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Kirchenbrief der Elterninitiativen für Geburtskultur

In diesem Artikel:

Kirchenbrief zum Erhalt der Geburtskultur

Schon im Alten Testament steht es: DARUM TAT GOTT DEN HEBAMMEN GUTES. Und das Volk mehrte sich und wurde sehr stark. UND WEIL DIE HEBAMMEN GOTT FÜRCHTETEN, SEGNETE ER IHRE HÄUSER. (2. Buch Moses)

Hebammenkultur

Hebammenkultur als Weltkulturerbe?
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Der Superintendent Friedrich Selter hier in Göttingen zitierte diese so passende Bibelstelle, als ich ihm den Kirchenbrief des HfD überreichte. Sie belegt eindrücklich, wie lange schon Frauen von Hebammen begleitet werden. Herr Selter sicherte mir Unterstützung in seiner Landeskirche für die Forderungen der Elterninitiativen für Geburtskultur zu.

Hier der Kirchenbrief initiiert von:

Frauen, Kinder und Hebammen brauchen die Unterstützung Ihrer Kirche

Sehr geehrter Herr Superintendent Selter,

wenn ein Mensch geboren wird, ist in Deutschland immer eine Hebamme an seiner Seite – denn darauf hatte bisher jede Schwangere Anspruch. Doch das ist vielleicht bald Vergangenheit.

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Daher kämpfen sowohl Hebammen als auch Eltern gemeinsam im „Netzwerk der Elterninitiativen für Geburtskultur" für den Erhalt dieser individuellen Geburtshilfe: Deutschlandweit setzen sie sich mit Aktionen und Aufklärungsarbeit für die Rechte von Hebammen und Frauen ein. Denn immer mehr freiberufliche Hebammen müssen das Herzstück ihrer Arbeit – die Geburtshilfe – aufgeben, weil in den letzten Jahren die Berufshaftpflichtkosten explodiert sind.

„Hebammen – früher verbrannt, heute verheizt" ist auf Demonstrationen gegen die Misere immer wieder zu lesen. Zum Glück haben die Kirchen in Deutschland diese mittelalterliche Ansicht längst hinter sich gelassen. Im Gegenteil: Sie setzen sich für die Schwachen und Unschuldigen ein. Darum bitten wir Sie, unterstützen Sie unsere Arbeit für die, die kaum für sich selbst kämpfen können: Babys, werdende Eltern, die sich der Thematik frühestens mit Beginn der Familienplanung bewusst werden, junge Familien, die von ihrer neuen Aufgabe so überwältigt sind, dass kaum Zeit für Aktivismus bleibt – und die Hebammen, die eher überzählige Betreuungen zusagen, anstatt durch Streiks oder anderweitige Aktionen auf ihre desaströse Situation aufmerksam zu machen.

Wir – die Initiatorinnen dieses Briefes vom gemeinnützigen Verein „Hebammen für Deutschland e.V." und der Bundeselterninitiative „Mother Hood e.V." – schreiben Ihnen im Namen aller Initia- tiven, weil Frauen, Kinder und Hebammen in diesem Land die Unterstützung Ihrer Kirche brauchen. Bitte teilen Sie unser Herzensanliegen, Frauen und Babys im vulnerablen Prozess der Geburt eine würde- und liebevolle Begleitung durch „weise Frauen“ zu garantieren.

Wenn wir Kinder und Familien wertschätzen, gilt es, die Geburtsstunde zu schützen und den Start ins Familienleben würdevoll, sicher und menschlich zu gestalten. Deshalb unsere Bitte: Greifen Sie das Thema in Predigten und Kirchenkreisen auf, setzen Sie auf Ihrer Website einen Link zu unseren Vereinen oder Initiativen. Laden Sie Hebammen zu Gesprächen ein, machen Sie Geburt zum Thema in Ihrer Kirche. Die evangelische Kirche unterstützt beispielsweise schon unsere Erzählcafé-Aktion 'Der Start ins Leben' (www.erzaehlcafe.net). Oder nutzen Sie Ihre Kontakte zur Politik! Auch Spenden sind unserer ehrenamtlichen Vereinsarbeit natürlich herzlich willkommen.

Wir hoffen auf Ihr Interesse und freuen uns über eine persönliche Kontaktaufnahme. Informationsmaterial zum Auslegen stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen

Ulla Cremer und Mila Korn Hebammen für Deutschland e.V.

Kontakt Mila Korn:
Tel. 030 43731982
m.korn@hebammenfuerdeutschland.de

Anlage mit Detailinformationen

Warum ist es für eine werdende Mutter so wichtig, bei der Geburt eine vertraute Hebamme an ihrer Seite zu wissen?

Weil eine Geburt ein intimer Moment ist: Sie bedarf der kompetenten und liebevollen Begleitung und nur im Ausnahmefall des Skalpells. Je vertrauter Hebamme und werdende Mutter sind, umso leichter gelingt die Geburt. Die Qualität der Geburtserfahrung beeinflusst nachweislich, ob eine Frau weitere Kinder bekommen möchte und wie tragfähig die Bindung zu ihrem Kind ist.
Auch nach der Geburt garantieren freiberufliche Hebammen eine 1:1-Betreuung mit kurzen Wegen, sie sind für „ihre Frauen“ gut und direkt erreichbar. Eine derartige Zuwendung können weder Ärzte noch Kliniken leisten.

Warum ist der Hebammenberuf in Gefahr?

Seit Juli 2015 zahlt eine Hebamme im Durchschnitt jährlich für ihre Haftpflichtprämie 6.274 Euro – 15 mal mehr als im Jahr 2002, als der Beitrag noch bei 404 Euro pro Jahr lag. Über 25 Prozent der freiberuflichen Hebammen mussten die Geburtshilfe inzwischen bereits aufgeben.

Seitdem spitzt sich der Hebammenmangel weiter dramatisch zu, auch in vielen Kreißsälen mangelt es an Hebammen. Gebärende Frauen sind während der Geburt teils auf sich allein gestellt, über- belastete Kliniken behelfen sich oft mit einem Kaiserschnitt – der gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind birgt. Dabei hat Deutschland mit über 30 Prozent schon jetzt eine extrem hohe Kaiser- schnittrate, die sich medizinisch nicht begründen lässt Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürwortet eine Sectiorate von 15 Prozent.

Bisher gibt es keinen Versicherer, der Hebammen ab Juli 2016 überhaupt noch eine Versicherung für Geburtshilfe anbietet. Das käme faktisch einem Berufsverbot gleich. Als politische Lösung ist zwar ein Regressverzicht seitens der Kranken- und Pflegekassen gegen über den Versicherern angedacht, doch gerade dieser Weg führte zuletzt erneut zu Einschränkungen des Berufsrechts der Hebammen, diesmal durch die gesetzlichen Krankenkassen, da diese auf diese Weise ihre Interes- sen wahren wollen.

Was wird aus den Frauen hierzulande, die ohne freiberufliche Hebammen während Schwanger- schaft, Geburt und Stillzeit viel schlechter versorgt sind – und die zuletzt 720.000 Kinder zur Welt brachten? Das Ende wird brutal sein. Dann wird unser Land bei der Geburtshilfe „amerikanische Verhältnisse“ haben, die alles andere als vorbildlich sind: eine Sterberate von Frauen bei Geburten, die viermal höher ist als in Deutschland (Quelle: Amnesty International). Der dortige Trend zur Übertechnisierung von Geburten lässt den Frauen kaum noch eine Wahl, wie sie ihre Kinder zur Welt bringen. Zudem haben die Vereinigten Staaten von Amerika die niedrigste Geburtenrate [BA1] weltweit.