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Tagebücher aus der Schwangerschaft

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.
37. Schwangerschaftswoche

Die Ruhe nach dem Sturm

Warum der Papa nicht bei der Geburt dabei sein wird, ein Tag Urlaub und eine Geburtsgeschichte.

Uff, wieder ein sehr wichtiges Ziel geschafft. Heute (letzten Montag) ist die Schwangerschaft bei 36+0. Sollte sich das Baby diese Woche auf den Weg machen, können wir in die 10-15 Minuten entfernte Klinik mit einem hebammengeleiteten Kreissaal fahren, die uns auch als Backup für die Hausgeburt dient.
Spoiler: Das Baby ist noch im Bauch :). Also ab diesem Montag, wenn ihr das lest offiziell kein Frühchen mehr - juhuu!!!

Im Bauch ist wieder Ruhe eingekehrt. Das Baby wurschtelt mit kleineren Bewegungen munter vor sich hin und hat viel Schluckauf. Das hickst dann immer an der Symphyse. Eine Beruhigung für mich, dass es brav in Schädellage, also mit dem Kopf nach unten bleibt. Der Popo dreht sich mal nach links mal nach rechts. Die Symphyse macht sich immer mal bemerkbar, aber in aushaltbarem Maße. Auch meinen Darm hat das Baby wieder freigegeben, sodass die Schmerzen auch hier verschwunden sind.

Immer mal wieder ist eine ordentliche Wehe da, die schön nach unten schiebt. Sonst wird der Bauch immer mal hart und ich werde sehr grantig, wenn ich zu lange nichts gegessen habe oder mich hinlegen muss. Oder weinerlich, wenn ich zu viel mache. Das Becken tut leider nach wie vor weh, ich habe Sodbrennen und muss ständig pinkeln. Die Luftnot ist etwas besser geworden. Sachen über die Füße ziehen - seien es Hosen, Socken oder Schuhe - ist anstrengend und kaum noch möglich.
Die Füße muss ich abends eincremen sonst kann ich nicht schlafen. Versteh ich nicht, ist aber so. Alles in allem geht es mir gerade ganz gut, solange ich ausblende, was alles noch zu tun ist. Eigentlich müsste ich mein Haus vor der Geburt noch leer räumen. Daran ist aber überhaupt nicht zu denken ohne Helfer.

Mir ist aufgefallen, dass ich ständig mit der Istsituation unzufrieden bin. Erst habe ich den Babybauch so herbeigesehnt. Jetzt wünsche ich mir sehr, wieder auf dem Bauch liegen, meine Füße sehen und mich ohne Einschränkung bewegen zu können. Und meine schönen Klamotten wieder anziehen zu können. Ich möchte mit der Nusstorte toben können. Und wenn der Babybauch weg ist, werde ich ihn sicher vermissen. Also versuche ich ihn die letzte Zeit noch zu genießen. Die Tage sind ja nun gezählt und ob es der letzte sein wird oder nicht weiß ich jetzt noch nicht.

Am Mittwoch war die zweite Hebamme da. Wir haben wieder eine normale Vorsorge gemacht - alles prima und das Kindchen sitzt jetzt mit dem Kopf gut im Becken. Waren also tatsächlich Senkwehen. Manchmal kann ich sein Köpfchen tasten. Mensch bin ich gespannt auf das süße Ding und wann es kommt!

Wir haben nochmal ein Aufklärungsgespräch für die Hausgeburt gemacht, weil sie ja den ersten Teil der Rufbereitschaft als Erste Hebamme abdeckt. Auch mit ihr wird es wohl gut passen. Wir konnten klar sagen und besprechen wie die Geburt begleitet werden soll - auch wieder sie als Backup und für das danach (Plazenta auf Vollständigkeit prüfen, eventuelle Verletzungen versorgen, Kind ansehen). Ansonsten soll sie mich in Ruhe lassen. Nur rufen muss ich sie früher, weil sie eine gute Stunde Fahrtzeit hat inklusive Aufbrechen.

