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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
46. Woche

Ein Regenfenstermoment

Es geht um den Nordseeurlaub.

Hallo ihr lieben Sonnenhüte!

Heute soll es mit 40 Grad Celsius der heißeste Tag werden und Schatten ist nicht in Sicht. Also geht es für Salome und mich nur noch mit einer Kopfbedeckung raus! Bei Salome muss ich diese oft aufheben, aber ich bin mir sicher, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt. Übrigens hoffe ich zumindest, dass die Überschrift dieses Textes eine Abkühlung verspricht.

Wo sind nur die letzten drei Wochen hin? Ich erinnere mich noch an die letzte Stunde im Deutschsprachkurs vor den Ferien. Wir haben selbstgebackene Linzer-Torte gegessen und als ich vom Unterricht wieder kam, wartete schon meine Freundin, mit der ich auch letzte Woche in Dangast war, auf mich im Garten. Jetzt sind schon wieder drei Wochen vergangen und Salome verbringt zweimal die Woche eineinhalb Stunden ausschließlich mit der Oma, wenn ich den Unterricht gebe.

Ich habe euch einen Urlaubsbericht versprochen. Wir waren in Dangast am Jadebusen. Von unserem Wohnort braucht man dorthin mit dem Auto nicht ganz 2,5 Stunden. Die Hinfahrt funktionierte sehr gut. Salome hat die gesamte Fahrt geschlafen. Sie wurde am Reisetag morgens um ca. 5.30 Uhr wach und wir fuhren gegen 10 Uhr los – das passte gut, denn dann war Salome auch wieder hinreichend müde.

In Dangast trafen wir meine Freundin und ihre Tochter Fjella. Sie ist zwei Jahre und drei Monate alt und vom Charakter eher ein ruhiges Kind. Man wundert sich oft, dass in so kleinen Menschen schon so unterschiedliche Charaktere schlummern. Meine Freundin und ich wohnten in einem Ferienhaus und nebenan Fjellas Großeltern. Wir aßen immer gemeinsam. Leider meckerte Salome gern und viel – auch beim Essen. Ich trage sie dann herum und versuche sie irgendwie zu bespaßen, sodass sich die Leute am Tisch auch noch beim Essen unterhalten können. Das Gemeckere und Geweine einfach zu ignorieren fällt mir schwer, denn Salomes Lautstärke des Meckerpegels lässt oftmals keine Tischgespräche zu. Deshalb ist das Essen nie entspannt für mich. Ich habe mir in letzter Zeit angewöhnt, sehr schnell zu essen, weil man nie weiß, wann man damit aufhören muss, weil der Alarm bei Salome zu laut wird. Das ist leider schön ungesund und ich hoffe, dass ich mir das bald auch wieder abgewöhnen kann. Salome hat auch nicht mehr dadurch gegessen, dass sie Fjella beim Essen gesehen hat. Schade, ich dachte, dass das funktioniert.

Dangast ist ein Ort, an dem früher viele der bekannten Künstlergruppe „die Brücke“ waren. Beispielsweise haben dort Künstler wie Karl Schmidt-Rottluff (Die Brücke) und Erich Heckel gewirkt und gelebt. Es gibt in Dangast einen Privatstrand, den aber auch alle besuchen können. Dort steht lediglich der Hinweis, dass man den Ort sauber hinterlassen soll. An diesem Strand steht ein riesiger Penis. Er soll das Pendant zum Jadebusen bilden. Das Kunstwerk wirkt lebendig, wenn die Flut den Penis umspült. Generell ist das Wattenmeer der perfekte Ort für ein Kind ab ca. eineinhalb Jahren, wenn sie laufen können und sich nicht mehr alles in den Mund stecken können. Fjella saß im Wattenmeer und hat stundenlang aus Sandförmchen Sanderhebungen gebaut. Ihr immerwährender Spruch dabei: „Guck Oma“ oder auch „Guck Opa“. Ich werde nochmal mit Salome hinfahren, wenn sie etwas älter ist.

