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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

8. Schwangerschaftswoche

Hebamme braucht Hebamme

Terminunklarheiten, Haftpflichtsorgen, Übelkeitslevel

Liebe Leserinnen,

passend zu Antonias Eintrag aus der 18.SSW werde ich Euch nun hoffentlich die nächsten Monate berichten dürfen, wie das nun so ist mit der Familienvergrößerung von den zwei deutschen Durchschnittskindern auf drei.
Denn wir erwarten unser 3. Kind. Ehrlich gesagt, nicht ganz geplant, aber nach dem ersten Überraschungsmoment nicht weniger willkommen als die anderen beiden.
Der Termin ist darum auch noch etwas unklar, da der Eisprung definitiv zu einem ganz anderen Zeitpunkt statt fand, als wir das so angenommen hatten. Mal sehen, ob der anstehende Ultraschall den ET besser eingrenzen kann. Wobei durch Messen der Steiß-Scheitellänge auch „nur“ bei 95% der Schwangeren sich der ET auf +- 5 Tage festlegen lässt. Genau ist anders, aber relevant wäre das ja auch nur bei einer möglichen Terminüberschreitung. Aber dann sind 5 Tage mehr oder weniger schon entscheidend, um eventuellen zu frühen Einleitungsmaßnahmen zu entgehen.
Wo Ihr jetzt schon so einiges über meinen Zyklus wisst, möchte ich mich Euch erst einmal vorstellen. Ich heiße Anja, bin 36 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Töchtern, die 3 und 6 Jahre alt sind.
Beruflich beschäftigt mich das Thema Schwangerschaft, Geburt und die Babyzeit schon viel länger, weil ich von Beruf Hebamme bin.
Ich habe mehrere Jahre in der Klinik im Kreißsaal gearbeitet und immer schon nebenbei freiberuflich.
Die Freiberuflichkeit wurde dann immer mehr und momentan arbeite ich in der Schwangeren- und Wochenbettbetreuung ohne Geburtshilfe, da sich weder Schichtdienst noch Rufbereitschaft mit kleinen Kindern und berufstätigem Mann ohne Großeltern in der Nähe organisieren lassen. Und die mittlerweile utopisch hohe Haftpflichtversicherungsprämie für Hebammen lässt jetzt für mich auch aus finanziellen Gründen keine Geburtshilfe mehr zu, was ich perspektivisch sehr schade finde...
Jetzt also frisch schwanger sollte ich mich wohl recht bald um meine Hebamme kümmern, da mittlerweile nicht wenige Kolleginnen zu arbeiten aufgehört haben. Zum 1.Juli 2012 wird die Hebammenhaftpflicht um weitere 15 % steigen, was noch mehr Kolleginnen aus der Geburtshilfe „vertreiben“ wird. Außerdem hat man in der kinderreichen Gegend hier mit einem ET in den Sommerferien generell Schwierigkeiten, eine Hebamme zu finden.
Planungsmäßig bin ich aber eigentlich noch gar nicht so weit, da wir uns doch erst mal gerade noch daran gewöhnen, wieder ein Baby zu erwarten... Und wenn ich mir manchmal das morgendliche Chaos hier anschaue: das Kleinkind will nur im rosa Ballettanzug in die Kita trotz Minusgraden draußen, die Große bekommt wegen des nicht auffindbaren Turnbeutels einen Nervenzusammenbruch und mein Mann wischt gerade gefühlte zwei Liter Wasser vom Fußboden, während die Milch überkocht...
Dann frage ich mich schon, wo ich da jetzt noch ein Baby unterbringen würde, ohne selbst die Nerven zu verlieren? Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Und wenn ich mich so, an die" Mehr als zwei Kinder"-Mütter aus meiner Hebammenarbeit erinnere, machten die doch insgesamt alle einen recht geerdeten Eindruck. Beim ersten Baby fragt man sich ja auch oft, wie sollte das jetzt noch mit einem weiteren Kind funktionieren. Der Perfektionsanspruch an sich selbst ist beim ersten Kind oft extrem hoch. Das macht es so anstrengend. Das heißt jetzt nicht, dass weitere Kinder einfach vernachlässigt werden, aber man schaut doch mehr, in welche Aktionen und Überlegungen man so seine Energien investiert. Ich denke da an unser grandioses kompromissloses Stoffwindelprojekt beim ersten Baby, aber davon später mal mehr ;)
Und falls Ihr Euch jetzt fragt, ob man als Hebamme ganz besonders entspannt durch die Schwangerschaft geht, hier die Antwort: nein!! In den ersten Wochen bereichern wir die Schwangerschaftstestindustrie genauso wie alle Schwangeren. Ein Test reicht natürlich nicht.
Anfangs interpretierte ich auch meine Übelkeit täglich. Ist mir übel? Wenn ja, übel genug? Und war mir bei den anderen beiden nicht viel übler? Als Hebamme spuken einem generell bei allem noch fünf schlimme Diagnosen mehr mit durch den Kopf und machen das Ganze nicht besser. Wie gut, dass ich bei Kind 1 und 2 jeweils Tagebuch geführt habe und dieses Gefühlschaos aufgezeichnet hat. Die Parallelen sind eindeutig und somit wird schon auch jetzt alles gut sein.
Zum Glück lenkt der Alltag mit zwei Kindern ganz gut ab. Mein Job tut das ja nicht ganz so gut im Moment, da man ständig mit dem Thema konfrontiert ist und einfach hellhöriger ist für die nicht so positiv laufenden Dinge. In der letzten Woche habe ich drei Tage auf dem Perinatalkongress hier in Berlin verbracht - einer eigentlich geburtshilflich sehr interessanten Veranstaltung. Aber irgendwie geht man da raus und denkt, dass maximal eines von 1000 Kindern gesund auf die Welt kommt, was natürlich Blödsinn ist. Aber soviel geballte Pathologie und dazu drei Tage in durchklimatisierten Kongresshallen haben mir dann gleich einen dicken Schnupfen beschert. Aber hey, es ist ja nur ein Schnupfen und sonst fühlt sich doch alles gut an.
Nicht umsonst heißt das erste Schwangerschaftstrimenon ja auch " Phase der Anpassung" und das gilt ganz besonders für die emotionale Verfassung, wie ich auch bei diesem Kind wieder deutlich zu spüren bekomme.
Wenn ich das hier so zusammenfassend lese, sollte ich mir jetzt wirklich bald eine Hebamme suchen, die mich mal beruhigt.
Ich werde Euch nächste Woche davon berichten.