Auch bei diesem Gespräch haben wir besprochen, dass der Schatz nicht bei der Geburt dabei ist, oder eben erst nach der Hebamme dazukommt. Ich habe für mich gemerkt, dass das für uns stimmig ist. Und die Hebamme war beeindruckt, dass er das so klar sagen kann und darf. Aber was nützt mir auch ein Mann, der eigentlich garnicht da sein will. Um dessen Angst ich mich auf einmal noch kümmern muss, wenn meine Aufmerksamkeit für die Geburt gebraucht wird. Er war bei der Nusstorte ein perfekter Geburtsbegleiter. Aber es war eben zu viel für ihn. Ich wünsche mir für ihn, dass diese Geburt etwas heilen kann. Und wenn das für ihn heißt erst als frischgebackener Papa dazuzukommen und einfach die erschöpfte Mama und das neue Baby zu begrüßen, dann ist das so ok.
Er möchte am liebsten für die Geburt ins Krankenhaus und nicht noch einmal in die Situation kommen Hebammenhilfe leisten zu müssen. Ich will partout nicht ins Krankenhaus, sondern das Kind in Ruhe und ohne Störung zu Hause bekommen. Das ist nun unser Kompromiss, mit dem wir beide zufrieden sind: Hausgeburt mit Hebammenbegleitung ohne Mann.
Und damit ihr wisst wovon ich da eigentlich immer rede, findet ihr am Ende dieses Beitrages die Geburtsgeschichte von der Nusstorte. Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er sie lesen möchte oder nicht. Ich liebe es Geburtsgeschichten zu lesen. Besonders vor eigenen Geburten.

Bestimmt ist die Geburt der Nusstorte nicht jedermanns Sache. Vielleicht von einigen eine Horrorvorstellung dabei allein zu sein. Ich muss sagen, mich hat diese letzte Geburt unglaublich stark gemacht. Sie hat mir eine Selbstverständlichkeit gebären zu können hinterlassen. Sie hat mich stark und stolz gemacht und ich bin froh, dass es so gelaufen ist.

Na ich bin mal gespannt. Langsam wird es aufregend. Ab Montag, wenn ihr diesen Beitrag lest, dürfte das Baby dann zu Hause kommen. Ich hoffe trotzdem, dass es noch ein bis zwei Wochen in meinem Bauch bleibt, damit wir alles fertig haben.
Den Antrag fürs Kindergeld habe ich mir jetzt ausgedruckt und bis auf das Datum und die Daten des Kindes vorausgefüllt. Wir haben genug Windeln für die erste Zeit im Haus und waren nochmal Naschkram in Form von Lieblingskeksen ohne Zucker und Früchte- und Müsliriegel für die Nusstorte und den Ninja kaufen.

Den Ninja haben wir am Montag mit einem ausgiebigen Waffelfrühstück in den Urlaub mit seinem Papa verabschiedet. Wenn er wieder kommt sind die sechs Wochen Ferien schon zu Ende. Schade. Ich liebe es wenn die Kinder Ferien haben. Man muss morgens nirgendwo hin. Auch ich kann meinen Wecker ausstellen, jeder steht auf wann es ihm passt und man lebt einfach so vor sich hin. Alle sind irgendwie da, manchmal auch weg. Jeder tut sich was gutes oder wir unternehmen etwas zusammen. Und sei es nur Pizza essen auf dem Sofa. Kein vorgegebener Takt, keine Hetze, kein wir müssen jetzt aber. Ich liebe das.

