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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
36. Schwangerschaftswoche

Geht es los?? Oder sind das Senkwehen?

Osteopathie und Wehen. Langsam kommen wir auf die Zielgerade.

Ich muss irgendwie aus diesem To-do Hamsterrad raus und habe dafür einiges diese Woche erledigt.

Der Antrag für das Mutterschaftsgeld, den die Krankenkasse geschickt hatte ist gleich Montag rausgegangen.
Auch Yoga habe ich wieder geschafft zu machen. In jeder neuen Position schoss mir ein „oh wie guuut!“ durch den Kopf. Wieder habe ich mich danach kräftiger und stabiler gefühlt.
Die letzten Abrechnungen für die Arbeit sind erledigt, der Ninja für den Konfirmandenunterricht nach den Sommerferien angemeldet und das Heft für den Gitarrenunterricht geordert.

Die Nusstorte koppelt sich immer mehr von mir ab. Außer nachts. Da hilft nur Mama und wird gesucht, ob ich auch wirklich in der Nähe bin. Ansonsten soll Papa alles machen. Sogar immer öfter die Einschlafbegleitung. Papa darf die Socke hochziehen, bei Papa muss man überall hin mit, Papa soll den Stapel Bücher vorlesen, die Zähne putzen und sogar kuscheln. Das absolute Mamakind ist gerade voll auf Papa. Nach ihm wird zuerst gefragt, sobald die Augen offen sind. Auch der große Bruder und die Oma sind gerade hoch im Kurs. Eigentlich passt es richtig gut, dass er gerade jetzt beginnt die Nähe und Beschäftigung von anderen Bezugspersonen zu suchen. Aber einen Stich versetzt es mir schon. Da komme ich gefühlsmäßig gerade nicht mit. Es ist schwer, ihn nach diesen so intensiven zwei Jahren einfach loszulassen und zu akzeptieren, dass er sich das alles jetzt woanders holt. Auf der anderen Seite ist es so schön zu sehen, wie er sich juchzend in Papas Arme wirft, den großen Bruder vermisst, wenn dieser am Wochenende bei seinem Papa ist und wie ausgeglichen er von der Omazeit zurück kommt. Auch, dass ich es geschafft habe ihm diese Nähe und das Vertrauen zu geben, seine Speicher mit Mama so voll zu machen, dass er jetzt diesen Schritt der Abnabelung gehen kann. So selbstverständlich und voller innerer Überzeugung. Er ist echt ne coole Socke. Und auch wenn es wirklich harte zwei Jahre mit ihm waren und so viel Tränen, Wut, Liebe, Geduld, Nerven und Arbeit für dieses Kind geflossen sind. Das war es wert! Ich hoffe trotzdem, dass das Nächste ein einfacheres Kaliber ist.

Für Mittwoch habe ich tatsächlich einen Termin bei einer Osteopathin bekommen, damit mein Becken noch vor der Geburt gerichtet wird. Die Schmerzen sind zwar weniger geworden seitdem ich kaum noch laufe und ich merke, dass auch das Yoga sehr gut tut, aber sie sind noch da. Und ich habe Sorge, dass mein Becken wieder schief ist wie letztes Mal und das die Geburt beeinträchtigen könnte, bzw. es dem Baby so schwerer fällt sich richtig ins Becken einzustellen. Daher freue ich mich sehr, dass das noch vor der Geburt geklappt hat. Die liebe Frau macht extra an ihrem letzten Tag vor Ihrem Urlaub eine Stunde früher auf. Nur für mich. Sonst wäre der nächste Termin im November frei gewesen … ich bin ihr so unfassbar dankbar.

Der Termin war toll! Ich merke richtig, wie die sanften Berührungen in meinem Körper nachwirken. Ich war den Tag danach total müde und wie beschwipst. Und mein Becken war tatsächlich leicht verdreht und der Beckenboden sehr fest. Sogar meine ganze Rechte Körperhälfte war sehr fest. Das ist jetzt alles wieder richtig eingestellt und gelockert - fühlt sich toll an.

Da ich nach der Geburt von der Nusstorte unter einer Verspannung des Beckenbodens gelitten habe (ja, der kann tatsächlich nach der Geburt zu fest sein anstatt durchzuhängen), die durch die Rückbildungsgymnastik erst richtig schlimm wurde und mir kein Arzt helfen konnte, habe ich gefragt was ich denn zur Entspannung des Beckenbodens tun kann.

