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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
39. Schwangerschaftswoche

Letzte Vorbereitungen und plopp…

Hab ich alles? Fürs Wochenbett? Fürs Baby? Für mich? Dann kann’s ja losgehen, wenn nur nicht diese Angst da wäre.

Verzeiht mir Rechtschreibfehler, eine unfertige Form und dergleichen - meine Fruchtblase ist gerade geplatzt und ich will euch dies hier noch zu lesen geben, bevor ihr auf den Geburtsbericht warten müsst. Hach ist das aufregend. Bis bald,
Anna


Mädels - es ist Montag und ich habe die Nacht durchgeschlafen. Wahnsinn fühlt sich das gut an!!! Kein Aufstehen fürs Pipi machen, kein Sodbrennen oder schreiendes Kind hat mich geweckt.

Nach dem Putzfimmel von letzter Woche komme ich jetzt langsam zur Ruhe und checke nochmal, ob alles vorbereitet ist und erledige die letzten Sachen. Übers letzte Wochenende bin ich so schlapp, weinerlich und launisch geworden. Ich musste mich ganz viel ausruhen und habe eine irre kurze Zündschnur. Das zog sich auch durch die vergangene Woche. Der Schatz und ich streiten uns ständig. Er macht in meinen Augen alles falsch, bereitet gefühlt nichts für die Geburt vor und ist ständig weg. Klar, er muss arbeiten und hat Termine. Ist ja auch gut, dass er davon so viel wie möglich jetzt noch erledigt, aber er kann mir gefühlt nichts recht machen. Selbst Atmen tut er falsch. Vom Einkaufen am Freitag hat er mir dann einen schönen Blumenstrauß mitgebracht. Und ich bin natürlich wieder in Tränen ausgebrochen. Man ist das anstrengend. Er meinte er freut sich drauf, wenn ich wieder normal bin. Ich mich auch. Obwohl, wir müssen da noch durchs Wochenbett durch …

Ich bin gerade wieder so wechselhaft. Mal freue ich mich über den Bauch, dann tackert sich das Baby mit seinem Hintern an meine Rippen und klemmt seinen Fuß gefühlt zwischen meinen Bauchmuskeln ein. Warum? Das tut echt weh. Ich hab es so satt nicht an meine Füße zu kommen, mich nicht nach vorne beugen zu können. Ständig Sodbrennnen. Alles ist anstrengend und nervig und trotzdem lieb ich diesen Babybauch.

Mir ist eingefallen, dass ich wieder vergessen habe das Entnahmeset für die Plazentakügelchen zu bestellen. Das habe ich fix nachgeholt und es ist tatsächlich schon angekommen. Bei der Nusstorte habe ich gute Erfahrungen damit gemacht und möchte diese auch für das neue Baby nutzen.

Auch die Entscheidungen für die Untersuchungen nach der Geburt sind getroffen. So werden wir das Neugeborenen Screening machen lassen, um eine Menge Stoffwechselerkrankungen ausschließen oder frühzeitig behandeln zu können, die Messung mit Pulsoxymeter zur Erkennung von Herzfehlern, die nicht alle im Ultraschall erkennbar gewesen wären und eigentlich auch den Hörtest. Leider ist aber der HNO Arzt vom letzten Mal verstorben, wie wir erfahren mussten, sodass wir uns nach jemand anderem umsehen müssen. Sehr schade. Die hatten das toll gemacht. Während ich den Kleinen gestillt habe, haben die den Hörtest gemacht. Das war echt super.

Die Vitamin K Tropfen sind ebenfalls bestellt und pünktlich zum Wochenende angekommen. Hier haben wir uns für das „Anthroposophische Modell“ entschieden. Dabei bekommt das Kind eine viel geringere aber dafür täglich kontinuierliche Gabe über den Zeitraum von drei Monaten, anstatt die üblichen drei Gaben in 1000-2000 facher Höhe des eigentlichen Tagesbedarfs. Offen lassen wir uns dabei, ob es direkt nach der Geburt einmalig eine höhere Dosis gibt. Das machen wir von der Geburt abhängig und ob durch die Umstände dabei ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht. Sollten wir beispielsweise verlegen müssen und Medikamente oder Hilfe durch Zange/Saugglocke nötig werden. Das ist vorher ja nicht abzusehen.

Wir haben Windeln und gewaschene Klamotten für das Baby. Naturpflegeprodukte so wenig wie man eben braucht für kleine Kinder, sind durch die Nusstorte eh vorhanden. Massig Spucktücher auf allen Etagen.

Für mich griffbereit habe ich auf der Fensterbank am Bett eine kleine Versorgungsstation eingerichtet, damit man nicht für jeden Kinkerlitz laufen muss. Wochenbett heißt bei mir nämlich tatsächlich die erste Zeit im Bett bleiben und nur zum Pullern, Zähne putzen und vielleicht Duschen aufzustehen. Ich hoffe, dass wir das auch mit Kleinkind wieder so hinkriegen werden.

