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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
21. Schwangerschaftswoche

Freunde und Feinde des Mutterwerdens

Genauso wie ich mich über meine erste Babyausstattung freue, überkommen mich auch Ängste - die Hochs und Tiefs einer Schwangeren.

Versprochener Weise beginne ich diese Woche mit dem Ergebnis meiner Bitte nach Daumendrücken. Ja, wir sind endlich stolze Besitzer eines Kinderwagens. Wer hätte gedacht, dass man sich für einen Gegenstand so begeistern kann. Im Prinzip hat er vier Räder, scheint stabil, sieht nett aus. Im Internet stieß ich auf diesen „quasi neuwertigen, kaum gebrauchten Kombiwagen aus Nichtraucherhaushalt“. Gar nicht weit entfernt von Jena konnten wir ihn besichtigen -natürlich hatte ich mich vorher zu diesem Modell noch mal informiert- und auch gleich mitnehmen. Es handelte sich um den Zweitwagen einer jungen Familie, die Babywanne komplett unbenutzt, sämtliches Zubehör inklusive. Ein richtiger Schnapper eben! Und ein edler Spender hat sich in unserer Familie aufgetan. Danke dafür!

Jetzt hatte es also auch bei mir geschnackelt, der Nestbaubetrieb hat mich erfasst, das lange verloren geglaubte Gen ist also doch intakt. Ich habe mir eine Idee zurecht gelegt, wie das Babyzimmer und die Wohnung an sich für das neue Familienmitglied verändert werden sollen und außerdem eine Liste zusammengestellt, was ich mir als absolute Basisprodukte wünsche und/oder besorgen möchte. Dazu beigetragen hat bestimmt auch meine Cousine. Die ist seit 2,5 Jahren Mutti eines Jungen und hat mir ihre gesamte (!!) Kleidungserstausstattung geborgt. Neben einigen wenigen typisch blauen Sachen sind unendlich viele Teile in bunten, neutralen Formen und Farben in den ersten drei wichtigen Größen dabei. Man hätte mir und meiner Entscheidungsfindungsschwäche keine größere Freude machen können. Auch danke dafür!

Ganz anderes Thema: In einem Seminar diese Woche wurden postpartale Depressionen thematisiert. Durch einige prominente Beispiele wird man medial ja schon immer mal wieder darauf aufmerksam gemacht. Ich hatte auch während verschiedenster Praktika einige Berührungspunkte. Aber das Thema in all seiner medizinischen Ausführlichkeit zu besprechen, hat mich doch nachdenklich gemacht. Man bzw. ich neige dazu, die hormonelle, psychische, körperliche Veränderung nach einer Geburt zu unterschätzen. Suggeriert mir zumindest meine Umwelt ganz oft. Gönne ich mir genug Ruhe? Kann ich „nein“ sagen? Sind Baby und Uni nur auf dem Papier vereinbar? Wie wird sich meine Beziehung verändern? Wann und wo beginnt Mutterliebe?
Ich habe oft sehr lebendige Träume, in denen mein Kind bereits auf der Welt ist, aber irgendetwas nicht funktioniert. Einmal das Stillen, das nächste Mal die Erstversorgung im Krankenhaus, in einer anderen Nacht schreit das Baby und ich reagiere nicht, genauso wie ich immer mal wieder von verschiedenen Personen alleine gelassen werde. Was ich damit wohl verarbeite, kann ich nun wirklich nicht beurteilen. Solange es in meinen Träumen bleibt, bin ich aber gerade so noch einverstanden.

Zum großen Zuckerbelastungstest musste ich nun wieder - vorgezogen wegen meines Ketonurins. Lange nichts zu essen fällt mir wahrlich immer schwerer und Zuckerbrühe auf blanken Magen macht die Sache auch nicht besser. Man wünscht es keinem, aber durch muss man halt. Ergebnisse gibt es dann vermutlich nächste Woche, sofern sie denn auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen. Wir hoffen Gegenteiliges!

Ich nehme außerdem freiwillig an einer Studie über die Entwicklung des vegetativen Nervensystems teil. Dort werden alle zwei Wochen mit einem Magnetkardiographen die biomagnetische Aktivität von mir und dem Baby gemessen. Völlig bedenkenlos. Praktisch bedeutet das, dass ich nach meinen Vorlesungen eine halbe Stunde in einem abgeschirmten Raum dösen darf. Ich bin gespannt, ob später retrospektiv etwas über die Entwicklung unseres Mädchens ausgesagt werden kann. Karmapunkte gibt’s auf jeden Fall.

Arbeitsmäßig war es eine sehr anstrengende Woche für mich. Nach den Univeranstaltungen täglich weiter zur Spätschicht zu gehen, verlangt echt einiges an Disziplin und Organisation. Ich fühle mich momentan nicht so richtig belastbar. Dazu hatte sich dann auch noch eine Erkältung angekündigt. Bin ich spät dran, muss ich zur Straßenbahn rennen, weiß ich nicht, wann ich wieder essen kann oder ergibt sich eine spontane Änderung im Tagesablauf, dann fahre ich schnell aus der Haut. Mein Stresslevel steigt rasant an und ich kann mich nur schwer wieder beruhigen. Tief durchatmen alleine hilft nicht mehr. An solchen Tagen kommt mir dann hin und wieder die „aber ich bin doch schwanger“-Leier ganz gelegen, um mich kurz mal gehen zu lassen.

Ich möchte Anja und einer Freundin (ich weiß, dass du mitliest) ganz liebe Durchhaltegrüße senden. In beiden Fällen wünsche ich Kraft, Ruhe und Gesundheit. Fühlt euch fest gedrückt, meine Gedanken sind oft bei euch.

Kristin

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Uli04.12.2015 10:30

Schicke Karre! :-)

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Kristin, Jena02.12.2015 12:54

Liebe Eva, danke für die Blumen und die vielen großen Buchstaben.

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E01.12.2015 15:52

Wieso Sind Denn Alle Anfangsbuchstaben In Meinem Kommentar Groß Geschrieben...

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Eva, Köln01.12.2015 15:51

Huhu,
Ich Wollte Mal Liebe Grüße Da Lassen. Ich Lese Dein Tagebuch Total Gerne,Aber Du Schreibst So Besonnen Und Durchdacht, Da Bleibt Nichts Mehr Zu kommentieren-Lach!Also: Nur Weiter So!

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In diesem Beitrag geht's um:

Kinderwagenkauf, postpartale Depressionen, lebendige Träume