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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
33. Schwangerschaftswoche

Eine Gewitterwolke im Schlepptau

Momentan läuft nichts nach Plan, Vermieterstress und ein Crashkurs für Unternehmen „wie man Frauenförderung 'richtig' lebt“.

Guten Abend zusammen,

Ich weiß nicht, was ich schreiben soll bzw. wie ich es schreiben soll. Ich bin sauer, wütend, enttäuscht, entrüstet und verletzt und komme mir so unglaublich naiv vor. Zu idealistisch, zu hoffnungsvoll in der Erwartung, dass Firmen, Vorgesetzte und die männliche Bevölkerung (entschuldigt die Pauschalisierung) sich vielleicht ja doch mal an ihre eigenen propagierten Werte halten. Es ist ein sch*** Gefühl, wenn die Illusion, an der Du festgehalten hast, mit einem Satz zerstört wird und Dein Respekt für den Gegenüber sich in Luft auflöst.

Leistung und Kompetenz - das sollte eigentlich im Mittelpunkt stehen, wenn es darum geht, beurteilt zu werden, wenn es darum geht, befördert zu werden. Damit brüsten sich Firmen, geben Geld en masse aus für „Förderprogramme“ für Frauen in Führungspositionen, Chancengleichheit, transparente Beurteilungssysteme etc.

Und dann sagt Dir Dein Vorgesetzter, ja wäre man nicht schwanger und würde man nicht in Mutterschutz gehen, dann wäre man durchaus nominiert worden – man bringt ja alles mit, 1a Beurteilung zeigt das ja, und schneidet kompetenzmäßig noch vor den nominierten Kollegen & Kolleginnen ab.

Mein Vorgesetzter,
- der keine 40 Jahre ist, also jung genug ist (zumindest könnte man das meinen), dass die Idee der Chancengleichheit nicht nur aus dem gesellschaftlichen Druck heraus, pseudo-eingeimpft ist, sondern sie vielleicht tatsächlich persönlich vertritt (insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Frau und Tochter),
- den man nicht nur beruflich, sondern auch persönlich schätzt (bis heute)
…wenn der einem das so sagt, dann fragst Du Dich auch „was soll eigentlich das Ganze“.
Ja, nächstes Jahr bestimmt dann, ich müsste nur vor Finanzjahresende (also max. 10 Monate Elternzeit) wieder einsteigen – ja, ist halt doof, falls es dann mit der Betreuungsmöglichkeit nicht klappt; nein, versprechen kann er natürlich nichts, aber sich voll dafür einsetzen ganz bestimmt, seinem Wort könne ich vertrauen.

Dass dies Gang und Gebe ist, dessen bin ich mir bewusst, wenn auch meist nicht mit so einer klaren Ansage, sondern weit her geholten, fadenscheinigen Argumenten. Dass das AGG für die meisten nur eine lästige Abkürzung und eine utopische Idealvorstellung ist, auch. Dass mein Vorgesetzter all die Prinzipien, die wir in unserem kleinen Team innerhalb der Firma verwirklichen wollten - als Vorgesetzte und Personalverantwortliche auf unterschiedlichen Ebenen - offensichtlich in dem Moment über Bord wirft, in dem damit einhergehende Entscheidungen hochgezogene Augenbrauen und ggfs. auch Diskussionen verursachen, damit hatte ich nicht gerechnet… oder wollte es nicht wahrhaben.

