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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
38. Schwangerschaftswoche

Ready for take-off

Ein "ich bin bereit" wird es nie geben, ein "ich bin gut vorbereitet" scheint mir jetzt wirklich erreicht.

Der Geburtsvorbereitungskurs. Ein Pflichttermin in jeder (zumindest Erst-) Schwangerschaft. Man hat ja die Wahl zwischen Crashkurs, regelmäßigen Treffen wochenlang, mit Mann, ohne Mann etc. pp. Wir nehmen uns der Thematik in einem Rutsch, kurz und schmerzlos an - so war der Plan. Dass es wirklich nett, informativ und ziemlich kurzweilig werden sollte, überraschte uns doch. Wir waren zwei Pärchen, verabredet mit unserer Hebamme, in ungezwungener Runde. Die anatomischen Gegebenheiten von Frau und Baby und deren Bedeutung beim Geburtsvorgang ließen uns gut ins Thema finden. Dann erstellten wir einen Ablaufplan vom Einsetzen der Wehen, wahlweise auch eines Blasensprunges, bis hin zum letztlich ersten Stillen. Wir wurden noch einmal unterstützt, doch wirklich darum zu bitten, die Nabelschnur/Plazenta auspulsieren und Vitamin K erst nach der ersten Mahlzeit eingeben zu lassen. Was mich beeindruckt hat, waren die Bilder, die sie uns im Anschluss zeigte: blaue Kinder, Plazenten, Köpfe nach einer Saugglockengeburt, Nabelschnurknoten und Dammrisse. Gerade für Männer, die wohl häufiger verunsichert fragen sollen „bleibt das so?“, vielleicht gar kein schlechter Zug. Wir mussten nicht hecheln und auch keine skurrilen Positionen einnehmen, nicht mit dem Becken kreisen und schon gar nicht tönen. Wurden einfach nützlich informiert und bekamen all unsere Fragen beantwortet. Richtig vorhersehbar sei der Ablauf dieses Höhepunktes der Schwangerschaft sowieso nicht. Aber ich fühle mich jetzt echt herausgefordert, angestachelt, diesen intensiv und kraftvoll zu erleben und mit dem Ausreizen meiner Grenzen mir selbst noch näher zu kommen. Und ein bisschen stolz will ich nachher auch auf mich sein…

Am Ende bat ich die Hebamme noch darum, doch bitte meinen Bauch einmal abzutasten. Das hatte ich schon die ganze Schwangerschaft über erleben wollen. Die Ärztin sucht mit ihren Händen ja immer nur die höchste Stelle meiner Gebärmutter unter den Rippen. Die Geburtshelferin hingegen ging ganz wundervoll vor. Mit festem Griff ertastete sie die ganze Oberfläche meines Babys, sprach es sogar vorher behutsam an. Dann testete sie aus, wie weit sich der kleine Mensch noch von rechts nach links bewegen ließ und hob als letztes, und das war wirklich etwas schmerzhaft, das Köpfchen an. Mein Fazit: Obwohl ich die Hebamme so lange Zeit nicht treffen konnte und echte Vertrautheit zwischen uns noch nicht stattfindet, ist sie eine der besonderen Personen, die man einfach mal machen lassen kann. Ihr Fazit: Das Baby habe komfortabel Platz und stecke noch nicht fest im Becken. Bei Blasensprung also Krankenwagen!

Als hätte meine Bauchbewohnerin das gehört, passierte in den nächsten Tagen etwas Bemerkenswertes: Nach einem strammen Lauf machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich, als sich mein Bauch gürtelförmig zusammenzog, mehrere Male innerhalb der nächsten Stunde. Und als ich aufstand, fühlte ich unterhalb der Rippen eine Leere. Sebastian und der Spiegel bestätigten den Verdacht: die Bauchform war nun eine völlig andere, viel mehr nach unten und vorne. Ein ganz neues Freiheitsgefühl im Oberkörper, ein ganz neues Engegefühl im Becken.

