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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
39. Schwangerschaftswoche

Frage - Antwort

Heute nehme ich mir Zeit auf ein paar Fragen in den Kommentaren einzugehen und meine persönlichen Ansichten zu erläutern.

Hallo!

Sicher ist Einigen aufgefallen, dass ich in den letzten Wochen und Monaten selten auf Kommentare eingegangen bin. Das war von mir so beabsichtigt, da das ganze unter dem Thema „Tagebuch“ lief und nicht als Forum gedacht war. Dennoch möchte ich mir heute Zeit dafür nehmen, ein paar Dinge zu reflektieren.

Warum kein Au-pair?
Ein Au-pair ist meistens ein junger Mensch, der nicht immer schon in seiner Person gefestigt ist. Auch bleiben diese jungen Menschen immer nur für eine begrenzte Zeit, was dazu führt, dass es zu häufigen Wechseln der Beziehungsperson, mit all ihren Eigenschaften und Eigenheiten kommt. Dies möchten wir nicht. Aber was es uns schlicht unmöglich macht, ist unsere Wohnsituation. Ein Au-pair soll ein eigenes abschließbares Zimmer mit Tageslicht haben. Wir haben nur zwei Kinderzimmer. Unser Büro im Keller ist zwar dank vier großer Fenster mit Lichtschächten hell, gilt aber nicht als geeignet und ein Gästezimmer besitzen wir nicht. Ohne Umbaumaßnahmen haben wir schlichtweg keinen Platz.

Wann eine Haushaltshilfe?
Eine Haushaltshilfe ist eine feine Sache, wenn sie kompetent ist. Haushalt? Kann doch jeder. Dachte ich auch, bis ich mit verschiedenen Haushaltshilfen meine Erfahrungen machen durfte. Die für unser Einzugsgebiet zuständige Sozialstation stellt leider keine gelernten Hauswirtschafterinnen, sondern jeden ein. Am meisten Glück hatte ich mal mit einer jungen Frau, die zwar eigentlich Bankkauffrau war, aber auch selbst Hausfrau und Mutter von zwei Kindern. Sie hatte Übung und wusste, was so anfällt. Jedoch war sie der einzige Lichtblick. Die letzte Dame, die uns unterstützen sollte, war eigentlich Goldschmiedin, um die 50 Jahre alt und hatte wohl auch keinen Mann. Sie fragte mich alle Nase lang, was nun zu tun sei und ich kam überhaupt nicht zur Ruhe. Sie putzte sehr schnell, dafür weniger gründlich. Die Oberhemden meines Mannes hat sie allesamt im Trockner versenkt, die Frotteetücher zur Sicherheit auf der Leine schonend getrocknet und zu guter Letzt meinte sie, mein Weichspüler sei nun leer. Weichspüler? Ich habe keinen Weichspüler. Oh, sie hatte sie ganze Wäsche mit Wollwaschmittel nochmals gespült. Klasse, für unsere Neurodermitiker. Ich nehme mir eine Haushaltshilfe, wenn ich zuhause bin. Dann freue ich mich, wenn jemand kommt, der eigentlich selbständig arbeiten kann. Wenn nicht, so kann ich ein Auge darauf haben. Ab dem Wochenende ist meine Schwiegermutter wieder für 1 ½ Wochen da und kann meinen Mann in der Zwischenzeit unterstützen.

Warum ist Ragnar ein Schreikind gewesen?
Wir wissen es nicht genau. Er hatte wie unten beschrieben einen holperigen Start ins Leben. Mit zehn Tagen wurde er auffällig. Er war bis zu elf Stunden am Stück wach und schrie davon bis zu fünf Stunden. Er war sehr angespannt und hatte die Hände so fest geschlossen, dass die Finger hell waren. Wir können jedoch ausschließen, dass er zu viel Unruhe ausgesetzt war. Wir haben keinen Fernseher und wir wohnten damals auf einem Gestüt. Um uns herum gab es nur idyllische Ruhe, Natur und Pferde und ich habe ihn den ganzen Tag getragen. Auch eine kurzzeitige Einnahme von Nexium ist als Ursache auszuschließen. Es ist ein Protonenpumpenblocker und sorgt somit dafür, dass vorübergehend im Magen weniger Säure produziert wird. Es ist ein Medikament der Risikogruppe PRC B und somit genauso wie Paracetamol eingestuft. (PRC B: Tierversuche zeigten kein Risiko für den Fetus, aber Studien an schwangeren Frauen fehlen oder Tierversuche zeigten Risiko, aber geeignete Studien an schwangeren Frauen zeigten kein Risiko). Paracetamol ist ein in der Schwangerschaft häufig verwendetes Präparat, mit dem es auf Grund des Alters des Präparats lediglich mehr Erfahrungen gibt.

