In einigen Foren habe ich Fragen verunsicherter Mamas gelesen, auf die ich heute gerne eingehen möchte da ich dafür ausgebildet bin.
Liebe (Bald) Mamas,
immer wieder lese ich momentan in verschiedenen sozialen Netzwerken und Foren viele Frage und Ängste von Eltern, die nach der Geburt oft von ihrer Umgebung verunsichert werden.
Da ich gelernte Jugend-und Heimerzieherin bin und viele Kinder mit verschiedenen entwicklungspsychologischen Verhaltensauffälligkeiten betreut habe und dies auch in meiner Ausbildung gelernt habe, würde ich euch gerne mal etwas daran teilhaben und euch eventuell einige Unsicherheiten nehmen.
Eine Aussage war zum Beispiel, dass eine Mama mit einem 8 Wochen alten Baby von den Familienangehörigen angehalten wurde, dass Baby nicht so oft herumzutragen, da es sonst "verwöhnt" werde.
Also erst einmal vorne weg, ALLLES! Was für euch selbst in Ordnung ist, ist auch für euer Kind in Ordnung!
Hierzu kann ich nur sagen, dass man sich dabei im Klaren sein sollte, dass das Baby vor der Geburt +- 40 Wochen von euch, als Mama herumgetragen wurde und nichts anderes kennt. Es ist eher irritierend, wenn es von jetzt auf gleich immer nur weggelegt werden würde. So viele Bewegungen, so viel Nähe, so viel Wärme, wie das Kind dort erfahren kann, sollte man nicht einfach sein lassen. Deswegen sind auch Federwiegen so erfolgreich, da sie schlicht weg das Gefühl im Mutterleib imitieren. Wenn es euch dann mal zu viel ist, dann ist es auch völlig okay, das Baby abzulegen, bei Mamas mit anderen Kindern geht das oft nicht anders, aber so lange es euer eigenes Bedürfnis ist- dann tut es, kuschelt mit dem Baby und tragt es! Zudem ist es enorm wichtig für die Bindung und die spätere Entwicklung der Kinder. Sei es, wenn es um Ablösen geht oder um das Laufen zu lernen. Die Kinder, die viel Geborgenheit, Sicherheit und Liebe im Säuglingsalter erfahren haben, sind viel selbstbewusster und lernen oft schneller und besser.
Auch ist das Baby im Mutterleib allein von den eigenen Körpergeräuschen so viel Lärm gewohnt, bitte nicht extra leise machen, wenn das Baby dann auf der Welt ist, das verunsichert es eher ;-)
Ein großes Thema ist auch das Schlafen. Viele Mamas sind verzweifelt, weil ihre Kinder mit 8 Monaten immer noch nicht durchschlafen oder zu ihnen ins Bett möchten. Da kommt die Evolution zu tragen, auch heute ist es in vielen Ländern und ebenso im Tierreich normal, dass die Kinder bei den Eltern schlafen, denn was wäre früher denn geschehen, wenn die Kinder außerhalb geschlafen hätten? Es ist also ein ganz normales Grundbedürfnis. Ebenso bedeutet "Durchschlafen" im Säuglingsalter 4-6 Stunden am Stück zu schlafen, das entspricht natürlich nicht unserem Nachtschlaf. Gerade nachts verarbeiten Babys und Kinder alles erlebte am Tag, dementsprechend kann die Nacht auch mal sehr unruhig werden, wenn der Tag aufregend war. Und jedes Kind ist eben anders. Sicher ist, ab einem gewissen Alter schlafen alle Kinder überwiegend nachts durch und es gibt ebenso Kinder die selbst, wie mein Sohn mit 10 Jahren, noch nachts wach werden und zu uns ins Bett kommen. Die Große bekomme übrigens nicht mehr aus dem Bett, selbst nach 12 Stunden Schlaf ;-)
Ich habe leider auch in meiner täglichen Arbeit die Erfahrung machen müssen, dass ab einem gewissen Alter die Kinder von den Eltern aus keinen Mittagschlaf mehr machen "dürfen", da sie abends sonst nicht ins Bett gehen. Gerade mit diesem Thema habe ich mich dann sehr auseinandergesetzt, da es für uns nie Thema war, den Kindern einen Mittagschlaf zu ermöglichen, wenn sie es brauchen, vor allem, wenn sie in die Kita gehen. Denn jeder Vormittag in der Kita ist gleichzusetzen mit einem ganzen Arbeitstag eines Erwachsenen und wie fühlt ihr euch oft danach? Kinder haben von sich aus den Drang wach zu bleiben, um nichts zu verpassen, deswegen finde ich jeden Schlafentzug, obwohl das Kind in dem Moment Schlaf benötigt, für sehr bedenklich! Und wenn wir uns in die Geschichte hineinversetzen, wurde Schlafentzug früher zu folterzwecken benutzt, also kann es ja nichts Gutes sein.
