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Macht die Corona-Impfung mit mRNA-Impfstoffen unfruchtbar? Was ist dran an diesem Gerücht? Unser Check

Frauen mit Kinderwunsch sind unsicher und fürchten, dass die mRNA-Impfung mit BioNTech bzw. Comirnaty gegen Covid-19 ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder dem ungeborenen Kind schaden könnte. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt Paaren mit Kinderwunsch die Impfung mit dem Vakzin Comirnaty von BioNTech / Pfizer gegen das Coronavirus vor der Schwangerschaft. Was die aktuelle Studienlage sagt.

In diesem Artikel:

Angst vor Unfruchtbarkeit nach Corona-Impfung – hartnäckiges Gerücht

Dieses Gerücht macht vielen Frauen mit Kinderwunsch Angst. Wir haben recherchiert, woher es stammt und was es damit auf sich hat: Zum Teil geht das Gerücht auf eine Petition zurück, die noch vor der Zulassung der Impfstoffe bei der

STIKO-Empfehlung

In der aktualisierten COVID-19-Impfempfehlung für Schwangere und Stillende vom 17. September 2021 rät die STIKO ausdrücklich, dass sich alle noch nicht oder unvollständig Geimpften mit Kinderwunsch gegen COVID-19 impfen lassen sollten, damit bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz vor dieser Erkrankung besteht.

europäischen Arzneimittelagentur EMA eingereicht wurde. Verfasst hatten diese der deutsche Mediziner Wolfgang Wodarg – nach wie vor ein Kritiker der derzeit zugelassenen Corona-Impfstoffe – und Michael Yeadon, ein ehemaliger Mitarbeiter von Pfizer.
Ihre Behauptung: Gensequenzen des Spike-Proteins des Virus ähnelten denen des Proteins Syncytin-1, das zur Plazentabildung dient. Unklar sei, ob die nach der Impfung gebildeten Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus´ sich in einer Autoimmunreaktion gegen das Plazenta-Syncytin-1 richten und so zur Unfruchtbarkeit führen könnten.

Hersteller, RKI , Mediziner: Plazentabildung nicht beeinträchtigt

Bis dato gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Impfstoffe eine solche Autoimmunreaktion gegen das Protein Syncytin-1 auslösen. Die geringe Ähnlichkeit zwischen Syncytin-1 und der Struktur des Spike-Proteins könne, laut Hersteller Pfizer, keine Reaktion gegen die Plazenta auslösen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) hält die Ähnlichkeit in der Struktur für viel zu gering.

Auch zwei Mediziner der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Professor Ekkehard Schleußner, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin und Professor Udo Markert, Leiter des Plazenta-Labors, glauben nicht, dass an der Syncitin-Theorie etwas dran ist: Weder aus den bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren, die an COVID-19 erkrankt sind, noch aus Sicht der Plazentaforschung lasse sich diese Behauptung belegen.

Studienlage zur mRNA-Corona-Impfung muss ausgeweitet werden

Richtig ist aber auch: In den Zulassungsstudien wurde nicht untersucht, wie sich eine Impfung gegen das Coronavirus bei

Einfluss auf Spermien?

Eine Studie an der University of Miami mit 45 gesunden Männern zwischen 18 und 50 Jahren ergab, dass Impfungen mit mRNA-Impfstoffen die Spermienqualität und -zahl nicht beeinträchtigten.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal 2021

Schwangerschaft oder Kinderwunsch auswirkt. So waren Schwangere von den Zulassungsstudien ausgeschlossen. Und die Teilnehmerinnen wurden angewiesen, eine Schwangerschaft im Studienzeitraum zu vermeiden. Bis heute wurden laut STIKO keine randomisiert kontrollierten Studien zur Sicherheit der mRNA-Impfungen in der Schwangerschaft veröffentlicht, das heißt, keine Studien, die mit Vergleichsgruppen arbeiten und dem höchsten wissenschaftlichen Standard entsprechen würden.

Corona-Impfung in der Schwangerschaft wird empfohlen

Die STIKO hatte eine Impfung während der Schwangerschaft daher auch zunächst nicht empfohlen, ihre Einschätzung dann aber vor gut zwei Monaten, im September 2021,  geändert (siehe Infokasten oben).
Ihre Begründung: Auch wenn zu diesem Zeitpunkt die Datenlage zur Sicherheit der Covid-19-Impfung in der Schwangerschaft „noch begrenzt” sei, spreche diese „überwiegend für eine allgemeine Impfempfehlung von Schwangeren.” Die Impfung soll dabei in erster Linie dem Schutz der Mutter dienen, wobei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter nicht die Hauptrisikogruppe für einen schweren Verlauf sind. Die Gefährdung für Schwangere durch eine Covid-19- Erkrankung ist insgesamt gering, darauf weist auch die STIKO hin. Sie könne aber höher als bei Nicht-Schwangeren sein, insbesondere wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen.

So haben Schwangere vor allem dann ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf, wenn sie an Gestationsdiabetes, Bluthochdruck oder starkem Übergewicht leiden. Das Risiko für einen Abort ist laut STIKO bei infizierten Schwangeren aber nicht erhöht. Auch die Säuglingssterblichkeit steige nicht an.

Fehlgeburten, Missbildungen und Geburtenrate laut STIKO unverändert

Um die Auswirkung der Impfungen abzuschätzen, beruft sich die STIKO auf sogenannte Beobachtungsstudien. So wurden inzwischen weltweit Frauen mit Kinderwunsch und schwangere Frauen geimpft. In den Beobachtungsstudien wurde zum Teil erfasst, wie oft es danach zu Komplikationen in der Schwangerschaft kam und wie viele Geburten es bei den geimpften Frauen gab.

