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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
5. Woche

Wachstumsschub, Dreimonatskolik....

...oder einfach nur quengelig?

Die letzten Tage waren extrem anstrengend. Gerade, als ich dachte, dass ich wunderbar alleine zurechtkomme, begann Carlo ab Mittwoch nur zu quengeln. Er ließ sich gar nicht beruhigen, es sei denn, ich trug ihn im Fliegergriff durch die Gegend. Und wehe ich hielt für einen Moment still. Ich habe an diesem Tag nichts anderes gemacht als auf der Couch zu sitzen mit klein-Quengel und ihn auf meinem Bauch zu schuckeln. „Naja“, dachte ich mir, „jeder hat mal einen schlechten Tag“. Dass daraus Tage werden würden, ahnte ich nicht.

Am nächsten Tag fuhr ich mit meinen Eltern nach Soest, um meine Patentante zu besuchen. Auf dem Rückweg fuhr ich mit zu meinen Eltern um dort die letzte Tage zu verbringen, bis mein Freund kommt. Gott sei Dank war Carlo einigermaßen friedlich und quengelte nur ab und zu. Doch als wir bei meinen Eltern ankamen, ließ er sich nur noch schwer beruhigen und an Schlaf war gar nicht zu denken. Den Höhepunkt (hoffentlich) erreichte er dann von Freitag auf Samstag. Ich war ohnehin schon übermüdet, in meiner Brust kündigte sich mal wieder ein Stau bzw. eine Entzündung an. Zudem war mir ständig schwindelig und Carlo schrie, schlief kurz und schrie dann wieder. Es ist beängstigend, was man für einen Hass entwickeln kann, obwohl man den Kleinen so sehr liebt. Man bekommt tatsächlich das Bedürfnis, etwas zu tun, was man nicht tun sollte. Natürlich konnte ich mich zusammenreißen. Die Situation kenne ich von anderen und auch von mir selbst. Ich hatte mal meine Oma gepflegt, die mich so in den Wahnsinn trieb, dass ich zeitweise den Raum verlassen musste, um dort ganz laut zu fluchen, um dann lächelnd zurück zu kommen. Statt mein Kind also an die Wand zu schmeißen, habe ich es ganz sanft gestreichelt und geklopft bis das Bäuerchen kam und es dann geduldig wieder in den Schlaf gesummt.
Nach einem Telefonat mit meiner Hebamme, die mir zu absoluter Bettruhe riet, sagte ich alle meine Pläne ab (Geburtstag und Klassentreffen) und blieb im Bett. Meine Mutter nahm mir Carlo Gott sei Dank ab, weil ich einfach nicht mehr konnte. Sie kämpfte gemeinsam mit meinem Vater dann eine Stunde mit Carlo. Ich duschte derweil ausgiebig, damit ich das Schreien nicht hörte. Meine Eltern probierten alle möglichen Musikrichtungen bis ihn eine norwegische Sängerin endlich zum schlafen brachte. Jetzt schläft er selig bzw. ziemlich unruhig mit wilden Träumen und zuckender Atmung, aber er schläft.

Man bekommt irgendwann Zweifel und fragt sich was man falsch macht, dass das Kind einen so fertig macht. Fragt man andere Muttis wird immer behauptet, dass die eigenen Kinder immer nur geschlafen haben und ganz friedlich waren. Ich frage mich dann immer, ob das wirklich so war, oder ob man die Phase, wie die Geburt auch, einfach verdrängt hat. Ich hoffe ich verdränge das, sonst bleibt Carlo ein Einzelkind. Nett finde ich den Gedanken meiner Freundin, die sagt: wenn das Kind etwas hat, gibt man sich immer die Schuld daran, wenn aber das Kind lacht und fröhlich ist vergisst man, sich dafür zu loben. Schließlich ist das auch eine Leistung.

Ach ja und wir waren auch bei der U3. Ich hatte extra eine halbe Stunde Zeitpuffer eingeplant, um ja pünktlich zu kommen. Carlo machte mir aber einen Strich durch die Rechnung, denn er schaffte es, sich komplett einzusch... kurz bevor ich loswollte. Also habe ich ihn nochmal gewickelt und angezogen und als wir dann aus dem Haus waren fiel ihm ein, dass er genau jetzt Hunger hat. Sein Essrythmus ist nämlich seit letzter Woche irgendwie durcheinander. Mal reicht einmal in vier Stunden und manchmal fordert er nach 1 ½ Stunden schon wieder. Ich dachte, er würde im Kinderwagen schön einschlafen: Fehlanzeige. Also musste ich in das nächste Café, ausgerechnet eine Raucherkneipe, zum Stillen. Ich rief den Arzt an und sagte, dass es 5 Minuten später wird. Die fanden das nicht toll, denn ich war die letzte Patientin. Also rannte ich mit Carlo zum Arzt. Dort angekommen, war er gerade eingeschlafen. Toll. Wieder musste ich ihn aus dem Schlaf reißen. Er rächte sich, in dem er nochmals ein Geschäft auf dem Kinderarzttisch verrichtete. Gott sei Dank hatte ich Wickelzeugs dabei. Die Untersuchung zeigte keine Auffälligkeiten. Er wiegt jetzt 4200 Gramm und ist drei cm gewachsen. Interessant wäre zu sehen, wie viel er nächste Woche gewachsen ist, wenn er gerade wirklich einen Entwicklungsschub hat.

