Momentan läuft nichts nach Plan, Vermieterstress und ein Crashkurs für Unternehmen „wie man Frauenförderung 'richtig' lebt“.
Guten Abend zusammen,
Ich weiß nicht, was ich schreiben soll bzw. wie ich es schreiben soll. Ich bin sauer, wütend, enttäuscht, entrüstet und verletzt und komme mir so unglaublich naiv vor. Zu idealistisch, zu hoffnungsvoll in der Erwartung, dass Firmen, Vorgesetzte und die männliche Bevölkerung (entschuldigt die Pauschalisierung) sich vielleicht ja doch mal an ihre eigenen propagierten Werte halten. Es ist ein sch*** Gefühl, wenn die Illusion, an der Du festgehalten hast, mit einem Satz zerstört wird und Dein Respekt für den Gegenüber sich in Luft auflöst.
Leistung und Kompetenz - das sollte eigentlich im Mittelpunkt stehen, wenn es darum geht, beurteilt zu werden, wenn es darum geht, befördert zu werden. Damit brüsten sich Firmen, geben Geld en masse aus für „Förderprogramme“ für Frauen in Führungspositionen, Chancengleichheit, transparente Beurteilungssysteme etc.
Und dann sagt Dir Dein Vorgesetzter, ja wäre man nicht schwanger und würde man nicht in Mutterschutz gehen, dann wäre man durchaus nominiert worden – man bringt ja alles mit, 1a Beurteilung zeigt das ja, und schneidet kompetenzmäßig noch vor den nominierten Kollegen & Kolleginnen ab.
Mein Vorgesetzter,
- der keine 40 Jahre ist, also jung genug ist (zumindest könnte man das meinen), dass die Idee der Chancengleichheit nicht nur aus dem gesellschaftlichen Druck heraus, pseudo-eingeimpft ist, sondern sie vielleicht tatsächlich persönlich vertritt (insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Frau und Tochter),
- den man nicht nur beruflich, sondern auch persönlich schätzt (bis heute)
…wenn der einem das so sagt, dann fragst Du Dich auch „was soll eigentlich das Ganze“.
Ja, nächstes Jahr bestimmt dann, ich müsste nur vor Finanzjahresende (also max. 10 Monate Elternzeit) wieder einsteigen – ja, ist halt doof, falls es dann mit der Betreuungsmöglichkeit nicht klappt; nein, versprechen kann er natürlich nichts, aber sich voll dafür einsetzen ganz bestimmt, seinem Wort könne ich vertrauen.
Dass dies Gang und Gebe ist, dessen bin ich mir bewusst, wenn auch meist nicht mit so einer klaren Ansage, sondern weit her geholten, fadenscheinigen Argumenten. Dass das AGG für die meisten nur eine lästige Abkürzung und eine utopische Idealvorstellung ist, auch. Dass mein Vorgesetzter all die Prinzipien, die wir in unserem kleinen Team innerhalb der Firma verwirklichen wollten - als Vorgesetzte und Personalverantwortliche auf unterschiedlichen Ebenen - offensichtlich in dem Moment über Bord wirft, in dem damit einhergehende Entscheidungen hochgezogene Augenbrauen und ggfs. auch Diskussionen verursachen, damit hatte ich nicht gerechnet… oder wollte es nicht wahrhaben.
Da wird so gerne die Argumentation gebracht, dass Frauen nach der Schwangerschaft und Elternzeit nicht mehr den gleichen Elan in den Job mitbringen wie vorher und ihre Prioritäten so eindeutig woanders liegen…ABER wenn das die Art und Weise ist, mit der man in den Mutterschutz „entlassen wird“, ist das dann ein Wunder? Welches Signal setzen solche Entscheidungen denn bitte? Ja, ist schön, dass Du das leistest und wir sehen das ja auch, aber weißt Du, beförderungstechnisch landest Du erstmal auf dem letzten Platz, weil ja, ähm, Du weißt schon. Aber hey, wenn Du wieder kommst, dann können wir ja ggfs. vielleicht mal schauen, ob sich eventuell was machen lässt. Kommt natürlich ganz drauf an, wie nächstes Jahr aussieht und wann genau Du zurückkommen müsstest, wüsste ich jetzt auch nicht, und garantieren geht nicht und nein, keine Angst in dem Fall wird Dir die verpasste Zeit bestimmt nicht negativ ausgelegt.
