…

Ich hoffe, mein Bericht klingt nicht so frustriert wie ich gerade befürchte. Die 13. Woche schreitet derweil zügig voran, auch Bekannten und Fremden gegenüber kann ich nun von dem kleinen Wunder erzählen und ich bin zwar immer noch erstaunt, aber auch froh und dankbar, dass es dem Krümelchen so gut geht. Das schlechte Gewissen, es allen doch schon so früh erzählt zu haben, ist auch verschwunden. Bäume ausreißen kann ich derzeit nicht, aber ich schaue mit einem Lächeln zu den wachsenden Tulpen in den Garten, während ich das Kopfkissen aufschüttele und mein Krümelchen Purzelbäume schlägt.

Alles Liebe!
Eure Caro



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