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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
3. Woche

Allein, allein

Aller Anfang ist schwer, vor allem ohne Mann an meiner Seite.

Hallo,

da sitze ich nun mit dem Laptop und schreibe einhändig mein Tagebuch. Meine andere Hand wird als Schnuller missbraucht. Denn einen echten Schnuller mag der Herr nicht, es muss schon ein echter Finger sein. Und im Stubenwagen liegen, ist auch doof. Dann doch lieber im Tragetuch vor dem Bauch der Mama. Klein Carlo ist eine kleiner Tyrann und wenn er nicht bekommt, was er will, dann wird gebrüllt und gewimmert mit wahnsinnig dramatischen Gesichtszügen. Und abhängig von meiner mentalen Verfassung mache ich mir entweder dramatische Sorgen, dass er etwas haben könnte oder halt nicht. Lustigerweise findet er Wickeln inzwischen super.

Leider war meine mentale Verfassung diese Woche geprägt von Höhen und Tiefen. Denn nach einer wunderschönen Vater-Mutter-Kind Zeit ist mein Freund nun die nächsten drei Wochen in Chile bei seiner Familie. Ich vermisse ihn sehr, was dazu führt, dass Carlo ihn auch vermisst und er das im Quengeln äußert. Gott sei Dank ist meine Mutter gekommen, um mir Gesellschaft zu leisten. Es ist nicht nur die Hilfe im Haushalt und mit dem Baby die mich entlastet. Viel wichtiger ist die Gewissheit, dass da noch jemand ist, mit dem man reden und den Alltag teilen kann. Das habe ich gemerkt, als meine Mutter für eine Nacht heim musste um u.a. meine Schwester, die mit ihren Kindern kam, zu empfangen. Ich behauptete vor ihnen, dass ich nun auch alleine klar käme und sie ruhig Zeit mit meiner Schwester verbringen könne. Doch sobald ich das Telefon weg gelegt hatte, merkte ich, dass das nicht so war. Ich brauchte jmd., der bei mir ist. Also kam meine Mutter zurück und alles war wieder gut. Es ist schon erstaunlic, wie sensibel ich bin und wie sensibel der Kleine darauf reagiert. Ich bekam natürlich Selbstzweifel, weil ich weiß, dass ich das später auch alleine schaffen muss, wenn mein Freund dann arbeiten geht. Wie sollte ich das schaffen so ganz alleine über den Tag? Doch inzwischen habe ich die Erkenntnis, dass ich immer noch im Wochenbett bin und noch nicht schwer heben darf oder auch zu viel herumlaufen darf, dass der Beckenboden immer tiefer sackt. Außerdem habe ich später auch mehr Routine und Sicherheit, was Carlo und seine theatralischen Heulattacken angeht. Aus diesem Grund bat ich ja auch meine Mutter damals darum mich in der Zeit zu unterstützen. So könnte Carlo in einer entspannten Atmosphäre den Einstieg in diese Welt finden. Auch hier einen Hut ab vor allen alleinerziehenden Mamas und Papas dieser Welt, insbesondere bei Säuglingen, die das ganz alleine meistern.

Eine andere Herausforderung ist bzw. war für mich das Spazieren gehen mit dem Kleinen. Irgendwie hatte ich große Angst davor, dass er anfängt zu schreien und sich nicht mehr beruhigt. Um das zu überwinden ging ich mit meiner Freundin und Carlo spazieren. Wie befürchtet so geschehen. Carlo weinte und weinte und ließ sich nicht beruhigen. Ich musste ihn dann bei 3 Grad aus dem Kinderwagen in meine Jacke stecken und nach Hause tragen. Das vergrößerte meine Angst, denn was wäre gewesen, wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre. Dann hätte ich ihn nicht tragen und gleichzeitig den Kinderwagen schieben können. Um dieses Trauma zu überwinden ging ich am nächsten Tag noch mal alleine mit ihm raus und siehe da, es klappte. In den Supermarkt traute ich mich aber noch nicht. Das machte ich dann gemeinsam mit meiner Mutter. Im Supermarkt angekommen, fing er prompt an zu brüllen und ich dachte gleich wieder er hätte Hunger. Meine Mutter überzeugte mich vom Gegenteil und nach ein bisschen Herumtragerei beruhigte er sich wieder und schlief fest in seinem Kinderwagen ein. Normalerweise bin ich in solchen Fällen eher gelassen und ich erkenne mich in solchen fast lächerlichen Sorgen kaum wieder. Doch das ist nun einfach so und geht auch wieder vorüber.