Herzliche Grüße und einen schönen Nikolaustag,

Anja



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Kommentare von Lesern:

Dana, Düsseldorf09.12.2011 15:32

Hallo Anja,

genauso wie Du habe ich mich gefühlt als unser Kleinster - auch Überraschungsgast - sich ankündigte. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wo bei meinem gut gefüllten Tag noch ein Baby hinpassen soll. Aber wir haben uns gut durchgeboxt. Und rückblickend muss ich sagen: es war, ist und bleibt, das Schönste, so ein wurschteliges Würmchen, Anstrengung hin oder her!

Viele Grüße
Dana

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Claudia, Mannheim08.12.2011 14:22

Hallo Anja, schön endlich mal zu lesen, wie sich Hebammen fühlen wenn sie selbst schwanger sind. Ich freue mich auf dein Tagebuch und hoffe du hast die Übelkeit bald überstanden!

Gruß Claudia

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Meike, Kassel06.12.2011 13:17

Das ist echt eine schlimme Sache mit der Haftpflichtversicherung.
Aber davon abgesehen wünsche ich dir eine schöne Schwangerschaft und das du bald eine passende Hebamme findest!

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Antonia, Ruhrgebiet06.12.2011 11:00

Liebe Anja, erst einmal: Herzlich willkommen!
Ich bin schon sehr gespannt auf Deine Berichte und finde es total beruhigend, dass sogar Du als Hebamme hibbelig bist. :-)
Alles Gute für die anstrengenden Umstellungswochen!
Viele Grüße
Antonia

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In diesem Beitrag geht's um:

Vorstellung, Hebamme, Übelkeit