Kann ich meinen Kindern den Kindergartenweg wirklich alleine zutrauen?
Diesen Abschnitt hatte ich in meinem letzten Beitrag recht kurz gefasst, für manch einen eventuell zu kurz. Zunächst muss ich das Alter der Kinder korrigieren. Ragnar wurde im Juli (Beitrag zur 30. SSW) 5 Jahre alt und ist in diesem Kindergartenjahr offiziell stolzer Vorschüler. Rune ist im Februar 3 Jahre alt geworden und fiebert nun seinem immer näher rückenden 4. Geburtstag entgegen. Wir wohnen hier äußerst ländlich, sodass man bei uns im Wohngebiet problemlos auf der Straße spielen kann, was von den hiesigen Kindern auch intensiv genutzt wird. Selbst unsere Ortdurchfahrt ist seit der Sanierung und der damit verbundenen einjährigen Vollsperrung, kaum noch befahren, dafür sehr übersichtlich und natürlich gibt es einen Zebrastreifen. Ich muss zugeben, dass Ragnar selbstverständlich nicht die Verantwortung für Rune übernehmen kann. Jedoch kann er als gutes Beispiel vorausgehen. Allerdings habe ich Rune erst zwei Mal mitlaufen lassen, da er Ragnar nicht nachstehen wollte. Ragnar jedoch legt größten Wert darauf, als Vorschüler nun nicht mehr gebracht zu werden. Ihn nicht laufen zu lassen, kommt ihm einer Strafe gleich. Des Weiteren ist es bei uns erlaubt, die Kinder alleine laufen zu lassen. Es wird von den Erzieherinnen auch begrüßt, wenn man seinem Kind nicht alle Fähigkeiten abspricht und es zu einem selbstbewussten Kind mit einem guten Selbstwertgefühl und einer guten Selbsteinschätzung erzieht, was mir ebenso von der Ergotherapeutin nahegelegt wurde. Ragnar läuft deshalb alleine zum Kindergarten und wird, wenn beide Kinder das wünschen und wir gutes, klares Wetter haben, auch von Rune gelegentlich begleitet.

Warum nicht alles ganz natürlich?
Solange natürlich alles gut geht, ist dagegen nichts einzuwenden. Jedoch sehen wir an der gestiegenen Lebenserwartung, dass wir mit unserem Wissen und Handeln auf dem richtigen Weg sind. Wir können Stoffwindeln verwenden, müssen aber in Kauf nehmen, dass nasser Stoff auf der Haut wie Schmirgelpapier wirkt, weshalb bei Neurodermitis geplagten Kinder eine Verwendung moderner Einwegwindeln mit häufigem Wechsel Linderung bringt. Wir können unsere Kinder mit Hirse füttern, welche Glutein enthält und zur Zöliakie führen kann. Und wir können auf Ultraschallkontrollen verzichten, werden dann aber eventuell von pathologischen Werten zu spät überrascht und müssen mit einer höheren Abort- und Totgeburtenrate rechnen. Wir können natürlich auch auf einige Impfungen gegen Kinderkrankheiten verzichten, dürfen uns dann aber nicht wundern, wenn eines Tages eines unserer Kinder an Masern stirbt oder nach einer Enzephalitis in Folge einer Rötelinfektion ein Leben lang geistig behindert bleibt. Es gibt Länder, in denen zwangsläufig noch alles ganz natürlich von statten geht. Diese Länder zeichnen sich jedoch durch eine höhere Säuglings- und Müttersterblichkeit aus.
Was ich immer wieder zweifelhaft finde, ist die Meinung natürlich = gut. Tollkirsche, Fliegenpilz und Maiglöckchen sind ganz natürlich, dennoch sind sie todbringend.
Deshalb sollte man wohl stets für sich selbst abwägen, welches Risiko man durch Eingreifen oder Unterlassen tragen möchte und jedem Präparat, ob natürlich oder künstlich kritisch begegnen. Die getroffenen Entscheidung mit ihren Konsequenzen nimmt einem später keiner mehr ab.

Warum keine Hausgeburt?
Ragnar hatte nach der Geburt eine schwere Anpassungsstörung. Er wurde kurz bebeutelt und brauchte in der ersten Stunde 100% Sauerstoff, der in den weiteren Stunden reduziert werden konnte. Die ersten drei Tage bekam er Antibiose und musste am Monitor bleiben, um weiterhin Atmung und Sauerstoffsättigung zu überwachen. Insgesamt blieb er fünf Tage auf der Säuglingsstation, wo ich ihn besuchen konnte.
Reinar kam im Geburtshaus in der Nachbarschaft der Uniklinik zur Welt. Er war mit 36cm KU und 3950g ein großes Kind und hatte vor allem zu meinem Leidwesen eine sehr kurze Nabelschnur. Diese Kombination machte es ihm schwer sich richtig im Becken einzustellen, es kam zum Geburtsstillstand und zwischenzeitlich war fraglich, ob die Gebärmutter zu reißen drohte. Hinterher hatte ich eine Beckenbodensenkung mit drohendem Prolaps. Mein Mann war zwar nach der Geburt für ein paar Tage zuhause, aber er ist, egal wie wer auch immer das findet, nicht der geborene Hausmann und so war es mir nicht möglich zu liegen.
Da für mich seit Ragnars Geburt sehr wichtig ist, eine möglichst hohe Sicherheit fürs Kind zu gewährleisten, achte ich stets darauf, bei der Geburt eine Kinderklinik in direkter Nähe zu haben. Da ich im Geburtshaus hinterher nicht bleiben kann und unsere Konstellation zuhause nun mal so ist, wie sie ist, habe ich mich dieses Mal für die Uniklinik direkt entschieden.