Die Antwort war einfach: regelmäßiger Sex. Der Beckenboden kommt dadurch in Bewegung, wird gut durchblutet und nach dem Orgasmus gibts eine schöne Entspannung. Der Schatz freut sich und sieht sie als sehr kompetent an :D
Aber es stimmt ja. Regelmäßiger Sex tut auch noch dem Gemüt und der Beziehung gut. Also lassen wir uns was einfallen, wie das mit dem großen Babybauch weiter klappt. Da muss man zum Schluss ja wirklich erfinderisch werden. Sofern man noch Lust hat und das Kleinkind einem die Zeit dazu einräumt. Denn, wann ich nach der Geburt wieder Lust habe kann ich jetzt noch nicht absehen. Nach der ersten Geburt hat es gute 6 Monate gedauert. Ich hab mich gefühlt wie vor dem ersten Mal. Total verrückt. Nach der zweiten Geburt hatte ich schon nach zwei Monaten wieder Lust, aber auch da war es wieder, als hätte ich noch nie Sex gehabt. Mal sehen wie und wann es diesmal wird.

Da die Termine bei der Osteopathin so weit im Voraus schon verbucht waren, habe ich direkt für die ganze Familie welche mitgenommen. Für mich und das Baby nach der Geburt haben wir den Termin Anfang November behalten. Für den Schatz, den Ninja und die Nusstorte habe ich Ende November noch einen bekommen. Es ist schon spannend was die Osteopathie alles abdecken und verbessern kann. Das lohnt sich, in meinen Augen, wirklich auszuprobieren. Zum Glück bezuschusst unsere Krankenkasse 80% der Kosten.

Mittwoch Nachmittag kam eine Dame vom onkologischen Netzwerk unseres Landkreises. Dieser unterstützt Menschen mit Krebsdiagnose und deren Angehörige. Wir hatten ein gutes Gespräch in dem klar wurde, dass es eine Menge Hilfe und Unterstützungsangebote gibt, sowie auch eine Menge Sachen, die man beantragen kann. Man muss nur von ihnen wissen. Und bei diesen Anträgen wird einem auch von diesem Netzwerk geholfen.
Diese Verbindung habe ich an die Großeltern weitergegeben und werde mich selbst hilfstechnisch nun rausnehmen. Ich bin froh, wenn ich meine eigenen Sachen alle hinkriege. Aber ich kann und will sie auch nicht ohne Hilfe lassen. Die braucht man wirklich in so einer Situation. Nur bringt es nichts, wenn ich über meine eigenen Grenzen gehe. Ich muss mich auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten. So haben die Großeltern aber trotzdem Hilfe und müssen nur noch schauen, welche sie in Anspruch nehmen wollen.

Die osteopatische Behandlung blieb nicht ohne Folgen. Das Baby war währenddessen sehr neugierig, was da bloß mit seiner Wohnung passierte. Den Mittwoch Abend und Donnerstag hat es plötzlich die rechte Körperseite von mir erkundet. Da die zuvor so fest war, wunderte sich die Osteopathin garnicht, dass das Baby immer links neben dem Beckenausgang lag. Dienstag und Donnerstag konnte ich fast nix machen, weil mein Bauch direkt nach ein paar Schritten immer hart wurde. Stehen und Laufen waren absolut nicht möglich, sodass ich meine Pläne ändern musste und mir Tätigkeiten im Sitzen und Liegen überlegen musste.

Freitag ging es Mittags dann los. Der harte Bauch wurde nun von einem immer stärker werdenden Druck nach unten begleitet. Es stach immer mal im Muttermund (das hatte ich auch schon vorher immer mal). Ich musste meine Atmung anpassen und mich meinem Körper überlassen. Immer wieder in Abständen drückte es so runter und ich musste plötzlich auch noch ständig zur Toilette. Das hatte ich bei den Senkwehen der letzten Schwangerschaft nicht gehabt. Bei der ersten habe ich sie nichtmal gespürt. Während der Papa mit der Nusstorte einkaufen war habe ich mich einfach aufs Sofa gelegt und versucht zu entspannen.

Das Ganze zog sich aber bis weit in den Abend hinein. Ich hatte das Gefühl breitbeinig laufen zu müssen. Als ich dann tatsächlich mit einer Mischung aus überbordender Freude und dezenter Panik plötzlich den Kopf des Babys tasten konnte, als ich mal nach dem Muttermund schauen wollte, habe ich vorsichtshalber meine Mama angerufen. Also der Kopf war noch nicht im Geburtskanal, aber ich konnte deutlich die Schädeldecke tasten.