Naja, um noch was Schönes zu berichten: Ich war mit meiner Schwester in einem super schönen Kinderladen, der viele Ökoklamotten anbietet. Dort habe ich Carlo für teuer Geld ein hübsches Weihnachtsoutfit gekauft. Eine süße Latzhose aus Schurwolle und ein grün-weiß gestreiftes Oberteil dazu. Er wird entzückend aussehen. Bleibt zu hoffen, dass er bis dahin weniger grimmig guckt, sonst ist er nur halb so schön.

Liebe Grüße und schöne Feiertage,
Eure Susi

PS: Danke für eure Kommentare zu den Berichten, es gibt einem immer ein bisschen Rückhalt, dass man nicht die Einzige ist, der es so ergeht ;-)



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Kommentare von Lesern:

Gast, gerade Oma geworden17.01.2015 00:06

Wollte nur kurz mal lesen und nun lese ich schon über ne Stunde. Solche Tagebücher hätten mir vor fast 30 Jahren
sicher geholfen. Mein erstes Kind war auch so ein "Tyrann" und ich habe nie was anderes behauptet. Leider hatte ich
keine Mutter oder Freundin, die mir helfen konnte. Es war
eine schwierige, kräftezehrende Zeit, die ich nie vergessen werde. Die einzige Stütze, die ich hatte, war mein Mann und ich habe mich schon vormittags auf seinen Feierabend gefreut. Wundere mich heute noch, daß ich trotz allen Schwierigkeiten drei Jahre später das zweite Kind bekommen habe und da lief vieles besser.
Mutter sein ist ein nie endender Lernprozess und nun
versuche ich außerdem eine gute Oma zu werden.....

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fio, Ludwigshafen28.12.2014 00:57

Vielleicht sollten wir uns alle mal eingestehen dass hier kein tragisches Einzelschicksal beschrieben wird sondern einfach der ganz normale Alltagtmit einem Säugling. Geht alles vorbei, ja. Aber es tut ALLEN Mamis gut mal so einen ehrlichen Bericht zu lesen!

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Claudia, Berlin26.12.2014 19:52

Ich habe auch nicht gesagt, dass Susi ihre Gefühle hier nicht preisgeben darf. Dafür gibt es ja diese Tagebücher!
Dass man nicht immer Verständnis ha,t kann ich voll und ganz nachvollziehen.
Aber man kann schreiben was man will, es findet immer Anstoß.

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Steffi, München25.12.2014 21:10

ich empfinde susis berichte keinenfalls als negativ. eher als ehrlich und realistisch.und es kommt doch auch immer ganz viel liebe zu ihrem baby rüber.
toll claudia, wenn du es schaffst den ganz schweren momenten mit so viel verständnis zu begegnen. kann aber mal nun nicht jeder. ich konnte das auch oft nicht. und das ist absolut nicht schlimm, finde ich. man kann als mutter ja nicht immer nur verständnis haben und die eigenen gefühle dürfen doch auch mal rausgelassen werden. gerade in so einem forum. jede mama ist anders und geht anders mit schwierigen momenten um. ich finde trost und verständnis füreinander ist das mindeste, was wir uns gegenseitig geben können.

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Claudia, Berlin25.12.2014 20:44

Liebe Gabriela,
so stellt es sich in Susis Berichten eben für mich dar. Und da war im letzten Bericht -wie von Carola bereits geschrieben- Carlo als "Tyrann" bezeichnet. Das finde ich ganz schrecklich. Er ist doch gerademal 6 Wochen alt!
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer leicht ist die Fassung zu wahren und Verständnis zu haben. Wir hatten und haben auch sehr schwierige Momente.
Bei meinem ersten Kind war ich auch eine dieser immer lächelnden Mütter. Jetzt beim zweiten Kind sieht die Welt schon ganz anders aus. Es ist 7 Monate alt und war von Anfang und recht lange von Koliken geplagt, hat gespuckt ohne Ende und war und ist auch jetzt noch sehr unruhig und schläft schlecht. Aber, dass ich ihn gerne mal an die Wand geklatscht hätte, kann ich nicht behaupten.
Mir hilft es ungemein, mir in Erinnerung zu rufen, dass er dafür einfach nichts kann. Also tue ich, was ich kann, um ihm die für ihn schwere Zeit zu erleichtern. Und ich weiß, irgendwann wird es definitiv besser. Und das auch bei Susi und Carlo.
Ich glaube, wenn man eine gute Hebamme hat, muss man solch hilflose Momente nicht durchleben.
Ich empfinde Susi´s Berichte einfach so durch und durch negativ und das stimmt einen ganz traurig. Es wird ja wohl kaum ALLES einfach nur schlecht sein, oder?
So mein Standpunkt.
Liebe Grüße, Claudia

