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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
9. Schwangerschaftswoche

Der Alltag kehrt ein.

In der dritten SS mache ich mir weniger Sorgen über das, was mich erwartet, dafür kommt auch die Aufgeregtheit kürzer.
Eine gute Betreuung und Beratung bringen Sicherheit, doch haben alle Empfehlungen ihre Berechtigung???

Die anfängliche Aufgeregtheit und der große Zauber, der sich automatisch einstellte, als ich Anfang der 5. SSW den positiven SS-Test in den Händen hielt scheint beim dritten Kind noch kürzer anzudauern. Auch zu Beginn der 2. SSW stellte ich fest, dass man nicht von der gleichen Unfassbarkeit erfüllt ist und ich war einfach etwas weniger aufgeregt.

Ich weiß was mich und meinen Körper erwartet, weiß dass es anstrengend und schön wird. Zeit für sich und den Partner gibt es ohnehin kaum und dass man mehrere Kinder gleichstark unbeschreiblich und über alles lieben kann weiß ich seit dem 2. Kind. All dieses Wissen lässt mich mit weniger Sorge die Vorfreude genießen.

Als ich von unserem neuesten Baby erfahren habe hätte ich es am liebsten jedem sofort erzählt, am zweiten Tag haben mein Mann und ich uns über die Elternzeit geeinigt. Ich wusste sofort, dass ich gerne noch etwas weiter arbeiten möchte bevor ich aufgrund fehlender CMV-Antikörper (Cytomegalie-Virus) aus der klinischen Arbeit ausscheide. Ich hatte meine Liste an Dingen, die ich am liebsten sofort gekauft hätte, innerhalb weniger Stunden vervollständigt und war einfach komplett in der Schwangerschaft angekommen.

5 Wochen später ist es irgendwie anders. Alltag ist wieder eingekehrt. Unsere Kinder und Familien ahnen noch immer nichts und nur wenige enge Freundinnen sind eingeweiht. Plötzlich scheint es gar nicht mehr so dringend der Welt davon zu erzählen. Zuerst den sonographischen Nachweis einer wirklich intakten Schwangerschaft beim Gyn abwarten – das hatte ich dann doch einige Tage zuvor im Nachtdienst am Ultraschallgerät erledigt: Ja, EIN Baby in der Gebärmutter, das Herzchen schlägt. Alles gut also...oder. Jetzt vielleicht doch noch die erste Feindiagnostik Ende Februar abwarten? Spätestens dann werde ich auch auf Arbeit die freudige Nachricht verkünden und dann von Nacht- und Sonntagsdiensten befreit werden.

Auch wenn ich trotz wachsendem Bäuchlein, Müdigkeit und leichter Kreislaufprobleme noch sehr gut mit den beruflichen Anstrengungen zurechtkomme fühle ich mich schon jetzt manchmal schlecht den Stress mit dem Bauchmenschlein zu „teilen“.

Als in einem meiner letzten Nachtdienste ganz plötzlich ein Baby schon nach 29 SSW geboren wurde habe ich einen Weltklasse-Sprint in den Kreißsaal hingelegt und bin dabei fast die Treppe hinuntergefallen. Am Ende war alles gut, das kleine Frühgeborene hatte alles ganz großartig gemeistert und benötigte nur wenig Unterstützung. Dennoch war mein Stresslevel hoch, was ein unangenehmes Gefühl hinterlässt.

Vor kurzem habe ich einen Vortrag von Prof. Louwen aus dem Universitätsklinikum Frankfurt gehört. Dieser beschäftigt mich aktuell immer noch sehr. Er stellte seine Methode zur Spontangeburt bei Beckenendlage (BEL) vor. Über einen Zufall kam er auf die Idee das ganze einmal „falsch herum“, also in einer gebärfreundlichen aufrechten Position der Frau, der Vierfüßler-Position, zu versuchen. Vielen Geburten und langjährige Erfahrung lehrten ihn: auf die Weise wird ein Eingriff durch die Geburtshelfer (wie z.B. die Manualhilfe nach Bracht) oft nicht mehr notwendig und das Kind dreht und entwickelt sich meist von selbst.

Jetzt das Schockierende: Aufgrund einer falsch ausgewerteten Studie hieß es im Jahre 2000, dass der Kaiserschnitt besser und ungefährlicher für Mutter und Kind bei BEL sei. In der Folge wurde dieser Geburtsweg fast ausschließlich empfohlen und von den werdenden Eltern gewählt, schließlich will doch jeder das Beste für sein Baby. Praktische Fähigkeiten gingen verloren. Nachdem diese gravierenden Mängel durch Beschwerde vieler Geburtshelfer auf der ganzen Welt, die andere Erfahrungen gesammelt hatte, bekannt wurden war es für viele Kliniken zu spät. Die Spontangeburt aus BEL wurde in der Theorie nur noch angesprochen, in der Praxis nicht mehr gelehrt und heute nur noch von wenigen beherrscht.

Ein ähnliches Beispiel ist die Empfehlung zur Prävention des Plötzlichen Kindstodes. Während meine Mama ihre Kinder niemals in Rückenlage alleine liegen lassen durfte um den Erstickungstod durch Spucken in Rückenlage zu vermeiden ist es heute die empfohlene Schlafposition. Wer weiß, worüber wir in 50 Jahren die Köpfe schütteln.

Euch allen eine schöne Woche!
Liebe Grüße,
Emilia



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In diesem Beitrag geht's um:

Spontangeburt Beckenendlage, Vorfreude, Stress teilen