Donnerstag Nachmittag habe ich mich unwillig dem Vorgarten gewidmet. Bei uns regnet es seit Wochen durchgehend. Prinzipiell schön so eine leichte Regenzeit im Sommer, aber nicht gut für einen gepflegten Vorgarten. Nun schien endlich mal wieder die Sonne und ich dachte, das müssen wir nutzen, damit ich nach dem Wochenbett nicht einen Urwald zu bändigen habe. Eigentlich wollte die Nusstorte eine Höhle bauen, ließ sich aber mit der Aussicht auf Strassenmalkreide vor die Tür locken. Es war wirklich keine gute Idee. Unter Geschimpfe und mieser Laune habe ich das Unkraut aus Beet, Bürgersteig und Rinnstein entfernt. Ich befürchte, die Nusstorte hat ein paar neue Wörter aufgeschnappt … Zum Schluss kam der Schatz dazu und hat in Büroklamotten das Hübschharken übernommen. Mir war nur noch übel und schwindelig und mein Becken tat höllisch weh. Ich hatte mich übernommen.

Freitag wollte ich eigentlich Pause machen, aber wir haben uns spontan dazu entschlossen am Samstag an die Ostsee zu fahren. Also sind wir Freitag zum Bauernhof unser Gemüse holen und nachmittags, als der Papa mit der Nusstorte einkaufen war, habe ich Yoga gemacht. Man ich hoffe echt, dass diese blöden Beckenschmerzen nach der Geburt weg gehen.

Samstag war wirklich ein wunderschöner Tag. Wir haben ausgeschlafen, gefrühstückt, die letzten Sachen eingepackt und sind dann an die Ostsee gefahren. Die Nusstorte war völlig aufgekratzt und fragte die ganze Zeit nach dem Meer. Im Auto hat er zum Glück Mittagsschlaf gemacht und als wir nach etwa zwei Stunden Fahrt in Boltenhagen ankamen, hatten wir perfektes Wetter. Es war nicht heiß und auch nicht kalt. Ein angenehmer Wind wehte und Wolken zogen immer mal über den Himmel. Für die Nusstorte war es erst der zweite Tag am Meer. Nach ersten Berührungsängsten mit diesem beweglichen Nass und dem unendlichen Sandkasten, war er schnell angekommen und dirigierte uns durch die Gegend. Wir fingen Quallen im Eimer zum Bestaunen und ließen sie wieder frei, versteckten Kekse vor den Möwen, bauten Sandburgen und Wasserlöcher. Wir genossen Wind und Sonne auf der Haut und Sand zwischen den Zehen. Zum Abschluss gab es eine der leckersten Pizzen der Welt und eine Kugel Eis als Nachtisch (man sind die teuer geworden …). Draußen in der Abendsonne haben wir gegessen mit Gesang und Gitarrenmusik, bis die Kirchenglocken den Sonntag einläuteten. Es war ein Stückchen perfekte Welt. Zuhause sind wir glücklich ins eigene Bett gesunken und werden morgen dann Pause machen und sehen was uns die kommende Woche bringt.

Liebste Grüße von einer gerade sehr entspannten Anna mit Strampelbaby im Bauch und kuscheligem Kleinkind an der Seite.



Geburtsgeschichte der Nusstorte:
Triggerwarnung: ungeplante Alleingeburt, schmerzhaft aber selbstbestimmt

