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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
13. Schwangerschaftswoche

Ich brauche eine Auszeit!

Schwanger sein ist nicht nur toll, sondern kann auch anstrengend und kräftezehrend sein und dich ständig zum Heulen bringen.

Wo ist nur diese gut gelaunte blühende Schwangere, die ihre Schwangerschaft einfach nur genießen kann und vor Energie strotzt? Ich weiß es nicht. Ich bin es nicht. Ich bin mit meinen Nerven gerade relativ am Ende. Die Arbeit strengt mich sehr an. Die intensiven Launen der Nusstorte haben in den letzten zwei Jahren meine Nerven und Geduld quasi aufgezehrt. Die Schwangerschaft kommt jetzt noch on top. Ich breche gerade immer öfter in Tränen aus, weil mir selber einfach alles zu viel wird. Ich bräuchte eigentlich viel Zeit für mich alleine, um mich sortieren, mich um mich kümmern und regenerieren zu können. Einfach mal Stille in meinem Kopf haben und mich selber hören können. Aber es will ständig jemand was von mir. Das nervt mich. Ich werde zunehmend unausstehlicher und alles was ich anfasse geht gerade kaputt.

Nach meinem Auto und der Waschmaschine Ende letzten Jahres war zuletzt die Spülmaschine dran. Diese Woche war die Heizung auf der Arbeit kaputt, ich habe den Mixer beim Geburtstagskuchen backen geschrottet und mein Handy ist mir so unglücklich aus der Hand gerutscht und auf die Fliesen geknallt, dass das Display einfach hin ist. Eine Reperatur würde den Neupreis übersteigen. Eigentlich habe ich gar keine Zeit mich um diese Extras zu kümmern, muss es aber. Eigentlich müsste ich Termine für die Familie machen - einen neuen Kinderarzt suchen (der alte hat uns freundlich über den AB informiert, dass er seine Praxis aufgibt), mir bei der neuen Gynäkologin einen Termin erstreiten (man wird ja plötzlich nirgendwo mehr neu aufgenommen), der Große muss zum Friseur und braucht was für den Gitarrenunterricht und zum Zahnarzt müssten wir auch endlich alle wieder. Aber entweder brüllt oder braucht mich ein Kind, oder ich denke erst um 10 Uhr abends dran, wenn definitiv niemand mehr erreichbar ist.

Manchmal kommen Gedanken, ob es wirklich so gut ist dieses Kind jetzt zu bekommen. Es will unbedingt zu uns und ich freue mich sehr darauf. Eine Abtreibung kommt für mich generell nicht in Frage, außer es wäre sowieso nicht oder nur schwer lebensfähig. Aber ich weiß gerade wirklich nicht wo ich die Nerven für ein Neugeborenes hernehmen soll. Ich weiß nicht wie ich mich bis zur Geburt wieder erholen kann, um wieder die in sich ruhende, geduldige und liebe Mama zu sein, die ich eigentlich bin. Manchmal glaube ich beim nächsten Toilettengang Blut am Papier zu haben, weil das Kleine meinen Stress nicht mehr aushält. Die Schwangerschaft rast einfach nur nebenbei so dahin. Oder ob das ganze wieder nur an den Hormonen liegt? Ich weiß es nicht.

Ich würde mein Leben gerade gerne auf Pause stellen, einen langen Urlaub auf einer einsamen Insel machen, auf die man Masseure, Essen und alkoholfreie Cocktails beamen kann. Wo es eine riesen Bibliothek und ein großes flauschiges Bett nur für mich alleine gibt. Dann würde ich schlafen, essen, Sterne gucken, lesen und schwimmen ohne bei irgendetwas davon unterbrochen zu werden. Ich würde Kaffee trinken, solange er heiß ist und mir dabei den Sonnenaufgang angucken während meine Füße im noch nachtkühlen Sand stecken. Nach ca. einem Monat kann es dann gerne weitergehen.