Wir hatten in unserer Ferienwohnung einen Fernseher – eine Standardausstattung vermutlich. Lustigerweise habe ich im Urlaub eher die Muße fernzusehen, als in meinen eigenen vier Wänden. Zuhause wartet immer Arbeit, wenn Salome schläft. An einem Abend haben meine Freundin und ich lineares Fernsehen geschaut und es kam eine Doku über die Beutelspacher. Das ist eine Familie, die fünf Kinder hatte. Und das Besondere bei den fünf Kindern war, dass es Fünflinge waren. Also zahnen beispielsweise alle gleichzeitig. Die Versorgung der drei Jungen und zwei Mädchen sah wirklich nach einer organisatorischen Meisterleistung aus. Meine Freundin und ich sagten uns, dass wir es sehr gut hätten mit nur einem Kind. Immer wenn ich nun wieder denke, dass Salome an einem Tag besonders anstrengend ist, führe ich mir vor Augen, dass andere es mit fünf Kindern schaffen mussten.

Meine Freundin mag die Ostsee lieber als die Nordsee. Aber sie sagt selbst, dass das daran liegt, dass sie in ihrer Kindheit immer an der Ostsee war. Ich liebe das Knistern des Wattenmeeres. Beruflich habe ich viel in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet und auch die Ostsee lieben gelernt. Aber ich habe keine Präferenz zwischen den beiden deutschen Küsten. Kürzlich schrieb mir eine ehemalige Kommilitonin, dass sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Herning in Dänemark zieht. Die Stadt liegt zwar nicht direkt an einem der beiden Meere, aber trotzdem ist man von Herning schnell an der Nordsee. Das ist nun unser neues Reiseziel - vielleicht im September.

Meine Freundin und ich haben einen Spaziergang auf dem Deich gemacht. Wir spazierten auf dem 17km langen Fernwanderweg von Dangast nach Wilhelmshaven. Natürlich sind wir nicht die gesamte Strecke gegangen, sondern vielleicht zwei Kilometer, denn der Wind war sehr stark und pustete in die Buggys hinein. Trotz der kurzen Strecke war es wunderschön. Diese unendliche Weite und der starke Wind. Es fühlte sich so an, als ob einmal alle Sorgen irgendwo ins Meer gepustet werden würden. Gerne würde ich diese Strecke mal mit einem Fahrrad fahren - die gesamten 17 Kilometer. Vielleicht im nächsten Jahr. Außerdem gibt es dort immer ein kleines heimeliges Festival namens Wattenschlick - das Line-up von diesem Jahr klingt großartig. Das würde ich auch gerne mal besuchen. Und auf dem Deich gibt es viele Schafe. Auch viele Babyschafe mit geflecktem dickem Fell. Ein kuscheliges Augenvergnügen.

Eigentlich wollten wir nach unserem Urlaub in Dangast am Donnerstag noch zu einem Festival fahren, welches in der Nähe von Kiel ist. Dort spielt eine Freundin ihre gute Laune Musik. Ich habe mich aber dazu entschlossen, bis Freitagmorgen in Dangast zu bleiben und dann erstmal nach Bremen zu fahren. Selbst wenn ich zu dem Festival nach Kiel fahren würde, müsste man immer über Bremen fahren.

Die einstündige Fahrt nach Bremen war eine kleine Katastrophe. Salome schlief direkt ein, aber ich musste noch tanken. Wenn das Auto auch nur ganz kurze Zeit aus ist, wird sie wach. Danach hat sie sich auch nicht mehr zum Einschlafen bewegen lassen und weinte die komplette Strecke. Wir machten einige Stilleinheiten an Rastplätzen aber auch das hob nicht die Stimmung. Wir parkten etwas außerhalb der Innenstadt und fuhren mit dem 9€ Ticket in die Stadt. Das ist aber, aufgrund des Andrangs, mit Kind und Buggy nicht zu empfehlen. In Bremen regnete es immer wieder, aber bei Regenschauern hatten wir immer Glück, dass wir irgendwie an einem überdachten Ort waren. Wir haben die Bremer Stadtmusikanten gesehen, die ich mir in meiner Vorstellung größer vorgestellt habe. Die vier tierischen Genossen stehen vor dem Rathaus. Unten im alten Rathaus gab es eine kostenfreie Ausstellung namens „Kunst am Bau“.