Wieso eine geplante Einleitung?
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, erkläre ich gerne nochmals meine Beweggründe.
Ich habe drei Kinder. Ragnar ist mit 5 Jahren der älteste, Rune folgte 18 Monate später und dann Reinar 22 Monate später. Mit einem Abstand von knapp 18 Monaten wird nun unsere Tochter folgen. Diese vielen Schwangerschaften in kurzem Abstand können das Gewebe der Gebärmutter schwächen, was nicht nur eine Einleitung erfolgreicher macht, sondern unter normalen Umständen zu einer Wehenschwäche führen kann. Ragnar kam bei 37+2, Rune bei 37+5 und Reinar schließlich, nachdem ich tagelang jeden Abend regelmäßig Wehen hatte, erst bei 39+6. Bei seiner Geburt wollte der Muttermund sich nicht gleichmäßig öffnen. Möglicherweise war dies durch ein Ungleichgewicht im Gewebe begründet. Momentan habe ich nachts auch immer wieder heftige (Senk-?) Wehen, der Muttermund war bei der Untersuchung am 21.09. allerdings noch geschlossen. Es ist möglich, dass diese Wehen ein Ausdruck einer gewissen Wehenschwäche sind und der Muttermund sich auch dieses Mal nicht glatt öffnen wird. Somit würden in einem Krankenhaus wahrscheinlich dieselben Medikamente zur Wehenförderung eingesetzt, wie sie auch zur Einleitung verabreicht werden.
Was mich aber bei der Entscheidung zur Einleitung schwerwiegend geleitet hat, ist unsere Kinderbetreuungssituation. Wir haben nun mal nur in einem Zeitraum von 1 ½ Wochen eine Kinderbetreuung. Es wird unsere letzte Geburt von unserer einzigen Tochter sein und somit doch etwas Besonderes. Auch wenn ich unsere Nachbarin sehr mag und aufgrund ihrer eigenen ausschließlichen Kaiserschnitterfahrung es gegönnt hätte, bei einer Spontangeburt dabei zu sein, ist es mir noch lieber, wenn mich mein Mann begleitet. Dies geht aber nur wenn die Geburt innerhalb der 1 ½ Wochen stattfindet. Da man aber nicht 100%ig mit spontanem Erfolg der Einleitung rechnen kann, haben wir den ersten Versuch auf den Anfang des Zeitraums gelegt, um noch Pufferzeit zu haben.
Mittlerweile hat uns die Kleine allerdings selbst einen Grund zur Einleitung geliefert. Wie ich im letzten Beitrag geschrieben habe, war sie nicht mehr gewachsen. Dieser Wachstumsstopp hat sich in der letzten Kontrolle wiederholt bestätigt und zudem hat sich die Fruchtwassermenge noch zum unteren Normwert hin verringert. Setzt sich dieser Trend weiterhin fort, sind zum Termin der Einleitung unter Umständen bereits pathologische Werte zu erwarten. Da die Plazenta, die Nabelschnurdurchblutung und das CTG aber noch in Ordnung waren, haben wir auf eine frühere Einleitung verzichtet.
Somit ist die Einleitung bei 38+2 mittlerweile einfach medizinisch indiziert.

An dieser Stelle vielen Dank für die guten Wünsche für die Geburt. Jetzt werde ich erst einmal die Kleine bekommen und mich sobald als möglich melden, um von ihrer Geburt zu berichten. Auch ich hoffe, dass alles gut geht, es nicht zu hart wird für mich und am Ende die Kleine wohl behalten auf der Welt ist.

Bis demnächst,
Gesa



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Kommentare von Lesern:

Antonia, Ruhrgebiet27.09.2011 00:32

Liebe Gesa,

ich wünsche Dir alles, alles Gute für die Geburt!

Viele Grüße
Antonia

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Bettina Düsseldorf26.09.2011 17:27

Lese von Anfang an begeistert Dein Tagebuch, und wünsche Dir alles Gute für die Geburt!!

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Ragnhilde, Göttingen26.09.2011 09:38

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, für Dich und Deine ganze Familie, aber in erster Linie für die Geburt.
Deine Ansichten in Bezug auf das "Natürliche" finde ich sehr verbünftig und sehr passend auf den Punkt formuliert. Nach unserer Ersttrimesterdiagnostik mit auffälligem Befund, der sich zG nicht bestätigt hat (in Bezug auf Veränderung der Chomosomenzahl) sind wir oft auf Ablehnung gestossen und mussten uns oft erklären.
Es ist schon komisch, wie schnell man abgestempelt wird. Entweder als Medizin-Freak oder als Biofetischist.

Also von mir alles Gute!
Ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht und drücke die Daumen, dass alles gut geht.

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