Es ist passiert, nachdem ich vor vier Monaten Delaila verloren habe, bin ich wieder schwanger. Diesmal mit Mann an meiner Seite.
Wo soll ich nur anfangen?
Wahrscheinlich beim Offensichtlichsten: Ich bin schwanger, schwanger, wieder schwanger! Es ist passiert, vier Monate nach Delailas Geburts- und Sterbetag. Mit dem Mann, der in meiner letzten Schwangerschaft aufgetaucht war und mir Halt gab. Immer mehr, je schwerer die Umstände wurden. Vor allem hat er mir Hoffnung gegeben, Hoffnung auf eine neue Chance, ein gesundes Baby...
Er war für mich da, am Tag nach ihrer Entbindung. Er war da, als ich mein Mädchen in der Ostsee seebestatten ließ. Und er war auch an meiner Seite, als ich an ihrem Geburtstag (geplantem Entbindungstermin) mit weißem Blumenstrauß zum Meer gefahren bin. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste war, ich war gerade ca. eine Woche schwanger!
Es ist im Urlaub vorher passiert. Es war nicht direkt beabsichtigt oder geplant. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, war es irgendwie doch riskiert. Mein Kinderwunsch war von Anfang an da - und seiner auch. Wir haben in der kurzen Zeit, die wir zusammen sind, oft über gemeinsame Kinder geredet. Die meisten finden es zu früh. Vollkommen verständlich, das finden wir ja auch. Jetzt ist es, wie es ist und unsere Vorfreude überwiegt. Viel länger als ein halbes Jahr hätten wir mit der Nachwuchsproduktion eh nicht gewartet.
Wenn ich meine Situation jetzt im Juli 2018 mit damals September 2017 vergleiche, als ich mit Delaila schwanger wurde, erkenne ich mein Leben nicht wieder. Damals war ich dabei, eine arme, alleinerziehende Mutter ohne Job, ohne familiären Halt zu werden. Angewiesen auf Institutionen, die mir bei der Kinderbetreuung helfen. Jetzt bin ich in einer Beziehung und habe einen guten Job. Meine Familie weiss es noch nicht, aber er hat eine wundervolle Familie. Mutter, Vater, Schwester, Schwager, Oma. Und noch viel mehr Anhang, den ich noch gar nicht kenne.
Ich habe die letzten Monate bereits in seiner Wohnung mitgelebt, weil mich meine mit Erinnerungen an die Schwangerschaft belastet hat. Jetzt wird seine Wohnung unser neues Zuhause, in dem wir zusammen ein Baby erwarten. Heute haben wir zum Beispiel das Schlafzimmer umgestellt mit dem Hintergedanken, wo das Babybett mal stehen könnte.
Hoffentlich. Immer ist da diese Stimme in meinem Kopf, die vorsichtig, ängstlich, traurig sagt: Hoffentlich. Meine Freude ist eingedrückt, ich merke das, ich habe große Angst davor, dass auch dieses Kind nicht gesund ist. Er hat auch Angst. Wir geben unser bestes, optimistisch zu sein. Aber die Angst ist da und solange nicht viele Frauenarzttermine vergehen, in denen man uns versichert, dass alles in Ordnung ist, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass dieses schwere Gefühl verschwindet.
Körperlich geht es mir anders als mit Delaila. Mit den ständigen Vergleichen nerve ich mich selbst, aber sie kommen automatisch. Damals war mir den ganzen Tag übel, jetzt nur nachmittags. Damals musste ich öfter zur Toilette. Damals waren die Gefühle intensiver. Damals wusste ich in der siebten Woche, dass sie ein Mädchen ist und ihren Namen. Jetzt bin ich Anfang der 8. SSW und mir fehlt jede Intuition. Damals hatte ich Zahnfleischentzündungen, die korrelieren hoch mit Fehlgeburten. Diesmal habe ich keine, das ist ein gutes Zeichen, oder? Kann ich mich also entspannen? Freuen? Nein, ich traue mich nicht, ich trau trau trau mich nicht. Nicht bis ich sehe, dass alles in Ordnung ist.
A propos “sehen”: Noch hatten wir keinen Frauenarzttermin, wir haben also kein Ultraschallbild bisher. Sobald ich eins habe, werde ich auch mein Profilbild erneuern. Der erste Termin kommt diesen Mittwoch um 8 Uhr. Je näher der Termin rückt, desto nervöser werden wir. Ich hoffe, traubengroßes Baby ist ok.
Wenn ich an traubengroßes Baby denke, stelle ich mir ein Minniwesen vor, dass glücklich im Fruchtwasser hin und her wabbelt. Vielleicht weil ich an den Vater denke, der ein wahnsinnig witziger Mensch ist und das Wasser über alles liebt. Traubengroßes Baby wird passenderweise auch vom Sternzeichen ein Fisch sein (wahrscheinlich). Soweit erstmal zum Anfang...
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig abholen - in meine neue Situation und zum Beginn dieser neuen Reise. Von der ich mir bloß eines wünsche: Dass sie diesmal mit einem gesunden Baby ein Happy End nimmt.
Drückt uns also fest für Mittwoch alle Daumen!
Liebst,
Mira mit Mann an ihrer Seite und traubengroßem Baby im Bauch