Es gibt einen schönen, einfachen, aber unvergesslichen Moment. Wir waren in der Ausstellung und es war ziemlich unbesucht und wir setzten uns auf eine Steinbank in einer Fensterwölbung. Das war der perfekte Stillort, weil ich herausschauen konnte, uns aber fast keiner gesehen hatte. Nach ein paar Schlucken Milch schlief Salome ein. Draußen fing es dann in Strömen an zu regnen. Man hörte Geschrei von Kindern, die von den Regen so erschreckt wurden. Ich beobachte zwei Jugendliche wie sie im Regen tanzten. Und auf mir schlief seelenruhig im Tragetuch Salome. Das war der entspannenste Moment im Urlaub.
In vier Wochen sind wir nochmal mit der Oma in Bremen. Wir freuen uns. Die Stadt ist herrlich.

Wir haben eine Nacht auf einem Campingplatz an der Weser geschlafen und haben am nächsten Tag eine Banksy Ausstellung besucht. Es war Salomes erste Nacht im ausgebauten Auto. Leider konnte man das Auto nicht komplett abdunkeln und deshalb gab es ein kleines Schrei-Einschlafkonzert. Aber das werden wir bis zur nächsten Campingnacht optimiert haben.

Mein vormütterliches Ich hat Toilettentüren geschlossen. Es gibt nicht überall behindertengerechte WCs, sodass ich oft die normale Damentoilette benutze, in die allerdings nicht der Kinderwagen oder Buggy ganz hineinpasst, sodass die Tür offenstehen bleibt. Schamgefühl ade!
Meine Freundin hatte im Urlaub noch einen Montessori-Erziehungsratgeber im Reisegepäck dabei. Ich habe mal hereingeblättert und darinstand, dass Kinder kein Anrecht auf perfekte Eltern haben, sondern nur ein Anrecht darauf, dass wir unser Bestes geben. Das beruhigt jedes, in so manchen Momenten, überforderte Mutterherz.

Salome kann schon an Gegenständen perfekt stehen. Aber mit dem Laufen klappt es noch nicht. Das macht sie selbst unzufrieden. Ihr Lieblingshobby ist es übrigens, Tuben mit Deckel so lange anzubeißen, bis sich der Deckel öffnet. Dann muss die Tube schnell weggenommen werden. Das Geschrei ist vorprogrammiert, allerdings hat sie so einen Spaß mit der Tube, die sie vorher heimlich irgendwo her stibitzt, sodass ich den Spaß auch nicht direkt zu Anfang kaputt machen will.
Oft will Salome auf den Arm, damit sie mehr sehen kann. Sie spreizt dann ihre Arme und zeigt mir an, dass sie mit dem Fahrstuhl Mama hochgenommen werden will. Das kleine Trageäffchen krallt sich dann in meinen Körper hinein. Und ist auf dem Hochsitz Mama sehr glücklich.

Der ins „Bettgehmarathon“ ist bis dato die unbeliebteste Aufgabe bei dem Job Mama. Aber ich glaube, alle sich kümmernden Eltern, pflichten mir dabei. Gerade an heißen Tagen ist lange keine Müdigkeit in Sicht. Bei Salome ist es dann ca. nach 1.000 Brustwarzenangriffen später geschafft und die Äuglein fallen zu. Eine Jobausschreibung könnte so lauten: „Einschlafbegleitung mit Ende offen gesucht. Mit folgenden Dingen muss man rechnen: Einen Muskelkater vom Spieluhr aufziehen oder Heiserkeit, weil man LaLeLu zum 1.000 Male singt.“
Ich freue mich auf die Zeit, wo ich Geschichten vorlesen kann. Davon habe ich dann auch etwas.

Ich habe noch einen wunderbaren Nachtrag zur OvulaRing-App. Und zwar empfand ich es als nicht so gut, dass nicht alle Daten im Zyklus dargestellt wurden. Das wurde jetzt behoben. Wenn ihr keine automatischen Updates für die OvulaRing-App eingestellt habt, installiert einfach die verbesserte App neu über euren Play Store.

