Immer noch schwanger, aber das Ende ist in Sicht!
Hallo ihr Lieben,
ein letztes Mal darf ich euch als Schwangere schreiben, denn die Stunden sind nun gezählt. Wie ich im letzten Bericht schon erwähnt habe, wird meine Kleine Mitte dieser Woche das Licht der Welt erblicken.
Durch den Umbau ist die Wohnsituation nicht so perfekt, wie ich es mir gewünscht habe, aber das Wichtigste steht bereit. Auch die frisch gewaschene Garnitur für den Stubenwagen sowie die Bettschlange für das Babybay trocknen hier gerade noch vor dem Ofen und wandern morgen auf den finalen Platz. Um aus meinem Lieblingsfilm zu zitieren: „Surreal, aber schön.“
Am Ende meines letzten Berichts habe ich noch überlegt, mich schon für die netten und wohlwollenden Kommentare zu bedanken, die mir in den letzten Monaten oft Denkanstöße oder auch einfach ein nettes Feedback gegeben haben. Dafür sage ich heute einfach mal Danke! Andererseits stehe ich heute vor einigen Kommentaren des letzten Berichts und weiß nicht recht, ob und wie ich angemessen auf manche Äußerungen eingehen soll oder will.
Ich fange mal mit dem Einschulungsstichtag an: In Deutschland haben wir ab der ersten Klasse ein recht leistungsorientiertes Schulsystem. In anderen europäischen Ländern werden Kinder teilweise früher eingeschult, erleben aber keinen Unterricht „im deutschen Sinne“, sondern eher spielerisches Lernen wie in unserem letzten Kindergartenjahr. Ich halte Schulbildung für sehr wichtig und möchte, dass mein Kind den Anforderungen gerecht werden kann, was natürlich von dem Kind individuell abhängig ist. Gerade deshalb ist ein staatlich festgelegter Stichtag aus meiner Sicht eher schädlich.
Wenn meine Kleine im Kindergarten unterfordert sein sollte, werde ich ihr keine Steine in den Weg legen und einer früheren Einschulung zustimmen. Aber wenn mein Kind eben noch ein weiteres Jahr braucht, um „schulfähig“ zu sein, freut es mich in der Tat nun sehr, dass sie dieses Jahr ohne bürokratisches Hin und Her bekommen kann, ohne direkt einen Stempel aufgedrückt bekommen zu müssen.
Ich selbst war immer eine der jüngsten in der Klasse und ich bin gut mitgekommen, aber wenn man sich den Bildungswahnsinn der letzten Jahre ansieht, wo Abiturienten mit 17 Jahren an Universitäten geschickt werden bzw. wurden, graut es mir. Manche Universitäten boten Elternabende an; die angehenden Studenten konnten sich (rein rechtlich) nicht mal selbst für ihr Studienfach entscheiden bzw. einschreiben, geschweige denn eine Wohnung mieten. Ob das für das Selbstwertgefühl der angehenden Akademiker so optimal war, lasse ich jetzt mal dahingestellt. Somit ist es nicht unbedingt positiv, zu früh in das Bildungskarussell einzusteigen.
Zu dem weiteren Kommentar bezüglich des Geburtstermins: Wenn die Ärztin mir drei Tage zur Auswahl stellt, an denen meine Kleine geholt werden kann, gebe ich auch eine Antwort. Ich habe beruflich gern und viel mit Zahlen zu tun und zudem ‚leider‘ auch noch eine individuelle Meinung, welche Daten ich schön oder nicht schön finde. Eine Überlegung zum 10.10. war auch, dass sich die Kleine einen früheren Termin schließlich noch selbst aussuchen könnte, wenn sie sich auf den Weg macht. Der Geburtstag meines Kindes wird ein besonderer Tag, ob er nun zu meinen Ideen und Überlegungen passt oder nicht. Sinn dieses Tagebuchs ist schließlich auch, Leser an meinen persönlichen Gedanken und Marotten teilhaben zu lassen.
Im Subtext liegt aber viel mehr die Unterstellung, dass der Kaiserschnitt nur aufgrund des Wunschdatums gewählt wurde. Wer meine Berichte länger verfolgt, weiß bereits, dass ich schon früh dieser Art der Entbindung nicht abgeneigt war. Das lag zum einen an vielen Erfahrungen von Freundinnen, deren natürlichen Geburten nach 24-36 Stunden im Kaiserschnitt, teils unter Vollnarkose, beendet wurden. Dazu kommt zum anderen die Situation, dass ich die Geburt ohne Partner und ohne weitere Unterstützung erleben werde, was ebenfalls nicht zu meiner persönlichen Beruhigung beiträgt.
Wäre es medizinisch absehbar gewesen, dass es keinen Verdacht auf medizinische Komplikationen gibt, hätte ich mich dank der guten Betreuung und Unterstützung meiner Ärztinnen und Hebamme auf eine natürliche Geburt eingelassen – mit der Bedingung, bei Geburtsstillstand o.ä. nicht lang zu zögern, sondern direkt zur Sectio überzugehen.