Ich möchte darüber eigentlich nicht reden. Aber ich glaube mir geht es nicht als einzige Schwangere so und deswegen schreibe ich jetzt darüber. Ich weiß aus Erfahrung, dass es oft schon immens hilft, wenn man weiß, dass man nicht alleine ist mit einer Situation. Und es ist eben nicht alles rosarot in der Schwangerschaft wie es einem aus der Werbung und oft von anderen suggeriert wird.
(Ich hätte jetzt gerne trotzdem die Schwangerschaft aus der Werbung)

Die Bewegungen habe ich mir wohl nicht eingebildet. Das scheint wirklich das Baby zu sein. Ich merke es nicht täglich, aber immer öfter. Besonders abends, wenn ich im Bett liege und zur Ruhe komme. Es fühlt sich wie ein kleiner Wanderballon an, der rechts unten hochsteigt. Manchmal geht's richtig wild ab und es zappelt und streift etwas im Bauch rum. Von außen ist davon nichts zu fühlen. Keine Ahnung wie das jetzt schon so spürbar ist, aber es ist da.

Die Übelkeit ist weg, aber ich habe nicht viel Hunger. Manchmal merke ich, dass der Bauch leer ist. Aber Hunger hab ich nicht. Ich versuche dann trotzdem zu essen. Und ich freue mich, dass ich mich wieder ausgewogener ernähren kann,als mit der Übelkeit. Das tut gut. Magnesium nehme ich auch wieder. Ich hoffe es hilft meinen Nerven und auch dem Bauch, der schon wieder ganz schön zieht.

Abnehmen tue ich auch weiterhin. Langsam, aber stetig.

Die Nusstorte hatte Geburtstag und ist zwei Jahre jung geworden. Wir hatten am Nachmittag eine schöne Runde mit der Familie zu Kaffee, Saft und Kuchen. Der Kleine hat sich sehr über seine Geschenke gefreut - vieles zum Thema Feuerwehr. Er liebt "tüta"! Ein schönes Buch mit Kinderliedern, ein Hammerklopfspiel und einen Aukkuschrauber, mit dem er jetzt das ganze Inventar ordentlich zusammen schraubt.
Er hatte natürlich auch ein zwei Brüllattacken. Die Oma war völlig verdutzt. So wäre er bei ihr ja nie. Ja danke auch. Bei mir die meiste Zeit. Besonders wenn er von Oma und Opa wiederkommt. Naja...

Außerdem hat er einen Lernturm für die Küche bekommen. Das funktioniert wunderbar! Er kann alleine rein und raus klettern und mir jetzt beim Kochen zusehen und helfen, ohne das ich ihn tragen und heben muss. Das führt zu deutlich weniger Brüllattacken während des Kochvorganges, weil er selber gucken kann. Auch für das Bett haben wir eine kleine Treppe besorgt, mit der er jetzt alleine aufs Bett klettern kann.
Ich habe mir angeschaut in welchen Situationen ich ihn am meisten heben oder tragen muss. Diese Situationen möchte ich ändern um meine Anstrengung zu reduzieren. Aber mir ist es wichtig eine "ja-Umgebung" zu schaffen. Besonders jetzt mit dem Geschwisterchen. Er soll nicht das Gefühl haben, dass er wegen dem Baby zurückgesetzt wird und verzichten muss, sondern ich möchte ihm Möglichkeiten bieten stattdessen für sich an Selbständigkeit zu gewinnen. Bis jetzt ist er begeistert von den gewonnenen Möglichkeiten.

Den Eltern habe ich jetzt endlich meinen Urlaubsplan und die Schwangerschaft mitgeteilt. Alle sind froh, dass die Betreuung bis zu den Sommerferien erfolgen kann. Ich habe mir vor dem Mutterschutz noch zwei Wochen Urlaub genommen. Ich weiß aus der Schwangerschaft mit der Nusstorte, dass ich acht Wochen vor dem Termin wirklich froh war aussteigen zu können. Das ganze am Boden arbeiten, das viele hoch und runter und die fehlenden Pausen sind gerade mit wachsendem Bauch sehr anstrengend. In solchen Situationen wünsche ich mir sehnlichst ein Angestelltenverhältnis, in dem ich mich einfach ein paar Tage krankschreiben lassen kann, oder die Möglichkeit für ein Beschäftigungsverbot habe, ohne gleich in den finanziellen Ruin zu rutschen. Da ich wegen der Nusstorte bereits die Länge der Betreuungszeit, sowie die Zahl der Tageskinder reduziert habe, arbeite ich derzeit am Minimum was finanziell sein muss. Dementsprechend habe ich keinen Spielraum für unbezahlten Urlaub, oder krankheitsbedingte Ausfälle, oder kaputte Handys oder sowas.