Für mich sind Riesenvorlagen (Surfbretter :D) mit Netzschlüpper und einfache Binden da. Eine Wasserflasche und Calendula-Essenz für die Regeneration des Intimbereichs.
Ein Wochenbettmassageöl für den dann leeren Bauch.

Meine Hebamme hat mir von „Bengkung“ erzählt. Eine Malaysische Art den Bauch mit einem langen Baumwolltuch zu umwickeln, was eben nicht zu Druck auf den Bauch führen soll, wie das leider bei der Shapeware und den Gurten ist. Das wäre nämlich garnicht gut, weil der Druck auf den Bauchraum direkt wieder den Beckenboden belastet, der sich erstmal erholen muss. Das Bengkung soll die Rückbildung des Gewebes und der Rektusdiastase fördern, Halt geben und vor allem im Liegen angewendet werden. Also perfekt fürs Wochenbett. Das möchte ich dieses Mal ausprobieren und habe mir hierfür ein gebrauchtes Belly Binding Tuch gekauft.

Pures Lanolin, Stilleinlagen (aus Wolle-Seide) und Heilwolle für meine Brustwarzen. Sowie ein Vorrat an Quark, falls es zu Milchstau oder Brustentzündung kommen sollte.

Stilltee, Tee bei Nachwehen und ein Rückbildungstee aus Frauenmantel, Hirtentäschel und Schafgarbe warten auf ihre Zubereitung. Ich habe noch was Homöopathisches zur Unterstützung bei Nachwehen gefunden. Das will ich ausprobieren. Vor diesen hab ich nämlich echt Bammel. Die waren schon bei der Nusstorte echt heftig und sollen ja mit jedem Kind stärker werden. Ich hoffe wirklich, ich komme trotzdem wieder ohne Schmerzmittel aus, lasse mir das aber offen. Wärme zur Linderung soll dabei nur auf den unteren Rücken gegeben werden und nicht auf den Bauch, da dies die Gebärmutter zu stärkerer Blutung animieren könnte. Das wäre nicht so gut, solange der Wochenfluss normal läuft. Habe ich heute von der Hebamme gelernt. Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Ich hätte die Wärme nämlich, wie sonst auch, auf den Bauch gegeben …

Vollkornbrötchen und -brot, sowie Kuchen, Soßen und ein paar andere Vorräte warten auf den Heißhunger einer stillenden Neumama, die keine Hände und Zeit zum ausgiebigen Kochen hat. Und alle (haltbaren) Zutaten für eine stärkende Wochenbettsuppe, die ich bei meiner Mama in Auftrag gegeben habe, sind besorgt.

Die Sachen für die Hausgeburt sind gepackt, sowie eine Kliniktasche für eine hoffentlich nicht notwendige Verlegung. Sie steht zusammen mit den Geschwistertaschen griffbereit an der Haustür.

Für die Haustür habe ich noch ein Schild gemacht, dass ich während der Geburt daran klebe. Der Schatz erzählte, dass er letztes Mal echt Angst hatte, dass die Polizei gleich wegen häuslicher Gewalt klingelt, weil ich so geschrien habe. Die Hebamme meinte tatsächlich, dass sowas vorkommen kann. Ist ja gut, wenn die Nachbarn bei sowas aufmerksam sind. Zur Geburt wäre es eher hinderlich. Also klären wir mal auf, bevor die Klingel gedrückt wird ;)

Die Vorgespräche mit den Hebammen sind erledigt und die Papiere unterschrieben. Eine Wehenapp habe ich mir aufs Handy runtergeladen, um die Wehen so einfach wie möglich tracken zu können. Mein Kopf hat’s immer noch nicht wieder mit Zahlen …

Mittwoch war die Hebamme wieder da. Wir haben über Nachwehen und meine Ängste gesprochen. Ich habe mich von ihr ernstgenommen gefühlt. Das tat gut. Und sie sagte, dass ist häufig, dass gerade beim dritten Kind plötzlich Ängste aufkommen, obwohl es erstmal keinen konkreten Anlass dafür gibt. Häufig ist es, gerade wenn die vorangegangenen Geburten komplikationslos verlaufen sind, die Sorge, dass es schon zweimal alles gut gegangen ist. Wieso sollte es das auch ein drittes Mal?! Aber das ist nicht meine Sorge. Warum sollte es nicht wieder prima laufen?!
Fruchtwasser und Herztöne sind prima. Das Baby hat sich mit seinem Kopf gut ins Becken eingestellt. Ich muss mir also bei einem Blasensprung keine Sorgen machen und muss auch nicht liegen. Auch meine Werte waren alle gut.

Diese Angst fing an sich vor zwei Wochen einzuschleichen. Ich konnte nicht rausfinden, was mir diese Angst machte. Aber ich hatte Angst vor der Geburt. Das ging soweit, dass ich von irgendwas diese Woche nachts wach geworden bin - vielleicht von einer Wehe - und sofort dachte „hoffentlich geht es nicht los“.
Ich habe versucht mich auf das Thema einzulassen und mit anderen Schwangeren in einem Forum dazu beratschlagt. So konnte ich für mich immer mehr Punkte ausschließen und feststellen, dass ich mit dieser Angst garnicht so allein bin wie ich erst dachte. Alleine das tat gut. Auch wenn es natürlich für die anderen Schwangeren auch nicht schön ist.