Aber wie sie sich dort durchwühlt und mich fast aufbrechen will an den Darmbeinschaufeln, mit meiner Blase, der Symphyse und dem Steißbein spielt und wie eine dicke Faust auf meinen Beckenboden drückt, versuche ich mich weit und locker, ihr Platz zu machen. Als will ich sagen: "Du bist schon auf dem richtigen Weg, weiter so!"

Denn ja, langsam aber sicher kann ich Abschied nehmen von dieser Schwangerschaft. Wenn es heißt, man sei so lange schwanger wie man es ertragen könne, dann haben wir schon noch einen langen Weg zusammen. Erschöpft bin ich nämlich noch bei Weitem nicht, fühle mich immer noch richtig wohl und kann sehr aktiv unternehmen, was mir beliebt. Aber ansehen würde ich sie mir, meine erste Tochter, dann doch mal gerne. Sie riechen, sie umsorgen, sie ihrem Papa auf den Bauch legen. Und wie gesagt, die Geburt an sich und die neue Aufgabe reizen mich ja auch sehr. Oder: Wovor man ein bisschen Angst hat, dem muss man sich eben stellen…

Sollte es also bald zu Ende gehen, dann wollte ich doch ja alles mitgenommen haben, was zu einer Schwangerschaft gehört. Deswegen hat mir eine Freundin geholfen, noch einen Gipsabdruck von meiner Murmel anzufertigen. Mit einer nicht unerheblichen Schicht Vaseline war es überhaupt kein Problem, diesen wieder abzulösen und jetzt habe ich meinen dicken Bauch mit riesigen Brüsten hier stehen und weiß gar nicht so genau, was damit anzufangen wäre. Tipps?

Sebastian findet die enorme Auseinandersetzung mit meinen aktuellen Rundungen übrigens sehr fragwürdig und verdreht jedes Mal die Augen, wenn ich wieder mit einer Idee, diese zu verewigen antanze. Wohl wirklich so ein besonderes Frauending, oder vielleicht nur mein Ding, dass ich das alles ganz unbedingt festhalten möchte?!

Jetzt jedenfalls ist es für mich an der Zeit, die Bücher und Ratgeber wegzulegen und mich mal noch ein bisschen treiben zu lassen. Gelesen habe ich wirklich alles, was irgendwie mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu tun haben könnte. Ich freue mich auf eine letzte Gelassenheit -das Lieblingswort meiner Schwangerschaft-, auf Ausmalen von Geburt und Zeit danach und darauf, meine unendliche, bald kaum mehr auszuhaltende Vorfreude zuzulassen. Aber auch die Alleinzeit steht jetzt doch noch einmal an oberster Stelle. Das ist also das „Genießen“, von dem alle sprechen. Irgendwas ist ja immer.

Kristin

Bild: privat

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Doris Regensburg 30.03.2016 16:37

2 tolle Fotos aber das oster foto ist der knaller. Drück euch die Daumen für die nächste Zeit

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Nadine, Holzminden30.03.2016 11:01

Hallo,

zum Thema 'Liegendtransport bei Blasensprung' hat Hebamme Anja vom Blog "Von guten Eltern" erst gestern einen tollen Blogpost (Fragen an die Hebamme #25: Liegendtransport bei Blasensprung?) verfasst. Ich darf den Link hier nicht reinsetzen, aber eine gängige Suchmaschine sollte dir weiterhelfen können :o)
Auch sonst ein sehr empfehlenswerter Blog in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft...

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Ingrid, Hof29.03.2016 10:20

Ja, so warst du von klein an: sich dem zu stellen, wovor man Angst hat. Als du noch ein Kind warst, fand ich das ganz schön heftig und war im Zweifel, ob das deinem Seelchen nicht manchmal zu viel wurde (was für ein Stress waren diese Reitstunden für dich, die du trotz Angst vor Pferden unbedingt haben wolltest im Grundschulalter. Da habe ich mit dir gelitten, aber du hast dich durchgesetzt).
Heute ziehe ich meinen Hut vor dir und deiner unbequemen Bewältigungstaktik.
Mama

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Geburtsvorbereitung, Senkwehen, Gipsabdruck