Am Freitag war in der Schule Fasching. Wir haben ein tolles Germanenkostüm für den Ninja zusammenstellen können, das er sich sogar Samstag wieder angezogen hat. Es scheint ihm wirklich gut gefallen zu haben. Mit seinen langen Haaren, sah es noch authentischer aus. Er lässt sie sich wachsen, um sie dann über den Friseur für Perücken für Krebskranke spenden zu können. Ich war sehr beeindruckt als er mit dieser Idee ankam. Früher hat er sich viel verkleidet. Jetzt ist er da eigentlich zu cool für...

Jetzt geht es mit großen Schritten auf den Geburtstag des Ninja zu.
Vom Bruder meines Freundes haben wir diese Woche erfahren, dass er und seine Frau nun auch ein Baby erwarten. Und tatsächlich auch im August. Das wird ein spannender Monat dieses Jahr. Ich freue mich für die beiden.

Heute scheint endlich wieder die Sonne. Die ersten Frühlingsblumen fangen bei uns auch schon an zu blühen. Schneeglöckchen und Krokusse haben wir entdeckt. Ich liebe alle Jahreszeiten. Jede hat etwas besonderes. Aber zum Wechsel freue ich mich ganz besonders auf die nächste und ihre Mitbringsel. Endlich nicht mehr so viel anziehen müssen, mehr Sonne und Wärme. Die Vögel zwitschern uns morgens auf dem Weg zur Arbeit ihre Lieder und bald wird es endlich wieder bunter draußen.

Ich möchte im Frühling so gerne unsere Sandecke einrichten. Die Schaukel steht schon. Einen Matschtisch, eine Rutsche und Sandspielzeug haben wir auch. Jetzt brauchen wir nur noch die Abgrenzung und gaaanz viel Sand. Und Zeit das umzusetzen.. und ein Sonnensegel o.ä. ich glaube ich gehe gleich in der Sonne ne Runde schaukeln. Das hilft gegen so einiges!

Jetzt muss ich doch noch etwas nachtragen:
Ich möchte hier niemanden vergraulen durch mein Gejammer. Besonders von denen die ihr erstes Kind erwarten. Mama sein kann einfach verdammt hart und anstrengend sein. Und davon erfahrt ihr bei mir eben auch. Es kann so schwer sein sich selbst lange Zeit zurückstellen zu müssen. Du weißt nicht was du für ein Kind bekommst. Wie es sein wird, was es sich für Aufgaben für sein Leben gewählt hat. Du kannst es nur nehmen und begleiten wie es eben ist.
Es gibt ja auch die andere Seite, die alles irgendwie wieder wett macht. Dieser Duft vom neuen Baby. Wenn es dich anstrahlt. Wenn es dann nachts nicht um sich tritt und schreit, sondern plötzlich neben dir im Bett sitzt und ganz laut "Mama!" Ruft, weil es dich nicht finden kann (ich musste mich echt zusammenreißen nicht laut zu lachen). Dieses Lachen und die ansteckende Begeisterung für die banalsten Dinge. Wenn sich diese kleine Hand in deine schiebt, weil es doch noch deine Hilfe bei der Stufe braucht. Diese tiefe Liebe, die sich nicht erklären lässt, die dich aber fast vor stolz platzen lässt, wenn dein Kind auf der Bühne steht. Diese kleinen Momente, die dir zeigen - ah, hab ich doch richtig gemacht. Das weißt du nämlich immer erst hinterher.
Ich liebe meine Kinder so sehr! Jetzt brauche ich aber eine Auszeit vom Mama sein. Ich möchte gerade nicht einfühlsam und verständnisvoll sein. Ich möchte einfach egoistisch sein. Ich will nach über zwei Jahren mal wieder durchschlafen. Und so lange zum Aufwachen brauchen wie ich möchte. Ich möchte pullern gehen ohne Kind auf dem Schoß oder dabei angebrüllt zu werden. Ich möchte meinen Kaffee trinken, ohne ihn 2x, OK 5x aufzuwärmen. Ich möchte ein Buch lesen, das nichts mit Entwicklungsthemen zu tun hat. Ich möchte mich auf mein neues Baby konzentrieren können. Ich möchte mich selber endlich wiederfinden, bevor das neue Baby wieder alles durcheinander bringt und uns zwingt eine neue Ordnung zu finden.
Mal sehen ob es nächste Woche besser wird...


Euch wünsche ich eine schöne Woche voll Sonne und Frühlingsblumen. Reicht jetzt mit Winter.



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