Ein Einschlafkuss ist ein Muss.

Eure Salome und Vroni


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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

Barbara - kidsgo01.08.2022 09:45

Liebe Sophia,

ich freue mich, dass Du zu Vrni Kontakt aufnehmen willst, sie wil das auch.
Bitte schreib mir Deine eMail einfach an Tagebuch@kidsgo.de, dann werd ich Euch zusammenbringen :) Herzliche Grüße, Barbara vom kidsgo Team

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Sophia - Berlinabstinente30.07.2022 14:18

Liebe Vroni,

zum Big B. verbindet mich eine innige Hassliebe, sehr gern und oft lieber bin ich andernorts.
Zum Beispiel im Muensterland, das mag ich echt gern.
Aber auch vor Doerfern und Kleinstaedten im Ausland macht die Hitze leider nicht Halt.

Ich gebe der Redaktion hier einfach mal meine E-Mail-Adresse mit Bitte um Weitergabe an Dich.
Du kannst dann in Ruhe entscheiden, ob und wann Du mir mal schreiben moechtest.

Bevor ich mein mueckenstichiges Bein gleich mit der Sense abschaele, lese ich noch rasch einen Deiner vergangenenen Beitraege.

Dir und Salome wuensche ich viele glueckliche Sommerstunden, frei von Mueckenpein und Traurigsein!

Es gruesst
(: Sophia

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Vroni - Tagebuchkollegin25.07.2022 15:23

Liebe Sophia,

ich habe mal kurze Zeit in Berlin gelebt und Salome und ich wurden von meiner ehemaligen Mitbewohnerin schon häufig eingeladen.

Leider dachte ich immer, dass Großstadt mit Hitze für die kleine Salome etwas anstrengend ist. Aber vermutlich kennst du die kindgerechten guten Spots. Ich werde dieses Jahr unbedingt einmal nach Berlin fahren und dann können wir uns kennenlernen. Mir würde es unendlich viel Freude bereiten.

Und lieben Dank für deinen schönen Kommentar! Er gibt einem Energie, wenn man am Montagabend den Tagebucheintrag unendlich spät beendet.

Aus dem Münsterland grüßt Vroni

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Sophia aus Berlin22.07.2022 13:51

Liebe Vroni,
Dein digitales Tagebuch ist mir seit geraumen Wochen ein feiner regelmaessiger Begleiter. Meine Tochter ist ein klein wenig juenger als Deine, weshalb ich mit meinem Kommentar hier etwas vorgreife, da ich bei Deinen Beitraegen sonst einige Wochen "hinterherhinke". ;)
Ich kann nur meinen Hut ziehen vor Deinen Herausforderungen als Alleinerziehende - die ich selbst teilweise kenne - und vor Deinem Geschick, sie zu meistern. Aus Deinen Worten klingt Grossmut und es laesst sich erahnen, wie viel Kraft, Muehe und Mut diese versoehnliche Herangehensweise Dich gekostet haben muss. Chapeau!
Schreiben tust Du sehr gut, man liest heraus, dass Du etwas mit Sprache anzufangen weisst und Dir handwerklich etwas an ihrer Ausfuehrung liegt. Deine Metaphern und Bilder gefallen mir oft und lassen mich schmunzeln.
Dir als Mama, als Frau und Mensch, liebe Vroni, wuensche ich weiterhin die innere Ueberzeugung, tiefe Kraft, die Liebe und das Durchhaltevermoegen, welches Du so grossartig an den Tag legst. Auch wenn all unsere Vorzuege und Staerken sich gelegentlich verstecken, verlassen tun sie uns ja doch nicht.
Fuehle Dich herzlich eingeladen in die Hauptstadt, vielleicht stellt uns das Leben irgendwann einander vor.
Ich wuensche Dir und Salome alles Gute - ach was, das Beste! :-)
Viele Gruesse von
Sophia

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Dangast, Einschlafmarathon, Hochsitz-Mama, Regenfenstermoment, Bremen