Ich habe in meinem Artikel „Ich bin Deine Welt“ meine Erfahrungen der letzten Jahre als tatsächlich erziehender Vater von Tanja geschildert. Wir erwarten unser zweites Kind im Januar. Über dieses zweite Kind wird dieser Blog in erster Linie gehen. Aber bevor wir nach vorne blicken, schauen wir erstmal zurück.
Ich habe in meinem Artikel „Ich bin Deine Welt“ meine Erfahrungen der letzten Jahre als tatsächlich erziehender Vater unserer nun 3-jährigen Tochter Tanja geschildert, mein Leben, die positiven und die negativen Seiten, meine Freuden und meinen Frust.
Wir erwarten unser zweites Kind im Januar. Über dieses zweite Kind wird dieser Blog in erster Linie gehen. Aber bevor wir nach vorne blicken, schauen wir erstmal zurück. Auf das erste Kind.
Unser erstes Kind trat etwas überraschend in unser Leben. Lange Jahre hatten wir überhaupt kein Interesse an Kindern. Als wir es dann wollten, da war es auch geschehen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine großen Erfahrungen mit Kindern und stolperten ziemlich ahnungslos in dieses neue Abenteuer.
Als unsere Tochter geboren war, legte die Hebamme das Kind nach den ersten Untersuchungen meiner Frau in die Arme. Und verließ das Zimmer. Und wir lagen bzw. saßen da und nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass ab sofort WIR für dieses kleine Wesen verantwortlich sein würden. Das war wirklich eine Überraschung für uns. Es ist etwas Anderes, wenn man im Vorfeld sich das Ganze theoretisch ausmalt, als wenn man tatsächlich ein kleines Kind tatsächlich im Arm hat. Eigentlich wollten wir da nur rufen: „Hallo Schwester, was sollen wir denn jetzt damit machen?“
Noch bis unsere Tochter 2 Jahre alt war, sagte ich gelegentlich mit leichter Überraschung zu meiner Frau: „Du, wir haben ein Kind.“ Und sie antwortete genauso überrascht: „Ja, kaum zu glauben.“
Da wir keinerlei Unterstützung aus der Verwandtschaft hatten (die Eltern meiner Frau leben nicht mehr und für meine - ohnehin weit entfernt lebenden - Eltern war unsere Tochter als nunmehr 10. Enkelkind nicht mehr so spannend), tasteten wir uns in den Wochen nach der Geburt an diese Aufgabe heran. Es war keine leichte Zeit. Obwohl wir vermutlich ein ganz normal anstrengendes Kind hatten, empfanden wir das Leben zu dritt als extreme Herausforderung. Eine Freundin hatte vorher gesagt: Soviel wie mit einem Kind wirst Du nie wieder lachen. Ehrlich gesagt, habe ich meine Frau noch nie so oft weinen sehen wie in diesen ersten Monaten. Aus Übermüdung, wegen körperlicher Beschwerden, wegen dem abendlichen Dauerschreien unserer Tochter. Erst nach 6 Monaten waren wir an einem Punkt, wo wir unser Leben wirklich wieder im Griff hatten.
Seitdem ist es Schritt für Schritt leichter geworden. Das ist kein gradliniger Prozess. 2 Schritte vor, ein Schritt zurück – das beschreibt es besser. Einzelne Probleme lösen sich, dafür kommen andere. Manchmal ist es auch: kein Schritt vor, 3 Schritte zurück.
Es ist schon interessant, wie sich das Leben verändert, wenn man ein Kind bekommt.
Zunächst einmal verlangsamt sich die Art des Lebens. Jede Entscheidung will bedacht werden und sei es nur, wenn man mal eben aus dem Haus geht. Wo man sich früher die Jacke übergeworfen hat, müssen nun Checklisten abgearbeitet werden. Hat man Wickeltasche (mit dem richtigen Inhalt), Fläschchen, Spielzeug, Wechselkleidung, Mütze, Jacke der Tochter?