Da wird so gerne die Argumentation gebracht, dass Frauen nach der Schwangerschaft und Elternzeit nicht mehr den gleichen Elan in den Job mitbringen wie vorher und ihre Prioritäten so eindeutig woanders liegen…ABER wenn das die Art und Weise ist, mit der man in den Mutterschutz „entlassen wird“, ist das dann ein Wunder? Welches Signal setzen solche Entscheidungen denn bitte? Ja, ist schön, dass Du das leistest und wir sehen das ja auch, aber weißt Du, beförderungstechnisch landest Du erstmal auf dem letzten Platz, weil ja, ähm, Du weißt schon. Aber hey, wenn Du wieder kommst, dann können wir ja ggfs. vielleicht mal schauen, ob sich eventuell was machen lässt. Kommt natürlich ganz drauf an, wie nächstes Jahr aussieht und wann genau Du zurückkommen müsstest, wüsste ich jetzt auch nicht, und garantieren geht nicht und nein, keine Angst in dem Fall wird Dir die verpasste Zeit bestimmt nicht negativ ausgelegt.
Ich bin so sauer! Mir geht es noch nicht mal um die Beförderung – nominiert zu werden, ist keine Garantie. Es gibt mehr Nominierungen als Beförderungsstellen. Mir geht es um das Prinzip! Argh, ich könnte platzen. Entweder man bewertet nach einer bestimmten, sinnvollen, nachvollziehbaren Logik oder man soll es lassen, dann aber bitte keine großkotzigen Werte den Mitarbeitern vorgaukeln nur, weil sich das PR-technisch besser verkaufen lässt.

Ganz ehrlich, was ist denn jetzt mein Rat an meine Kolleginnen?! Jo, Mädels, also falls es mal an die Familienplanung geht, orientiert Euch am Beförderungszyklus des Unternehmens…?!

Und da das offensichtlich an Gewitterwolken nicht genug war, hatten wir auch diese Woche unser zweites Gespräch mit den Vermietern. Und dieses war, um es milde auszudrücken, „unerfreulich“. Wir haben keine „Mitte“ gefunden. Der einzige Vorschlag von deren Seite war, das Auszugsdatum einen Tick nach hinten zu schieben. Dass dies jedoch nach wie vor mit Aufwand und Kosten auf unserer Seite verbunden ist, die wir ggfs. vermeiden können, wenn wir bis zum vereinbarten Termin nächstes Jahr ausziehen und nicht schon jetzt und dass somit eine „Alternative“ für uns nur in Frage kommt, die dies auch berücksichtigt, zumindest zum Teil, ist bei ihnen auf Unverständnis gestoßen.
So sind wir nun auseinandergegangen, jeder bestehend, dass er natürlich im Recht ist und jetzt fängt das Anwaltsspiel an: trudelt die Kündigung ein, erheben wir Einspruch, etc. etc. etc.
Verstehe ich deren Standpunkt? Ja, klar. Natürlich würde ich gerne in mein Eigentum, wenn ich (eins hätte :) und) aus dem Ausland zurückkommen würde und in die Stadt ziehe, wo dieses ist. Natürlich ist es nervig, dass der Mieter sich querstellt und wiederum auf sein Recht beharrt.

Die Situation ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ziehen wir vorher aus und dann ggfs. nur temporär irgendwo als Übergangslösung, falls wir doch noch ein Kaufobjekt finden, dann entstehen uns Kosten, die vermeidbar wären. Und zwar eine ganze Menge mit Umzug, Maklergebühren, falls man Pech hat, Kosten für eine Einbauküche (Köln hat mit Vorliebe vor allem Wohnungen, wo keine vorhanden ist) etc. Bestehen wir auf unser Recht, dann ziehen sich die nächsten Wochen und Monate mit Anwaltskorrespondenz hin und man hat jegliche gute Beziehung mit dem Vermieter verloren und zudem wieder einen Vermieter unfreiwillig in die Kategorie „Mieter sind das Allerletzte“ katapultiert.

Uff, irgendwie hatte ich mir das dritte Trimester rosiger vorgestellt. Kommt das noch?
Morgen geht unser HypnoBirthing Kurs weiter und auch da sind die Vorbereitungen irgendwie nicht so gelaufen, dass ich mich wirklich vorbereitet fühle. Irgendwie läuft alles nicht so, wie das geplant war. Menno...(ja, hört sich knatschig an, bin ich auch gerade).

Ich hoffe, bei Euch läuft es besser und es färbt virtuell dann auf mich ab. Entschuldigt, den Ego-Post, die umständlichen Sätze und vielleicht was wirren Gedanken. Nächste Woche, egal was kommt, gibt es einen Happy-Post mit Schwangerschaftsupdate - versprochen.