Ich bin so sauer! Mir geht es noch nicht mal um die Beförderung – nominiert zu werden, ist keine Garantie. Es gibt mehr Nominierungen als Beförderungsstellen. Mir geht es um das Prinzip! Argh, ich könnte platzen. Entweder man bewertet nach einer bestimmten, sinnvollen, nachvollziehbaren Logik oder man soll es lassen, dann aber bitte keine großkotzigen Werte den Mitarbeitern vorgaukeln nur, weil sich das PR-technisch besser verkaufen lässt.
Ganz ehrlich, was ist denn jetzt mein Rat an meine Kolleginnen?! Jo, Mädels, also falls es mal an die Familienplanung geht, orientiert Euch am Beförderungszyklus des Unternehmens…?!
Und da das offensichtlich an Gewitterwolken nicht genug war, hatten wir auch diese Woche unser zweites Gespräch mit den Vermietern. Und dieses war, um es milde auszudrücken, „unerfreulich“. Wir haben keine „Mitte“ gefunden. Der einzige Vorschlag von deren Seite war, das Auszugsdatum einen Tick nach hinten zu schieben. Dass dies jedoch nach wie vor mit Aufwand und Kosten auf unserer Seite verbunden ist, die wir ggfs. vermeiden können, wenn wir bis zum vereinbarten Termin nächstes Jahr ausziehen und nicht schon jetzt und dass somit eine „Alternative“ für uns nur in Frage kommt, die dies auch berücksichtigt, zumindest zum Teil, ist bei ihnen auf Unverständnis gestoßen.
So sind wir nun auseinandergegangen, jeder bestehend, dass er natürlich im Recht ist und jetzt fängt das Anwaltsspiel an: trudelt die Kündigung ein, erheben wir Einspruch, etc. etc. etc.
Verstehe ich deren Standpunkt? Ja, klar. Natürlich würde ich gerne in mein Eigentum, wenn ich (eins hätte :) und) aus dem Ausland zurückkommen würde und in die Stadt ziehe, wo dieses ist. Natürlich ist es nervig, dass der Mieter sich querstellt und wiederum auf sein Recht beharrt.
Die Situation ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ziehen wir vorher aus und dann ggfs. nur temporär irgendwo als Übergangslösung, falls wir doch noch ein Kaufobjekt finden, dann entstehen uns Kosten, die vermeidbar wären. Und zwar eine ganze Menge mit Umzug, Maklergebühren, falls man Pech hat, Kosten für eine Einbauküche (Köln hat mit Vorliebe vor allem Wohnungen, wo keine vorhanden ist) etc. Bestehen wir auf unser Recht, dann ziehen sich die nächsten Wochen und Monate mit Anwaltskorrespondenz hin und man hat jegliche gute Beziehung mit dem Vermieter verloren und zudem wieder einen Vermieter unfreiwillig in die Kategorie „Mieter sind das Allerletzte“ katapultiert.
Uff, irgendwie hatte ich mir das dritte Trimester rosiger vorgestellt. Kommt das noch?
Morgen geht unser HypnoBirthing Kurs weiter und auch da sind die Vorbereitungen irgendwie nicht so gelaufen, dass ich mich wirklich vorbereitet fühle. Irgendwie läuft alles nicht so, wie das geplant war. Menno...(ja, hört sich knatschig an, bin ich auch gerade).
Ich hoffe, bei Euch läuft es besser und es färbt virtuell dann auf mich ab. Entschuldigt, den Ego-Post, die umständlichen Sätze und vielleicht was wirren Gedanken. Nächste Woche, egal was kommt, gibt es einen Happy-Post mit Schwangerschaftsupdate - versprochen.
Euch eine gute Woche,
alles liebe Philippa mit Zwerg im Bauch, der seinen linken Fuß mit Vorliebe nun am rechten Rippenbogen abstützt...aua. ;-)
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Dir alles Gute,
Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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