Ich habe meine Mama gebeten das Telefon mit zum Schlafen zu nehmen, falls das Baby wirklich in der Nacht kommen wollte. Sie sagte mir nochmal, dass die Senkwehen, genauso wie die Nachwehen, mit jedem Kind stärker werden. Hatte ich total vergessen. Aber ich konnte es an diesem Punkt nicht mehr klar trennen, ob es Senkwehen sind oder werdende Geburtswehen. Die hatte ich ja letztes Mal schon unterschätzt, wodurch wir die Hebamme dann zu spät gerufen haben. Wir müssten jetzt nämlich ins Krankenhaus ca. 47 Minuten fahren, weil wir da erst bei 35+4 waren.

Mama war also in Bereitschaft. Den Schatz habe ich dann auch noch vorgewarnt, dass es sein könnte, dass wir heute Nacht losfahren müssen. Er witzelte noch was sein Bruder sagen würde, wenn unser Baby vor seinem kommen würde. Das hat nämlich am 2.8. Termin und eigentlich hibbeln wir erstmal auf dieses.

Ich habe immer wieder mit dem Baby gesprochen, dass es sich bitte noch Zeit lassen soll. Es soll noch ein bisschen wachsen und dicker werden und in zwei Wochen darf es dann kommen, wenn es das unbedingt möchte. Lieber wäre mir ab dem 18.8., weil dann alle da sind, die wir brauchen. Vorher sind Hebamme, Oma und großer Bruder im Urlaub.

Das Köpfchen war dann nicht mehr tastbar. Auch am nächsten Tag nicht. Die Wehen haben sich mit dem ins Bett gehen auch beruhigt. Das Baby bewegte sich noch etwas, bevor es dann eingeschlafen ist. Die Nacht war tatsächlich sehr ruhig und erholsam.

Leider drückt das Baby jetzt furchtbar unangenehm auf meinen Darm und teilweise auf die Symphyse. Keine Ahnung wie es das schafft, aber das tut echt weh. Zum Glück kommt nächste Woche die zweite Hebamme. Solche Sachen passieren ja auch immer Freitag abends, wenn keiner erreichbar ist …

Dazu hatte mir eine Hebamme den Tipp gegeben: ruf im Kreissaal an! Da ist immer jemand, der sich mit Schwangerschaft und Geburt auskennt. Auch in der Nacht und am Wochenende. Zumindest kann geholfen werden die Situation einzuschätzen, wenn man sich unsicher ist.
Ich war am überlegen anzurufen, habe mich dann aber erstmal fürs Abwarten entschieden.

Mit mir hat das eine Menge angestellt. Mir wurde klar, dass die Geburt jetzt eben doch bald bevorsteht. Und ich habe trotz Vorfreude und guter Geburtserfahrungen doch etwas Bammel vor dieser Urgewalt und dem Ungewissen. Wie wird die Geburt ablaufen? Wird alles gut gehen? Findet das Baby seinen Weg? Wird es gesund sein? Braucht es Starthilfe? Werde ich mit den Wehen und Schmerzen wieder so gut zurecht kommen? Wie lange wird die Geburt dauern? Und und und …

Diese Senkwehen haben mich etwas wachgerüttelt, dass es eben wieder ein anderes Kind ist, das ich erwarte. Das ich trotz meiner Erfahrung wieder unsicher bin und nicht sagen kann, ja so wird es laufen.
Und das ich jetzt das dringende Bedürfnis habe, die letzten Sachen zu erledigen, die wir für die Geburt und die erste Zeit danach brauchen. Nächste Woche werden wir also zum Vorräte aufstocken von Windeln, Lieblingskeksen, Wochenbettbinden und Chaosecken beseitigen nutzen. Die letzten Babysachen und Bezüge der Autositze muss ich noch waschen und die Papiere für Kinder- und Elterngeld ordern. Der „Rest“ kommt dann dran, wenn diese Sachen erledigt sind und sich das Baby doch noch Zeit lassen sollte.

Hach, diese Zeit, wo man immer nicht weiß, ob es jetzt los geht, wie lange es noch dauert und jedes Ziepen alles oder nichts heißen kann, macht mich ganz wuschig.

Nächste Woche kommt die zweite Hebamme zur Vorsorge, der Ninja fährt mit seinem Papa für zwei Wochen in den Urlaub und auch meine Mama ist zwei Wochen weg. Der Schatz muss arbeiten und ich hoffe, dass mein Bauch mitmacht und ich den Alltag alleine mit der Nusstorte gut hinkriege.

Ich wünsche euch eine schöne Woche,
Eure Anna



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In diesem Beitrag geht's um:

(Senk)Wehen, Sex nach der Geburt, Osteopathie zur Geburtsvorbereitung