Es war am Dienstag, den 16.2.2021. Der Ninja war bei der Oma und der Schatz in der Werkstatt. Er hatte sich zwei Wochen Urlaub vor dem ET genommen und hoffte, dass das Baby noch kommt bevor dieser vorbei wäre. Ich hatte plötzlich riesen Hunger bekommen. Ich habe also was gegessen und mich dann hingelegt, weil ich müde war. Irgendwie gegen 15 Uhr. Um kurz vor vier etwa machte es „knack“ in meinem Bauch. Ich sagte zu ihm: „Na klar Baby.“ Als ob das gerade jetzt mit Blasensprung losgehen würde … Am einzigen Tag in der fünfwöchigen Rufbereitschaft, an dem „unsere“ Hebamme nicht konnte, weil ihre eigene Tochter Geburtstag hatte. Aber nichts passierte. Ich dachte schon ich hatte mich getäuscht. Dann stand ich auf …. und die Hose war nass. Es lief immer schwallweise und ich war völlig überfordert mit der Situation. Ich rannte hin und her, wusste nicht ob ich den Schatz oder die Hebamme zuerst anrufen sollte. Irgendwann rief mich mein Gehirn zur Ordnung, dass ich erstmal ein Handtuch zwischen den Beinen brauchte und eine trockene Hose. Gesagt getan. Mit Handtuch zwischen den Beinen, in einer trockenen Hose, ging ich zum Schatz runter in die Werkstatt. Er schaute mich fragend an. Ich brach in Tränen aus und schluchzte, dass die Fruchtblase geplatzt sei. Er, die Ruhe selbst, strahlte, „ja Schatz, dann kriegen wir jetzt unser Baby.“ Er bugsierte mich ins Haus und rief die vertretende Hebamme an. ca. 16.30 Uhr. Ich weiß auch nicht, aber ich stand total neben mir. Der Schatz reichte mir das Telefon und nach kurzem Gespräch sagte sie den Satz, der alles für mich änderte: „Jetzt ist die Geburt dran, alles andere ist unwichtig. Komm erstmal in der Situation an.“ Für mich war dieser Satz der Gamechanger. Ich wurde ruhig, erinnerte mich an alles, was ich über Geburt wusste und ich konnte in der Situation ankommen. Das Fruchtwasser war rosig-durchsichtig, also alles prima. Ich hatte Sorge, wie das jetzt mit den Wehen ist. Also das keine kommen. Die Hebamme meinte wir können erstmal abwarten und sollen uns melden, wenn wir sie brauchen oder sich etwas ändert. Kurz darauf rief sie nochmal an und sagte, ich sollte alle vier Stunden meine Temperatur messen, damit wir merken falls sich eine Infektion anbahnen sollte. Temperatur - gut. Wecker auf in vier Stunden gestellt, damit wirs nicht vergessen. Der Schatz rief die Oma an, damit sie die Geburtstasche und die Schulsachen vom Ninja bitte abholen kommt. Er wollte während der Geburt bei Oma sein und dort auch schlafen. Gegen fünf/halb sechs war meine Mama da, wir sprachen kurz und sie nahm die Sachen für den Ninja mit. Da kamen die ersten leichten Wehen. Das beruhigte mich etwas, hatte ich doch Sorge vor dem Fall, dass keine kommen und ich zur Einleitung ins Krankenhaus muss. Als meine Mama weg war machte sich der Schatz an die Vorbereitungen - steckte den Schlüssel von außen für die Hebamme ein, holte die Geburtssachen raus, die in einer Kiste bereitlagen, machte sich noch eine Pizza und legte dann die Handtücher in den Ofen. Ich meinte, dass das noch Stunden dauern kann und er sich nicht so beeilen muss. Ich hatte gar keinen Hunger. Neben dem Schatz liegen konnte ich auch nicht. Wir wollten eigentlich noch einen Film ansehen, während die Wehen kamen und gingen, aber ich musste stehen und laufen, mein Becken kreisen lassen und mich während der Wehen vornübergebeugt abstützen. Ich fing an die Wehen zu tracken und weiß noch, wie ich überlegt habe, ab wann Wehen denn regelmäßig sind. Weil das waren sie nicht. Nur