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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
1. Woche

Heiße Brüste, gute Ratschläge...

Ich kann nur allen Schwangeren raten: bittet Besuch, euch nach der Geburt in Ruhe zu lassen! Das steht in jedem Ratgeber und keiner hält sich dran. Wir natürlich auch nicht...

Tja, jetzt sind wir seit einer Woche daheim...

Es ist schon unglaublich, eigentlich ist ja erst eine kurze Zeit vergangen, und doch fühlt es sich schon an, als sei es nie anders gewesen. Ich weiß noch, wie ich kurz nach der Geburt meine Kleine in ihr Bettchen legen sollte, ich hab mich kaum getraut, weil ich nicht wusste, wie ich sie anfassen soll. Und jetzt klappt das Meiste schon mit relativer Selbstverständlichkeit: Wickeln, Stillen, Herumtragen, An- und Ausziehen. Und bisher gab es keine größeren Zwischenfälle. Aber manchmal ist es schon ein wenig seltsam und unheimlich, wenn ich bedenke, dass ich für dieses Menschlein jetzt voll verantwortlich bin, und dass mindestens 18 Jahre (wobei bis dahin wickeln und Füttern wohl passé sind).

Eines hab ich schon gelernt: Wochenbett sollte Ruhezeit sein! Ich kann nur allen Schwangeren raten: bittet Besuch, euch nach der Geburt erst einmal in Ruhe zu lassen! Das steht in jedem Ratgeber und keiner hält sich dran. Wir natürlich auch nicht. Klar, man muss ja all den lieben Freunden und Verwandten zeigen, was man da so fabriziert hat, und die ganzen "Oooooh, wie süüüß!"-Rufe schmeicheln ja schon der Seele. Aber ich hatte im Endeffekt ziemlich Ärger durch den ganzen Trubel. Meine Kleine ist nämlich sehr neugierig und muss jeden neuen Besucher interessiert mustern. Leider kamen viele Besucher gerade an meinen Milcheinschuss-Tagen, als junge Mutter sind diese Tage sowieso schwierig, weil man das Stillen tatsächlich erst einmal lernen muss. Und da jedes Mal, wenn ich die Kleine anlegen wollte, Besuch kam der die Kleine bestaunen wollte, und der von der Kleinen bestaunt wurde, hatte ich am Ende des Tages schmerzende, pralle Fremdkörper anstatt meines Busens. Getrunken hat sie von der Fülle nämlich erstmal kaum was.

Ich hab mir das eine Lehre sein lassen und sämtlichen Besuch für die erste Woche ausgeladen. Am Sonntag hatten wir dann so was wie eine "Babyparty", die wichtigsten Freunde und Verwandten meines Mannes kamen. Ich dachte, bis dahin hat sich alles eingespielt und klappt trotz Besuch. Denkste! Mit 15 Besuchern war die Bude dermaßen voll (und laut!), dass unser Töchterchen sich wegen Überreizung den ganzen Tag ins Land der Träume verabschiedet hat. Erstmal ganz nett, nur: sie hat auch kaum getrunken. Am Abend also wieder heiße Fußbälle statt Brüsten, zu allem Unglück war die Süße so fertig, dass sie auch nachts kaum getrunken und dafür umso mehr gequengelt hat. So kam für mich zu dem erschöpfenden Tag auch eine ermüdende Nacht dazu. Also: schottet euch die erste Zeit ein bisschen ab, das ist für alle Beteiligten das Beste. Zumindest wäre es das bei uns gewesen...

Ansonsten verlief mein Wochenbett bisher aber problemlos, eigentlich schon fast wieder zu problemlos. Ich war quasi sofort nach der Geburt wieder fit und muss jetzt aufpassen, dass ich mich vor lauter Tatendrang nicht übernehme. Ich bin schon wieder am Putzen und Wäsche waschen, dabei sollte ich eher gemütlich im Bett liegen und mich von meinem Mann verwöhnen lassen. Immerhin bekocht er den Besuch, geht Einkaufen und nimmt die Kleine, falls sie mal quengelt, ohne Hunger zu haben. Wobei ich mir jetzt eine Milchpumpe bestellt habe, da mein Mann sich so nutzlos vorkommt, wenn er nicht füttern kann. Und ich hätte dann ein wenig mehr Zeit für Mittagsschläfchen etc.