Euch eine gute Woche,

alles liebe Philippa mit Zwerg im Bauch, der seinen linken Fuß mit Vorliebe nun am rechten Rippenbogen abstützt...aua. ;-)

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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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Kommentare von Lesern:

Philippa, Köln10.04.2019 21:13

Liebe Birgitta,
wie gesagt, ich finde das ganze Thema traurig. Es sind so viele Faktoren, die da reinspielen. Leute, die noch ein gewisses Weltbild vertreten; Leute, die meinen, dass es sowas gar nicht mehr gibt; Firmen, die viel in Lippenbekenntnisse investieren und gleichzeitig hoffen, dass das ausreicht, dass sich die Änderung in den Köpfen der Mitarbeiter genauso schnell ändert und sich die Strukturen von selber etablieren, die notwendig sind Eltern, um sie im Rahmen der veränderten Prioritäten immer noch optimal einzusetzen.
Ich hab mit meinen Vorgesetzten gesprochen und ihm sehr deutlich gesagt, was ich davon halte und dass ich persönlich enttäuscht von seinem Handeln und seiner Einstellung bin. Zusätzlich bin ich noch auf den Ethikbeauftragten in unserem Unternehmen zugegangen. Am Ende war mir, was es für mich Konsequenzen-technisch bedeutet, aber ich hab Kolleginnen, die mir unterstellt sind, denen würde ich gerne eine andere berufliche Umgebung hinterlassen.
Schauen wir mal wie es weitergeht, aber der Kämpfergeist ist geweckt ;-).
Liebe Grüße
Philippa

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Philippa, Köln10.04.2019 21:03

Hallo liebe „Auch eine Mutter“,

Deine Geschichte ist so unglaublich...das ganze Thema finde ich nach wie vor unglaublich und ein Armutszeugnis an unsere Zeit. Es tut mir leid, dass Deine alte Firma so mit Dir umgegangen ist. Aber ich freue mich, dass sich eine bessere Gelegenheit für Dich ergeben hat!
Liebe Grüße
Philippa

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Birgitta, Wolfsburg08.04.2019 20:18

Hallo Philippa, das was du schreibst erleben sooo viele Frauen, und kaum eine spricht offen drüber! Das Schlimmste sind meiner Meinung nach noch nicht mal die Männer, die einfach lieber den Status Quo erhalten statt sich ungemütliche Gedanken um "Frauenthemen" zu machen; das Schlimmste sind diejengen Frauen, die meinen, Chancengleichheit sei doch längst gegeben und warum denn das Theater etc. pp. Alle Menschen sollten Feministen sein, sagt Chimamanda Adichie, und sie hat so was von recht.
Will sagen, du hast allen Grund sauer zu sein, ich fühle mit und wünsche dir die Energie, das nochmal anzusprechen und dein Interesse zu vertreten!

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Auch eine Mutter05.04.2019 08:19

Ja liebe Philippa, so habe ich es auch erlebt. Ich wünsche dir, dass dein Vorgesetzter sich nochmal besinnt. Immerhin hast du die Aussicht wieder zurückkehren zu können und sie wollen dich wieder haben.

Mir erging es anders...

Ich war Jahrgangsbeste, im Unternehmen beim Führungskräftenachwuchs die unangefochtene Nummer 1 (das hatte ich auch schriftlich, etc. ). Mein Weg sah gut aus. Bis ich in diesem unglaublich kinderfreundlich, familienfreundlichen Unternehmen mit kurzem Namen schwanger wurde. Ab dem Tag gab es Mobbing, schreckliche Gespräche, einen Rausschmiss aus dem Fürhungskräfteprogramm, ich verlor meine Stellung und habe bis heute noch nicht einmal ein Arbeitszeugnis erhalten.
Mittlerweile gibt es neue Hoffnung in einem anderen Unternehmen.

Eine Tür hatte sich für mich geschlossen, doch eine tolle neue Tür hat sich geöffnet. Die mag ich sogar viel lieber.

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