die Abstände wurden kürzer. Die Wehen gingen schnell von 20 auf 10 Minütige Abstände. Die Wehen pendelten sich kurz vor 19 Uhr bei ca. 5 Minuten ein. Ich empfand sie aber noch als zu leicht und unregelmäßig, um die Hebamme zu rufen. Bald musste ich stehen bleiben und die Wehen etwas mehr veratmen und ich staunte wie kurz vier Minuten sein können. Immer wieder sprachen wir mit der Hebamme, aber sagten wir brauchen sie noch nicht. Ich dachte solange ich Zweifel habe ob ich sie anrufen muss, brauche ich sie noch nicht. Und in der Situation war ich mit mir alleine sehr zufrieden.
Ich hatte irgendwann das Bedürfnis ganz alleine zu sein und ich musste ständig aufs Klo. Also blieb ich gleich im Badezimmer mit unverschlossener Tür, damit der Schatz durch Klopfen angekündigt nach mir sehen konnte. Ich schrieb noch mit zwei Freundinnen und meiner Schwester Nachrichten. Die waren verblüfft, aber mir tat es gut und lenkte ab. Die Wehen wurden immer länger- 1-2 Minuten bei 2-4 Minuten Abstand. Kurz vor acht konnte ich die Wehen nicht mehr tracken. Eine Wehe, da merkte ich boah, schreiben geht nicht mehr. Die musste ich richtig veratmen. Also verabschiedete ich mich von den Mädels. Dann, schlagartig kippte die Situation total. Die Wehen kamen kurz hintereinander und waren echt heftig.
Ich wollte nach dem Muttermund tasten, ob sich da denn schon was getan hätte und wir vielleicht doch jetzt die Hebamme dazubitten sollten. Tja, statt dem Muttermund tastete ich das Köpfchen. Ich habe mich etwas gewundert, dachte aber prima, der sitzt ja schön tief im Becken.
Ich merkte plötzlich, dass etwas anders war. Ich konnte mich kaum bewegen. Ich wollte den Schatz rufen, dass er die Hebamme rufen soll, aber ich bekam keinen Ton raus. Ich klopfte also irgendwie auf den Badewannenrand, um mich bemerkbar zu machen, aber auch dafür hatte ich keine rechte Kraft. Der Schatz stürmte rein. Ich glaube er hatte der Hebamme gerade Bescheid gesagt, dass sie kommen soll. Die Laute, die ich von mir gab waren wohl sehr eindeutig. Ich fühlte immer mehr Druck nach unten und hatte kaum Pausen zwischen den Wehen. Ich fühlte nochmal nach dem Muttermund - und da war das Köpfchen! Ich versuchte dem Schatz zu verstehen zu geben, dass die Hose aus muss und ich zum Sofa wollte. Das Baby kommt JETZT! Davor habe ich mich dann leicht vornübergebeugt hingekniet. Die Wehen waren so heftig und kamen direkt hintereinander, dass ich dachte ich bekomme keine Luft mehr. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass ich das nicht lange durchhalte. Die Wehen überrollten mich, es tat sauweh. Ich schrie. Es drückte so stark nach unten. Der Schatz tat mir echt leid. Als ich kaum noch konnte, ließen mir die Wehen eine kurze Atempause. Das tat soo gut. Ich dachte, ich platze unten auf. Es brannte und die Scheide war so trocken. Ich dachte es reißt alles auf. Und ich habe noch überlegt, ob ich es schaffe etwas Leinöl zu essen, weil das alles so schön flutschig macht.
Ich tastete mit der Hand und fühlte wie der Kopf noch einmal ein Stückchen zurückrutschte. Ich versuchte alles locker zu lassen und dann fühlte ich ein „plopp“ in der nächsten Wehe - der Kopf war da. Ich meinte nur zum Schatz, dass er das Baby auffangen muss. Er saß hinter mir und meinte: „Das Baby guckt mich an!