Was mir gerade einfällt, da ich an die letzten Besucher und ihre vielen guten Ratschläge zum Thema Kindererziehung denke: ich glaube, ich weiß jetzt, warum Mütter so extremistisch sind: Weil Erziehung ein so unsicheres Terrain ist! Es gibt 20 000 verschiedene Meinungen und keine echten Autoritäten mehr, die uns den rechten Weg zeigen könnten (soweit ich weiß, hat der Papst sich ja noch nicht zum Thema Stillen vs. Flasche geäußert...). Das heißt, wir Mütter sind auf uns gestellt und müssen in diesem Dschungel unseren eigenen Weg finden. Und damit wir uns nicht völlig hilflos und unwissend fühlen, erklären wir unseren Weg zum einzig wahren, wir werden unsere eigene Autorität.

Ich hatte mir ja vorgenommen, in dieser Hinsicht tolerant zu sein und andere Stile zu akzeptieren. Schön und gut, aber warum scheint keiner meinen Weg zu akzeptieren? Wenn es irgendwer wagt, an meinen Methoden zu kritteln, werde ich unglaublich gereizt. Schon im Krankenhaus meinte meine Zimmernachbarin zu mir, als Klein-Lilia mal wieder weinte: "Wechseln sie doch mal ihre Windeln" Eigentlich fand ich besagte Nachbarin ja ganz nett, aber dieser Ratschlag löschte plötzlich alle kameradschaftlichen Gefühle. Was erzählt mir diese Kuh, die nicht einmal genug Milch für ihr Kind produzieren kann, wie ich mein Baby am Besten tröste?? Ich bin vor meinen eigenen Gedanken erschrocken. Oder der beiläufige Kommentar meiner Schwägerin zu dem Umstand, dass Lilia im Moment bei uns im Bett schläft: "Also, Jonas hat von Anfang an in seinem eigenen Bett geschlafen, sogar im eigenen Zimmer". Und ich dachte so bei mir "Dein Sohn ist eine Nervensäge, der keine zwei Minuten still sitzen kann, vielleicht wäre das anders, wenn er bei euch im Bett geschlafen hätte?!“

Ich bin gedanklich also schon fast auf Mütterforen-Niveau. Wo wird das noch hinführen? Hoffentlich fang ich nicht an, zu sagen, was mir in diesen Momenten gerade durch den Kopf geht.

Soweit, so gut also. Ich hoffe, dass das Wetter heute ein wenig aufklart, damit ich mit Lilia endlich einmal spazieren gehen kann. Gestern wollte ich das erste Mal raus, aber nachdem wir den Kinderwagen endlich die Treppe hochmanövriert hatten (das muss ich noch üben!), hat es natürlich angefangen, in Strömen zu regnen. Und ich hab mir vor ein paar Wochen Sorgen gemacht, wie mein Baby Temperaturen über 40°C überstehen soll...

Tja, ich hoffe also, ich kann euch nächste Woche einen Abenteuerbericht über die ersten Spaziergänge mit Kind berichten. Stube wird langsam langweilig! Also, bis dahin, eure

Eva-Katharina



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Kommentare von Lesern:

Tabea, Berlin07.05.2008 13:22

Hallo Eva,

lass dir bloß nix einreden, ich habs genau andersrum gemacht und jede Person, die Kompetenz ausgestrahlt hat, als Autorität gesehen. Und mich und meine Kleine im Krankenhaus ganz schön versauen lassen. Jetzt trinkt sie nur noch mit Hütchen und sie war immer total gestresst, weil ich sie zum Stillen wecken sollte.
Ich denke junge Mütter sollten sich mehr zutrauen, früher sind die Kinder auch groß geworden und in anderen Kulturen gibts sowas wie Einschlaftprobleme oder Koliken gar nicht. Instinkt ist manchmal mehr wert als man denkt.

Liebe Grüße und viel Glück
wünscht Tabea

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