Wir erfahren ob das Herz schlägt.
Liebe Leserinnen und Leser,
Es ist Montagmittag und ich sitze im Wartezimmer der Frauenarztpraxis. Mein Mann sitzt draußen auf dem Flur. Er darf zu dem Termin zwar mit rein, aber bekommt keinen Platz im Wartezimmer. Finden wir merkwürdig, aber es ist für uns in Ordnung. Bevor ich in das Wartezimmer gegangen bin, durfte ich noch eine Urinprobe abgeben. Der Urin wird auf Glukose und Bakterien getestet. Dies findet nun bei jedem Termin in der Schwangerschaft statt.
Wir warten immer noch. Unser Termin hätte bereits seit 15 Minuten stattfinden sollen. Das Wartezimmer ist gut belegt. Eine Medizinische Fachangestellte kommt herein und ruft eine andere Frau auf. Schade. Ich bin so nervös. Trotz der vielen negativen Gefühle in den letzten Tagen habe ich gerade ein gutes Gefühl. Ein gemischtes Gefühl. Es werden weiter Damen aufgerufen. Das Wartezimmer leer sich. Wir sitzen nun schon seit 45 Minuten hier. Endlich werde ich aufgerufen. Wir holen noch meinen Mann aus dem Flur ab und dann geht es ins Untersuchungszimmer.
Nach einer Begrüßung und der Frage, wie es mir geht, ging die Ärztin wieder raus, weil Sie noch den Ultraschalraum vorbereiten muss. Dies sind bei Ihr zwei mit einer Verbindungstüre verbundene Zimmer. Die Zeit verging so langsam. Ich wurde richtig hibbelig. Wir waren so kurz davor zu sehen, ob es eine intakte Schwangerschaft ist. Sie kam wieder zu uns ins Zimmer und nun durfte ich ins Nebenzimmer, um mich auszuziehen. Dann ging alles ganz schnell. Zuerst war auf dem Bildschirm nur schwarz-weiße Striche zu sehen und dann kam ein dunklerer Fleck - die Fruchthöhle. In der Fruchthöhle lag ein kleiner Embryo und das Herz schlägt.
Das Herz schlägt!
Ich musste anfangen zu weinen. Ich versuchte meine Tränen zurück zu halten, aber von den Gefühlen überwältigt konnte ich dies nicht. Das Herz schlägt! Auch jetzt kann ich es nicht oft genug sagen. Ich bin so glücklich.
Meine Frauenärztin untersuchte noch meine Eierstöcke und den Rest der Gebärmutter, sowie die Größe des Embryo. Es gibt nur eine Fruchthöhle, d.h. es ist kein Zwilling dabei und die Größe vom Kopf bis zum Po beträgt 1,92 cm. Der Kopf ist im Vergleich zu dem restlichen Körper noch sehr viel größer. Es sind bereits Arme und Beine zu sehen. Ein so wunderschöner Anblick. Als Andenken haben wir ein Foto mitbekommen.
Zurück im anderen Zimmer wurden wir über sinnvolle und verbotene Nahrungsmittel sowie den Konsum von Alkohol, Drogen und Nikotin aufgeklärt. Und wir sprachen über zusätzliche Untersuchungen, welche nicht von den Krankenkassen getragen werden. Hierzu zählt zum Beispiel ein Test auf Toxoplasmose. Dies habe ich bereits in der ersten Schwangerschaft durchführen lassen und da ich bereits immun bin - vermutlich durch eine Erkrankung in meiner Kindheit - muss ich mir hierdrüber keine Gedanken mehr machen. Eine nun sinnvolle Untersuchung ist auf Zytomegalie. Dies wird durch Speichel von Kindern übertragen. Da ich aktuell ein Kindergartenkind zuhause habe und dies regelmäßig in den Kindergarten begleite, halten wir dies für einen sinnvollen Test.
Nun wurde ich gefragt, ob ich meinen Mutterpass aus der ersten Schwangerschaft dabei habe. Klar, habe ich den vorsorglich eingepackt. Ich möchte nämlich, dass dieser um die zweite Schwangerschaft erweitert wird. Nach Abgabe wurden direkt alle Werte des Ultraschalls dort eingetragen.
Mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht wurden wir mit den Worten verabschiedet, dass ich den nächsten Termin für das 1te große Screening bereits in 14 Tagen ausmachen soll.
Am Empfang angekommen habe ich bereits die nächsten zwei Termine erhalten. Einen in ungefähr 14 Tagen und den zweiten vier Wochen darauf. Danach wurde ich ins Labor für weitere Untersuchungen geschickt. Mein Mann verabschiedete sich von mir - er durfte nicht mit - und ging bereits zum Auto.
Im Labor wurde ich gewogen und musste einige Fragen beantworten: "Wie viele Schwangerschaften hatten Sie bereits?" Antwort: 2. "Hatten Sie eine Fehlgeburt?" Antwort: Ja. "Sie haben doch einen Sohn, sehe ich dies richtig?" Antwort: Ja. "Ok, dann trage ich bei Schwangerschaften drei ein." Ehhmmmm … erst in diesem Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass dies bereits meine dritte Schwangerschaft ist. Nach dieser Erkenntnis wurden mir fünf Röhrchen Blut abgenommen.
Draußen auf dem Parkplatz bin ich sofort meinem Mann um den Hals gefallen. Wir beide konnten unser Glück kaum fassen. Das Herz schlägt. Es sieht alles gut aus. Erleichterung. Freude. Pures Glück.
Mein Sohn kann mit dem Bild übrigens nichts anfangen. Ohne Kommentar betrachtete er es und widmete sich direkt wieder einem anderen Thema. Ich kann aber verstehen, dass dieses schwarz-weiße eventuell verschwommene Bild noch nicht dem entspricht, was er sich vielleicht vorgestellt hat, als ich sagte, dass ich ein Bild seines Geschwisterchens zeigen möchte.
Ich bin sehr glücklich und freue mich bereits jetzt so sehr auf unser zweites kleines Wunder.
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