Es ist also alles eine Sache der Übung und Schreien stärkt die Lungen sagt man ja. Eine gewisse Gelassenheit muss ich mir wohl wieder antrainieren. Die ersten Schritte habe ich diese Woche geschafft. Mein Freund war/ist von Beginn an gelassener. Er war mit dem Kleinen in der Stadt bereits einkaufen inkl. Schreiattacken, die er meisterlich wieder eindämmte.

Ab morgen werde ich hier wieder alleine sein, aber (noch?) fühle ich mich stärker als vor einigen Tagen, das auch zu meistern. Wenn nicht werde ich doch zu meinen Eltern fahren, da meine Mutter in ihrer Funktion als Babysitter zu meiner anderen Schwester weiterzieht und zu Hause auch zu tun hat. Abgesehen davon kommt morgen meine bzw. die Vertretung meiner Hebamme, mit der ich dann alle angestauten und eingebildeten Wehwehchen meines Kindes klären kann: Warum zuckt er so komisch, sind die vielen Pickel noch normal, was mache ich gegen die ständigen Bauchschmerzen, wie merke ich, dass ihm evtl. kalt ist, wie behandel ich die verstopfte Nase usw. Alles Fragen, die man sich selbst beantworten kann, aber wenn man in einer emotionalen Schieflage ist, hilft es, wenn die Hebamme einem das persönlich erklärt.

Mein Freund sitzt derweil in Chile bei seiner Familie. Er ist sehr froh dort zu sein macht sich aber gleichzeitig Sorgen. Er hört es immer an meiner Stimme, wenn es mir nicht gut geht. Das hat schon beinahe dazu geführt, dass er sich einen früheren Flug nach Hause bucht. Davon konnte ich ihn aber abhalten. Wir wuppen das auch ohne ihn und freuen uns um so mehr, wenn er endlich wieder da ist.

Einhändige Grüße,

eure Susi



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Kommentare von Lesern:

Susi27.12.2014 21:04

Das "Schreien stärkt die Lungen" war ironisch gemeint. ;-)

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Carola19.12.2014 20:00

Dein Kind ist kein Tyrann...sondern ein Säugling mit normalen Bedürfnissen die eben in diesem Alter sofort gestillt werden müssen. Und ja Menschenbabys sind auch Traglinge!
Und @ Anni: Schreien stärkt die Lungen? Bist du über 70 oder hast du zuviel Hader gelesen?
Gruselig was hier so geschrieben wird...ich dachte darüber sind wir hinweg heutzutage.

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Gast, Berlin12.12.2014 20:53

Liebe Susi,
immer wieder zutreffend: man wächst mit seinen Aufgaben :-) Du und Carlo seid ja noch in der Kennlernphase. Und Carlo ist wahrscheinlich noch nicht ganz angekommen und hat vielleicht noch einige Anpassungsschwierigkeiten. Nähe hilft immer! Und schon ganz bald wirst du viel gelassener mit solchen Situationen umgehen können.
Alles Gute!

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Silke, Nordhessen11.12.2014 20:30

Kopf hoch, ich kann mich noch gut erinnern, wie schwer es mir gefallen ist, tagsüber alleine mit meiner Tochter zu sein, also nach 14 Tagen mein Mann wieder arbeiten ging. Bei der ersten Dienstreise nach 6 Wochen bin ich dann auch ein paar Tage zu meinen Eltern gefahren. Hol dir bei deiner Familie und Freunden einfach die Unterstützung, die du brauchst - und wenn es nur ist, damit du und Carlo nicht alleine seid. Sie helfen sicher alle gerne! Und wenn die Hormone sich wieder normalisieren und du noch ein bisschen mehr Erfahrung hast, kommt deine Stärke schon wieder. Ganz bestimmt!

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Lisa, München11.12.2014 02:34

Lieibe Susi,
gegen solche Schreiattacken hilft das Tragen wirklich ganz oft. Auch wenn's mal nicht geholfen hat, konnte ich wenigstens mich mit dem Gedanken beruhigen, dass mein Baby, was auch immer gerade das eigentliche Probelm ist, nicht damit allein gelassen ist. Am Anfang hatte ich bei Unternehmungen (fast) immer Kinderwagen und Trage dabei ;-)
Alles Gute! Ihr schafft das!

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Anni, MG 10.12.2014 13:18

sorry ... aber schreien ist für die Lungen genauso gut, wie bluten für die Adern :-) Du packst das schon ... das Hormonchaos hat einen einfach erstmal im Griff und nix ist mehr wie vorher ... Da darf man einfach beim ersten Kind auch einfach mal hilflos sein... geniess diese kostbare Zeit und die Hilfe die du bekommst ... Alles Liebe Anni

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