Dabei hat laut STIKO bisher keiner der größeren Untersuchungen Auffälligkeiten wie eine starke Zunahme der Aborte oder Missbildungen festgestellt oder eine eindeutige Abnahme der Geburtenrate gezeigt.
Aber: Studien ohne Kontrollgruppen sind nur begrenzt aussagekräftig: Sie müssen zum Teil mit Schätzungen, wie oft Schwangerschaftskomplikationen normalerweise in der Bevölkerung vorkommen, arbeiten. Solche Schätzungen sind meist nicht sehr zuverlässig und weisen eine große Spannbreite auf.

Die bisher vorliegenden Sicherheitsdaten seien limitiert, heißt es deshalb in der Begründung der Impfempfehlung der STIKO. Sie würden jedoch keine Hinweise auf das gehäufte Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen nach einer Impfung in der Schwangerschaft geben ­– sowohl was die Mutter als auch den Fetus oder das Neugeborene anbelangt.

Ergebnisse toxikologischer Hersteller-Studien an Ratten

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Überwachung der Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist, hat noch keine eigene Untersuchung zu möglichen Einflüssen der Corona-Impfungen auf die Fruchtbarkeit durchgeführt. Es verweist dazu auf die toxikologischen Studien, die die Hersteller vor der Zulassung durchführen mussten. Darin wurden Ratten kurz bevor und während sie Junge austrugen geimpft. Anschließend wurden offenbar weder Veränderungen an den Fortpflanzungsorganen noch eine deutlich veränderte Geburtenrate bei den Ratten beobachtet.

Nach einer Impfung mit der Biontech/Pfizer-Vakzine kamen allerdings Einnistungsstörungen bei den geimpften Ratten mehr als doppelt so oft vor wie in einer Kontrollgruppe. Das geht aus einem Bericht der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hervor. Die EMA wertete das jedoch nicht als Auffälligkeit, weil die Zahlen sich noch im Rahmen der Schwankungen bewegten, die theoretisch auch zufällig auftreten könnten. Das Gleiche galt laut Bericht für einige Missbildungen, die bei den Nachkommen der geimpften Ratten aufgetreten waren. Studien, die mögliche Auswirkungen einer Substanz auf das Erbgut in den Eizellen untersuchen, wurden dabei nicht durchgeführt.

Impf-Nebenwirkung: Zyklus kann sich kurzfristig ändern

Was Frauen mit Kinderwunsch vor einer Impfung noch wissen sollten: Diese kann offenbar kurzfristig den Zyklus durcheinanderbringen. So berichten Frauen weltweit über teils massive vaginale Blutungen und Zyklusstörungen nach einer mRNA- Impfung. Studien dazu, wie oft vaginale Blutungen nach den Impfungen auftreten können, laufen noch, darauf verweist auch das RKI. Auch ist noch unklar, wie genau die Impfung die vaginalen Blutungen auslösen könnte. Der britische Pharmakologe Hamid Merchant vermutet im „British Medical Journal“, dass die Blutungen durch von der Corona-Impfung ausgelöste Gerinnungs­störungen verursacht würden.

Auch bei den Zwischenblutungen gibt es bisher keinen Hinweis darauf, dass sie die Fruchtbarkeit dauerhaft beeinträchtigen. Das Robert Koch-Institut (RKI) sagt dazu: „Diese beobachteten Störungen des Zyklus sind vorrübergehend und nicht mit Unfruchtbarkeit verbunden.“

In der Frühschwangerschaft könnten starke Zwischenblutungen allerdings zu einem Abgang führen. Frauen, die sich impfen lassen wollen, sollten zu diesem Zeitpunkt also möglichst noch nicht schwanger sein, das besagt ja auch die STIKO-Empfehlung. Ist eine Schwangerschaft bekannt, sollte bis zum zweiten Schwangerschaftsdrittel gewartet werden.

Wie lange nach der Impfung mit Schwangerschaft warten?

Zu der Frage, wie lange Frauen, die sich impfen lassen, mit ihrem Kinderwunsch warten sollten, gibt es unterschiedliche Antworten: Die Europäische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (ESHRE) hatte ursprünglich einen Sicherheitsabstand von zwei Monaten empfohlen. Die STIKO sieht derzeit keine bestimmte Wartezeit vor. Ein Beratungsgespräch mit deiner Frauenärztin bzw. deinem -arzt bringt im Einzelfall Klarheit.

Viele Fragen zur Corona-Impfung bei Kinderwunsch und Schwangerschaft können allerdings noch nicht abschließend beantwortet werden. Das Pharmakovigilanz‐ und Beratungszentrum (PVZ) für Embryonaltoxikologie an der Berliner Charité (Embryotox) führt deshalb momentan zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine großangelegte Studie zur Sicherheit der Corona-Impfstoffe in der Schwangerschaft durch. Darin sollen mögliche Auswirkungen auf das Kind in allen drei Trimestern der Schwangerschaft beobachtet werden. Ergebnisse werden für das kommende Jahr erwartet.

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Quellen & Links:

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfung_Schwangere_Stillende.html

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

https://www.uni-jena.de/210127_Impfmythen

https://www.infektionsschutz.de/mediathek/fragen-antworten/?tx_sschfaqtool_pi1%5Bfaq%5D=4687&tx_sschfaqtool_pi1%5Baction%5D=list&tx_sschfaqtool_pi1%5Bcontroller%5D=FAQ&cHash=2cad29627409ad225513b2e20616210a 

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

https://www.agrbm.de/wp-content/uploads/2021_02_COVID-Impfung-von-Schwangeren-und-Frauen-mit-Kinderwunsch_konsentiert.pdf

https://www.pei.de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/coronavirus-inhalt.html?nn=169730&cms_pos=4