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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

16. Schwangerschaftswoche

Cola und Kohlrabi

Das Immunsystem arbeitet und der Bauch wächst...

Vielen Dank für Eure Kommentare. Ich freue mich sehr über das Feedback und habe dann nicht mehr so das Gefühl, meine Gedanken in den „luftleeren Raum“ zu schreiben.

Nach der doch recht vollen, wenn auch schönen letzten Woche bekam ich nun die Quittung für zu viel Stress (auch positiver Art). Eine Erkältung kündigte sich an und ich wurde jeden Tag zunehmend schlapper und appetitloser. Mein Nahrungsbedürfnis in diesen Tagen war mit Cola und Kohlrabi gedeckt. Ich bin sonst keine Colatrinkerin, aber wenn ich krank bin, hat die so eine Art Medizincharakter für mich. Und das Koffein darin half, den Tag zu überstehen. Die Wirkung war auch recht gut, da ich mit Schwangerschaftsbeginn keinen Kaffee mehr mochte. Somit war mein Körper kein Koffein mehr gewöhnt und ich konnte mich mit meinem 500 ml-Colafläschchen durch den Tag pushen.

Passenderweise stand auch noch am Dienstag Abend eine dreistündige Schultagung an, zu der ich als Elternvertreterin gehen musste. Am Mittwoch war dann noch die Kleine fraglich krank. Meinem Kind ging es an diesem Tag aber stündlich besser und mir stündlich schlechter. Mit schlechtem Gewissen habe ich sie dann doch einige „Der kleine Maulwurf“-Folgen auf meinem MacBook schauen lassen, um mich wenigstens etwas auszuruhen. Danke liebe Medien, dass ihr in Notsituationen auch mal kurz den Babysitter ersetzt. Fernsehen gibt es bei uns sonst maximal am Wochenende. Das Ausruhen tat ganz gut, denn so konnte ich meine ausstehenden Hausbesuche am Nachmittag erledigen, um anschließend noch zur Vorstandssitzung und zum Elternabend im Kinderladen zu gehen. Um 22.30 Uhr war ich dann so platt wieder zu Hause, dass ich das Gestöhne meines Mannes über die am Abend endgültig kaputt gegangene Spülmaschine mehr oder weniger ignorierte. Mein einziger Satz dazu : „Bestell‘ irgendwo eine neue, die bis morgen da ist. Jetzt noch mit der Hand abzuwaschen, das überlebe ich nicht.“

Aber mein Körper scheint energisch und effektiv gegen die Erkältungsviren gekämpft zu haben, denn außer einer Schniefnase ist nicht mehr viel dazu gekommen und ab Ende der Woche ging es mir auch schon täglich besser. Die neue Spülmaschine war nun auch da, so dass die Energien wieder anderweitig eingesetzt werden konnten, was auch nötig war. Eine meiner momentan betreuten Wöchnerinnen hat leider eine postpartale Depression entwickelt, so dass die Familie nun natürlich eine noch intensivere Betreuung braucht und ich zusätzlich die ärztliche Behandlung und Co. organisieren musste. Diese Erkrankung entwickelt im Wochenbett meist eine recht schnelle Dynamik und es ist wichtig, dass die Frauen sofort Hilfe bekommen. Die Prioritäten in der eigentlich sehr schönen, wenn auch anstrengenden ersten Babyzeit, verändern sich damit sehr.

Psychische Erkrankungen im Wochenbett treten in den letzten Jahren doch schon auffallend häufig auf, wie mir auch meine Kolleginnen immer wieder bestätigen. Unsere oft nicht mütterfreundliche Geburtshilfe und auch die fehlende Wochenbettkultur tragen sicher maßgeblich dazu bei. Bei Frauen, die außerklinisch oder zumindest interventionsfrei geboren haben, kommen Wochenbettdepressionen ebenso wie größere Stillprobleme einfach seltener vor. Aber es ist ja auch logisch, dass eine von der Frau als selbstbestimmt und gut gemeistert empfundene Geburt eine enorme Bestärkung ihrer mütterlichen Kompetenzen ist. Eine positiv erlebte Geburt ist im anstrengenden Alltag mit einem Neugeborenen eine echte Ressource. Entscheidend ist da wahrscheinlich gar nicht der letztendliche Geburtsmodus, sondern wie würde- und respektvoll mit der Frau bzw. den werdenden Eltern umgegangen wurde.

Und sicher ist überhaupt der Umgang unserer Gesellschaft mit Schwangerschaft und Elternschaft nicht ganz unschuldig. Die fehlende Unterstützung sogar von Seiten der eigenen Familie ist zumindest hier in der Großstadt schon weit verbreitet. Und wie heißt es so schön in einem afrikanischen Sprichwort: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen“. Unser Kleinfamilienmodell sowie das häufige Einzelkämpferdasein macht es da einem manchmal echt schwer.