Am meisten Angst macht mir, dass mit dem Baby etwas nach der Geburt ist und ich es in fremde Hände geben muss, anstatt es zu kuscheln und kennenzulernen. Ich hoffe einfach, dass dieser Fall nicht eintreten wird.

Zum anderen waren es wohl wirklich die ungünstigen Rahmenbedingungen der letzten zwei Wochen. Meine Mama, die die Geschwister nehmen sollte, war nicht da, meine Hebamme im Urlaub und der Schatz meinte, dass das Baby von Dienstag bis Donnerstag kommen darf weil er dann nicht da ist. Ich habe mich einfach komplett alleine gefühlt mit der Geburt und allen Unwägbarkeiten und das hat mir Angst gemacht.

Mit dem Schatz, das ist geklärt. Das Baby „darf“ auch an anderen Tagen kommen.
Mittwoch war meine Mama aus dem Urlaub zurück und wieder erreichbar und Donnerstag meldete sich meine Hebamme einen Tag früher aus dem Urlaub zurück. Mit jedem dieser Punkte fiel mehr von der Angst von mir ab, bis tatsächlich wieder der Punkt eintrat - jetzt kann’s kommen. Auch wenn die Steuer noch nicht unterwegs ist.
Ich brauche eben doch ein bisschen Unterstützung und Menschen, die einfach da sind.

Ein anderer Auslöser waren Geburtsberichte mit (wie ich fand) vielen Interventionen und oft ein Kaiserschnittende. Das hat mich irgendwie auch negativ getriggert. In dem Schwangerenforum purzeln nun die Augustbabys. Aber unter welchen Bedingungen …. Von was für Interventionen, tagelangen Einleitungen und teilweise verhunzten Geburtsverläufen sogar durch das Geburtshilfliche Personal - es hat mich mehr und mehr erschreckt. Auch die Hilfe und Unterstützung nach der Geburt zum Stillen und Wochenbett durch Personal oder Familie lässt in meinen Augen oft sehr zu wünschen übrig. Es macht mich sehr betroffen und ich würde am liebsten allen helfen, den Geburtshelfern und Familien die Meinung geigen und den Mamas und Babys eine schöne Geburt schenken. Seit ich mich etwas rausgezogen habe aus diesem Strudel, beginnt es mir besser zu gehen. Das sind Verläufe, die niemand möchte. Und sie machen mir Angst. Manchmal sind sie nicht zu verhindern, retten sogar Leben. Aber in der Häufigkeit kann ich mir das nicht als notwendig vorstellen.

Für mich scheint es jetzt dran zu sein, mich auf meine eigene Geburt zu fokussieren und vorzubereiten. Und zwar so, wie ich sie möchte. Natürlich ohne Interventionen, einfach durch die Natur wunderbar eingerichtete und ineinandergreifende Vorrichtungen von Hormonen und Zeit.

Ich werde mein Baby nicht anschubsen, nur weil der Geburtszeitraum begonnen hat. Es darf jetzt in aller Ruhe fertig werden und die letzten Tage mit grenzenloser Rundumversorgung genießen. Seine Lungen vorbereiten, die Haare richten und dann die Starthormone auf den Weg schicken. Es weiß selbst am besten, wann es für diesen lebensverändernden Umzug bereit ist. Raus kommen sie alle. Warum soll ich es schubsen, solange alles ok ist?

Ich ziehe mich jetzt also etwas zurück und werde, wann immer es mir die Zeit erlaubt, in meinen beiden Lieblingsbüchern „Die Hebammensprechstunde“ und „Alleingeburt“ über natürlich verlaufende Geburten und ein ordentlich von der Mutter gepflegtes Wochenbett lesen. Das dauert übrigens acht Wochen. Zwar geht es auch in diesen Büchern natürlich um Komplikationen, aber es werden direkt Lösungen mit angeboten. Damit kann ich gut umgehen und finde es hilfreich als Vorbereitung. Ich werde also meine Höhle hier zu Hause herrichten und mich auf mein Baby freuen. Kommen darf es jetzt. Mal sehen wann es bereit ist.

Ich hoffe, das war nicht zu durcheinander. Mein Kopf scheint gerade andere Prioritäten in den Vordergrund zu stellen als einen gut fließenden Text ...
Nächste Woche kommt meine Hebamme wieder. Wäre nicht nötig, aber ich habe um den Termin gebeten. Ich möchte sie gerne sehen. Mal gucken, ob wir den Termin noch mit Baby im Bauch haben. Sonst ist wieder eine ganz normale Woche mit Arbeit, Schule, Nachmittagsterminen und ich hoffe es wird wirklich sonnig, sodass ich noch etwas Wäsche wegwaschen kann.

Eine schöne Woche wünsche ich euch,
Anna

Tagebuch Anna



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Angst vor der Geburt, Vorbereitung für Wochenbett und Geburt