In den letzten Wochen hat sich jedoch herausgestellt, dass die Relation von Kopf- und Bauchumfang mehr als normal voneinander abweicht, sodass der Körper eventuell nicht problemlos hinterherrutscht, wenn der Kopf erst einmal draußen ist. Zudem hatte die Kleine schon in der letzten Woche ein recht ordentliches Gewicht von über 4000g, was nun auch nicht sehr gebärfreundlich ist. Als dann noch die spontanen Drehungen in Beckenendlage und zurück hinzukamen, wollte auch meine Frauenärztin nicht mehr recht an ihrer Empfehlung der natürlichen Geburt festhalten.
Ich habe lange überlegt, ob ich die medizinische Seite noch hier aufnehmen soll oder nicht, denn es wirkt so, als müsse ich mich vor den anonymen Gästen rechtfertigen, deren Toleranz leider nur bei Einhaltung deren eigenen Ansichten endlos scheint. Einer Erstgebärenden dann noch einreden zu wollen, der Mutter-Kind-Bindung durch einen Kaiserschnitt etwas Grundlegendes zu nehmen, ist vielleicht auch ein Grund, warum sich viele meiner Freundinnen nach ihrer missglückten natürlichen Geburt schlecht und wie Versagerinnen gefühlt haben.
Dass auch natürliche Geburten ihre Risiken haben, wird leider auch sehr häufig unter den Tisch gekehrt. Eine entfernte Bekannte wollte auch nach einer unproblematischen Schwangerschaft natürlich entbinden. Dabei wurde zwischenzeitlich die Versorgung durch die Nabelschnur abgedrückt, wodurch die Kleine nun ihr Leben lang etwas langsamer als andere vorankommen wird. Damit möchte ich nicht sagen, dass jeder einen Kaiserschnitt machen sollte, sondern sich über die Fehlbarkeiten beider Arten und letztlich der Natur im Klaren sein sollte.
Bei einer Geburt ist es doch wichtig, dass Mutter und Kind möglichst gesund zueinanderfinden. Der natürliche Weg mag viele Vorteile haben, aber es ist eben nicht der einzige Weg. In meiner Geburtsvorbereitungsgruppe haben auch einige einen Kaiserschnitt machen lassen müssen. Grundsätzlich waren aber alle der Meinung, bei der evtl. nächsten Geburt die jeweils andere Variante zu wählen, da keine weder von der natürlichen Geburt noch vom Kaiserschnitt begeistert war.
Wenn die Umstände bei mir anders wären, würde ich mich vielleicht trotzdem auf eine natürliche Geburt einlassen. Aber so, wie es jetzt ist, hoffe ich einfach, mich für den besten Weg entschieden zu haben. Ich weiß auch, dass ich nach dem Kaiserschnitt deutlich unselbständiger sein werde als nach einer natürlichen Geburt. Aber ich fühle mich im Krankenhaus gut aufgehoben, zuhause werden meine Eltern und Freunde uns unterstützen und nach und nach werden wir wohl einen guten Weg finden.
Dass die Kleine auch so langsam bereit für diese große Welt ist, zeigt sie seit Sonntag durch den Abgang des Schleimpfropfens sowie durch (nächtliche) Senkwehen. In der vorigen Nacht habe ich überlegt, ob das wohl schon eine richtige Wehe sein könnte, aber nachdem ich mich ein wenig gedreht habe und auf die nächste Wehe gewartet habe, bin ich wieder tief eingeschlafen. Das wäre mit richtigen Wehen wohl doch eher nicht mehr möglich gewesen. Aber es ist schön zu wissen, dass sich die Kleine auch innerlich bereit macht.
Am Mittwoch werde ich noch zum letzten Mal Akupunktur bei meiner Hebamme bekommen, falls ich bis dahin nicht doch schon im Krankenhaus gelandet bin. Bis dahin genieße ich die letzten ruhigen Stunden und versuche mich zu entspannen.
Ich gehe mit sehr gemischten Gefühlen auf die Geburt zu: Zum einen freue ich mich so sehr darauf, endlich die kleine Maus in den Armen halten zu können, sie zu sehen, zu riechen, sie zu hören und sie (so richtig) zu fühlen. Andererseits war es ein so schönes Gefühl schwanger zu sein und ein kleines Wunder mit sich herumtragen zu dürfen. Wie viele Momente gab es, in denen man gezittert hat, sich so unendlich gefreut hat, so überrascht war, manchmal auch voller Sorge und Ungewissheit gebibbert hat?
Die letzten knapp 40 Wochen sind doch irgendwie wie ein kurzer Moment verflogen und ich bin zutiefst dankbar, dass ich in dieser Zeit weder um die Gesundheit meines Kindes noch um Unterstützung meiner Familie und Freunde ernsthaft bangen musste. Es war eine so schöne Zeit, die nun hoffentlich mit der Geburt meiner kleinen Tochter einen wunderbaren Abschluss finden wird.
In wenigen Wochen melde ich mich dann noch ein letztes Mal mit dem Geburtsbericht bei euch!
Alles Liebe!
Eure Caro