Die Stadt, in der wir leben, präsentiert sich mit Kind ganz anders. Wer hätte gedacht, dass es in unserer Innenstadt Geschäfte für Kinderbekleidung und für Spielzeug gibt? Bisher war ich hier achtlos vorbeigegangen. Der kleine Zoo bei uns um die Ecke, den wir in den letzten 10 Jahren vielleicht ein Mal besucht hatten, ist zu einem unserer häufigsten Aufenthaltsorte geworden. Von den vielen Spielplätzen, die ich erst jetzt wahrgenommen habe, ganz zu schweigen. Und nach 3 Jahren Kinderwagenschieben hasse ich das verdammte Kopfsteinpflaster, das hier überall verlegt ist.
Unser persönliches Umfeld hat sich durch das Kind erweitert. Schon durch die auf Spielplätzen verbrachten Stunden ergaben sich Kontakte zu anderen Eltern. Es sind keine wirklichen Freundschaften hinzugekommen, aber einige Bekannte.
Auch wir haben uns verändert. Wir sind – so banal sich das anhört – von Mann und Frau zu Vater und Mutter geworden. Unsere Familie dreht sich letztlich um unser Kind, ob wir wollen oder nicht. Jedenfalls solange, bis es alt genug wird, die Welt ohne uns zu erkunden. Unserer Beziehung hat das bei allen Schwierigkeiten nicht geschadet, eher gestärkt.
Es gibt Tage, an denen ich mit mir und meinem Leben im Reinen bin. Wo ich weiß, dass es richtig ist, dass wir ein Kind haben und ich mich einbringe und dieses Kind als unsere gemeinsame Aufgabe ansehe.
Und es gibt Tage, an denen ich mein Leben verfluche. An denen ich mich frage, warum ich überhaupt ein Kind bekommen habe. Wie zuletzt am verlängerten Wochenende um den 3. Oktober. Feiertage sind die erklärten Feinde von Eltern, da erstens kein Kindergarten ist und zweitens auch noch die Geschäfte zu sind (man kann also nicht mal zur Ablenkung einkaufen gehen). Wenn es dann auch noch drei Tage ohne Unterbrechung regnet und man folglich diese Tage mit einer 3-jährigen Tochter in voller Trotzphase eingesperrt ist und dabei auch noch alle gesundheitlich angeschlagen sind, fragt man sich schon, ob das mit dem Kind wirklich so eine klasse Idee war.
Und manchmal hadere ich auch mit mir, weil ich mich auch wirklich an der Erziehung beteilige. Warum habe ich Elternzeit genommen und Teilzeit gearbeitet? Ich könnte es doch so leicht haben. So wie all die anderen Männer in meiner Umgebung. Vollzeit arbeiten, spät nach Hause kommen, der Frau ein paar gute Ratschläge geben, wie sie das Balg endlich mal in den Griff bekommt und mich toll fühlen, wenn ich am Wochenende mal die Kinder zwischen Mittagschlaf und Sportschau für zwei Stunden übernehme. Ja, ich gebe es zu, manchmal beneide ich die Männer, die die klassische Rollenverteilung leben.
Aber dann kommt Tanja zu mir, strahlt mich an, knuddelt mich und erzählt mir begeistert von ihren Erlebnissen im Kindergarten. Sie erzählt von ihren Freunden und meint dann: „Aber Mama und Papa sind meine allerbesten Freunde!“ Wer kann so etwas schon widerstehen? (10 Minuten später treibt sie mich natürlich wieder zur Weißglut, weil sie die von ihr ausdrücklich bestellten Nudeln zum Abendessen keines Blickes würdigt.)
Meine Kollegin hatte übrigens recht: Man lacht sicher nie soviel wie mit einem kleinen Kind.
Nächste Woche erzähle ich dann über unser entstehendes zweites Kind.