Man sollte auch bedenken, dass das Gehirn sich im Schlaf entwickelt und das ist egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Jeder Mensch hat verschiedene Schlafphasen, die unterschiedliche Aufgaben haben. Wenn man also das Kind wecken möchte, damit es abends noch ins Bett geht, ist es sinnvoll, es nach der unbedingt notwendigen Schlafenszeit (Tiefschlafphase) zu beobachten und sobald das Kind in der Leichtschlafphase ist, versucht das Kind sanft zu wecken, funktioniert es nicht, dann ist das Kind noch in einer tieferen Schlafphase und man versucht es einfach wenig später erneut. (In der Leichtschlafphase kann man das Kind leicht wecken). So hat das Kind die Möglichkeit, sich zu erholen und es schläft trotzdem nicht zu lange. Ihr glaubt nicht, wie viele Kinder beim Essen oder Spielen einfach eingeschlafen sind, weil wir gebeten wurden, die Kinder nicht schlafen zu legen. Nach Absprache war dies aber ein guter und gesunder Kompromiss zum Wohle des Kindes und der Eltern, denn Schlafen ist ein Grundbedürfnis!
Beim Einschlafen habe ich oft gelesen, dass die Eltern sich neben hin legen "müssen" bis das Baby schläft, bzw. das Baby in den Schlaf stillen - hier gilt wieder, so lange es für euch selbst in Ordnung ist, dann macht es, aber wenn es euch zu viel wird, dann könnt ihr es auch ändern.
Am besten beginnt ihr von Anfang an mit einem kleinen Ritual. Ich habe immer die Kinder gewaschen, für das Bett fertig gemacht, dann noch mal gestillt, aufstoßen lassen und eine kleines Lied gesungen, während ich das Baby oft noch wach ins Bettchen gelegt habe. Hier könnt ihr dann noch eine Spieluhr anschalten, die ihr idealerweise bereits in der Schwangerschaft jeden Abend dem Baby vorspielt. Und das habe ich jeden Abend genau gleich gemacht, so erfährt das Baby von Anfang an eine bestimmte Sicherheit und Vertrautheit, die bestimmte Rituale euch in jeder Lebensphase verhelfen, überhaupt nicht in manche Situationen hineinzugeraten.
Die ersten Lebensmonate sind so enorm wichtig für die gesamte Entwicklung eurer Kinder. Es ist immer hilfreich Tipps zu hören und zu lesen, aber bitte macht das, was sich für euch richtig und gut anfühlt und nicht das, was eure Umgebung für "richtig" hält. Ihr bekommt auch immer die Unterstützung eurer Hebammen, sie beantworten euch gerne alle Fragen :-)
Gerne könnt ihr mir auch vorab in den Kommentaren noch Themen schreiben, die euch interessieren, dann kann ich in den nächsten Wochen gerne darauf eingehen.
Eine wunderschöne Kugelrunde Woche euch!
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Dir alles Gute,
Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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