“ Dann wurde der Körper geboren. Der Schatz fing ihn auf und legte ihn auf die Decke unter uns. Er war ganz voll mit Käseschmiere. Er schrie gleich. Ich sagte dem Schatz er soll einmal über Mund und Nase wischen, damit diese frei sind. Mir fiel plötzlich durch irgendeinen Satz vom Schatz ein, dass wir ja auf die Uhr gucken müssen wegen der Geburtszeit. Ich bat den Schatz darum und er merkte sich die Zeit: 20.40 Uhr. Während ich noch überlegte, wie ich jetzt die Position wechseln sollte ohne auf das Baby zu treten oder über die Nabelschnur zu stolpern, schoss die Hebamme zur Tür rein. Ca. drei Minuten nachdem die Nusstorte auf die Welt geschossen kam. Mit geübten Handgriffen half sie uns uns zu entwirren und alleman aufs Sofa und die ausgebreiteten Unterlagen zu verfrachten. Es kehrte Ruhe ein. Wir sprachen kurz, betrachteten die kleine Rakete und machten eine Bestandsaufnahme. Der Wecker klingelte. Zeit zum zweiten Mal Temperatur messen …
Die zweite Hebamme kam irgendwann. Wir waren in unserer Babyblase. Es war alles abgedunkelt und leise. Die Hebammen flüsterten am Esstisch miteinander. Der Schatz und ich kuschelten und bestaunten unseren kleinen Babyjungen. Der war nach dem ersten Protest ganz schön k. o. und schlief erstmal bei mir. Dann wurde er wach und musterte alles ganz aufmerksam. Als „unsere“ Hebamme dann hereinkam und sprach, sah man an seinen Augen, dass er die Stimme wiedererkannte und die Richtung suchte, wo sie herkam. Die Plazenta kam um 21.28 Uhr ohne Probleme durch Schwerkraft und leichtes pressen in der Hocke, ca eine Stunde nach dem Baby. Die Hebammen erinnerten mich daran, dass diese noch geboren werden musste. Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Die Hebammen prüften sie auf Vollständigkeit. Irgendwann zwischendurch haben sie noch die Apgarwerte vom Baby genommen. Dann haben wir das erste mal gestillt. Nach ein paar holperigen Anläufen klappte es ganz gut. Schon kamen Nachwehen, die ich sogar veratmen musste. Um 22.30 Uhr haben wir abgenabelt und dann die U1 gemacht. Während der Papa das Baby kuschelte, wurde ich versorgt. Ich hatte entgegen meines eigenen Empfindens unter der Geburt nur einen kleinen Riss an der inneren Labie. Sonst war alles heile. Der Riss wurde genäht mit einer lokalen Betäubung.
Meine Hebamme half mir ins Bad, sodass ich pullern und duschen konnte. Das tat gut. Meinem Kreislauf ging es echt gut. Der war nach der ersten Geburt und starkem Blutverlust wochenlang ganz furchtbar. Meine Hebamme half mir dann nach oben ins Bett und der Papa kam mit dem Baby hinterher. Jetzt hatte ich riesen Hunger. Auf Pizza. Die Hebamme verabschiedete sich gegen 1 Uhr und ich bekam Pizza ins Bett. Die Nusstorte schlief fast zwölf Stunden. So kaputt war er von dieser schnellen Geburt. Wir waren noch so aufgekratzt, dass wir erst garnicht schlafen konnten. Wir waren einfach nicht müde und mussten dieses kleine Wunder bestaunen, dass nun seit 2,5 Jahren unser Leben auf den Kopf stellt.

Tagebuch Anna

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Kommentare von Lesern:

Barbara / kidsgo Redaktion09.08.2023 08:19

Liebe Anna, was für ein wundervoller Geburtsbericht. Und wie toll, dass Du so auf Dich vertraut hast und Dich all den Naturabläufen so hingeben konntest. Meine zweit Hausgeburt war sehr ähnlich - nur, dass die Hebamme es tatsächlich 10 Minuten vor der Geburt geschafft hatte anzukommen. Und auch ich habe es so empfunden: es machte mich unglaublich stark für alles, was kommt. Ein ganz einmaliges wunderschönes Erlebnis. Ich wünsche Dir genau diese Stärke auch für die nun anstehende Geburt. Danke, dass wir Dich begleiten dürfen.
Herzliche Grüße, Barbara

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