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Gabriela, Berlin23.12.2014 22:59

@Claudia: ich hab jetzt nach Deinem Kommentar extra noch mal den Beitrag ein zweites Mal gelesen - hat Susi was von trotzen geschrieben? Oder, dass ihr Kind Lust zum quengeln hat? Versteh ich nicht.

Ich kann Susi ja ziemlich verstehen. In den ersten Monaten mit meinem ständig herumquengelnden, nicht mehr als ein-zwei Stunden am Stück schlafenden Sohn hatte ich öfter den Wunsch, einfach ein Kissen auf ihn zu drücken, damit das alles mal aufhört. Dauernder Schlafmangel ist ja auch für Eltern nicht toll.

Ja, ganz schlimm. Ich hab's auch nie gemacht. Ich bin auch rausgegangen und hab bis zehn gezählt, wenn ich es nicht mehr ausgehalten habe. Am schlimmsten waren die immer lächelden Mütter im Rückbildungskurs. Ich war froh, als der vorbei war. Die sagten immer nur "bei uns ist alles schön", und ihre strahlenden glucksenden Kinder lagen neben ihnen auf den Matten. Ich habe das nie vergessen, es gehört zu den am wenigsten schönen Zeiten meines Lebens und ich war ganz sicher, dass ich das kein zweites Mal will.
Jetzt Zeit für Aufschreie!
Aber so ist es. Nicht alle gehen in ihrer Mutterrolle völlig auf und es gibt ruhige und unruhige Kinder (und Erwachsene). Ich habe meinen Sohn übrigens sehr lieb und könnte mir ein Leben ohne ihn absolut nicht vorstellen. Aber der Anfang war hart.

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Carola23.12.2014 21:10

Danke Claudia für deine Worte...erinnert mich an den "Tyrann" vom vorletzten Bericht...

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gast, münchen23.12.2014 16:57

ich kann dich gut verstehen. die ersten monate mit meinem ersten kind waren ähnlich. kaum schlaf, ein schreiendes, unruhiges kind, kinderwagen ging gar nicht - also ständig körperkontakt. ich hatte mehr als einmal das bedürfnis sie an die wand zu klatschen, obwohl ich sie natürlich über alles liebe. aber es schlaucht einen einfach. aber es wird tatsächlich besser, fünf jahre später schlafe ich auch wieder genug :-) und man vergisst tatsächlich schnell. ich kann mir kaum noch vorstellen, in welche verzweiflung mich mein anfängliches mutter dasein gebracht hat. und, vergiss das nicht: viele mamis geben auch einfach nicht zu, mal über- oder auch unterfordert zu sein. immer alles eitel sonnenschein und man ist doch soo glücklich und blablabla. kopf hoch, alles wird gut, wenn vielleicht auch noch nicht morgen.

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Gast23.12.2014 14:55

Es gibt doch so viel mehr als den Fliegergriff, um dir und deinem Baby das Leben leichter zu machen: Wärme, Kümmelzäpfchen,... Frag deine Hebamme. Hast du es mal mit Pucken versucht? Einige Babies brauchen sehr lange, um die Geburt zu verarbeiten. Vielleicht auch deins!? Zeig Verständnis. Die ersten Wochen mit Baby sind nie und für niemanden leicht!
Und je unruhiger und gestresster du bist, umso unruhiger wird dein Kind. Schlafmangel gehört auch dazu!
ABER: die Zeit spielt für dich bzw. euch! Also durchhalten!
Alles Gute

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Claudia, Berlin23.12.2014 13:42

Liebe Susi,
ein 5 Wochen altes Baby quengelt nicht, weil es Lust dazu hat und trotzen tut es schon mal überhaupt nicht! Diese Phasen kommen erst viel später. Irgendetwas quält deinen Carlo. Und da ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um Koliken handelt. So schwer es jetzt ist, auch dies ist nur eine Phase.
Wenn dich in diesen Schreimomenten die Wut packt, lege Carlo ab, verlasse für ein paar Minuten den Raum und atme tief durch. Und rufe dir ins Gedächtnis, dass er nichts dafür kann. Er ist voll und ganz auf dich angewiesen - du bist sein Fels in der Brandung!
Alles Gute, Claudia

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