Zumindest beim ersten Kind. Bei weiteren Kindern ist das Netzwerk da schon ausgereifter und gerade die Freunde, die selbst Kinder und eigentlich mehr als genug zu tun haben, kochen noch etwas oder nehmen die größeren Geschwister zu einem schönen Ausflug mit. Auch meine Freundinnen, die gerade ihr Kind bekommen haben oder noch schwanger sind, haben uns schon reichlich Hilfe für den Sommer angeboten. Da wir alle recht nah beieinander wohnen oder zum Teil im selben Haus, hat das wirklich etwas von einem gut funktionierenden Dorf. Bei unserer großen Tochter vor sechs Jahren waren wir die ersten im Freundeskreis, die ein Kind bekamen. Da merkte man schon recht schnell, wie sich teilweise die Lebenswelten verschoben. Als dann auch bei Freunden Kinder dazu kamen, fand wieder eine Annäherung statt. Aber wahrscheinlich kann man einfach manche Dinge nicht nachvollziehen, wenn man sie nicht selbst erlebt. Da habe selbst ich damals als Hebamme mit einem an sich guten theoretischen Wissen über diese Vorgänge gestaunt. Wie sehr so ein Zwerg das Leben und auch uns als Eltern doch maßgeblich verändert...

Das Entspannte bei weiteren Kindern ist, dass man diesen Prozess nicht mehr in dieser Form durchlaufen muss. Allerdings hat man so eine intime und ungestörte Wochenbettzeit auch nur beim ersten Kind. Und rückblickend ist es schön, all diese Prozesse zu erleben - und vielleicht erwartet uns ja auch beim dritten Kind noch die eine oder andere schöne, ganz neue Erfahrung.

Apropos drittes Kind - das kam diese Woche wahrscheinlich wirklich etwas kurz, trotzdem ist es mittlerweile nicht mehr zu übersehen (siehe Foto). Eine meiner Freundinnen gab mir neulich auch ganz mitleidig ihre noch übrigen Schwangerschaftsshirts mit, weil ich beim Baby wiegen dann doch plötzlich barbäuchig dastand, als sich der nicht allzu lange Pullover über den Bauch hochzog. Aber so richtig habe ich momentan nicht mal Zeit, Schwangerschaftskleidung zu shoppen. Und da dies Kind definitiv unser letztes Baby sein wird, will man für die paar Monate auch nicht so furchtbar viel Geld investieren. Nach den letzten Schwangerschaften mochte ich die Sachen dann nämlich recht schnell einfach auch nicht mehr anziehen. Aber trotzdem gibt es wirklich so schöne Sachen. Beim ersten Kind hat der Schwangerenmodemarkt deutlich mehr an mir verdient...

So, ich werde mir noch ein bisschen Kohlrabi schälen, aber diesmal mit Blutorangensaft, denn die Colaphase ist zum Glück vorbei.

Bleibt gesund und bis nächste Woche,

Anja

Anja mit Kugelbauch

Bild: Privat



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Kommentare von Lesern:

Anja, Berlin27.01.2012 10:33

Liebe Claudia,

da kann ich mich Meike nur anschließen. Die Frage, ob das Baby Babyzeichensprache, PEKIP, Babyschwimmen und Co. braucht, sei dahin gestellt. Aber es ist die beste Gelegenheit andere Mütter in der gleichen Lebensphase kennen zu lernen. Sicher ist das Angebot in Brandenburg nicht so (überfordernd) riesig wie in Berlin, aber eine Rückbildungsgymnastikkurs, eine Stillgruppe oder ein Babytreff gibt es auch in den kleineren Orten. Am besten in der Schwangerschaft schon in Kursen Kontakte knüpfen. Für die ggf. fehlende Unterstützung im Babyalltag evt. eine Haushaltshilfe organisieren (Antrag über die Krankenkasse). Deine Hebamme kann sie Dir in in den ersten sechs Tagen "verordnen", danach können Gynäkologe oder Kinderarzt eine Bescheinigung ausstellen. Indikationen können Stillprobleme, Schmerzen oder auch Erschöpfungszustände sein.
Alles Liebe für Dich,

Anja

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Claudia, Brandenburg26.01.2012 19:40

Ehemals Mannheimerin ;-) Aber ja, das sind so in etwa die Sachen auf die ich hoffe und die ich mir vornehme. Ich denke damit fährt man ganz gut. Mein Problem ist nur immer das Aufraffen.... Trotzdem danke für deine Antwort Meike! :-)

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Meike, Kassel26.01.2012 17:35

Hallo Claudia!
In Mannheim gibt es bestimmt auch Babytreffs oder Kurse, die man mit Baby machen kann oder auch Rückbildungsgymnastik. Überall trifst du dort auf andere Eltern, mit denen du dich austauschen kannst. Vielleicht kennst du ja schon andere aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Triff dich einfach oft mit anderen zum Austausch. Die Meisten werden die selben Probleme haben wie du (was man am Anfang immer total verwunderlich findet) und darüber reden hilft!

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Claudia, ehem. Mannheim25.01.2012 21:21

Ein schöner Bauch liebe Anja! So sah ich erst ab der 26. Woche oder so aus (ist auch meine erste Schwangerschaft). Mittlerweile bin ich 37. und habe mich bis gestern Abend noch so gefreut keine Streifen zu haben- denkste! Jetzt auf den letzten Metern ist der erste da. =(

Mich hat dein Beitrag nachdenklich gestimmt. Ich bin 24 und mein Freund ist unter der Woche auswärts arbeiten.... ich habe Panik, dass mir die Decke auf den Kopf fällt und ich jeglichen Kontakt zum Rest der Welt verliere.... außer vllt zu meinen Eltern, mich nicht aufraffen kann mit der Kleinen rauszugehen oder so. Werd mich wohl einfach zusammen reißen müssen und die wenigen (kinderlosen) Kontakte, die hier noch übrig sind (Kleinstadt in Brandenburg) pflegen müssen ....
Falls du irgenwelche Tipps hast, nur her damit.

Viele liebe Grüße,
Claudia

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